Juckreiz, Taubheitsgefühle oder Kopfscherzen - Nebenwirkungen oder Gegenanzeigen auf dem Beipackzettel verunsichern viele Patienten. Das Weglassen von Tabletten oder Salben ist aber oft keine Alternative und für die Behandlung kontraproduktiv. Es kommt darauf an, die Mittel richtig anzuwenden und zu dosieren. Im Einzelfall bespricht der behandelnde Arzt mit seinen Patienten genaue Dosis und Dauer der Anwendung. Doch es gibt auch allgemeine Regeln, die jeder beherzigen sollte, wenn er Medikamente einnimmt. Oftmals nehmen Patienten aber auch zu viele Mittel zu sich. Meist sind die Nebenwirkungen dann besonders häufig. test.de gibt Tipps zum richtigen Umgang mit Medikamenten.
Immer informieren
Wer in ärztlicher Behandlung ist und Medikamente einnehmen soll, muss mit dem Arzt genau abklären, wann, wie viel und wie oft er die Mittel einnehmen soll. Treten Nebenwirkungen auf, muss der behandelnde Arzt entscheiden, ob Patienten die Einnahme abbrechen und auf ein anderes Medikament umsteigen sollen. Doch viele nehmen Arzeneimittel ohne vorher mit ihrem Arzt darüber zu sprechen. Das gilt vor allem für Schmerzmittel oder frei verkäufliche Medikamente bei Erkältungen. Die Packungsbeilage lassen Patienten dabei gern „links liegen“. Dennoch sollte sich jeder vor der Einnahme informieren, ob das Mittel geeignet ist und wie hoch die maximale Dosis pro Tag sein darf. Es gibt allgemeine Einnahmeregeln, an die sich Patienten halten können, wenn nichts anderes dagegen spricht oder der Arzt nichts anderes angeordnet hat:
- Mit Wasser. Sie sollten Tabletten oder Kapseln immer mit Wasser einnehmen. Dann bleiben diese nicht an der Speiseröhre kleben. Andere Getränke eignen sich nicht, da sie die Wirkung eines Medikaments beeinflussen können.
- Einnahmerhythmus. Sie müssen Ihre Mittel in festgelegten Zeitintervallen einnehmen.
Einmal am Tag: Immer zur gleiche Tageszeit plus/minus zwei Stunden
Zweimal am Tag: Alle zwölf Stunden, höchstens eine Stunde abweichen
Dreimal am Tag: Alle acht Stunden, plus/minus eine halbe Stunde - Mahlzeiten. Arzneimittel wirken schneller auf leerem Magen. Es gibt aber Ausnahmen: Der Körper nimmt Penizillin vor dem Essen nur zur Hälfte auf.
Vor dem Essen bedeutet: Etwa eine Stunde vor der Mahlzeit. Einige Tabletten haben einen Überzug, der nur im leeren Magen stabil bleibt.
Während des Essens bedeutet: Einige Mittel müssen Sie während der Mahlzeit einnehmen, um die Magenschleimhaut zu schonen.
Nach dem Essen heißt: Mindestens zwei Stunden später, um den Wirkstoff nicht zu beeinträchtigen. - Einnahme vergessen. Wenn Sie einmal ein Mittel vergessen haben, sollten Sie auf keinen Fall danach die doppelte Dosis nehmen. Sie können sich auch einer höheren Dosis aussetzen, wenn Sie eine Tablette zu spät und die nächste zu früh nehmen. Im Zweifel fragen Sie bei Ihrem Arzt nach.
- Einnahme abgebrochen. Ohne gravierende Gründe sollten Sie kein Präparat absetzen. Dadurch kann sich der Gesundheitszustand kurzfristig verschlechtern. Auf lange Sicht besteht sogar die Gefahr, dass die Mittel wirkungslos werden. Das ist zum Beispiel bei Antibiotika der Fall. Gravierende Gründe für einen Abbruch sind dagegen Herzrasen, Schmerzen in den Beinen, starke Hautreaktionen und Atemwegsbeschwerden.
Nebenwirkungen gering halten
Es ist wichtig, sich zu informieren. Niemand sollte sich aber von den möglichen Nebenwirkungen auf dem Beipackzettel abschrecken lassen. Allerdings: Gerade ältere Menschen nehmen oft zu viele Mittel ein. Das kann sogar schwerwiegende Gesundheitsstörungen hervorrufen. So vermeiden Patienten unnötige Komplikationen:
- Alles auflisten. Sie sollten zu jedem Arztbesuch eine Liste der verschriebenen und selbstgekauften Medikamente mitnehmen, die Sie einnehmen.
- Nieren überprüfen. Ihr Arzt sollte Ihre Nierenfunktion kennen und die Dosierung der Mittel daran anpassen.
- Beschwerden. Haben Sie nach der Einnahme eines Medikaments ungewöhnliche Beschwerden, sollten Sie umgehend Ihren Arzt informieren. Unter Umständen sind eine niedrigere Dosierung oder ein anderes Mittel besser geeignet.
- Handhabung. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt, wenn Sie Probleme mit der Handhabung eines Arzneimittels haben. Eventuell gibt es andere Zubereitungen.
- Längere Wirkung. Von einigen Medikamenten gibt es Retardpräparate, die lange wirken. Sie müssen dann weniger Tabletten am Tag nehmen.
- Alternativen. Generell gilt: Beschränken Sie die Anzahl der Medikamente auf das Notwendigste. Insbesondere Präparate, deren Wirksamkeit nicht belegt ist, belasten den Körper unnötig. Dazu gehören zum Beispiel durchblutungsfördernde Mittel. Lassen Sie sich beraten, ob es Alternativen zur medikamentösen Therapie gibt. Das ist etwa bei Schlaf- oder Verdauungsstörungen der Fall.
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