Placebos wirken, obwohl sie keine Arzneistoffe enthalten. Am stärksten ist ihre Wirkung, wenn der behandelnde Arzt die guten Eigenschaften deutlich hervorhebt. Ein Plus für Patienten: Placebos können helfen, einen Teil oder sogar das gesamte Arzneimittel einzusparen. Doch sie sind nichts für den Dauergebrauch - und können sogar Risiken bergen.
„Heilende“ Einbildungskraft
Das Wort Placebo kommt aus dem Lateinischen und bedeutet so viel wie „Ich werde gefallen“. In diesen Scheinmedikamenten befinden sich keine echten Arzneiwirkstoffe. Eine Tablette kann zum Beispiel Milchzucker enthalten, eine Spritze Kochsalzlösung - alles Bestandteile, die keinerlei pharmakologische Wirkung auslösen. Trotzdem fühlen sich viele Patienten nach der Einnahme eines Placebomittels besser. Dieser Effekt ist der menschlichen Einbildungskraft zuzuschreiben. Jeder hat gelernt, dass die Einnahme von Medikamenten hilft, zum Beispiel um Schmerzen zu lindern oder Übelkeit zu beseitigen. Diese Erwartungen stellen Patienten auch an ein Placebomittel. Wichtig ist es, dass der behandelnde Arzt die gute Wirkung des Scheinmedikaments besonders hervorhebt.
Vielfältige Wirkungen
Wer ein Placebo einnimmt, benötigt unter Umständen weniger Arzneimittel. Dadurch fallen auch die Nebenwirkungen geringer aus. Manchmal können Placebos sogar vollständig ein Medikament ersetzen. Das ist vor allem bei Schmerzmitteln der Fall. Der Placeboeffekt führt auch dazu, dass Medikamente stärker wirken oder die Wirkung schneller eintritt. Ein Beispiel: Patienten gaben an, dass ihre Kopfschmerzen bereits 15 Minuten nach der Einnahme von Aspirin nachließen. Doch nach dieser Zeit kann der Körper den Wirkstoff noch gar nicht aufnehmen. Scheinmedikamente können nicht nur helfen. Oft reagieren Menschen nach der Einnahme eines wirkstoffreien Mittels mit Nebenwirkungen, die auch beim Arzneimittel vorkommen - auch das ist der Einbildungskraft und Erwartung des Patienten zuzuschreiben. Ein Beispiel für diesen Noceboeffekt: So wird Patienten tatsächlich übel, wenn der Arzt ihnen sagt, er habe ihnen ein Brechmittel verabreicht. Einige müssen sich sogar übergeben, obwohl das Präparat keinerlei Wirkstoff enthält.
Nicht dauerhaft
Placebos wirken nicht auf Dauer. Sie helfen zum Beispiel anfangs bei depressiven Verstimmungen. Doch für eine längere Behandlung sind Antidepressiva oder eine Psychotherapie erste Wahl. Eine Placebospritze gegen Rückenschmerzen ist ebenfalls nur kurzfristig geeignet. Gymnastik und Entspannungstherapien wirken hier ursächlich. Mitunter können Scheinmedikamente sogar gefährlich sein: Etwa wenn Antibiotika eingesetzt werden, um Erkältungskrankheiten zu behandeln. Diese Mittel enthalten Wirkstoffe gegen bakterielle Infektionen und wirken bei Erkältungen nicht. Der Placeboeffekt ist dann teuer erkauft: Es besteht die Gefahr, dass Patienten bei tatsächlichem Bedarf nicht mehr auf Antibiotika ansprechen, weil sich Resistenzen gebildet haben.
Selbstheilungskräfte aktivieren
Der Placeboeffekt beweist: Die Selbstheilungskräfte des Körpers sind stark. Viele kleinere Beschwerden kann der Körper allein heilen. Es muss nicht immer gleich ein Medikament zum Einsatz kommen. Um diese Kräfte zu mobilisieren sind regelmäßige Bewegung und Sport erste Wahl. Dabei schüttet der Körper Endorphine aus. Diese Stoffe lindern Schmerzen und heben die Stimmung. Im besten Fall sind Arzneimittel dann überflüssig.
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