Der Name ist sperrig, die zugehörige Krankheit weitgehend unbekannt. Gerade mal 10 Prozent der Deutschen können mit der „altersabhängigen Makula-Degeneration“, kurz AMD genannt, etwas anfangen. Das zeigt eine Umfrage von TNS Emnid. Augenärzte- und Betroffenenverbände betrachten das „mit Sorge“. Das Augenleiden zähle zu den großen Volkskrankheiten und zu den häufigsten Ursachen für schwere Sehbehinderung bis hin zur Erblindung. Zwölf Fragen und Antworten zu diesem Thema.
Alle Fragen im Überblick
- Was ist die Krankheit AMD?
- Was passiert bei der Erkrankung in der Netzhaut?
- Wer ist besonders gefährdet, AMD zu bekommen?
- Wie häufig kommt die Erkrankung in Deutschland vor?
- Muss ich bei der Diagnose mit dem Schlimmsten rechnen?
- Mit welchen Methoden lässt sich die Krankheit erkennen?
- Wer zahlt die Früherkennungsuntersuchungen?
- Wo liegen die Vorteile einer frühen Diagnose?
- Wie oft sollte man zur Kontrolle zum Augenarzt gehen?
- Wie kann ein Arzt die Krankheit behandeln?
- Was können Patienten mit Seheinbußen tun?
- Warum ist eine gesunde Lebensweise so wichtig?
12 Fragen zu AMD – und die Antworten
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Was ist die Krankheit AMD?
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Die altersabhängige Makula-Degeneration ist eine chronische Erkrankung im hinteren Bereich der Augen. Betroffen ist ein bestimmter Teil der Netzhaut, der „gelbe Fleck“, lateinisch Makula. Dort befinden sich besonders viele farbempfindliche Sinneszellen, die Seheindrücke aufnehmen und über den Sehnerv an das Gehirn weitergeben. Die Region ist also enorm wichtig für scharfes Sehen. Ist ihre Funktion gestört, erscheinen Gegenstände immer verzerrter oder verschwommener, vor allem in der Bildmitte. Das macht es zum Beispiel schwierig, zu lesen, Auto zu fahren oder Gesichter wahrzunehmen. Im schlimmsten Fall sehen Betroffene im Zentrum ihres Gesichtsfelds keine Details mehr, sondern nur noch einen dunklen Fleck.
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Was passiert bei der Erkrankung in der Netzhaut?
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Die Schäden der Makula entstehen durch zwei wichtige Mechanismen. Entsprechend unterscheiden Ärzte zwei Formen der Augenkrankheit. Bei der weitaus häufigeren trockenen AMD werden Stoffwechselprodukte nicht mehr vollständig aus der Netzhaut abtransportiert, sie sammeln sich an und bilden gelbliche Ablagerungen.
Als Reaktion darauf wachsen bei manchen Betroffenen Blutgefäße in das vorbelastete Gewebe ein und reizen es zusätzlich, weil sie Flüssigkeit absondern. Dann sprechen Mediziner von einer feuchten altersbedingten Makula-Degeneration. Egal, unter welcher Variante der Betroffene leidet: Die Krankheit kann letztendlich dazu führen, dass Sinneszellen der Makula absterben. Die feuchte Form der AMD schreitet meistens weitaus schneller voran als die trockene.
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Wer ist besonders gefährdet, AMD zu bekommen?
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Wie der Name schon sagt, tritt die altersbedingte Makula-Degeneration besonders im höheren Alter auf. Der Berufsverband der Augenärzte schätzt: Etwa jeder fünfte 65- bis 74-Jährige leidet an einer Frühform der Krankheit – und bereits mehr als jeder Dritte der 75- bis 84-Jährigen.
Der Anstieg hängt wohl auch damit zusammen, dass Herz-Kreislauf-Erkrankungen im Alter zunehmen. Eine gestörte Durchblutung kann Schäden in vielen Körpergeweben anrichten und unter anderem den wichtigen Abtransport von Stoffwechselprodukten aus der Netzhaut beeinträchtigen. Sehr strapaziös für die Blutgefäße ist Rauchen. Insgesamt scheint das Risiko für AMD durch einen ungesunden Lebenswandel zu steigen – und auch, wenn bereits nahe Verwandte daran erkrankten.
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Wie häufig kommt die Erkrankung in Deutschland vor?
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Laut Berufsverband der Augenärzte leben in Deutschland etwa 1,6 Millionen Menschen mit altersbedingter Makula-Degeneration. Die allermeisten, 85 Prozent, haben die trockene Form. Bei etwa 15 Prozent der Betroffenen geht sie in die aggressive feuchte Form über. Im Zuge der demografischen Entwicklung könnte die Zahl der Patienten also noch steigen.
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Muss ich bei der Diagnose mit dem Schlimmsten rechnen?
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Nein. Drei Fakten können beruhigen. Erstens: Die weitaus häufigere Form, die trockene AMD, verläuft meist schleichend. Sie bereitet also womöglich erst nach Jahren, Jahrzehnten oder vielleicht nie Probleme. Zweitens: Die aggressive feuchte Form lässt sich neuerdings recht gut mit Medikamenten im Griff halten. Drittens: Selbst wenn AMD zur Erblindung führt, ist es keine vollkommene. Betroffene nehmen Dinge am Bildrand weiterhin wahr. Das hilft ihnen beispielsweise, sich in ihrer Umgebung zurechtzufinden. Zudem können diverse Hilfsmittel das Leben erleichtern (siehe Frage „Was können Patienten bei Seheinbußen tun?“). Dennoch geht es natürlich darum, AMD bestmöglich auszubremsen.
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Mit welchen Methoden lässt sich die Krankheit erkennen?
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Es gibt einen einfachen und kostenlosen Selbsttest für zu Hause: den Amsler-Test ( ausführliche Anleitung im Internet etwa unter www.dbsv.org, Suchwort „Amsler“). Nutzer überprüfen damit jedes Auge einzeln, das andere ist abgedeckt. Erscheint das Bild zum Beispiel irgendwo verbogen, verschwommen oder verzerrt, deutet das auf AMD hin. Betroffene sollten dann zum Augenarzt gehen. Der kann Veränderungen der Netzhaut bereits entdecken, bevor die ersten Symptome auftreten. Daher lohnen sich regelmäßige Routinekontrollen beim Augenarzt. Er überprüft unter anderem den vorderen Augenbereich, eventuell auch die Netzhaut (Wie Ärzte AMD erkennen).
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Wer zahlt die Früherkennungsuntersuchungen?
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Die Kosten für Basisuntersuchungen wie Sehtest und Spaltlampe übernehmen in aller Regel die Krankenkassen. Das gilt auch für Netzhautuntersuchungen aus konkretem medizinischen Anlass. Zum Beispiel, wenn dem Augenarzt begründete Hinweise auf eine AMD vorliegen und er den Verdacht überprüfen will.
Eine Netzhautuntersuchung ohne medizinischen Anlass zahlen Patienten selbst. Die Netzhautspiegelung ist mit etwa 20 bis 30 Euro noch vergleichsweise günstig und gilt als eine Standardmethode. Ob sie im individuellen Fall wirklich nötig ist, sollten Patienten mit ihrem Arzt besprechen.
Manche Praxen bieten aufwendigere und teurere Netzhaut-Checks an, etwa die Fundusfotografie oder Optische Kohärenz-Tomografie (OCT). Derlei Methoden sind zur Früherkennung aber meist unnötig, bestätigt eine Leitlinie vom Berufsverband der Augenärzte und Deutscher Ophthalmologischer Gesellschaft. Solche Leitlinien sind für Ärzte nicht verbindlich, dienen aber als Standardempfehlung ihrer Zunft zur Diagnostik und Therapie von Krankheiten.
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Wo liegen die Vorteile einer frühen Diagnose?
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Der Vorteil besteht darin, schon vor den ersten Seheinbußen gegen die AMD anzugehen. Der Arzt kann den Patienten nach der Diagnose regelmäßig überwachen. Das schützt vor allem davor, dass die Krankheit unbemerkt in die feuchte Form übergeht, die meist schnell zu ernsten Problemen führt. Bereits verursachte Schäden lassen sich in aller Regel nicht zurückdrehen.
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Wie oft sollte man zur Kontrolle zum Augenarzt gehen?
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Die Fachgesellschaften empfehlen in ihren Leitlinien: Menschen ab 40 ohne Augenprobleme sollten alle zwei bis vier Jahre zur Kontrolle zum Augenarzt gehen, ab 65 Jahre alle ein bis drei Jahre. Manche Augenärzte raten zu einem noch engmaschigeren Takt. Das kann zum Beispiel sinnvoll sein, wenn schon eine Augenkrankheit vorliegt.
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Wie kann ein Arzt die Krankheit behandeln?
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Viele Patienten mit feuchter AMD erhalten neuartige Medikamente. Der Arzt spritzt sie ambulant ins Auge. Sie verhindern, dass Blutgefäße in die Netzhaut einwachsen. Ein bekanntes Beispiel ist Lucentis. Die Arzneimittelexperten der Stiftung Warentest bewerten es als geeignet. Auch für das Präparat Eylea kommen sie zu einem positiven Fazit. Ein weiteres Mittel, Avastin, wirkt laut Studien ebenso gut, kostet weit weniger – ist aber nicht offiziell für AMD zugelassen. Patienten brauchen beim Einsatz gute ärztliche Aufklärung und Überwachung. Mehr Informationen stehen in der Datenbank Medikamente im Test.
Gegen trockene AMD gibt es erst wenige Behandlungsmethoden. Laut zwei US-amerikanischen Studien namens Ared1 und Ared2 hilft mitunter ein Mix aus hochdosierten Nährstoffen – aber nur in einer ganz bestimmten Zusammensetzung, in bescheidenem Ausmaß und bei einem fortgeschrittenen Krankheitsstadium, festzustellen durch genaue Netzhautdiagnostik. Andere Mittel nützen nach jetzigem Forschungsstand nichts. Zudem ist die vorbeugende Wirkung von Nährstoffpräparaten gegen AMD bislang nicht belegt (Augen).
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Was können Patienten mit Seheinbußen tun?
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Patienten, die bereits unter Seheinbußen leiden, können verschiedene Hilfsmittel nutzen: etwa Geräte zum Vergrößern oder Vorlesen, Lupen, sprechende Waagen oder Uhren. Solche Produkte können den Alltag enorm erleichtern und werden teils von den Krankenkassen erstattet. Betroffene können sich zum Beispiel bei den örtlichen Blinden- und Sehbehindertenvereinen informieren. Auch viele Apps fürs Smartphone erweisen sich als hilfreich. Das haben wir dieses Jahr bei einem Test festgestellt (Apps für Sehbehinderte und Blinde, test 7/2016).
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Warum ist eine gesunde Lebensweise so wichtig?
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Die Netzhaut reagiert enorm empfindlich auf schädliche Einflüsse. Eine gesunde Lebensweise bietet Schutz. Sie gilt als wichtige Säule der Therapie und nützt natürlich auch vorbeugend. Unter anderem bewahrt sie Blutgefäße vor Schäden wie Arteriosklerose – verengten Arterien durch Ablagerungen. Hat das Blut freie Bahn, kann es die Netzhaut mit Nährstoffen versorgen und Abbauprodukte wegschaffen.
AMD-Patienten sollten auf normale Blutdruck-, Blutfett- und Blutzuckerwerte achten. Das nützt natürlich auch Gesunden, genau wie der Verzicht aufs Rauchen. Zudem entlastet Bewegung Herz und Kreislauf, ebenso gesunde Ernährung mit viel Seefisch, Vollkorn, Pflanzenfett wie Oliven- und Rapsöl, reichlich Obst und Gemüse.
Das hilft den Augen auch unmittelbar. Viele Vitamine verhindern schädliche chemische Prozesse in der Netzhaut, da sie antioxidativ wirken. Das gilt auch für zwei Stoffe namens Lutein und Zeaxanthin, die vor allem in grünem Gemüse vorkommen. Die Zufuhr per Pille ist allerdings umstritten. Offenbar wirken Vitamine und Co. besonders im Gesamtverbund günstig – also in Obst und Gemüse.
Die Augen lassen sich auch von außen schützen: durch Abschirmung. UV-Strahlen aus Sonnenlicht können der Netzhaut schaden. Daher: Bei hellem Licht – etwa in den Bergen oder am Meer – eine Sonnenbrille mit UV-Schutz tragen. Ein CE-Zeichen an der Brille besagt, dass ihr UV-Schutz den EU-Anforderungen entspricht. Brillen, die Strahlen bis zu 400 Nanometer Wellenlänge abfangen, gelten als noch sicherer. Sie sind mit „UV400“ gekennzeichnet und womöglich etwas teurer. Die Tönung sagt nichts über den UV-Schutz aus. Der entsteht nicht durch die Farbe der Gläser, sondern durch eingearbeitete UV-Filter.
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Dieser Testbericht bringt nicht wirklich etwas Licht ins Dunkle. Eine Aneinanderreihung von frei verfügbaren Erklärungen aus der ARED Studie und die als "wenig sinnvoll" eingestuften Präparate. Die Ratschläge fallen sehr dürftig aus. Der ganze Artikel erinnert mehr an eine Lückenbüßerfunktion, als an einen fundierten Testbericht. Sehr schade....😩
Ehrlich gesagt, ich finde die Berechnung dieses Artikels unseriös. Und wenn ich länger darüber nachdenke, ist eigentlich schon die Kurzinformation im freien Bereich eine Falschmeldung.
Alles, was wichtig wäre, erfährt man hier NICHT!!! Um meine Wut in etwas spaßige Kanäle zu lenken, sage ich's mit Goethe - und spare mir das "Fack ju": Hier steh ich nun, ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor.
Michael.bestlers Kritik kann ich mich inhaltlich nur VOLL anschließen; und Kommentare, die ihrem Gefühl, hier hereingelegt worden zu sein, wohl ein wenig deutlicher Ausdruck verleihen, einfach zu löschen (siehe Sommerblüte), ist m.E. auch keine Lösung.
Vielleicht löschen Sie statt dessen Ihre Überschrift, die den Menschen suggeriert, sie würden hier erfahren "was hilft"!!! Oder auch nur einen Hinweis erhalten, was vielleicht am ehesten helfen könnte. Das hier geht gar nicht!
Herbstzeitlose23
Kommentar vom Autor gelöscht.
@michael.bestler: Zum Zeitpunkt unserer Marktanalyse für die Produktauswahl fanden wir im deutschen Markt kein Präparat, das in der Zusammensetzung und Dosierung exakt den ARED-Studien entspricht.
Ob und welche Präparate eingesetzt werden, sollte grundsätzlich immer in enger Abstimmung mit dem Augenarzt entschieden werden.
Die ARED-Studien belegen ggf. einen Nutzen nur in bescheidenem Ausmaß und in einem fortgeschrittenen Krankheitsstadium, festzustellen durch genaue Netzhautdiagnostik. (Sa/PF)
Welche bei uns erhältlichen Präparate entsprechen den in den ARED-Studien getesteten Zusammensetzungen? 9 hier erhältiche Präparate kommentieren Sie mit "wenig sinnvoll", weisen im - sehr kurzen - Artikel zu ARED darauf hin, dass die Wirksamkeit für einige Zusammensetzungen belegt wurde, nicht aber welche Präparate dieser entsprechen. Genau das ist aber doch für die Betroffenen wichtig und interessant.