
Mit dem Handy Fremdsprachen büffeln? Apps machen das möglich. Elf Programme für Smartphones waren im Test. Nur eins ist gut.
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Alle Testergebnisse für Apps Vokabeltraining EnglischUnterwegs lernen
Ob auf dem Weg ins Büro oder im Wartezimmer beim Arzt – Felix Lee lernt chinesische Vokabeln, egal wo er ist. Nicht per Lehrbuch, sondern mit einem Programm auf seinem Mobiltelefon: einer App – abgeleitet vom englischen Wort „application“ für Anwendung. „Mit dem Handy kann ich unterwegs lernen und muss kein dickes Buch mit mir herumschleppen“, sagt der 35-jährige Journalist.
Immer und überall lernen – Smartphones und andere tragbare Geräte wie Tablet-PC, Net- und Notebooks machen das möglich. Mobiles Lernen liegt im Trend. Schon seit Jahren prophezeien Experten, dass mobile Geräte das Lernen revolutionieren werden. Lange war mangelnde Technik das Problem. Inzwischen sind die Geräte gereift. Vor allem Mobiltelefone haben sich zu kleinen Computern entwickelt. Sie bieten große Displays, einfache Bedienung, Internet und Multimedia. Mit Apps punkten sie jetzt auch bei Sprachenlernern.
Simple Inhalte, kleine Lerneinheiten
Wie gut lässt es sich per Handy lernen? Die Stiftung Warentest hat sich den Markt für Lernapps angeschaut und dort vor allem Vokabeltrainer, meist für die englische Sprache, entdeckt. Kein Wunder. Vokabeltrainer erfüllen die Voraussetzungen fürs mobile Lernen optimal. Die Inhalte sind einfach, die Lerneinheiten klein. Ganz wichtig auch: Unterbrechungen sind jederzeit möglich, etwa wenn der Arzt ins Sprechzimmer ruft oder der Mitfahrer im Zug ein Gespräch aufdrängt.
Technisch okay, didaktisch schwach
Im Test waren elf neuere Vokabeltrainer für Englisch (siehe Ausgewählt, geprüft, bewertet).Sie sind als Apps für die Betriebssysteme iOS und Android über die entsprechenden Onlineshops – App Store von Apple und Android Market von Google – zu beziehen (siehe Wie kommt die App aufs Handy?). Die Preise der Programme, die nach dem Download ohne Zugriff auf das Internet laufen, liegen zwischen 0 und 16 Euro. Geprüft wurde auf gängigen Smartphones.
Ergebnis: Technisch waren die meisten Apps in Ordnung. Sie waren leicht zu bedienen, einfach herunterzuladen und ließen sich später problemlos deinstallieren. Was Inhalt, vor allem aber die Didaktik der Apps betrifft, ist vieles zu verbessern. Nur das Programm Lerne Englisch mit busuu.com von Busuu Online S.L schnitt bei der fachlich-didaktischen Gestaltung und insgesamt gut ab.
Der Testsieger punktete mit einem nach Themen und Sprachniveaus strukturierten Wortschatz und vielfältigen Übungen. Diese App beweist: Vokabellernen muss nicht langweilig sein.
Übungen oft eintönig

Gut strukturiert – mit dem Testsieger von Busuu Online S.L wird es nicht langweilig.

Hauptkritik an den meisten Apps im Test: die monotone Art und Weise, wie Vokabeln abgefragt werden. Bei PT Cards von Phonetec zum Beispiel sieht das so aus: Vor einem blassgelben Hintergrund erscheint die Vokabel. Um die Übersetzung zu erfahren, „wischt“ der Nutzer über das Display und das „Blatt“ wendet sich. Fertig! Variationen oder andere Übungen gibt es nicht. Diese App von Phonetec bekam für die Didaktik ein Mangelhaft, auch weil Bilder fehlten und die Vokabeln nicht vertont waren. Eine Audiofunktion gab es nicht.
Dass didaktisch mehr drin ist, zeigt der Testsieger: Dort bildet der Nutzer Sätze aus vorgegebenen Wörtern oder löst Multiple-Choice-Aufgaben. Außerdem gibt es viele Hör- und Leseübungen mit Fragen zum Verständnis. Jede Vokabel wird durch ein Foto illustriert. Auch das hilft beim Lernen.
Mindestens 1 000 Vokabeln
Weiterer Kritikpunkt: Einige Vokabeltrainer präsentieren überwiegend Substantive. Das ist zu einseitig. Sinnvoller ist ein Mix, der auch Verben, Adjektive und andere Wortkategorien berücksichtigt (siehe Checkliste). Außerdem sollten die Vokabeln in Sätze oder Redewendungen eingebettet sein. Bei vier Apps im Test gab es überhaupt keine Beispielsätze.
Neben der Auswahl ist auch die Anzahl der Vokabeln wichtig. Die App uTalk Englisch (Britisch) von Eurotalk umfasst nicht einmal 300 Vokabeln. Das ist zu wenig. Mindestens 1 000 sollten es sein.
Selten individuell einstellbar
Gut, wenn Apps individuell einstellbar sind und Nutzern die Möglichkeit bieten, nach eigenen Vorlieben zu lernen. Bei den getesteten Produkten waren Lernoptionen selten, aber es gab sie.
Die meisten Einstelloptionen bot der Vokabeltrainer iMCards von You2 Software. Bei dieser App können Nutzer beispielsweise Karteikarten mit neuen Vokabeln selbst hinzufügen oder bereits bestehende Karten über eine virtuelle Tastatur ergänzen und verändern.
Auch bei Englisch Wortschatz von Mobilinga und Memory Lifter von Learnlift waren individuelle Einstellungen möglich.
Tipp: Nutzen Sie vor dem Download kostenlose Demoversionen, falls es sie gibt. So können Sie gleich ausprobieren, ob Sie mit der Bedienung der App klarkommen.
Nichts für Fortgeschrittene
Eins zeigte der Test deutlich: Die Apps sind vor allem etwas für Anfänger oder Personen, die ihr Englisch auffrischen wollen. Fortgeschrittene hingegen dürften schnell unterfordert sein.
Leider geizen die App-Anbieter mit eindeutigen Angaben zum Sprachniveau. Vereinzelt ist von Grund- oder Aufbauwortschatz die Rede. Einzig der Testsieger gibt das Sprachniveau laut dem Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen (GER) an, den auch viele Sprachschulen nutzen. Dieses Raster umfasst sechs Niveaustufen von A1 (absoluter Anfänger) bis C2 (fast ein Muttersprachler).
Wer eine Sprache lernt, ist meist dankbar für die Orientierung am GER. Viele Sprachschulen und Anbieter von Lehrbüchern und CD-Roms richten sich heute nach ihm.
Tipp: Mithilfe des GER können Sie Ihre Sprachkenntnisse auch selbst einschätzen. Das Raster finden Sie im kostenlosen Leitfaden Weiterbildung Sprachen lernen.
Ergänzend zum Kurs geeignet
Eine Sprache komplett lernen – das ist mit Vokabel-Lernapps nicht möglich. Zum Auffrischen oder ergänzend zu Sprachkurs oder Sprachreise sind sie aber gut geeignet. Denn Vokabeltraining ist das A und O beim Spracherwerb.
Der Lernapp-Markt verändert sich schnell. Viele Anbieter haben ihre Angebote seit dem Test bereits verändert (siehe Tabelle). Neben den Vokabeltrainer-Apps existieren auch umfangreichere und meist teurere Englisch-Lernprogramme für mobile Endgeräte. Die Stiftung Warentest hat drei Angebote exemplarisch geprüft. Kostenpunkt: zwischen 5 und 99 Euro. Zwei der Produkte gab es auf CD-Rom. Die muss der Nutzer zunächst auf den Computer und von dort aufs Handy laden. Fazit: Fürs Lernen unterwegs eignen sie sich nicht, weil sie für den Einsatz am Computer konzipiert sind. Die Inhalte sind oft zu komplex und für Smartphones didaktisch nicht gut genug aufbereitet.
Wer sein Englisch per Handy verbessern möchte, sollte also beim Vokabeltraining bleiben. Denn mehr als „Lernhäppchen“ sind unterwegs kaum zu verdauen.
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@Rothmich: Ihre Anfrage nehmen wir gerne als Testanregung auf und leiten sie an das zuständige Untersuchungsteam weiter. Vielen Dank dafür. (MK)
Liebes Test-Team!
Wie wäre es mit einem neuen Test zu Vokabeltrainer-Apps?
Praktisch wäre auch, wenn man folgende Funktion in den Test aufnehmen könnte:
eigene Vokabeln, die man ergänzt.
Wie leicht können sie eingepflegt werden?
Kann man leicht aus anderen Medien kopieren - z. B. man liest eine idiomatische Redewendung in einem Online-Artikel - kann man sie kopieren und das dt. Äquivalent einpflegen?
Zugegeben, sehr individuell - aber ich fände es praktisch.
Viele Grüße
rothmich
@Hubert.Henkemeier: Sie haben natürlich recht, dass Tests im Laufe der Zeit veralten. Dennoch archivieren wir frühere Veröffentlichungen, da viele Leser hieraus interessante und wichtige Informationen gewinnen. Dies trifft auch auf den Testbericht zu Vokabeltrainer-Apps zu. Das Veröffentlichungsdatum weisen wir dabei ausdrücklich und an prominenter Stelle aus.
Zu Ihrem Hinweis der fehlenden App von Leo sei gesagt, dass es sich zum Zeitpunkt der Prüfung bei diesem Angebot um eine Nachschlage- bzw. Übersetzungsapp, nicht aber um einen Vokabeltrainer handelte. Aus diesem Grunde wurde diese App im Test nicht mitberücksichtigt. (AK)
Sehr geehrte Damen und Herren,
also beim besten Willen kann man so eine Nummer nicht bringen, einen Test vom Juni 2013 zu Apps noch nach 30 Monaten weiter im Netz zu lassen. Das ist doch so was von notorisch veraltet. Offensichtlich hat sich die Geschwindigkeit, mit der sich die Online-Welt verändert, noch nicht bis zu Test durchgesprochen. Als Dauerabbonent und ansonsten sehr zufriedener Kunde bin ich da doch sehr erstaunt. Der Hinweis auf beispielsweise Leo fehlt natürlich selbstverständlich komplett. Also hier fehlt ein Hinweis für die nicht so Kundigen, dass die Welt inzwischen schon wieder eine andere ist.
H.H.
...wegen Schleichwerbung.