
Dirk Block bildet bei der Unternehmensgruppe Gegenbauer in Berlin die Gebäudereiniger aus. Immer häufiger gehören auch erzieherische Aufgaben zu seinem Job.
Jeder Jugendliche hat Potential
Dirk Block macht sich und anderen nichts vor. „Die Anforderungen an Ausbilder steigen“, sagt der 44-Jährige unumwunden. „Viele Auszubildende kriegen heute einfachste Dinge nicht gebacken.“ Ob es um pünktliches Erscheinen gehe oder einen freundlichen Umgangston – immer häufiger müsse er den Job von Mami und Papi übernehmen, erzählt er. Erst vor ein paar Tagen sei ein Azubi bei Minusgraden mit einem dünnen Pulli bekleidet zur Arbeit erschienen. „Den habe ich wieder nach Hause geschickt, damit er sich seine Arbeitsjacke anzieht“, sagt Block. Nichtsdestotrotz – in das Gejammer um fehlende Ausbildungsreife will Dirk Block nicht einstimmen. „Meckern gilt nicht“, sagt er. „Was die Jugendlichen zuhause und in der Schule nicht gelernt haben, müssen wir ihnen beibringen – ganz einfach.“ Er ist der festen Überzeugung: Jeder Jugendliche hat Potential.
Vom Blaumann in die Bundfaltenhose
2007 stieg Dirk Block – nach bestandener Meisterprüfung und rund 20 Jahren als Glasreiniger – zum Ausbildungsleiter für die Gebäudereiniger bei Gegenbauer auf. „Raus aus dem Blaumann, rein in die Bundfaltenhose“, sagt er lachend. Etwa hundert Azubis verteilt auf drei Lehrjahre betreut er seither bei dem Dienstleister für Gebäudemanagement am Standort Berlin. Block kontrolliert die Berichtshefte der Azubis, büffelt Mathe mit ihnen, referiert im innerbetrieblichen Unterricht über Materialien und Reinigungstechniken und steigt für die Prüfungsvorbereitung auch selbst wieder in den Blaumann. Zu Beginn der Ausbildung durchlaufen alle Lehrlinge ein Kommunikationstraining. Dort lernen sie zum Beispiel, dass sie erst anklopfen, bevor sie eine Tür öffnen oder dass sie ihr Käppi abnehmen, wenn sie mit jemandem sprechen. „Es fehlt oft an einfachsten Umgangsformen“, sagt Block.
Verlässlich konsequent
Dirk Block ist im Umgang mit seinen Schützlingen vor allem eins: konsequent. Wer zum allmonatlichen innerbetrieblichen Unterricht sein Berichtsheft vergisst, wird nach Hause geschickt, um es zu holen – der Feierabend des Lehrlings verschiebt sich dann unter Umständen. „Den meisten passiert das einmal und nie wieder“, sagt Block. Dass Jugendliche ihre Grenzen austesten, sei völlig normal. „Nur manchmal bin ich der erste im Leben eines Auszubildenden, der auf das Einhalten von Regeln pocht. “Block verlangt von seinen Azubis nicht mehr als von sich selbst. „Die Jugendlichen können sich auf mich verlassen“, sagt er. „Auch ich bin konsequent mit mir selbst und halte mich an das, was ich sage.“
Wenig Unterstützung von den Eltern
Dirk Block bezeichnet sich selbst als streng und bringt doch viel Verständnis für die Jugendlichen mit. Er weiß, wie wenig Unterstützung manch einer von zuhause bekommt. Da fehlt es nicht nur an einem ruhigen Platz zum Lernen. „Viele Eltern stehen einfach nicht voll hinter der Berufsausbildung ihrer Kinder mit allem was dazu gehört“, sagt er und fügt hinzu: „Es verursacht Wirbel, wenn in einer Hartz-IV-Familie plötzlich einer frühmorgens zur Arbeit muss.“ Umso mehr freut es ihn, wenn jene, die es besonders schwer haben, die Kurve kriegen.
Viel vom Vorgänger gelernt
In die Rolle des Ausbilders sei er langsam reingewachsen, erzählt er. „Ich hatte das Glück, mir viel von meinem Vorgänger abschauen zu können.“ Erst nachdem er sich eingearbeitet hatte, ging sein erfahrener Ausbilder-Kollege in den Ruhestand. Bis heute praktiziert Block dessen Tipps: Niemals jemanden total in die Ecke drängen, immer Auswege aufzeigen. Stets erklären, warum etwas so und nicht anders erledigt werden muss. „Verständnis spornt an“, erklärt er. Und: Motivieren, wo es nur geht. „Auch wenn jemand noch so schlecht ist, möchte ich nicht, dass er nach einem Kritikgespräch mein Büro frustriert verlässt“, sagt Block. „Im besten Fall schaffe ich es, neuen Ehrgeiz zu wecken.“
Die „Ausbildung der Ausbilder“, die er im Rahmen seiner Meisterfortbildung absolviert hat, hat ihm wichtiges Grundlagenwissen für seinen jetzigen Job verschafft. Sicherheit in der Praxis bringt die Erfahrung. Wenn er heute nicht weiter weiß, tauscht er sich mit anderen Ausbildern oder auch zum Beispiel mit dem Betriebsrat aus.
Erfolge motivieren auch den Ausbilder
Nichts motiviert Dirk Block so sehr wie die Erfolge seiner Azubis. Bei berlinweiten Leistungsvergleichen der Kammern belegen seine Lehrlinge inzwischen immer wieder vordere Plätze. Und: Seit er die Ausbildungsleitung übernommen hat, fällt kaum noch jemand durch die Abschlussprüfung. Die Mischung aus Strenge und Verständnis funktioniert.
Dass der Beruf des Gebäudereinigers für die wenigsten ein Traumjob ist – da macht sich Block angesichts der Arbeitszeiten und Verdienstmöglichkeiten in dem Gewerbe nichts vor. Doch wer nach der Prüfung übernommen wird und das sind bei Gegenbauer immerhin 80 Prozent, hat einen sicheren Job. Wer ehrgeizig ist, kann sich entwickeln – zum Teamleiter, Ausbilder oder Meister. „Qualifiziert euch“, rät Block seinen Schützlingen. „Macht euch unentbehrlich bei eurem Arbeitgeber.“
Und eins ist sicher: „Spektakuläre Einsatzorte gibt es in diesem Job genug“, sagt Block. Einmal das Dach des Olympiastadions reinigen? Oder die Glasfassaden des Sony-Centers? Wer kann schon von sich behaupten, sein Arbeitsplatz komme gelegentlich dem von James Bond gleich. Wohl nur ein Gebäudereiniger!
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...wegen werblichen Inhalts.
Kommentar vom Administrator gelöscht.
Für die Ausbildung von behinderten Menschen sollte noch gesagt werden, dass eine Zusatzausbiltung von 320h benötigt wird!
Diese Ausbildung nennt man "ReZA"