
Das Handy ist für viele unverzichtbarer Reisebegleiter. Apps sollen dem Urlauber das Leben leichter machen. Wir haben geprüft, ob sie das schaffen. Einige sind eine Hilfe.
Auf Städtetour in einer großen Metropole. Plötzlich meldet sich ein dringendes menschliches Bedürfnis. Doch wo ist die nächste öffentliche Toilette? Der vorausschauende Tourist ist vorbereitet. Er zückt sein Handy und tippt auf die WC-App. Das Programm ist aber nicht wirklich hilfreich. Es zeigt zwar Toiletten an, die sind aber ungenau gekennzeichnet und teilweise relativ weit weg. Wer es eilig hat, sollte lieber Einheimische fragen.
Über 1,7 Milliarden Apps haben die Deutschen im vergangenen Jahr auf ihre Mobiltelefone geladen, so der Branchenverband Bitkom. Uns interessierte, wie nützlich die kleinen Zusatzprogramme für Touristen am Urlaubsort sind. Für den Test wählten wir 16 Apps aus, 12 davon sowohl für das Betriebssystem Android als auch für Apples iOS. Unter anderem sind Reiseführer, Übersetzungshilfen, Restaurant- und Toilettensuche sowie Währungsumrechner dabei.
Viele Apps kritisch beim Datenschutz
Den praktischen Nutzen der Apps überprüften wir in Berlin, London und Istanbul. Auch den Datenschutz haben wir bewertet. Aus vorangegangenen Tests wissen wir: Die Zusatzprogramme können ein erhebliches Spionagepotenzial haben (siehe test 06 und 11/2012). Ohne dass der Smartphonebesitzer es merkt, übertragen sie persönliche Informationen an Datensammler, zum Beispiel an amerikanische Firmen. Die können damit Nutzerprofile erstellen. Die Apps selbst brauchen diese Daten nicht, um einwandfrei zu funktionieren.
Von den 28 getesteten Versionen sind 17 als kritisch einzustufen, die Android-Restaurantsuche von Tripadvisor sogar als sehr kritisch. Sie verschickt bei der Registrierung Benutzernamen und Passwort unverschlüsselt. In einem ungesichterten WLan-Funknetz könnten diese Daten ausgelesen werden. Immerhin gibt es in jeder Rubrik mindestens eine App, die ihren Dienst tut, ohne den Nutzer auszuspähen.
Zum Programm fast aller Touristen gehört es, Sehenswürdigkeiten abzuhaken. Als Guide sind Handys gegenüber gedruckten Büchern etwas im Nachteil. Auf den kleinen Displays müssen die Informationen sehr komprimiert dargestellt werden. In der Tat: Die allgemeinen Infos fallen meist dürftig aus. Via App sind Reiseführer aber bequemer zu transportieren als ein dickes Buch.
Vorsicht bei Kosten für Datenabruf
Reiseführer-Apps funktionieren auch ohne Internetverbindung. Apps, die eine Onlineverbindung brauchen, können im Ausland teuer werden. Für die EU-Länder gibt es Preisobergrenzen: 1 Megabyte Datenvolumen darf ab 1. Juli 2013 maximal 53 Cent kosten. Aber schon in der Türkei oder in der Schweiz können beträchtliche Summen auflaufen (www.test.de/urlaubshandy).
Im Zusammenhang mit Smartphones taucht immer häufiger der Begriff Augmented Reality auf. Das bedeutet ungefähr so viel wie „erweiterte Wirklichkeit“. Wenn der Nutzer die Kamera des Handys auf ein bestimmtes Objekt richtet, werden Informationen dazu eingeblendet.
Soweit die Theorie. Die Praxis ist enttäuschend, zumindest was die Wikitude-App betrifft. Die erweiterte Realität, die sie bietet, ist sehr mager. So hat die App in Istanbul die wichtigsten Sehenswürdigkeiten nicht erkannt – weder die Hagia Sophia noch die Blaue Moschee.
Einige hilfreiche Programme
Die Google-App Goggles spuckt Informationen aus, wenn man die Handykamera auf Sehenswürdigkeiten, Strich- und QR-Kodes, Produkte oder Bilder richtet. Meist funktioniert das ganz gut, weil Google auf viele Daten zugreifen kann. Dazu muss der Nutzer online sein. Bei Sehenswürdigkeiten startet Goggles die entsprechende Google-Suche. Eine Banane hat die App im Test aber nicht erkannt.
Such-Apps – wir haben exemplarisch zwei für Toiletten und drei für Restaurants getestet – können nur so gut sein, wie die dahinterliegenden Datenbanken. Die sind mitunter lückenhaft. Auch die Ortung ist nicht präzise. Außerdem funktionieren die Such-Apps nur mit einer Internetverbindung.
Hilfreich können Übersetzungs-Apps sein. Auch wenn die Vorschläge nicht immer korrekt sind, kann der Sinn meist erkannt werden. Manchmal verdrehen sie die Tatsachen aber komplett. So gibt die Google-App für „Ich möchte bitte bezahlen“ in Englisch „I want to be paid“ aus. Das könnte als Frechheit aufgefasst werden. Wahrscheinlich quittiert der Kellner die Aufforderung aber mit einem Lächeln.