Apple iPhone XS und XS Max Luxus­handys versagen bei Fall­test

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Apple iPhone XS und XS Max - Luxus­handys versagen bei Fall­test

Auch im Preis sehr groß: 1 149 Euro kostet das neue iPhone XS (5,8-Zoll-Display, 64 Gigabyte), 1 249 Euro das XS Max (6,5-Zoll-Display, 64 Gigabyte). © Apple

„Will­kommen zu etwas Großem“, heißt es auf der Apple-Website. Der Konzern bewirbt seine beiden neuen Flaggschiffe mit lauter Superlativen: „bislang größtes Display“, „noch schnel­leres Face ID“, „der intelligenteste, leistungs­stärkste Smartphone Chip“. Und verspricht „ein revolutionäres Dual-Kamera­system“. Doch können das iPhone XS und sein noch größerer Bruder XS Max die voll­mundigen Versprechungen einlösen? Zumindest unseren Fall­test haben beide nicht bestanden.

Das teuerste iPhone aller Zeiten

Bei diesen Preisen schütteln viele Handy-Nutzer nur noch mit dem Kopf: 1 650 Euro kostet das neue iPhone XS Max mit 512 Gigabyte Speicher. Wir haben die „preis­werten“ 64 Gigabyte-Varianten geprüft, und zwar das kompakte iPhone XS für 1 149 Euro und das mit knapp 16 Zenti­metern Länge deutlich größere XS Max für 1 249 Euro. Für die Mond­preise spendiert Apple nur das nötigste Zubehör: EarPod-Kopf­hörer, ein USB-Kabel und einen Netz­stecker. Ein Schnell­lade-Netz­teil liegt nicht bei, der Anbieter verkauft es extra ab 25 Euro. Wer andere Kopf­hörer als die mitgelieferten EarPods ans Handy anschließen will, muss zusätzlich in einen Adapter investieren.

Diese Runde geht an Samsung

Auch Konkurrent Samsung präsentierte gerade erst ein kost­spieliges Handy – das 1 000 Euro teure Galaxy Note 9 ist aber immerhin das beste von uns je geprüfte Smartphone. Die neuen iPhones halten da nicht mit.

Tipp: Test­ergeb­nisse für 374 Smartphones zeigt unser Produktfinder Handys.

Video: Apple iPhone XS gegen Samsung Galaxy Note 9

Lädierte Displays und kaputte Kameras

Als zer­brech­lichstes iPhone aller Zeiten erlangte im vergangenen Jahr schon Apples Jubiläums-Handy iPhone X traurige Berühmt­heit. Jetzt bekommt es Gesell­schaft. Offen­bar hat Apple bei der Stabilität seiner Handys nicht ausreichend nachgebessert, auch die neuen iPhones XS und XS Max zersplitterten in unserer Fall­prüfung. Die Stiftung Warentest prüft die Stabilität der Smartphones in einer dreh­baren Fall­trommel, die Stürze aus 80 Zenti­metern Höhe auf Steinboden simuliert. Bei einem der beiden geprüften XS-Modellen brach das Displayglas nach 50 Stürzen, beim zweiten funk­tionierte die Kamera nicht mehr. Das größere XS Max hatte wie das kleinere Schwestermodell nach 50 Stürzen ein lädiertes Display, auf dem zusätzlich Streifen zu sehen waren. Beim zweiten geprüften XS Max war die Rück­seite nach 100 Stürzen zersplittert. Keine Probleme hatten die wasser­festen iPhones in unserem Tauchtest, das kühle Nass perlte an ihnen ab.

Netz­empfindlich­keit ist mäßig

Alle Welt chattet, Text­nach­richten sind längst beliebter als Telefonate. Vielleicht legt Apple deshalb nicht so viel Wert auf die Telefon­funk­tionen seiner iPhones, die Sprach­qualität ist nur mittel­prächtig. Auch die Netz­empfindlich­keit lässt stark zu wünschen übrig, in einem schwachen Mobil­funk­netz kann es mit dem Empfang schwierig werden. Im Internet surfen und mailen klappt dagegen super, alles läuft schnell und reibungs­los. Eine Neuheit: Neben dem Steck­platz für eine Nano-Simkarte haben beide iPhones auch jeweils eine eSim-Funk­tion. So könnte man zum Beispiel einen speziellen eSim-Vertrag für Deutsch­land abschließen und auf Reisen eine güns­tige Sim-Karte aus dem jeweiligen Urlaubs­land einlegen.

Doppelkamera liefert gelungene Bilder

Etwas optimiert hat Apple auch seine bisher schon gute Kamera. Die Doppelkamera hat zwei Objektive mit unterschiedlichen Brenn­weiten, ein Weitwinkel­objektiv und eines mit doppelt so langer Brenn­weite zum Zoomen. Beide haben einen optischen Bild­stabilisator, der dafür sorgt, dass die Bilder weniger verwackeln. Das ist vor allem bei schlechten Licht­verhält­nissen hilf­reich – selbst dann nehmen beide iPhones über­zeugende Bilder und Videos auf. Im Porträtmodus der Kamera-App lässt sich die Schärfentiefe nun nach­träglich flexibel regeln. Nach dem Fotografieren können Nutzer einen unscharfen Bild­hintergrund erzeugen.

Akku hält länger als bisher

Die Akku­lauf­zeit der Neuen hat sich im Vergleich zu ihren Vorgängern verbessert, bei regel­mäßiger Nutzung hält das XS 24,5 Stunden durch, das XS Max 26 Stunden. Lang ist allerdings die Lade­zeit. Beide iPhones brauchen mit dem beiliegenden 5-Watt-Netz­teil drei­einhalb Stunden zum Aufladen.

Tipp: Mit einem 10-Watt-Netz­teil von Apple reduziert sich die Zeit auf gute zwei Stunden.

Tolles Display, trendiges Design

Tipp­topp sind die Displays. Die hohe Auflösung des iPhones XS von 1 125 Pixel x 2 436 Pixel wird vom iPhone Max mit 1 242 Pixeln x 2 688 Pixeln über­troffen. Die Display­inhalte sind superscharf und sehr kontrast­reich. Noch mehr Auflösung bietet derzeit zum Beispiel Samsung mit seinen Galaxy-Modellen der 9er-Serie. Die Displays der aktuellen iPhones kommen nahezu ohne Rand aus und haben abge­rundete Ecken. Die Handys sehen trendig aus, unterscheiden sich optisch aber weniger als früher von der Smartphone-Masse. Das liegt auch daran, dass Apple erneut auf den typischen runden Home-Button verzichtet, dennoch lassen sich die Geräte reibungs­los bedienen. Der neue A12-Bionic-Prozessor arbeitet flugs. Auch das Entsperren per Gesichts­erkennung funk­tioniert einwand­frei.

Fazit: Ältere Modelle sind attraktiver

Keine welt­bewegenden Inno­vationen. Die neuen iPhones sind mit bis zu 1 650 Euro sehr teuer, halten aber nicht viel aus. Das iPhone XS und seine Jumbovariante XS Max gingen in unserem Fall­test zu Bruch. Auch beim Telefonieren müssen Nutzer Abstriche machen – die Sprach­qualität ist mittel­mäßig, die Netz­empfindlich­keit mau. Spitze ist die Kamera, der Akku hält länger durch als bei den Apple-Vorgängern. Welt­bewegende Inno­vationen liefern die Superluxus-Handys aber nicht.

iPhone 8 güns­tiger und robuster. Wer nicht das aktuellste Modell besitzen muss, macht mit den robusteren Geräten iPhone 8 und iPhone 8 Plus geradezu ein Schnäpp­chen. Die kosten momentan zwischen 680 und 790 Euro, punkten mit einer deutlich höheren Netz­empfindlich­keit und sind stabiler. Nur die Akku­lauf­zeit ist mit 19 und 21 Stunden kürzer.

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RAINBOW am 10.10.2018 um 15:23 Uhr
Wir sprechen von einem Telefon mit ...

Wir sprechen von einem Telefon mit "Spielfunktion"! (Das es auch ein Telefon ist, wissen inzwischen viele gar nicht mehr) Wenn man hier liest, wie daraus ein Kult zelebriert wird - und damit der Preis (für sich selbst) entschuldigt wird, kann man nur staunen! Wie lebenswichtig ist denn wirklich die mobile telefonische Erreihbarkeit für die sich hier Aufregenden? 5% - oder weniger ???
Auf jeden Fall ist die Einführung für unsere Industrie ein echter Wirtschaftsfaktor geworden - und Diskussionen wie diese hier, fördert natürlich auch das "Klingeln" in den Kassen der Industrie und fordert dazu auf, die Häufigkeit neu erscheinder Modelle noch mehr zu beschleunigen. NEU weil kaputt gibt es in dieser Banche und in dieser Generation gar nicht mehr!

halsbandschnaepper am 05.10.2018 um 05:34 Uhr

Kommentar vom Autor gelöscht.

Ursamajor13 am 30.09.2018 um 10:23 Uhr
Zur Preisspanne

Was bei anderen Warengruppen von Haushaltsgeräten bis Automobilen, Uhren etc. immer schon akzeptiert wird, nämlich die Preisspanne die der Markt hergibt, wird bei Smartphones extrem herausgestellt. Warum? Wohl weil anscheinend jeden das angeht, der Markt für Smartphones ist schlicht: alle. @Michel Ich verstehe ihre Argumente gut, aber ich denke sie dürften sich wundern, wie viele Menschen in dieser unserer gar nicht so armen Republik sich dieses Telefon leisten können. Es fahren ja auch mehr Menschen Audi statt Ssangyong. Und das Smartphone ist das am meisten genutzte Gerät und daher wohl auch etwas mehr an Ausgabe wert. Man spart dann an anderem. Es ist ein Verteilungskampf bei Konsumgütern. Ich habe das X erst gekauft, als der Preis runtergegangen war, 1099.- für 256 GB. Bin sehr zufrieden und der hohe Preis ist der beste Fallschutz. Wer sparen will: iPhone 8 für 675.- ist auch top.

Michel53 am 29.09.2018 um 16:39 Uhr
Noch merkwürdiger...

Moin,
tkgerlingen und Ursamjort 13 prangern das Vorgehen von WARENTEST an – mag ja so sein. Können sich aber so scheints, Smartphones in dieser Preisklasse leisten.
Der Großteil aller Smartphone-User dieser Repuplik jedoch werden in diese Diskussion gar nicht erst einsteigen können – mangels PEKUNIA – ob für A. oder S. aus dem oberen Regal. Der Preis ist elitär. Und ja, in diesen Preisgefilden darf es nur eine brachiale Ausnahme sein, das Front- oder Rückseite, egal aus welchem Material, splittern. Egal wie man dabei die Prüfmethoden findet.
Bedingt durch eine Behinderung, fällt mein 1,5 Jahre junges HUAWEI-Smartphone der 200-€-Klasse fast täglich aus 80 - 100 cm Höhe runter, weil ich es schlecht halten kann. Die Abdeckungen sind immer noch ganz. Eine glasartige Schutzfolie für 5 € allerdings musste ich schon mal austauschen weil es Risse gab.
Bei über 1600 € Investition setze ich einfach voraus, dass auch nach 200 Malen normalem Fall nichts spilttert. Horrido allerseits.

Elektronikfreund am 29.09.2018 um 11:56 Uhr
Vernunft vs. Irrsinn

Ich empfinde es als richtig und angemessen, dass die Stiftung Warentest ultrateuren Smartphones, die im irrwitzigsten Fall (iPhone XS Max) den Gegenwert von zwei(!) gut ausgestatteten Notebooks haben, dann auch entsprechend kritisch auf den Zahn fühlt. Wer viel verspricht und noch mehr verlangt (€), muss auch viel halten. Und dass Apple spätestens mit der jüngsten Modellgeneration jeden Maßstab für Preis und Gegenwert verloren hat, dürfte auch überzeugten Apple-Kunden bewusst sein.
Ob ein Smartphone nun 100 Pixel mehr oder weniger Auflösung hat: geschenkt. Ich persönlich finde das seit FullHD nicht mehr wirklich kriegsentscheidend, zumal sich die Hersteller im Premium-Segment hier kaum noch etwas nehmen. Der eigentliche Unterschied liegt wohl in der Arroganz, wie Apple seine Kunden gängelt und davon ausgeht, dass diese jedes Jahr selbstverständlich bereit sind, mehr fürs "schicke Image" zu bezahlen. Ich hoffe, dass diese Rechnung im Sinne der Vernunft nicht mehr (lange) aufgeht.