Im Test: Sieben Dienste – davon ein Dienst nur für gesetzlich versicherte und sechs Dienste für alle Patienten –, die über ihre Website eine Terminvereinbarung bei Fachärzten in Deutschland ermöglichen – ohne Krankenversicherungsbindung. Wir wählten die Dienste im Dezember 2019 aus. Die Daten erhoben wir von Juni bis September 2020. Zu den Angebotsmerkmalen befragten wir die Anbieter von Oktober bis November 2020.
Untersuchungen
Wir vereinbarten für fiktive Patienten Arzttermine über die Websites und die Apps der Anbieter. Je Dienst wählten wir neun Ärzte aus, bei denen auch eine telefonische Terminvereinbarung möglich war. Wir konzentrierten uns dabei auf Augen-, Frauen- und Hautärzte (drei pro Fachrichtung) − falls eine Terminbuchung bei diesen Ärzten nicht möglich war, vorrangig auf Hausärzte.
Die fiktiven Patienten statteten wir mit Biografien aus – mit Angaben wie Alter, Geschlecht, Krankenversicherung, Telefonnummer. Sie vereinbarten Arzttermine – möglichst in Berlin, je neun telefonisch direkt mit den Praxen und je sechs über die Portale. Dabei provozierten sie auch je drei Terminkonflikte.
Wir dokumentierten, welche Daten Nutzer auf den Portalen (zum Beispiel in ihren Konten) selbst abrufen können und welche weiteren Daten vom Dienst aktiv kommuniziert werden (zum Beispiel in Terminerinnerungen per SMS oder E-Mail). Die fiktiven Patienten stellten pro Portal drei unterschiedlich formulierte Auskunftsersuchen zu ihren gespeicherten Daten. Zusätzlich befragten wir die Anbieter direkt nach ihrem Umgang mit Nutzerdaten. Alle gebuchten Termine sagten wir schnellstmöglich – mindestens 2 Stunden vor dem jeweiligen Termin – wieder ab.
Basisschutz persönlicher Daten
Für die Zugangswege Website, Android- und iOS-App prüften wir etwa, welche Nutzerdaten erhoben wurden, welche Daten von der Website beziehungsweise der App an Server unnötigerweise gesendet wurden, wie gut das Nutzerkonto geschützt ist – etwa durch die Mindestpasswortlänge – und ob die Daten bei der Übermittlung sicher verschlüsselt sind.
Wir prüften, ob bei der Verknüpfung von Nutzerdaten Informationen aus unterschiedlichen Quellen vermengt wurden, ohne den Patienten vorab zu informieren – etwa Erinnerungen für telefonisch vereinbarte Termine per SMS vom Portal als Absender kamen.
Die Antworten auf Auskunftsersuchen bewerteten wir nach Umfang, Plausibilität, Wartezeit. Ein Jurist prüfte auf Mängel in der Datenschutzerklärung.
Terminvereinbarung
Wir erfassten, ob und welche Filter- und Sortieroptionen die Arzt- und Terminsuche bietet. Wir prüften, ob das Angebot ohne Nutzerkonto verwendbar ist und ob Terminkonflikte zwischen Terminen, die wir über die Portale vereinbart hatten, erkannt wurden.
Abwertung
Sie ist in der Tabelle mit Sternchen *) gekennzeichnet. Waren die Antworten auf Auskunftsersuchen mangelhaft, konnte das Urteil zum Basisschutz persönlicher Daten nur zwei Noten besser sein.
Nutzerkommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.
Ich schickte eine Kritik an Jameda, die nicht ausfallend, aber deutlich war. Der Arzt wurde von jameda informiert und antwortete (natürlich) mit "alles falsch und gelogen". Als Nachweis schickte ich sogar eine Rechnung -natürlich geschwärzt- an jameda. Danach kam nur noch der lapidare Satz, dass man die Kritik nicht veröffentichen werde.
Meine Kritik war einwandfrei und berechtigt. Ich nenne jameda: feige!
Das spezielle Problem bei Jameda wird in der Regel übersehen. Dieses Portal kombiniert Werbung für zahlende Ärzte, Bewertungen und eine vollständige Arztlistung. Bessere Bewertungen für Jameda-Kunden sind bei dieser Konstellation im Geschäftsinteresse und nichts ist einfacher zu manipulieren, als diese Gesamtnote. Schmähkritiken und Tatsachenbehauptungen sind unzulässig und was das bedeutet ist interpretierbar und liegt in der Entscheidung Jamedas. Negativ-Bewertungen bei Kunden in der Regel auszusortieren, bei Nichtkunden eher zuzulassen, führt schnell zum erwünschten Ergebnis. Entweder beendet Jameda die vollständige Arztlistung und optimiert weiterhin die Web-Präsentation für ärztliche Kunden gegen Entgelt, macht also Werbung und nimmt am Wettbewerb teil; oder man bleibt eine Bewertungsportal mit vollständiger Listung und finanziert sich durch Werbung unbeteiligter Dritter, z.B. durch Auto-, Reise- oder Elektronikkonzerne, sorgt also endlich für die Voraussetzungen von Neutralität.
Noch vor der Inbetriebnahme des Doctolib Terminkalenders haben wir uns abgesichert, ob dieses im Falle einer Kündigung wieder rückgängig gemacht werden kann. Es wurde uns ausdrücklich zugesichert, dass ein Techniker in diesem Fall in unsere Praxis kommen und alle Daten in den ursprünglichen Zustand wieder zurücksetzen kann!
Doctolib ist ein mangelhaftes System. Es ist unglaublich umständlich, bietet keinerlei Dokumentation und hat umfassend einfach zu wenig Funktionen! Dieses Terminbuch kann mit anderen Softwares wie Dampsoft oder Z1 nicht mithalten!
Durch die überwiegenden Nachteile sahen wir uns gezwungen, Doctolib zu kündigen.
Daraufhin reagierte Doctolib äußerst unprofessionell und unseriös. Der uns versprochene Techniker zur Wiederherstellung wurde bis heute nicht einbestellt. Stattdessen wurden wir mit den Worten: ,,In eure Praxis kommen wir nicht mehr!" abgewiesen!!!! Schlussendlich bezahlen wir für den ganzen Monat und all unsere Daten konnten nicht wiederhergestellt werden!
@mocko: Bei unserer Recherche in Vorbereitung auf die Untersuchung und Produktauswahl haben wir auch die Website von Termed besucht. Leider ließen sich damals wie heute keine bzw. nur sehr wenige Termine bei Augen-, Frauen-, Haut¬ oder Hausärzten finden, so dass wir dieses Portal nicht in unseren Vergleichstest aufgenommen haben. (gs/bp)
Warum wurde Termed nicht getestet? Aus ärztlicher Sicht schade, da es gut in die vorhandene Praxissoftware zu integrieren ist. Hier hätte mich eine Beurteilung des Datenschutzes interessiert.