Testergebnisse für 29 Antivirenprogramme 03/2022
Im internationalen Gemeinschaftstest: 20 Sicherheitsprogramme für Windows und 9 für MacOS – darunter insgesamt 10 Gratisversionen. Wir installierten die Programme per Download von den Webseiten der Anbieter und testeten die Schutzwirkung mehrfach von Januar bis November 2021. Die Preise ermittelten wir im Dezember 2021 durch eine Anbieterbefragung.
Untersuchungen: Herzstück dieses Tests ist die Schutzprüfung. Damit beauftragten wir ein unabhängiges Fachlabor, das auf IT-Sicherheit spezialisiert ist. Die Experten prüften die Programme auf identischen virtuellen Rechnern mit dem Betriebssystem Microsoft Windows 10, bei Mac-Programmen mit MacOS Big Sur. Wir verwendeten die bei der Installation empfohlenen Einstellungen. Als Browser diente Google Chrome. Wir deaktivierten den Phishing-Schutz von Chrome (Safe Browsing), um gezielt den Phishing-Schutz der Programme zu testen.
Schutz: 65 %
Schutz vor Schadsoftware: Wir besuchten Webseiten, auf denen neue Angreifer lauerten (darunter Verschlüsselungstrojaner), und bewerteten die Reaktionen der Sicherheitsprogramme beim Laden der Webseiten sowie beim Starten und Ausführen der Schadprogramme. Wir fanden im Testzeitraum bis November 2021 keine Webseiten mit relevanten MacOS-Schadprogrammen. Zudem prüften wir, ob die Programme Schadsoftware von einem USB-Stick erkennen – mit und ohne Internetverbindung. Wir erstellten eine Kollektion aus 40 000 Schadprogrammen und ebenso vielen Dateien ohne schädlichen Code, speicherten sie auf der Festplatte und ließen sie vom Sicherheitsprogramm scannen. Wir bewerteten die Reaktionen der Programme mit und ohne Internetverbindung des Rechners.
Phishing-Schutz: Wir besuchten 800 Webseiten, die Passwörter und Zugangsnamen abgreifen, und bewerteten, wie die Sicherheitsprogramme auf diese Phishing-Angriffe reagierten. Falls ein entsprechender Hinweis erschien, installierten wir zusätzlich das jeweilige Anbieter-Plugin für Chrome.
Handhabung: 25 %
Drei Experten bewerteten, ob sich das Schutzprogramm einfach installieren und deinstallieren lässt und regelmäßig Updates laufen. Die Experten prüften, ob beim Deinstallieren alle Programmeinträge entfernt werden und der Defender unter Windows reaktiviert wird. Die Experten bewerteten, wie intuitiv sich das Programm im täglichen Gebrauch bedienen lässt. Sie beurteilten unter anderem die Darstellung des Programms, die Einstellungsmöglichkeiten, den Umgang mit gefundenen Schadprogrammen, das Einrichten der Schutzfunktionen, die Verständlichkeit des Menüs, die Hilfefunktionen und das Auftreten störender Werbung.
Rechnerbelastung: 10 %
Wir bewerteten unter anderem die veränderte Startzeit des Rechners, den Zeitaufwand zum Kopieren und Öffnen von Dateien, den Aufruf von Webseiten und den Ressourcenbedarf des Schutzprogramms (Beispiel: Arbeitsspeicher).
Datenschutzerklärung: 0 %
Ein Jurist prüfte die Datenschutzerklärungen der Anbieter auf Mängel. Wir bewerteten, ob die Erklärungen der Anbieter den Informationspflichten der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) genügen. Gemäß Artikel 12 der DSGVO müssen Datenschutzerklärungen präzise, transparent und verständlich in klarer und einfacher Sprache formuliert sein. Kam ein Anbieter dem nicht ausreichend nach oder erfüllte er die Informationspflichten der DSGVO nicht hinreichend, beurteilten wir dies als „deutliche Mängel“. Die DSVGO gilt seit 25. Mai 2018. Die Anbieter sollten ihre Datenschutzerklärung inzwischen angepasst haben. Deshalb verschärften wir die Bewertung gegenüber dem Test 3/2021.
Testergebnisse für 29 Antivirenprogramme 03/2022
Abwertungen
Abwertungen führen dazu, dass sich Produktmängel verstärkt auf das test-Qualitätsurteil auswirken. Sie sind mit einem Sternchen *) in der Tabelle gekennzeichnet. Folgende Abwertung setzten wir in diesem Test ein: Wies die Datenschutzerklärung deutliche Mängel auf, werteten wir das test-Qualitätsurteil um 0,3 Noten ab.
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Den Empfehlungen des BSI folgend haben wir Kaspersky Internet Security deinstalliert. Große Überraschung, nach der Deinstallation funktionierten weder Maus noch Tastatur. Nur mit Hilfe von jemanden, "der sich gut auskennt", bekamen wir wieder Zugriff auf den PC und konnten die neue Antivirensoftware installieren.
Kaspersky schaltet sich wohl aus Gründen des Schutzes sehr tief ins System ein und zwischen PC und Maus/Tatstatur. Nach der Deinstallation können diese dann nicht mehr angesprochen werden. Ärgerlich ist, dass dieses Problem in den Foren tatsächlich schon sehr lange diskutiert wird (für Windows 7 ff.) und Kaspersky das immer noch nicht in den Griff kriegt.
Von daher müsste m.E. die Note für Handhabung - Unterpunkt Installation/Deinstallation - auf mangelhaft heruntergestuft werden.
OVG bestätigt Entscheidung des VG Köln: BSI-Warnung vor Virenschutz von Kaspersky ist rechtens . In: Legal Tribune Online, 29.04.2022 , https://www.lto.de/persistent/a_id/48289/ (abgerufen am: 01.05.2022 )
Wir haben aktuell keinen Zweifel daran, dass sich die US-amerikanische Regierung an Recht und Gesetz hält, und sehen deshalb keinen Anlass, davon auszugehen, dass amerikanische Software-Anbieter gezwungen werden könnten, Manipulationen an Rechnern deutscher Kunden vorzunehmen. Richtig ist aber, dass das amerikanische Datenschutzniveau nicht mit dem deutschen vergleichbar ist, worauf wir in vielen Veröffentlichungen immer wieder hingewiesen haben.
Bei EU-Mitgliedstaaten gehen wir ebenso davon aus, dass das Risiko recht gering ist.
Hallo Stiftung Warentest,
bitte um Ihre Meinung zu meiner Frage : Sicherheit weiterer Staaten ? vom 04.04.2022.
Vielen Dank
Leser des Buches "Die globale Überwachung" zum Fall Edward Snowden wissen, dass mindestens die USA, vermutlich aber alle Mitglieder der Five Eyes (Australien, Kanada, Neuseeland, Großbritannien und die USA), massiv in anderen Staaten überwachen.
Vor Kaspersky aus Russland haben Sie bereits zurecht gewarnt.
Die wichtigsten AV-Produkte stammen aus den USA, GB und Russland. Sie unterliegen dem Zugriff mindestens ihrer Auslandsgeheimdienste.
Alle Produkte die der Jurisdiktion der genannten Länder unterliegen, müssten daher kenntlich gemacht werden. M.E. sollte man mittels "Führt zur Abwertung" auch massiv herunterwerten.
Leider gilt das auch für die ehemals deutsche Software der Avira Operations GmbH, inzwischen Teil der NortonLifeLock Inc. mit Sitz in Tempe, Arizona (USA).
Literaturhinweis: Die globale Überwachung, Glenn Greenwald, Droemer, 2014