
Wer junge Menschen im Betrieb ausbilden will, braucht pädagogisches Knowhow. Weiterbildungen vermitteln dieses Wissen. Die Empfehlung der Weiterbildungsexperten der Stiftung Warentest: Angehende Ausbilder, die sich für die Praxis wappnen möchte, sollten am besten einen längeren Kurs buchen.
Eine anspruchsvolle Aufgabe
Ausbilder haben einen anspruchsvollen Job. Sie leiten Auszubildende an, motivieren und beurteilen. Sie erkennen Probleme, lösen Konflikte und nehmen Ängste. Das erfordert viel pädagogisches Geschick. Leichter ist ihre Aufgabe in den vergangenen Jahren nicht geworden. Betriebe klagen zunehmend, dass Jugendliche nicht ausbildungsreif seien. Es fehle ihnen an Ausdauer, Disziplin und Umgangsformen. „Ich nehme immer häufiger erzieherische Aufgaben wahr“, sagt auch Dirk Block. Seit 2007 ist der 44-jährige Ausbildungsleiter für die Gebäudereiniger bei der Unternehmensgruppe Gegenbauer in Berlin (siehe Porträt Ausbilder). „Die Anforderungen an Ausbilder steigen“, sagt er.
Nachweis über pädagogische Eignung
Im Betrieb ausbilden – das darf in Deutschland nicht jeder. Ausbilder müssen laut Berufsbildungsgesetz nicht nur persönlich und fachlich, sondern auch pädagogisch geeignet sein Welche Voraussetzungen Ausbilder erfüllen müssen. Ihre pädagogische Eignung müssen Anwärter in einer Prüfung unter Beweis stellen, etwa vor einer Industrie- und Handelskammer oder Handwerkskammer. So will es die Ausbildereignungsverordnung, kurz AEVO. Das war nicht immer so. Zwischen 2003 und 2009 wurde die AEVO ausgesetzt. Der Grund: Betriebe, die ausbilden wollen, sollten es leichter haben. Die Politik erhoffte sich davon zusätzliche Ausbildungsstellen. Doch der erwünschte Effekt blieb aus. Stattdessen erhöhte sich die Zahl der Ausbildungsabbrecher in Betrieben, die auf qualifiziertes Ausbildungspersonal verzichteten. 2009 wurde die AEVO daher wieder eingesetzt – in modernisierter Fassung.
Großes Angebot – viele Lernformen
2011 haben über 74 000 Menschen die Prüfung nach AEVO bestanden. Wer sich auf den „Ausbilderschein“ vorbereiten möchte, kann das per Weiterbildung tun. Kurse gibt es nicht nur in Hülle und Fülle, die „Ausbildung der Ausbilder“, abgekürzt AdA, ist auch auf ganz unterschiedlichen Wegen möglich.
Es gibt:
- Präsenzkurse,
- Fernlehrgänge und Onlinekurse und
- Mobile Learning (Lernen per App).
Unter den Anbietern sind viele Handwerks- sowie Industrie- und Handelskammern, aber auch kommerzielle Anbieter. Die Preise bewegen sich zwischen rund 300 und 900 Euro. Ein Vergleich lohnt sich also.
Alle Kurse eng am Rahmenplan
Für dieses Special haben die Weiterbildungsexperten der Stiftung Warentest zwischen November 2011 und Juni 2012 unterschiedliche Lehrgänge exemplarisch untersucht. Ausgewählt wurden Präsenzkurse, Fernlehrgänge, Onlinekurse und eine Kurskombination aus Präsenzunterricht und Lern-App. An den Lehrgängen hat jeweils eine Testperson inkognito teilgenommen. Das Fazit: Auf die AEVO-Prüfung werden angehende Ausbilder überall vorbereitet – unabhängig vom Kursformat. Die Anbieter halten sich inhaltlich meist eng an den Rahmenplan für die Ausbildung der Ausbilder, den das Bundesinstitut für Berufsbildung (Bibb) entwickelt hat.
In längere Kurse investieren
Die Empfehlung der Weiterbildungsexperten lautet allerdings: Investieren Sie Zeit! Wer sich nicht nur für die Prüfung, sondern auch für die Praxis wappnen möchte, ist am besten in einem Präsenzkurs mit mindestens 115 Unterrichtsstunden aufgehoben. Bei einer 40-Stunden-Woche ist das ein etwa dreiwöchiges Training. In den von uns besuchten längeren Kursen bekamen die Teilnehmer meist Gelegenheit, den Umgang mit Auszubildenden auch in Simulationen und Rollenspielen zu üben und das Gelernte auf Situationen im eigenen Betrieb zu übertragen. In kürzeren Kursen blieb dafür oft keine Zeit. Längere Präsenzkurse finden häufig Vollzeit im Block oder verteilt auf mehrere Wochenenden statt. Vor allem Handwerkskammern sowie Industrie- und Handelskammern haben sie im Programm.
Tipp: Suchen Sie in Weiterbildungsdatenbanken nach Kursen. Präsenzkurse und Mobile-Learning-Angebote finden Sie mithilfe des Infoweb Weiterbildung. Für Fernlehrgänge nutzen Sie die Kursdatenbank der Staatlichen Zentralstelle für Fernunterricht.
Selbststudium bei kurzen Kursen
Der Rahmenplan für die Ausbildung der Ausbilder empfiehlt, wie Weiterbildungen zum Thema zu gestalten sind. Er beschreibt nicht nur die Inhalte, sondern auch die Dauer. Für Präsenzkurse sind danach in etwa 115 Unterrichtsstunden zu veranschlagen. In der Praxis hält sich nicht jeder Anbieter an diese Empfehlungen. Die Tester haben auch Kurse mit nur rund 40 Unterrichtsstunden entdeckt.
Laut Rahmenplan können Anbieter die Unterrichtszeit um etwa 25 Stunden kürzen. Stattdessen sollten sie aber so genannte Selbstlernphasen vorsehen, also Zeiten, in denen die Teilnehmer allein lernen. Dabei sollten sie die Kursbesucher anleiten und unterstützen. In der Realität blieben Hilfestellungen rar: Da gab es mal ein paar Prüfungsfragebögen zum Ausfüllen als Hausaufgabe – das reicht aber nicht. Besser sind Aufgaben, bei denen die Teilnehmer die im Unterricht behandelten Themen auf ihre Berufspraxis und die Situation in ihrem Unternehmen übertragen müssen.
Tipp: Wenn Sie einen kurzen Präsenzkurs belegen wollen, fragen Sie den Anbieter vorab, wie er Ihnen beim Selbststudium hilft. Welche Art von Aufgaben gibt es? Wie werden Ihre Lösungen kontrolliert?
Große Gruppen in Präsenzkursen
Beim Check verschiedener AdA-Präsenzkurse fiel auf: Kleine Teilnehmergruppen sind eher selten. Meist saßen mehr als 12, manchmal sogar weit über 20 Personen in den Seminaren. Große Gruppen sind bei langen dreiwöchigen Kursen zwar in Ordnung. Die Kursbesucher haben schließlich genügend Zeit, sich kennenzulernen. Schwierig kann es aber bei praktischen Übungen werden. In vielen Kursen übten die Teilnehmer die so genannte Unterweisung, die Bestandteil der praktischen AdA-Prüfung sein kann. Dabei führen die Kandidaten praktisch vor, wie sie einem Auszubildenden einen bestimmten Sachverhalt beibringen würden. Bei mehr als 20 Teilnehmern und Unterweisungsproben kann da schnell Langeweile aufkommen. Der Dozent sollte dann die Gruppe teilen und separat präsentieren lassen.
Tipp: Erkundigen Sie sich vor der Buchung eines Präsenzkurses, wie viele Personen maximal teilnehmen. Im besten Fall sind es um die 15 Teilnehmer.
Fernlernen als Alternative
Wer keinen Präsenzkurs besuchen kann, hat mit Fernlehrgängen eine gute Alternative. Wer über die Kursdatenbank der Staatlichen Zentralstelle für Fernunterricht (ZFU) Kurse sucht, kann sich sicher sein: Dort registrierte Angebote erfüllen die Standards der ZFU. Sie prüft zum Beispiel das Lehrmaterial, die Vertragsbedingungen und die Kundeninformationen.
Wer „Ausbildung der Ausbilder“ in die Suchmaske der ZFU-Datenbank eingibt, erhält eine Liste mit Treffern. Darunter sind klassische Fernlehrgänge, bei denen die Lehrbriefe noch per Post ins Haus kommen, aber auch einige reine Onlinelehrgänge. Dort geht nichts ohne Computer. Der Versand der Unterlagen läuft per E-Mail oder die Teilnehmer laden sie von einer Lernplattform im Internet herunter.
AdA-Onlinekurse sind im Schnitt meist günstiger und kürzer als Fernlehrgänge. Ein Beispiel: Der Onlinekurs der IHK@hoc dauert drei Monate und kostet 490 Euro, der Fernlehrgang bei der Fernakademie für Erwachsenenbildung sechs Monate und 852 Euro.
Tipp: Überlegen Sie, wie Sie lernen möchten. Wenn Sie aus den Kursankündigungen nicht schlau werden, fragen Sie beim Anbieter nach, ob es sich um einen Fernlehrgang oder einen Onlinekurs handelt.
Identische Lehrbriefe
Zentrales Lernmedium beim Fernlernen ist das Lehrmaterial. Unser Check ergab: Überall stehen Wissensvermittlung und -abfrage im Fokus. Damit eignen sich die Materialien nicht nur gut zur Prüfungsvorbereitung, sondern auch als Nachschlagewerke. Was uns bei den Onlinekursen positiv auffiel: Die Einsendeaufgaben, die die Teilnehmer zur Kontrolle ans Lehrinstitut schicken müssen, umfassten mehr Reflexionsaufgaben. Das sind Aufgaben, bei denen die Teilnehmer das Gelernte in Bezug zu Situationen in ihrem eigenen Betrieb setzen müssen.
Bei den Fernlehrgängen bestätigten sich unsere Erfahrungen aus vergangenen Tests: Die vier Anbieter der Unternehmensgruppe Klett in unserer aktuellen Stichprobe arbeiten mit nahezu identischem Lehrmaterial. Die Anbieter sind:
- Fernakademie für Erwachsenenbildung,
- Institut für Lernsysteme,
- Hamburger Akademie für Fernstudien,
- Studiengemeinschaft Werner Kamprath Darmstadt.
Auch vom Preis her unterscheiden sich die Angebote kaum. Laut ZFU-Datenbank kosten diese Lehrgänge um 850 Euro. Ein ähnliches Bild zeigte sich bei den Onlinekursen: Auch die Kurse der IHK@hoc und der IHK Nord Westfalen, die wir in die Stichprobe einbezogen haben, boten identisches Lehrmaterial. Kostenpunkt: um 500 Euro.
Tipp: Bei ZFU-geprüften Lehrgängen haben Sie ein Widerrufsrecht. Die Anbieter sprechen da auch gern von „Probezeit“. Was dahinter steckt: Sollten Ihnen Kurs oder Lehrmaterial nicht gefallen, können Sie Ihren Vertrag mit dem Bildungsinstitut innerhalb von zwei Wochen ohne Angabe von Gründen schriftlich widerrufen. Nutzen Sie diese Zeit, um zu schauen, ob Ihnen Kurs und Lehrmaterial zusagen.
Präsenzphasen nutzen
Egal, ob Fernlehrgang oder Onlinekurs – in der Regel gehören einige Tage Präsenzunterricht zum Seminar dazu. Die Teilnehmer treffen sich dann vor Ort beim Anbieter, um sich angeleitet von Dozenten gezielt auf die Prüfung vorzubereiten. Die Präsenzphase sollte mindestens drei bis fünf Tage umfassen. Manchmal vereinbaren die Anbieter den Zeitpunkt dafür individuell mit den Teilnehmern. Bei einigen Anbietern von Fernlehrgängen gab es aber auch feste Termine für die sechsmonatigen Lehrgänge – leider nur zweimal im Jahr. Schlecht für Verbraucher: Denn wer mit dem Fernkurs zu einem ungünstigen Zeitpunkt beginnt, kann aufgrund der wenigen Termine durchaus länger als ein halbes Jahr bis zum Abschluss benötigen. Hinzu kommt: Manchmal ist die Teilnahme an der Präsenzphase an Bedingungen geknüpft, so dass zum Beispiel zuvor schon eine bestimmte Anzahl von Lehrbriefen bearbeitet sein muss.
Tipp: Nutzen Sie die Präsenzphasen. Dort haben Sie Gelegenheit, sich mit Ihren Mitstreitern auszutauschen, Fragen zu stellen und sich intensiv auf die Prüfung vorzubereiten. Erkundigen Sie sich aber vor der Buchung, wann die Präsenzphasen stattfinden und unter welchen Bedingungen Sie daran teilnehmen können.
Noch mobiler per App
Wer sich noch flexibler weiterbilden möchte, kann den Kurs „Ausbildung der Ausbilder (AEVO) (Mobile Learning)“ buchen, den das IHK-Bildungszentrum Karlsruhe bietet. Dieser Kurs setzt auf fünf Tage Präsenzunterricht – verteilt auf fünf Wochenenden – und die App „Ada mobil“, die von der Tüv Rheinland Akademie und der DIHK-Gesellschaft für berufliche Bildung entwickelt wurde.
Einzeln konnten App wie Präsenzunterricht überzeugen: Die App mit ihren 26 Lernmodulen bietet vielfältige Übungen zur Vorbereitung auf die theoretische Prüfung. Im Unterricht hingegen stand vor allem die praktische Prüfung im Fokus. Schade nur, dass die zwei Komponenten des Kurses so wenig miteinander verzahnt wurden. Im Unterricht wurde keinerlei Bezug zur App hergestellt. Feedback auf gelöste Aufgaben gab es nicht.
Der Kurs kostet 780 Euro inklusive eines iPads mit vorinstallierter App. Die App allein ist allerdings nicht zu haben, es gibt sie nur im Rahmen eines Kurses.
Nicht mehr als eine Basisqualifikation
Das Fazit: Interessenten an einer AdA-Weiterbildung haben ein breites Spektrum an Kursen und Formaten zur Auswahl. Experten wie Praktiker sind sich allerdings einig, dass der Ausbilderschein lediglich eine pädagogische Basisqualifikation sein kann. Wer ein guter Ausbilder werden will, muss weiter an sich arbeiten. Das gilt vor allem angesichts steigender Zahlen problematischer Auszubildender. Henning Paulmann, Ausbildungsberater der Handwerkskammer Berlin, empfiehlt Ausbildern zum Beispiel, regelmäßig zu reflektieren: „Woran liegt es, wenn es mal nicht so läuft? Sind es eigene Fehler?“ (siehe Interview).
Zwei Abschlüsse zum Draufsatteln
Immerhin – mit der novellierten Ausbildereignungsverordnung wurden 2009 auch zwei neue Prüfungsabschlüsse oberhalb dieses Mindeststandards eingeführt: der Geprüfte Aus- und Weiterbildungspädagoge und der Geprüfte Berufspädagoge. Beide Prüfungen nehmen die Kammern ab. Die Nachfrage ist allerdings bislang noch gering.
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...wegen werblichen Inhalts.
Kommentar vom Administrator gelöscht.
Für die Ausbildung von behinderten Menschen sollte noch gesagt werden, dass eine Zusatzausbiltung von 320h benötigt wird!
Diese Ausbildung nennt man "ReZA"