
Nur Apfelsaft und Sprudelwasser? So naturbelassen sind Fertigschorlen selten. Die Gründe für das trübe Ergebnis sind vielfältig. © Stiftung Warentest / Ralph Kaiser
Zu wenig Aroma, Saft aus verdorbenen Äpfeln oder unsaubere Verarbeitung – fast alle Fertigschorlen geben Anlass zu Kritik, etwa jede dritte ist mangelhaft. Rundum gut ist nur eine.
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Testergebnisse für 24 Apfelsaftschorle 04/2019Wenn etwas typisch deutsch ist, dann Apfelschorle. Die Österreicher kennen sie als „g’spritzten Apfelsaft“ – anderswo hat die Mischung mit Wasser nicht mal einen Namen. Wo das Wort Schorle herkommt, ist ungewiss. Der französische Trinkspruch „Toujours l’amour“ („Allzeit Liebe“) zum Anstoßen mit verdünntem Wein könnte sich zu „Schorlemorle“ und dann Schorle gewandelt haben. Ob‘s stimmt oder nicht – das Testergebnis ist kein Grund zum Anstoßen. Es erinnert eher an eine enttäuschte Liebe.
Unser Rat
Testsieger ist Wiesgart von Aldi Nord. Die Schorle mit Apfelsaft aus Konzentrat ist als einzige gut und mit 39 Cent pro Liter eine der günstigsten im Test. Die Bestnote für den Geschmack erzielte die naturtrübe Bioschorle Proviant aus Direktsaft für 3 Euro pro Liter: Sie liefert vollen, aromatischen Apfelgeschmack. Da auf dem unübersichtlichen Etikett Angaben wie der Zuckergehalt schlecht zu lesen sind, ist die Gesamtnote nur befriedigend.
Beste Schorle ist eine der günstigsten
Von 24 Schorlen schafft nur eine ein gutes Gesamturteil: Wiesgart von Aldi Nord – mit 39 Cent pro Liter eine der günstigsten im Test. Sieben Produkte sind dagegen mangelhaft, sieben weitere ausreichend, darunter günstige Eigenmarken von Supermärkten und Discountern, bekannte Marken wie Lift und Sinalco, aber auch trendige Bioschorlen. Der Grund für das trübe Ergebnis: Unsere Analysen lassen darauf schließen, dass die meisten Anbieter keine guten Saftqualitäten verarbeiten. Geschmacklich ist fast jede zweite Schorle trotzdem gut, Proviant und Fritz-spritz schmecken sogar sehr gut. Wie kann das sein? Für die Antwort lohnt es sich, den weiten Weg vom Apfel zur Schorle zu beleuchten.
Apfelschorle ist ein Mix aus Apfelsaft und Sprudelwasser. Der größte Unterschied liegt in der Gewinnung des Safts: Direktsaft oder Saft aus Konzentrat. Beim Direktsaft werden die Äpfel gepresst, der gewonnene Saft wird zum Teil geklärt und anschließend pasteurisiert, also kurz erhitzt, um ihn haltbar zu machen – fertig.
Saft wird zu Konzentrat eingedampft
Auch beim Konzentrat werden die Äpfel gepresst. Der Saft wird jedoch nicht direkt verwendet, sondern zu einem dickflüssigen Konzentrat eingedampft. Dabei entweichen flüchtige Aromastoffe, die in einer wässrigen Lösung aufgefangen werden. Aus Konzentrat und Aromalösung, die meist von verschiedenen Äpfeln stammen, mixen die Hersteller mit Wasser wieder Apfelsaft. Dieser muss laut Fruchtsaftverordnung im Wesentlichen einem durchschnittlichen Direktsaft „aus gesunden und reifen Früchten“ entsprechen – sonst darf er nicht Apfelsaft heißen. Vorteil des Verfahrens: Konzentrat und Aromalösung lassen sich günstig lagern und transportieren. Die Äpfel stammen laut den Anbietern vor allem aus der EU, oft Polen, nur teils aus Deutschland.
Die geprüften Schorlen mit Direktsaft – alles Bioprodukte – bekamen meist bessere Noten im sensorischen Urteil als jene aus Konzentrat: Sie schmeckten vielschichtig, kräftig nach reifem Apfel, fruchtsäuerlich. Den Konzentrat-Schorlen fehlt es an dieser Komplexität – die meisten bieten nur durchschnittlichen Einheitsgeschmack mit flacher Apfelnote. Allerdings schaffen auch 6 von 17 Schorlen mit Konzentrat in diesem Punkt ein Gut.
Lift gehört zu den Testverlierern
Dass kaum eine Schorle im Test trotz guter Geschmacksnoten insgesamt überzeugt, hat verschiedene Gründe: Bei den fünf mangelhaften Schorlen von Rhön Sprudel, Rewe Ja, Penny, Lift und Real Tip haben die Hersteller das Konzentrat nicht korrekt zu Saft zurückverdünnt – den Schorlen fehlt es an Apfelaroma. Sie sind nicht richtig rearomatisiert. Bei einigen Konzentrat-Schorlen ist der Aromagehalt gering, obwohl die Hersteller sie laut Zutatenlistezusätzlich mit natürlichem Apfelaroma aufpeppen. Viel von der teuren Zutat können sie nicht beigemischt haben. Bei Direktsaftschorlen können zum Beispiel unreife Äpfel oder zu hohe Temperaturen bei der Verarbeitung dazu führen, dass sie arm an Aromastoffen sind.
Guter Geschmack trotz geringem Aromagehalt? „Vor allem Süße und Säure aus dem Apfel prägen den Geschmack“, sagt Janine Schlenker, Projektleiterin des Tests. „Die fehlenden Aromastoffe sind dagegen flüchtige Substanzen, die viel mehr den Geruch ausmachen. Zudem überdeckt die Kohlensäure den Gesamteindruck.“
Aldi-Bioschorlen mit viel Methanol
Die Bioschorlen von Aldi Nord und Süd enthalten vergleichsweise viel Methanol. Solche Mengen bilden sich etwa, wenn Hersteller die Äpfel stark mit Enzymen behandeln, um die Saftausbeute zu erhöhen. Das ist erlaubt, die Methanol-Gehalte sprechen aber für keine gute Herstellungspraxis. Ein Gesundheitsrisiko ist nicht zu befürchten.
Dennree und Ostmost mangelhaft

Lob und Tadel. Proviant-Schorle schmeckt sehr gut. Aber auf dem Etikett sind Zuckergehalt und Co schlecht zu lesen. © Andreas Labes
Bei den Direktsaftschorlen liegt Proviant vorn. Trotz Bestnote im Geschmack verspielt sie aber ein gutes Gesamturteil: Ihr Etikett ist unübersichtlich, teils schlecht zu lesen (siehe Foto).
In allen anderen Schorlen, die ausschließlich Direktsaft enthalten, wiesen wir Stoffwechselprodukte von Mikroorganismen wie Hefen nach. In einwandfreien Äpfeln und sauber produziertem Saft kommen die Substanzen in diesen Mengen nicht vor. In zwei Schorlen – in Dennree und der teuren Ostmost „mit handgeernteten alten Apfelsorten“ – ist so viel drin, dass nur verdorbene Äpfel oder eine unsaubere Verarbeitung die Ursache sein können. Das ist mangelhaft.
Keime sind in keiner Schorle nachweisbar. Wenige Anbieter setzen ein Entkeimungsmittel ein, das sich schnell abbaut. Konservierungsstoffe nutzt keiner – mit einer Ausnahme: „Lift enthält Sorbinsäure“, sagt Projektleiterin Schlenker. „Manche Menschen vertragen den Stoff nicht.“
Zucker wurde nicht zugesetzt
Bei aller Kritik, es gibt auch Erfreuliches: Schadstoffe trüben den Genuss nicht. Alle Schorlen bestehen zu mindestens 50 Prozent aus Saft, oft zu 60 Prozent. Die meisten Anbieter verwenden natürliches Mineralwasser, einige auch Trinkwasser. Das ist erlaubt – und an sich nicht schlechter: Trinkwasser hat in Deutschland gute Qualität.
Keinem Produkt ist Fremdzucker zugesetzt. Allerdings bringen die Fertigschorlen schon von Natur aus viel Zucker mit (Besser selbst mischen - und Zucker sparen). Als Durstlöscher im Alltag taugen sie daher nur hin und wieder.
Tipp: Wer gern selbst mischt: Testergebnisse für 52 Classic- und Medium-Wässer stehen in unserem Mineralwasser-Test.
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- Was löscht den Durst am besten? Wie hoch ist der tägliche Flüssigkeitsbedarf? Und wie kommt Abwechslung ins Glas? Wir geben erfrischende Antworten.
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- Saft selbst mischen aus Konzentrat und Wasser − klingt praktisch, spart Schlepperei, überzeugt aber nicht immer. Im Test: Granini, Hohes C und Green-Bag.
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- Im Test gibt es viel Mittelmaß. Nur wenige Apfelsäfte sind gut – alles naturtrübe Direktsäfte. Einer ist geschmacklich top. Konzentratsaft kann da nicht mithalten.
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Danke für diese seriöse und unabhängige Untersuchung. Ich trinke bereits seit Jahren die einzige als gut bewertete Apfelschorle von „Wiesgart“, der Eigenmarke von ALDI NORD.
Mit Eurem Test habt Ihr mein Bauchgefühl bestätigt. Dankeschön!
Die Stiftung legt sehr wohl eigenmächtig die Bewertungskriterien fest, also wann zum Beispiel abgewertet wird. Und wollen sie hier tatsächlich behaupten, ein durchschnittlicher Verbraucher würde eine ansonsten nahezu sehr gute Schorle nur noch als befriedigend ansehen, weil die Deklaration etwas kleiner geraten ist und nicht in Tabellenform? Ernsthaft?
Und beim Beispiel Proviant ist die Deklaration sehr wohl lesbar. Sie ist nur nicht sonderlich groß geschrieben und eben nicht in Tabellenform.
@Peff: Die Stiftung Warentest beurteilt Deklarationsangaben nicht eigenmächtig. Es handelt sich hier eindeutig um gesetzliche Vorschriften, die nun mal eingehalten werden müssen. Der Verbraucher muss sich drauf verlassen können, dass er in einem Produkt das wiederfindet, was auch auf der Verpackung deklariert ist. Voraussetzung ist zudem, dass man die Angaben auch lesen kann. (js/bp)
Ich sehe es genauso wie sie. Und ich würde auch genauso differenzieren, wie sie es vorschlagen. Aber ich schau eigentlich nie auf die Gesamtnote. Genau aus diesen Gründen und die für mich immer mal wieder absolut nicht nachvollziehbaren Abwertungen. Ich schau mir die für mich relevanten Einzelnoten an. Bestes Beispiel ist die Proviant Schorle. Diese steht knapp an der Schwelle zu "sehr gut". Da stimmt praktisch alles. Die Note "befriedigend" gibt es nur, weil die Inhaltsangaben schwer lesbar sind. Für mich ein absoluter Witz.
Und genau deshalb interessiert mich fast nie die Gesamtnote. Vor allem finde ich die Gewichtung hier weltfremd. Welcher Verbraucher würde eine ansonsten fast sehr gute Schorle ablehnen, weil die Nährwertangaben nicht in einer Tabelle stehen? Den möchte man mir zeigen.
Ihr Deklarationsdogma in allen Ehren, aber das ist doch nun reichlich übertrieben, die weitaus leckerste Schorle wird abgewertet, weil die Deklaration den Ansprüchen der Stiftung nicht genügt. Vielleicht sollten Sie endlich mal anfangen zu differenzieren. Klar ist es wichtig zu wissen, ob in der Schorle (oder anderen Produkten) was drin ist, was da nicht rein gehört. Solange das aber nciht der Fall ist bzw. das nciht weiter schädlich ist, spielt das für mich keine Rolle. Wenn irgendwas schädlich ist, dann gibt ja die chemische Qualität darüber Auskunft.