Jetzt steht endgültig fest: Der rumänische Versicherer Astra (Societatea Asigurari-Reasigurare Astra S. A.) ist pleite. Das hat die rumänische Versicherungsaufsicht heute bekannt gegeben. In Deutschland bot das Unternehmen Haftpflicht- und Sachversicherungen an. Rund 6 000 Verträge schloss es hierzulande ab. Betroffene sollten sich schleunigst neuen Versicherungsschutz suchen. test.de erklärt die Situation und sagt, was Betroffenen jetzt tun sollten.
Insolvenz unter dubiosen Umständen
Der genaue Hintergrund für die Pleite ist unklar. Fest steht: Bereits seit Anfang des Jahres 2014 steckt das Unternehmen in Finanzschwierigkeiten. Gegen Verantwortliche des Unternehmens liefen strafrechtliche Ermittlungen. Das Unternehmen stand unter Zwangsverwaltung der KPMG. Heute erklärte die Autoritatea De Supraveghere Financiara All (ASF), das rumänische Pendant zur Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin), die Bemühungen um eine Rettung des Unternehmens für gescheitert. Anderthalb Jahre lang hatten die Beamten versucht, die Schieflage des Unternehmens in den Griff zu bekommen. Ursachen der Misere aus ihrer Sicht: Missmanagement, persönliche Bereicherung und unzureichende Information über die finanzielle Lage. Aktuell fehlen dem Unternehmen aus der Sicht der Behörde fast eine Milliarde Lei. Das sind umgerechnet rund 200 Millionen Euro. Die Hauptanteilseigner hätten nicht kooperiert, heißt es in der Presseerklärung der Behörde.
Bafin schreitet nicht ein
Die deutsche Niederlassung des rumänischen Unternehmens ist bereits seit Wochen nicht mehr zu erreichen. Für die Rechtsaufsicht über die Tätigkeit der deutschen Niederlassung des Unternehmens ist die deutsche Bafin zuständig. Sie verwies deutsche Kunden des Unternehmens bis kurz vor der Pleite noch auf die Zentrale in Rumänien. Wieso sie nicht einschritt, als die Schließung der deutschen Niederlassung bekannt wurde, hat die Behörde trotz ausdrücklicher Nachfrage bisher nicht erklärt. Für die Überwachung der finanziellen Leistungsfähigkeit des Versicherers ist allerdings allein die Aufsichtsbehörde in Rumänien zuständig.
Suche nach Informationen
Immerhin: Wer aktuell einen Schadensfall regulieren lassen möchte, dürfte in den meisten Fällen auf der sicheren Seite sein. Forderungen von Versicherten in Höhe von bis zu 450 000 Lei, umgerechnet gut 100 000 Euro, sind über den rumänischen Garantiefonds FGA abgesichert. Doch der wurde gerade erst gegründet. test.de gelang es nicht herauszufinden, wo und wie Entschädigungsleistungen zu beantragen sind. Eine Anfrage an die Aufsichtsbehörde in Bukarest blieb bislang unbeantwortet. Auf der Internetseite der Behörde sind Informationen zur Astra-Insolvenz auf englisch zu finden. Deutschsprachige Informationen fehlen völlig. Sobald uns Informationen vorliegen, werden wir Sie an dieser Stelle informieren.
Rumänische Finanzaufsicht Offizielle Informationen zur Astra-Pleite (englisch)
Was Astra-Kunden jetzt tun sollten
Betroffene Astra-Kunden sollten sofort eine neue Versicherung abschließen. Am wichtigsten ist der Schutz vor Haftpflichtrisiken. Bei der Suche nach einer günstigen und guten Police helfen die Tests
Privathaftpflichtversicherung,
Haus- und Grundbesitzerhaftpflicht und
Gewässerschadenhaftpflicht.
Sehr gute Versicherungsbedingungen, mangelhafte Leistungsfähigkeit
Im Test Privathaftpflichtversicherung schnitten zwei Astra-Angebote „sehr gut“ ab. Den Tarif „Astra Quality“ haben wir als eines der günstigsten „sehr guten“ Angebote hervorgehoben. Die finanzielle Leistungsfähigkeit von Versicherern kann die Stiftung Warentest nicht untersuchen und bewerten. Sie untersucht die Versicherungsbedingungen und bewertet diese. Wir hatten zwar Hinweise auf die auch 2014 bereits angespannte finanzielle Lage des Unternehmens und strafrechtliche Ermittlungen gegen Verantwortliche. Nachdem das Unternehmen die Klärung der Probleme in einer Presseerklärung angekündigt hatte und auch die Bafin seinerzeit nicht gegen dessen Geschäftstätigkeit einschritt, haben wir entschieden, es trotzdem in die Untersuchung aufzunehmen.