Der 73-jährige Mann lebt mit Pflegestufe I zuhause. Wegen Herzproblemen erhält er sechs Medikamente, wegen Diabetes zwei Insuline. Dazu kommt ein Opioid gegen starke Schmerzen, ein Mittel gegen Demenz, zwei Antidepressiva, ein Antiallergikum, ein Magenschutzpräparat – alles täglich einzunehmen.
Problem. Das sind zu viele Medikamente: insgesamt 14. Zudem ist eines, das Antiallergikum Hydroxyzin, laut Priscus-Liste im Alter problematisch. Es kann etwa Verstopfung und Verwirrung bis hin zur Demenz verursachen. Tatsächlich leidet der Mann an diesen Beschwerden. Und in den letzten zwölf Monaten stürzte er sechsmal. Das könnte unter anderem daran liegen, dass seine beiden Blutdrucksenker zu stark wirken.
Lösung. Der Hausarzt sollte ein verträglicheres Antiallergikum wählen – und die Notwendigkeit aller Medikamente überprüfen. Vielleicht lässt sich etwa das Magenschutzmittel, ein Antidepressivum oder auch ein Blutdrucksenker absetzen. Letzteres könnte auch das Sturzrisiko senken. Die übrigen Herz-Kreislauf-Medikamente sind wohl unerlässlich. Oft brauchen Patienten mehrere Mittel für einen vollständigen Schutz.
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Mehrfach wurde in verschiedenen Medien Berichte daraufhin gewissen dass
all zu häufig ältere Menschen mit Medikamenten vollgestopft werden, was oft Nachweislich mehr Schaden als Nutzen hat. Man weis es, doch wo bleiben die Konsequenzen ?
Patient/Pflegeperson darf sich nicht alles gefallen lassen. Wenn man den Sinn einer Verordnung nicht einsieht, muss man nein sagen. Arzt verordnete auch ohne entsprechender Diaknose, lediglich auf Verlangen der Angehörigen wie in einem Autentischen Fall geschehen.Bei nicht zutreffender Inkontinenz und Natürlichen Harndrang nach 4-6 Std. lediglich näßte sich der alte Mann beim Toiletten Gang ein.Arzt verordnete Vesikur 5mg was als bald die möglichen im Beipackzettel Beschriebenen Nebenwirkungen zeigte, doch diese wurden durch Angehörige verbohrt ignoriert, selbst der Hinweis im Beipackzettel sofortiger Abbruch bei Atemprobleme, beachtete niemand. Folge Lungenembolie, Lungenentzündung, Thrombose.
im WDR wurde bereits eine entsprechende Sendung ausgestrahlt (2011 oder 2012). Es wurde gezeigt, wie die alten Menschen mit Medikamenten vollgestopft werden und welche Folgen dies hatte.
Ein Fall wurde besonders gezeigt. Hier wurden einer alten Frau 13 Medikamente zeitgleich verordnet bis sie total verwirrt etc. war. Nach einem Arztwechsel konnte die Medikamentation auf (ich glaube) 6 Medikamente heruntergefahren werden.
Konsequenzen wurden bis heute nicht gezogen :(((
Vielen Dank für Ihren ausführlichen Erfahrungsbericht. Ihre Ratschläge im Umgang mit Medikamenten, Ärzten und Pflegepersonal können für vielen Lesern sicher eine gute Hilfestellstelung sein. (BP)
Auch Ärzte und Apotheker machen Fehler und übersehen ab und an Dinge. Am besten ist an der Stelle immer noch der eigene Verstand mit dem man im Netz auch mal Medikamente nachschauen kann oder die Packungsbeilage zum Lesen.
2. Hartnäckigkeit
Man kann nicht davon ausgehen, dass Ärzte/Apotheke sich an individuelle Besonderheiten des Patienten erinnern. Patient/Pflegeperson müssen immer dran bleiben, hartnäckig nachfragen und informieren. Von sich aus bieten das die Beteiligten nicht an, das muss man einfordern oder - noch besser - einfach machen! Mir ist bewusst, dass das für Alte, die keine Angehörigen haben, quasi nicht umsetzbar ist.
3. gute Ärzte
Gute Ärzte muss man sich erarbeiten. D. h. im Zweifelsfall wechseln! Meine Mutter hat mittlerweile eine Hausärztin mit Schwerpunkt Geriatrie. Es ist nur dem Schicksal zu verdanken, dass die Fehler, die Ärzte bei meiner Mutter gemacht haben, glimpflich ausgegangen sind. Und es waren einige gravierende.
4. Nein-Sagen
Patient/Pflegeperson darf sich nicht alles gefallen lassen. Wenn man den Sinn einer Verordnung nicht einsieht, muss man nein sagen. Ärzte verordnen den Standard, erst beim Nein denken sie nach, wägen ab, gehen individuell auf den Patienten ein.