Fachanwälte sind erfahren auf ihrem Gebiet. Das ist keine Garantie für erfolgreiche Arbeit, erhöht für Mandanten aber die Chance, kompetenten Rechtsrat zu bekommen.
Fachanwalt klingt wie Facharzt, ist aber nicht dasselbe. Facharzt kann nur ein Arzt werden, der eine fünfjährige Weiterbildung absolviert und eine Facharztprüfung vor einer Ärztekammer abgeschlossen hat. Der Fachanwaltstitel ist leichter zu haben: Anwälte müssen einen Lehrgang mit 120 Zeitstunden absolviert haben und drei Klausuren mit einer Gesamtdauer von mindestens 15 Stunden bestehen. Die Anwärter müssen zudem eine bestimmte Anzahl von Fällen nachweisen. Fachanwalt für Arbeitsrecht zum Beispiel kann nur werden, wer zuvor 100 Fälle aus diesem Rechtsgebiet bearbeitet hat.
Kritik an Ausbildung: Die Fachanwaltsausbildung steht in der Kritik. Denn nicht die Rechtsanwaltskammern veranstalten die Seminare und korrigieren die Klausuren, sondern private Anbieter. Die Kammern verleihen am Ende zwar den Titel, haben aber keine Befugnis, die Qualität der Lehrgänge zu überprüfen. Die Veranstalter der Seminare wollen nicht in den Ruf geraten, bei den Prüfungen besonders streng zu sein – sonst buchen die Anwälte ihre Kurse künftig woanders. Aus der Branche ist zu hören, dass die Prüflinge oftmals vorher gesagt bekommen, was in den Klausuren drankommt. Einmal Fachanwalt, immer Fachanwalt – Kritiker bemängeln, dass Anwälte nach dem Erwerb des Titels wenig tun müssen, um ihn zu behalten. Sie müssen sich zwar weiterbilden. Doch es reicht, wenn sie einmal pro Jahr an einer zehnstündigen Fortbildungsveranstaltung „hörend“ teilnehmen.
Fachanwalt hat Erfahrung: Trotz aller Kritik ist der Fachanwaltstitel gerade bei schwierigen Rechtsproblemen ein wichtiges Auswahlkriterium. Wer sich an einen Fachanwalt wendet, kann damit rechnen, dass sein Anwalt mehr Wissen und Erfahrung auf dem jeweiligen Rechtsgebiet haben wird als ein Durchschnittsanwalt. Außerdem: „Mit dem Fachanwaltstitel bekommt ein Anwalt auch mehr Fälle zu diesem Rechtsgebiet und wird schon aus diesem Grund nach und nach erfahrener als seine Kollegen ohne Titel“, sagt der Berliner Rechtsanwalt Ferréol Jay von Seldeneck. Es gilt daher die Regel: Im Zweifel sollten Ratsuchende besser zu einem Fachanwalt gehen.
Fachanwälte sind teurer: Der Rat vom Fachmann hat seinen Preis. Das Soldan Institut für Anwaltsmanagement stellte im Jahr 2009 fest: Fachanwälte verlangen im Schnitt ein Stundenhonorar in Höhe von 194 Euro. Damit liegen sie 20 Euro über dem Durchschnittssatz, den Rechtsanwälte ohne den Fachanwaltstitel pro Stunde abrechnen.
Rechtsanwälte mit Spezialgebiet
Ein Anwalt kann nie Fachmann für alle Rechtsgebiete sein. Daher spezialisieren sich viele Anwälte und absolvieren die Zusatzausbildung zum Fachanwalt. Viele Mandanten suchen direkt nach einem Fachanwalt. Rechtsanwälte dürfen maximal drei Fachanwaltstitel führen. Es gibt derzeit insgesamt 20 Fachanwaltsgebiete. 15 wichtige sind hier aufgeführt.
Fachanwalt für ... |
Ist unter anderem zuständig für ... |
Informationstechnologierecht (IT-Recht) |
Vertragsgestaltung rund um Internetdienstleistungen und Software, Ärger nach Internetkauf, Streit um Telefonrechnung. |
Urheber- und Medienrecht |
Streit um Urheberrecht, etwa nach Download aus Online-Tauschbörse (Filesharing), Konflikte um negative Presseberichte. |
Arbeitsrecht |
Kündigungsschutz, Lohnstreit, Streit um Befristung, arbeitsrechtliche Schwerbehindertensachen, Urlaub. |
Bau- und Architektenrecht |
Streit mit Bauträgern und Handwerkern um Mängel, Prüfung von Bauverträgen. |
Erbrecht |
Testamente, steuerliche Beratung zu Erbschaft und Schenkung, Testamentsvollstreckung, Nachlassverwaltung. |
Familienrecht |
Eheverträge, Scheidungs-, Unterhalts-, Kindschaftssachen, Versorgungsausgleich. |
Medizinrecht |
Arzthaftungssachen, Streit um private Krankenversicherung, Rechnungsstreit mit Arzt oder Krankenhaus. |
Miet- und |
Streit um Nebenkosten, Reparaturen, Kündigung, Modernisierung, Streit mit Nachbarn, Makler, Miteigentümern oder Verwalter, Beratung beim Wohnungskauf. |
Sozialrecht |
Streit um Alters- und Erwerbsunfähigkeitsrente, Hartz IV, Sozialhilfe, Arbeitslosengeld, gesetzliche Pflege-, Kranken- und Unfallversicherung. Schwerbehindertenanerkennung, Bafög. |
Steuerrecht |
Streit mit Finanzamt, Steuerstrafverfahren. |
Strafrecht |
Strafverteidigung, Beratung und Vertretung bei Ordnungswidrigkeiten. |
Verkehrsrecht |
Unfallschadenersatz, Streit nach Autokauf, Ärger mit der Werkstatt oder dem Versicherer, Bußgeld- und Strafverfahren, Führerscheinentzug, Ärger beim Leasen und Mieten von Fahrzeugen. |
Versicherungsrecht |
Streit um Leistungen etwa vom Rechtsschutz- oder Haftpflichtversicherer. |
Verwaltungsrecht |
Streit um Genehmigungen etwa im Bau- oder Abwasserrecht oder im öffentlichen Dienst- oder Schulrecht. |
Bank- und |
Falschberatung bei Kauf von Wertpapieren, Ärger rund um Kredite, Bankgebühren, Bankkonten und Vermögensverwaltung, Probleme bei Zahlungsverkehr mit Kredit- oder Bankkarten. |
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- Bei Ärger mit einem Unternehmen ist eine Schlichtungsstelle erste Wahl. Bei Konflikten zwischen Nachbarn oder in der Familie eignet sich eine Schlichtung oder Mediation.
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- Das Internetportal Mieterengel.de vermittelt Anwälte zur Rechtsberatung und bietet Rechtsschutz. Die Stiftung Warentest hat das Angebot unter die Lupe genommen.
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- Wird Ihnen Leid zugefügt, haben Sie Anspruch auf Schmerzensgeld. Wir erklären, was hinter dem Begriff steckt und wie Sie Ihren Anspruch geltend machen.
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Auch ich finde das diese Dienstleistung bewertet werden sollte damit man zumindest
eine entsprechende Vorauswahl treffen kann.
Ich habe zum Beispiel am 01.02.2018 eine Schadensabwicklung Verkehrsrecht bei
einer Kanzlei beauftragt und kann seit einem Jahr keine Aktivität feststellen.
Ich habe mehrfach Kontakt zur Abfrage des Bearbeitungsstatus gesucht und wurde bisher immer mit einem Rückruf vertröstet, der jedoch nie eingetreten ist.
Das heißt neben dem Schaden auf dem ich bisher sitzen geblieben bin, renne ich auch
noch hinter den Juristen her, die von meinem Rechtsschutzversicherer die Deckungszusage erhielten damit es in meiner Sache weitergeht.
Ich denke eine Bewertung dieser Dienstleistung mit Kommentarmöglichkeit wäre hier sehr hilfreich für alle Verbraucher.
Nehmen Sie den Anwalt, dem Sie es zutrauen und dem Sie vertrauen, egal ob in der Nähe oder weiter entfernt. Akteneinsicht kann jeder Anwalt bei Gericht beantragen und bekommt sie in der Regel auch. Den weit entfernten Anwälten wird die Akte dann zugeschickt.
Ich habe einen Erbrechtsstreit und werde voraussichtlich um eine Klage nicht herumkommen. Ist es sinnvoll, sich einen Fachanwalt in seiner Nähe oder im Bezirk des Amtsgerichts (von mir rd. 500km entfernt) zu nehmen (in dem der Fall verhandelt wird), da m. E. nur diese Rechtsanwälte berechtigt sind, dort zB Akteneinsicht zu nehmen. Also wären mit der Beauftragung eines Anwalts außerhalb des Bezirks wieder Mehrkosten notwendig und ggf. mehr Zeit.
Eine Bewertung mit Schulnoten ist immer subjektiv und manchmal auch getürkt.
Ich finde, man sollte die Gebührenordnung der Rechtsanwälte dahingehend ändern, dass der Rechtsanwalt auf der Verliererseite nur noch die Hälfte der Gebühr erhält. Dadurch kann sich keiner auf seinen hohen Gebührensätzen ausruhen.
Dann kann man Bewertungen vielleicht angelehnt an den Verdienst vornehmen.
Bei der ganzen Thematik merkt man immer wieder, das dieses sehr umfänglich ist und sehr schnell "gefährlich" werden kann. Wir selbst haben gerade etwas zum Internetrecht hinter uns, ähnliches bei der Nutzung von Bildern via Pixelio. Wir nutzten für einen Kunden ein Bild, welches redaktionell und kommerziell frei gegegeben war. Der Urheber entfernte dieses Bild irgendwann aus der Datenbank und behauptete gegenüber unserem Kunden, er hätte dieses niemals für kommerzielle freigegeben. Unser sehr fitter und Top-Anwalt (...) kann und konnte hier mit weitaus hilfreicheren Tipps und vor allem praktischen Know-How viele Zusatzkosten einsparen. Das Thema Internetrecht sollte also auf jeden Fall mindestens einmal von einem entsprechenden Anwalt beleuchtet werden