
Für viele Asthmatiker unverzichtbar: Inhalatoren. © Alamy Stock Photo / Science Photo Library
Bei schwerem Asthma kann es sinnvoll sein, regelmäßig zwei Wirkstoffe kombiniert zu inhalieren: Ein entzündungshemmendes Mittel mit Kortison und einen langwirkenden Bronchien-Erweiterer wie Formoterol oder Salmeterol. Aber ist die Kombination beider Wirkstoffe wirksam und sicher? Ja, sagt eine gemeinsame Auswertung neuer, groß angelegter Studien. Ein Rest Unsicherheit bleibt aber. Die Arzneimittelexperten der Stiftung Warentest sagen, für wen die Kombi-Präparate geeignet sind.
Bei schwerem Asthma ist Dauerbehandlung nötig
Etwa zehn Prozent der Kinder und fünf Prozent der Erwachsenen in Deutschland haben Asthma – eine chronische, entzündliche Erkrankung der unteren Atemwege (Bronchien). Betroffene sind geplagt von plötzlich auftretender Atemnot, die von Husten begleitet sein kann, und Anfällen mit pfeifenden Atemgeräuschen. Dabei staut sich die Luft in der Lunge und kann nur mühsam ausgeatmet werden. Wer schweres Asthma hat, muss regelmäßig Medikamente inhalieren – etwa kortisonhaltige Mittel. Reichen diese allein nicht aus, um die Beschwerden zu kontrollieren, werden sie häufig mit langwirksamen Bronchien-Erweiterern wie Formoterol oder Salmeterol kombiniert. So sollen die Asthmaanfälle auf Dauer seltener und weniger heftig werden.
Medikamente zur Asthma-Behandlung
- Akut.
- Bei akuten Asthmaanfällen helfen Bedarfsmedikamente, die die Bronchien rasch erweitern. Dazu gehören in erster Linie kurzwirksame Beta-2-Sympathomimetika zum Inhalieren wie Salbutamol und Fenoterol. Ihre Wirkung setzt innerhalb weniger Minuten ein und hält für etwa drei bis sechs Stunden an.
- Langfristig.
- Menschen mit schwerem Asthma wird eine Dauertherapie empfohlen: Sie inhalieren regelmäßig Medikamente, die die entzündlichen Prozesse in den Bronchien eindämmen und typische Symptome wie Atemnot abmildern. Die Mittel sollen Zahl und Intensität der Asthmaanfälle reduzieren, Lungenfunktion und körperliche Belastbarkeit verbessern und Dauerschäden vermeiden. Wichtige Dauermedikamente sind antientzündlich wirkende Glukokortikoide, die Kortison enthalten. In schweren Fällen verschreiben Ärzte häufig zusätzlich einen langwirkenden Bronchien-Erweiterer aus der Gruppe der Beta-2-Sympathomimetika wie Formoterol oder Salmeterol. Im Gegensatz zu den kurzwirksamen Mitteln hält deren Wirkung rund 12 Stunden an.
Langwirkende Bronchien-Erweiterer nicht allein inhalieren
Ärzte sollten die bronchienerweiternden Wirkstoffe Formoterol und Salmeterol als Dauermedikamente immer nur in Kombination mit einem kortisonhaltigen Mittel verordnen – in zwei getrennten Inhalatoren oder in einem Gerät, das beide Wirkstoffe gleichzeitig abgibt. Denn die Bronchien-Erweiterer können die chronische Entzündung der unteren Atemwege nicht stoppen. Wird diese aber nicht gestoppt, können sich die Beschwerden verschlechtern. Außerdem steigt bei alleiniger Anwendung der langwirkenden Beta-2-Sympathomimetika das Risiko für schwerwiegende unerwünschte Wirkungen. Im schlimmsten Fall kann das sogar zum Tod führen.
Arzneimittelbehörde fordert Vergleichsstudien
Die Sicherheit der Kombi-Anwendung war bisher nicht geklärt. Die Beipackzettel der Kombi-Präparate aus den USA enthielten daher bis vor kurzem eine umrandete Warnung („boxed warning“). Sie wies auf ein erhöhtes Risiko für schwerwiegende Nebenwirkungen hin. Auf Anordnung der amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA mussten die Hersteller der langwirkenden Beta-2-Sympathomimetika Studien durchführen, die klären sollten, wie wirksam und verträglich die Kombi-Behandlung ist – und zwar im Vergleich zur alleinigen Anwendung eines Kortisonsprays.
Kaum höheres Risiko durch Kombi-Präparate
Ein internationales Forscherteam mit deutscher Beteiligung hat vier dieser Herstellerstudien mit insgesamt etwas mehr als 36 000 Erwachsenen und Jugendlichen ausgewertet und die Ergebnisse im New England Journal of Medicine veröffentlicht. Ergebnis: Wer sich für eine Kombi-Behandlung entscheidet – statt nur ein Kortisonspray anzuwenden – geht kein signifikant höheres Risiko ein, dass es zu schwerwiegenden Nebenwirkungen kommt. Solche waren laut Studie, dass der Patient künstlich beatmet werden muss oder sogar stirbt. Bei der Probandengruppe, die die Kombi-Präparate inhalierte, traten im Studienzeitraum von 26 Wochen sogar etwas seltener akute Verschlimmerungen des Asthmas auf. Aufgrund dieser Ergebnisse hat die FDA entschieden, dass die Beipackzettel künftig keine „boxed warning“ mehr enthalten müssen.
Zwei Todesfälle
Ein Rest Unsicherheit bleibt, denn in der Gruppe der Patienten, die sich einer Kombi-Behandlung unterzogen, kam es zu zwei asthmabedingten Todesfällen. In der Gruppe, die nur ein kortisonhaltiges Mittel inhalierte, starb kein Patient an seiner Asthma-Erkrankung. Auch wenn zwei Todesfälle angesichts von rund 36 000 Studienteilnehmern nicht viel sind: Die Studien zeigen, dass schwerwiegende unerwünschte Wirkungen nicht komplett auszuschließen sind.
Bei Besserung eventuell Beta-2-Sympathomimetikum absetzen
Bei Kombi-Behandlung gilt daher nach wie vor: Wenn die Beschwerden über mehr als drei Monate stabil unter Kontrolle sind, kann der behandelnde Arzt nach individueller Abwägung entscheiden, das langwirkende Beta-2-Sympathomimetikum abzusetzen und die Dauerbehandlung allein mit einem kortisonhaltigen Mittel zum Inhalieren fortzusetzen.
Kombi-Präparate sind geeignet ab Asthma-Therapiestufe 3
Die Arzneimittelexperten der Stiftung Warentest bewerten die Kombination eines langwirkenden Beta-2-Sympathomimetikum wie Formoterol oder Salmeterol mit einem kortisonhaltigen Inhalationsmittel als geeignet ab Asthma-Therapiestufe 3 (Medikamente im Test). Diese liegt nach dem fünfstufigen Therapieschema für erwachsene Asthmapatienten dann vor, wenn die Symptome noch auftreten, obwohl der Patient regelmäßig ein Inhalationsmittel mit Kortison in niedriger Dosierung benutzt.
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Die Beschreibung von Asthma hier" Dabei staut sich die Luft in der Lunge und kann nur mühsam ausgeatmet werden. " sollte ebenfalls anmerken, dass durch Mundatmung ein sonst die Bronchien entspannende Reflex ausfällt und Asthma vorkommt.