
Über 1,7 Milliarden Apps haben die Deutschen im vergangenen Jahr auf ihre Mobiltelefone geladen. Das berichtet der Branchenverband Bitkom. Die Stiftung Warentest hat überprüft, wie nützlich die kleinen Zusatzprogramme für Touristen am Urlaubsort sind. Die Test-Ergebnisse der Apps sind durchwachsen – und mitunter hapert es beim Datenschutz.
Viele Apps sind kritisch beim Datenschutz
Um dem praktischen Nutzen der Apps für das Smartphone auf den Grund zu gehen, haben die Tester die Apps in Berlin, London und Istanbul eingesetzt. Dabei haben sie auch auf den Datenschutz geachtet – und das nicht ohne Grund. Vorangegangene Tests haben gezeigt: Die Zusatzprogramme können ein erhebliches Spionagepotenzial haben. Ohne dass der Smartphone-Besitzer es merkt, übertragen manche der Zusatzprogramme persönliche Informationen an Datensammler, zum Beispiel an amerikanische Firmen. Die können damit Nutzerprofile erstellen. Die Apps selbst brauchen diese Daten nicht, um einwandfrei zu funktionieren. Von den 28 aktuell getesteten Versionen sind 17 als kritisch einzustufen, die Android-Restaurantsuche von Tripadvisor ist sogar sehr kritisch. Sie verschickt bei der Registrierung Benutzernamen und Passwort unverschlüsselt. In einem ungesichterten WLan-Funknetz könnten diese Daten ausgelesen werden. Aber immerhin: In jeder Nutzungs-Rubrik gibt es mindestens eine App, die ihren Dienst tut, ohne den Anwender auszuspähen.
Erweiterte Wirklichkeit mit Grenzen
Zum Programm fast aller Touristen gehört es, Sehenswürdigkeiten abzuhaken. Als Guide sind Handys dabei gegenüber gedruckten Büchern etwas im Nachteil. Auf den kleinen Displays müssen die Informationen sehr komprimiert dargestellt werden. Und so fallen die allgemeinen Infos in der Tat meist dürftig aus. Via App sind Reiseführer aber bequemer zu transportieren als ein dickes Buch. Im Zusammenhang mit Smartphones taucht immer häufiger der Begriff Augmented Reality auf. Das bedeutet ungefähr so viel wie „erweiterte Wirklichkeit“. In der Praxis heißt das zum Beispiel: Wenn der Nutzer die Kamera des Handys auf ein Gebäude richtet, soll ihm eine App Informationen zu genau diesem Gebäude einblenden. Mitunter sind solche Dienste aber enttäuschend, etwa bei der Wikitude-App. Die erweiterte Realität, die sie bietet, ist sehr mager. So hat die App in Istanbul die wichtigsten Sehenswürdigkeiten nicht erkannt – weder die Hagia Sophia noch die Blaue Moschee.
Einige hilfreiche Programme
Bei anderen Programmen klappt das besser: Die Google-App Goggles zum Beispiel spuckt Informationen aus, wenn man die Handykamera auf Sehenswürdigkeiten, Strich- und QR-Codes, Produkte oder Bilder richtet. Meist funktioniert das ganz gut, weil Google auf viele Daten zugreifen kann. Dazu muss der Nutzer allerdings online sein. Bei Sehenswürdigkeiten startet Goggles die entsprechende Google-Suche. Such-Apps – die Tester haben exemplarisch zwei für Toiletten und drei für Restaurants getestet – können nur so gut sein, wie die dahinterliegenden Datenbanken. Die sind mitunter aber lückenhaft. Auch die Ortung ist nicht präzise. Zudem funktionieren die Such-Apps nur mit einer Internetverbindung. Hilfreich können Übersetzungs-Apps sein. Auch wenn die Vorschläge nicht immer korrekt sind, kann mithilfe der Programme der Sinn eines fremdsprachigen Textes meist erkannt werden. Manchmal verdrehen sie die Tatsachen allerdings komplett. So gibt die Google-App für „Ich möchte bitte bezahlen“ in Englisch „I want to be paid“ aus – „ich möchte bezahlt werden“. Das könnte als Frechheit aufgefasst werden. Wahrscheinlich quittiert der Kellner die Aufforderung aber nur mit einem Lächeln.