
Wachsam. Sichere Arzneien erfordern hohe Standards bei der Herstellung, auch in Fernost.
Pharmaunternehmen lassen zunehmend in Indien und China produzieren. Grund ist ein großer Preisdruck bei Generika. Ein aktueller Rückruf legt Mängel bei den Kontrollen offen. Experten sind besorgt, weil sich von Deutschland aus schwer einschätzen lässt, wie sauber die Fabriken in der Ferne arbeiten.
Rückruf von Blutdrucksenkern mit Valsartan
Der Rückruf betraf ganz Europa. Allein in Deutschland waren Blutdrucksenker mit Valsartan von 17 Unternehmen betroffen (Bluthochdruck: Verunreinigte Medikamente zurückgerufen). Grund: eine Verunreinigung mit N-Nitrosodimethylamin, das vermutlich Krebs verursacht. Teils stammten die Präparate von bekannten Anbietern wie Heumann, Hexal, Stada. Der Wirkstoff kam von der chinesischen Firma Zhejiang Huahai Pharmaceutical.
Produktion ist günstig
In jüngerer Zeit warnten Behörden öfter vor in Fernost produzierten Arzneimitteln: etwa wegen Hygienemängeln oder gefälschten Zulassungsstudien. Häufig waren Generika betroffen, also günstige Kopien von Originalarznei mit abgelaufenem Patent. „Bei Generika herrscht in Deutschland und Europa ein massiver Preiswettbewerb“, sagt Professor Gerd Glaeske, Leiter unserer Arzneimittelbewertungen. „Daher lassen deutsche Firmen Medikamente oder deren Grundstoffe zunehmend in Ländern mit billigen Produktionsbedingungen wie Indien oder China herstellen.“
Tipp: Mehr zum Thema in unserem Special Sind Generika genauso sicher wie die Original-Arznei?
Zertifikate reichen nicht
Experten macht der Trend besorgt, weil sich hier schwer einschätzen lässt, wie sauber die Fabriken in der Ferne arbeiten. Fritz Becker, der dem Deutschen Apothekerverband vorsitzt, sieht vor allem Pharmaunternehmen, die Pillen oder Grundstoffe einkaufen, in der Pflicht: „Allein auf Zertifikate, ausgestellt irgendwo in der Welt, dürfen sie sich nicht verlassen.“ Sie müssten vielmehr selber Proben ziehen und sorgfältig analysieren.
Kontrollen für Qualität
Auch Glaeske hält Laborkontrollen für entscheidend. Er kann sich weitere Maßnahmen vorstellen, etwa einen Ausbau behördlicher Kontrollen oder Qualitätsbeauftragte in ausländischen Firmen. „Verbraucher können leider wenig tun“, sagt er. „Äußerlich merkt man Medikamenten Mängel selten an.“ Umso wichtiger sei, bei Verdacht auf Nebenwirkungen mit dem Arzt oder Apotheker zu sprechen. Wer vom aktuellen Valsartan-Fall betroffen ist, bekommt ein anderes Mittel verordnet.