Im Test: Zehn Apps für Smartphones, wenn möglich sowohl für das Betriebssystem Android als auch iOS. Wir wählten sie auf Rat von normalsehenden und blinden Experten exemplarisch aus. Dabei stand das vermutete Unterstützungspotenzial für den Alltag der Betroffenen im Vordergrund. Die Apps richten sich meist speziell an Sehbehinderte beziehungsweise Blinde, zwei Apps – Barcoo und Audible – auch an Normalsehende.
Die Untersuchung fand im Zeitraum März und April 2016 statt. Teils sind inzwischen neue Versionen der Apps verfügbar.
Die Anbieterbefragung erfolgte im Mai 2016.
Untersuchungen. Wir prüften die Apps auf einem Samsung Galaxy S6 mit Android 5.1.1 beziehungsweise einem Apple iPhone 6s mit iOS 9.2.1. Im Probandentest nutzten die Sehbehinderten Smartphones mit größeren Displays: Samsung Galaxy Note 5 mit Android 5.1.1 beziehungsweise Apple iPhone 6s Plus mit iOS 9.2.1.
Alle Daten erfassten wir in strukturierten Protokollbögen. Ein normalsehender Experte für Barrierefreiheit begleitete unseren Probandentest.
Wir bewerteten die Eignung der Apps in drei Stufen: hoch, mittel, gering. Der Prüfpunkt Barrierefreiheit machte den Hauptteil der Bewertung aus.
Barrierefreiheit
Sehbehinderte und Blinde, die im Alltag entweder Android oder iOS nutzen, erprobten entsprechende Apps praktisch. Die insgesamt 25 Personen teilten sich so auf die Prüfungen auf, dass jede App für je eins der beiden Betriebssysteme von fünf sehbehinderten sowie von fünf blinden Probanden geprüft wurde – sofern die App für die entsprechende Zielgruppe infrage kam. Sehbehinderte und blinde Probanden unterschieden wir danach, ob sie grundsätzlich bei ihrem Smartphone die Sprachausgabefunktion (Screenreader) verwenden (blind) oder nicht (sehbehindert). Für die Probandentests definierten wir Aufgaben, die sich direkt an der Kernfunktionalität der jeweiligen App orientierten. Ein normalsehender Experte für Barrierefreiheit prüfte zudem, ob die Apps auch technisch zielgruppengerecht für Blinde und Sehbehinderte gestaltet waren. Diese Prüfung erfolgte in Anlehnung an die Richtlinien für barrierefreie Webinhalte des W3C in der Version 2.0 sowie die Mobile Accessibility Standards and Guidelines der BBC in der Version 1.0. Dazu gehörten akustische Hilfen, die sowohl für Blinde als auch für Sehbehinderte relevant sein können. Nur für Sehbehinderte waren dagegen folgende Kriterien relevant: Schriftgrößen und Kontraste sowie Größe und Abstand der Bedienelemente. In erster Linie für Blinde wichtig war die Benutzbarkeit der Apps mit eingeschaltetem Screenreader. Relevant hierfür ist neben der Unterstützung der entsprechenden Gesten vor allem die richtige technische Auszeichnung von zum Beispiel Bedienelementen, Bildern oder Überschriften.
Vielseitigkeit
Wir prüften für jede App ein individuelles Anforderungsprofil, das die versprochene Funktionsbreite und ihr Umsetzungspotenzial beschreibt. Dazu gehörten auch die Verfügbarkeit und Zuverlässigkeit der beworbenen Funktionalität.
Transparenz
Wir kontrollierten, ob zentrale Informationen zur App für Nutzer klar erkennbar waren, unter anderem mögliche Kontaktwege zum Anbieter sowie Angaben zur Finanzierung der App.
Datensendeverhalten
Wir protokollierten und analysierten den Datenverkehr der Apps. Falls nötig und möglich entschlüsselten wir verschlüsselte Verbindungen. Die Bewertung erfolgt grundsätzlich in drei Stufen: unkritisch, kritisch, sehr kritisch. Im aktuellen Test schnitt keine App sehr kritisch ab, wobei wir den Datenverkehr bei vier Apps nicht vollständig entschlüsseln konnten. Identifizierten wir Daten, die für die Funktion der App unnötig sind, wie eine eindeutige Gerätekennung, bewerteten wir das Datensendeverhalten als kritisch.
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@hyppo: Vielen Dank für Ihren ergänzenden Testvorschlag verbunden mit dem Wunsch nach einem Folgetest, den wir gerne an die Fachredaktione weiterreichen. (bp)
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Der als sehr gut beschrieben KNFB-Reader bekommt auf den Shop-Seiten sehr schlechte Rezensionen.
Kaum in Kreisen der Sehbehinderten bekannt ist die App "Locus Maps". Sie basiert auf lizenzfreien Karten von Open Street Map, die lokal gespeichert werden können, also auch ohne Internet-Verbindung verfügbar sind. Karten gibt es weltweit. Die Navigation lässt sich für Auto, Fahrrad und Fußgänger einrichten und funktioniert auch noch, wenn die Internetverbindung abreißt. Die Fußgänger-Navigation ist der von Google Maps weit überlegen, weil jedenfalls in Deutschland selbst Parks und Waldwege kartografisch erfasst sind und in der Navigation genutzt werden. Die Qualität reicht an die von sehr viel teureren Wander-Navigationen.
Die Pro-Version für 8,50 Euro bietet eine sehr gute Sprachausgabe. Ich bin damit hoch zufrieden. Für die wenigen Euro kann jeder, der im Sehen eingeschränkt ist, selbst herausfinden, ob "Locus" nützt.
Nach aussagen vieler Nutzer ist dieser App sehr nutzvoll!
Der Hersteller ist eine Slowenisch-Englische Firma EqualEyes.