
Gute Technik. Damit Anti-Schuppen-Shampoos wirken, müssen Nutzer auch die Kopfhaut einschäumen. © Thinkstock
Die meisten der elf Produkte im Test bekämpfen Schuppen gut und pflegen das Haar. Eines glänzt mit besonderer Leistung, drei fallen ab.
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Testergebnisse für 11 Anti-Schuppen-Shampoos 10/2017Mit leisem Schnurren zieht der Kamm seine Bahn durchs nasse Haar. Eine Sache von Sekunden. Dann steht die Maschine wieder still, in die Kamm und Haarsträhne eingespannt und millimetergenau ausgerichtet sind. Auf dem Computerbildschirm gleich daneben erscheinen Zahlen, eine Kurve zeichnet sich ab. Die Maschine hat errechnet, wie viel Kraft sie für das Kämmen der Haarsträhne aufbringen musste. Je geringer der Kraftaufwand, desto besser: Schließlich wollen Verbraucher ihr Haar auch zu Hause möglichst leicht bändigen – auch jene, die unter Schuppen leiden und daher spezielle Shampoos verwenden.
Die Stiftung Warentest hat elf Anti-Schuppen-Shampoos unter die Lupe genommen, Discounter- und Markenware, darunter ein Naturkosmetikum. Unsere wichtigste Frage lautete: Wie gut wirken die Produkte gegen Kopfhautschuppen? Zudem wollten wir wissen, wie sie das Haar pflegen. Glänzt es nach dem Waschen? Ist es geschmeidig und lässt sich leicht kämmen? Um das herauszufinden, haben sich mehr als 200 Männer und Frauen, die unter Schuppen leiden, vier Wochen lang für uns die Haare gewaschen und ihre Kopfhaut mehrfach von einer Expertin kontrollieren lassen. Eine Friseurin hat an weiteren 20 Probanden pro Produkt geprüft, wie gut die Shampoos pflegen. Dazu kam der Test mit der schnurrenden Kämmmaschine.
Lidl schafft es an die Spitze
Das Ergebnis ist erfreulich. Lästiges Rieseln können Verbraucher gut behandeln, auch für wenig Geld. An der Tabellenspitze steht das Anti-Schuppen-Shampoo von Lidl. Es schneidet als Einziges im Test insgesamt sehr gut ab. 100 Milliliter kosten umgerechnet 50 Cent. Noch günstiger und insgesamt gut sind die Shampoos von Aldi Süd und Aldi (Nord) sowie das Shampoo von Rossmann. Im guten Mittelfeld landet Classic Clean des Marktführers Head & Shoulders. Mit 1,02 Euro pro 100 Milliliter ist es etwa doppelt so teuer wie Lidls Spitzenreiter. Insgesamt ausreichend und damit Schlusslicht ist das einzige Naturkosmetikum im Test: das Shampoo von Logona. Im Vergleich mit einem Naturkosmetikprodukt aus einem früheren Test schneidet es zwar ordentlich ab – immerhin wirkt es gegen Schuppen. Bei der Pflege bleiben aber Wünsche offen.
Alle Shampoos bringen Linderung
Geschickt scheitelt die Expertin das Haar der Probanden. Mit geschultem Blick prüft sie die Kopfhaut: Haben die Shampoos die Schuppen erfolgreich bekämpft? Sind Rötungen zurückgegangen? Ihr Fazit fällt positiv aus: Alle geprüften Produkte wirken. Auch die Probanden ergänzen: Der Juckreiz hat nachgelassen.
Diesen Effekt erzielen die meisten Hersteller durch sogenannte Antimykotika. Das sind Wirkstoffe, die bestimmte Mikroorganismen auf der Kopfhaut bekämpfen, wie etwa die Hefe Malassezia furfur. „Deren Stoffwechselprodukte reizen die Haut und rufen Entzündungen hervor. Die Folgen sind Schuppen, manchmal auch Rötungen und Juckreiz“, sagt Dr. Annika Vogt, Dermatologin am Haarkompetenzzentrum der Berliner Charité (Interview).
Besonders häufig fanden wir in den Shampoos Piroctone-Olamine und Zink-Pyrithione, teils kombiniert mit anderen Wirkstoffen. Einschüchtern lassen müssen sich Anwender davon nicht: Sie gelten als sicher und sind laut EU-Kosmetikverordnung zugelassen.

Mensch und Maschine: Mit Gefühl und Technik.
Kräftemessen. Eine mit Shampoo aus dem Test gewaschene Strähne wird für die Kämmkraft-Prüfung eingespannt.
Fingerspitzengefühl. Eine Friseurin beurteilt, wie gut die Produkte das Haar pflegen. Kämmen gehört dazu. © Stiftung Warentest
Eine natürliche Alternative? Jein
Zertifizierte Naturkosmetikhersteller verzichten auf synthetisch hergestellte Antimykotika. Logona setzt gegen Schuppen stattdessen auf Bio-Wacholderöl. Mit Erfolg. Das Produkt reduziert Schuppen immerhin befriedigend. In diesem Punkt liegt Logona gleichauf mit Elvital Planta Clear von L‘Oréal, das Pirocton-Olamine enthält. Im Kampf gegen das Rieseln bietet Logona den Anhängern natürlicher Kosmetika also durchaus eine Alternative.
Bei der Pflege sieht es anders aus. Als die Friseurin ins Haar der Probanden greift und einzelne Strähnen durch die Fingerspitzen gleiten lässt, ist sie mit zwei Shampoos unzufrieden. Es sind die Produkte von dm und Logona.
Die Messungen in der Zugprüfungsmaschine bestätigen das Urteil der Expertin. Um die Teststrähnen zu kämmen, die mit diesen beiden Shampoos gewaschen wurden, braucht die Maschine deutlich mehr Kraft als bei jenen, die mit den Konkurrenzprodukten behandelt wurden. Fazit der Leiterin des Testlabors: Den Shampoos gelinge es ganz offensichtlich nicht, die äußere Schicht der Haare zu glätten. Das erhöht den Widerstand beim Kämmen.
Unser Rat
Nur das Anti-Schuppen-Shampoo von Lidl ist insgesamt sehr gut. Es kostet 50 Cent pro 100 Milliliter. Sieben Shampoos schneiden gut ab. Nivea Men (62 Cent) liegt in dieser Gruppe knapp vor den Produkten von Aldi Süd und Aldi (Nord), mit 17 Cent besonders günstig, sowie Schwarzkopf Men für 96 Cent (Preise je 100 Milliliter).
Ohne Silkone geht es auch
Logona und dm verzichten in den Shampoos auf Silikone. Diese Stoffe glätten die Haaroberfläche, machen die Mähne geschmeidig und leicht kämmbar. Bei Umweltschützern und vielen Verbrauchern stehen sie aber in der Kritik, weil sie biologisch schwer abbaubar und ihre Auswirkungen auf die Umwelt noch ungeklärt sind. Im Test schafft nur Rossmann den Dreiklang: gute Anti-Schuppen-Wirkung plus gute Pflege ohne Silikone.
Wirkstoffe nicht wieder wegspülen
Langes oder strapaziertes Haar brauchtbesonders intensive Pflege. Optimal für Schuppengeplagte ist es, wenn schon das Shampoo gute Arbeit leistet. Denn: Die Wirkstoffe müssen bei der Wäsche auf die Kopfhaut gelangen. Sie sollten mit zusätzlichen Pflegeprodukten nicht gleich wieder weggespült werden. Wer auf Kur und Spülung nicht verzichten will, sollte diese nur in die Längen geben. Eine Alternative sind sogenannte Leave-on-Produkte, die Nutzer ins Haar sprühen oder einmassieren und nicht wieder ausspülen. Auch Dermatologin Vogt rät zur Zurückhaltung: „Weniger ist mehr, wenn es um die Anzahl der Pflegeprodukte geht.“

Strähne und Schopf: Zweimal waschen mit System
Volle Länge. Damit für alle Haarwaschmittel gleiche Prüfbedingungen gelten, gibt eine Uhr die Zeit vor, in der die Tester Naturhaarsträhnen shampoonieren und spülen.
Halb und halb im Vergleich. Eine Friseurin scheitelt das Haar der Probandin in der Mitte. Eine Seite wäscht sie mit dem Standard-Shampoo, die andere mit einem Testprodukt. © Stiftung Warentest
Maiglöckchen-Duft in der Kritik
Um ein zartes Maiglöckchenaroma hervorzurufen, setzen viele Hersteller den synthetischen Duftstoff Butylphenyl Methylpropional ein, auch Lilial genannt. Laut EU-Kosmetikverordnung ist das erlaubt. Weil Lilial aber vergleichsweise oft allergische Reaktionen auslöst, muss er in der Inhaltsstoffliste ab einer bestimmten Konzentration gesondert aufgeführt sein.
Einzelne Tierversuche haben zudem gezeigt, dass Lilial die Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigen kann. Die wissenschaftliche Datenlage genügte bislang nicht für eine abschließende Bewertung. 2015 haben Experten des wissenschaftlichen Ausschusses für Verbrauchersicherheit der EU (SCCS) Lilial in Kosmetika daher zunächst als „nicht sicher“ eingestuft. Die Forscher hatten berücksichtigt, dass Lilial in etlichen Produkten steckt und ihren Berechnungen vergleichsweise hohe Konzentrationen zugrunde gelegt. Daher könnten Verbraucher hohen Gesamtdosen ausgesetzt sein. Nun will der SCCS das Thema noch einmal aufgreifen und im Dezember dazu Stellung nehmen. Hintergrund: Die International Fragrance Association, ein Verband der Duftstoffindustrie, hat neue Daten zur Bewertung eingereicht.
Im Test findet sich Lilial in der Inhaltsstoffliste der Produkte von Lidl und Schwarzkopf Men. Wegen der klaren Kennzeichnung und weil wir nur geringe Konzentrationen nachgewiesen haben, ziehen wir für diesen Einsatz von Lilial keine Punkte ab.
Allergiker sollten aufmerksam bleiben
Allergiker sollten die Liste der Inhaltsstoffe beim Kauf von Kosmetikprodukten in jedem Fall genau studieren und kritische Stoffe meiden. Das gilt nicht nur für Lilial, sondern auch für Isothiazolinone. Diese Konservierungsstoffe haben wir bei Head & Shoulders gefunden. In Kosmetika, die auf der Haut verbleiben, wie Bodylotions oder Cremes, sind sie inzwischen verboten. Anders in Shampoos: Da sie wieder ausgewaschen werden, sind sie darin weiter zugelassen.
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@derdurchdiescheibeboxXxer: Wir danken für Ihre Anfrage und müssen Ihnen leider gleichzeitig mitteilen, dass wir den pH-Wert nicht gemessen haben. Bitte wenden Sie sich mit Ihrer Fragestellung an den Hersteller. Ein pH-Wert von 7 gilt als neutral, ein pH-Wert von 5,5 als hautneutral. (tk/cr)
Gerade für empfindliche und trockene Haut wird vielerorts eine pH-Neutralität (ca. 5,5) empfohlen. Head & Shoulders werben damit, dass alle ihre Shampoos pH-Neutral wären (weil das - so die Auskunft - alle hochwertigen Shampoos wären). Leider findet man auf den Artikel-Verpackungen keine Auskünfte über den genauen pH-wert, sondern nur die Information, dass es z.B. pH-neutral sei.
Hat Stiftung Warentest die pH-Werte überprüft und können Sie eine Auskunft zum pH-Wert des Nivea Men Anti-Schuppen Shampoos machen?
@Michael_Sx: Wir danken für Ihre Anfrage und müssen Ihnen leider gleichzeitig mitteilen, dass wir keine Bewertung beisteuern können. Sie werden sicher verstehen, dass wir ausschließlich über Produkte, die wir geprüft haben, bewertende Auskunft geben können. (cr)
@elba33: Sie haben Recht. Grob unterscheiden lassen sich fettige und trockene Schuppen. Bei beiden spielen Hefen eine wichtige Rolle. Fettige Haut bietet ihnen ideale Bedingungen, um sich zu stärken, denn Hefen lieben Fett. Bei trockener Haut ist die Hautbarriere geschwächt. Die Fettsäuren, die die Hefen beim Stoffwechsel erzeugen, reizen trockene Haut. Anti-Schuppen-Wirkstoffe bekämpfen die Hefen und stellen auf der Kopfhaut wieder ein Gleichgewicht her. Also muss beim Wirkstoff eines Anti-Schuppen-Shampoos nicht zwischen fettigen und trockenen Schuppen unterschieden werden.
Auf jeden sollten Sie mit Ihrem Dermatologen über Ihre Schwierigkeit sprechen. (cr/tk)
Hallo, ich war heute bei Lidl und wollte mir den Testsieger kaufen. Aber es gibt nur noch ein zwar ähnliches aber auch leicht anderes Produkt, bzw. deren sogar drei: das blaue für trockenes Haar, eines mit Zitrone für fettiges und eines mit Apfel für normales. Weiß jemand, ob es trotzdem die gleichen Inhaltsstoffe sind?