
„Abzocker“, „ruppige Gynäkologin“, „nettester Arzt überhaupt“ – in Arztbewertungsportalen können Patienten öffentlich loben und tadeln. test hat sich neun Portale angeschaut. Ergebnis: An den Inhalten gibt es noch einiges zu verbessern. Hauptkritik: Es mangelt den Portalen noch an Bewertungen.
Nur wenig Bewertungen
Arztbewertungsportale gibt es in Deutschland seit 2007, die meisten sind kommerziell. Manche bieten zusätzlich Gesundheitsinformationen, andere ausschließlich Arztbewertungen. Diese erfolgen meist in Form von Schulnoten, Sternen oder anderen Symbolen, abgeleitet aus Fragebögen und garniert mit Kommentaren. Die Stiftung Warentest hat sich neun Portale anschaut: ein nichtkommerzielles (arzt-auskunft.de) und acht kommerzielle. Ergebnis: Die Portale weisen viele grundsätzliche Schwächen auf. Vor allem mangelt es ihnen noch an Arztbewertungen. Das zeigt eine von den Testern durchgeführte Stichprobe: Über alle Portale betrachtet, hatte von 18 namentlich gesuchten Ärzten etwa die Hälfte gar keine Bewertung.
Käufliche Einträge
Hinzu kommt: Bei fünf Bewertungsportalen können Ärzte gegen Geld „Premium“-Einträge erwerben. Ihre Praxen erscheinen bei docinsider.de, esando.de, imedo.de und medfuehrer.de in einem Anzeigenbereich über der Trefferliste. Bei jameda.de werden sie innerhalb der Trefferliste farblich hervorgehoben. Nutzer sollten also immer genau darauf achten, ob sie gerade Werbung oder Wertung eines Arztes anschauen.
Ungenaue Bewertungsfragen
Auch das Bewertungsverfahren selbst bereitet Probleme. Bei allen untersuchten Portalen erfolgt die Bewertung anhand von Fragebögen. Die beschäftigen sich meist schlaglichtartig mit Organisation und Ausstattung der Praxis, Service und Personal sowie der Kompetenz des Arztes – teils also mit ziemlich dehnbaren Begriffen ohne detaillierte Nachfragen. Das führt leicht zu sehr allgemeinen Ergebnissen. Erschwerend hinzu kommt meist die Kürze der Bögen. Nur drei Portale stellen anhand einer Skala mehr als zehn Bewertungsfragen: jameda.de (17), medfuehrer.de (23) und docinsider.de (33). Aber auch diese Anbieter lassen – wie die meisten – den Patienten die Wahl, mehr oder weniger Fragen zu beantworten. Das begünstigt ungenaue Bewertungen.
Persönliche Fragen
Dazu stellen manche Portale recht persönliche Fragen an Nutzer. Dazu gehören etwa behandelte Krankheiten, Versicherungsart, Alter und Geschlecht. arzt-auskunft.de und onmeda.de wollen Bildungsgrad und Einkommen wissen. Nicht alle Angaben sind bei jedem Anbieter Pflicht – das aber ist nicht immer eindeutig zu erkennen.
Vorkehrungen gegen Schummeleien
Dass die Portale die Arztbewertung meist nur mit Registrierung erlauben, erscheint dagegen sinnvoll: zum Schutz vor Schmähkritiken und Schummeleien, wie etwa Eigen- und Mehrfachbewertungen. Die Portale treffen auch weitere Vorkehrungen gegen solche Gefahren. Das teilten die Betreiber den Testern auf Anfrage mit. Wer nach solchen Erklärungen sucht, stößt auf ein weiteres Problem: Grundsätzliche Informationen sind auf den Portalen nur schwer zu finden. Vor allem beschreiben sie nur vereinzelt wirklich genau, wie das Bewertungsverfahren funktioniert und die Gesamtbewertung errechnet wird. Kein Portal macht vollständige Angaben zur Menge, Herkunft und Aktualität der Arztdaten und -bewertungen.
Verbesserung nötig
Eine Verbesserung der Angebote ist also geboten. Das würde sicher auch die Motivation der Patienten steigern, dort mitzumachen. Beides zusammen – gut gemachte Seiten und viele Bewertungen – dürfte die Portale dem eigenen Anspruch näher bringen: Patienten bei der Arztsuche zu helfen, Medizinern Rückmeldungen zu geben und die Augenhöhe von Behandelten und Behandlern anzugleichen.