

Für Vorsichtige scheint die Winterhandcreme 2 in 1 von Handsan alles zu bieten: Sie soll „raue Winterhände“ nicht nur pflegen, sondern auch „antibakteriell“ wirken und sie in der kalten Jahreszeit „schonend von Bakterien befreien“. Stiftung Warentest ließ die Handcreme von 20 Probandinnen mit trockenen Händen anwenden und prüfte beide Versprechen – eines hält die Creme nicht.
Zu viele Keime blieben übrig
Im Labor führten die Prüfer der Stiftung Warentest einen Keimreduktionstest* durch: Sie brachten dabei Handcreme und ausgewählte Testkeime zusammen, um zu prüfen, wie viele Bakterien die Creme binnen einer festgelegten Zeitspanne abtöten kann. Bei der Auslobung „antibakteriell“ erwarteten die Tester mindestens 90 Prozent weniger Keime – das konnte die Handsan Creme nicht leisten. Ihr Versprechen, die Hände „von Bakterien zu befreien“, hält sie damit nicht ein. Dabei wäre die versprochene antibakterielle Wirkung für 9 der 20 Testerinnen beim Kauf wichtig gewesen. Viele glaubten, sich so im Winter vor Krankheiten schützen zu können.
Überflüssiges Produkt
Antibakterielle Handcremes sind generell überflüssig. Zum einen reicht gründliches Händewaschen mit normaler Seife in der Regel aus, um Krankheitserreger zu entfernen. Zum anderen besteht die Gefahr, dass gegen Desinfektionsmittel resistente Bakterien sich stärker vermehren, wenn antibakterielle Wirkstoffe auch in täglich angewendeten Produkten zum Einsatz kommen. Ist der Schutz mit einem antibakteriellen Wirkstoff wirklich nötig, etwa aus beruflichen Gründen, ist Handcreme als Darreichungsform zudem ungünstig. Während flüssige antibakterielle Mittel auf der Haut verdunsten, verbleibt Creme auf den Händen. Da die Hände ständig mit Keimen in Berührung kommen, etwa beim Anfassen einer Türklinke oder eines Telefonhörers, muss der Schutz immer wieder erneuert werden, so dass der Verbraucher schließlich unangenehm viele Creme-Schichten auf der Haut hätte.
Geschmeidige Hände
In ihren pflegenden Eigenschaften überzeugt die Winterhandcreme. Die trockenen, teils stark beanspruchten Hände der Testerinnen fühlten sich nach dem Eincremen weich und geschmeidig an und den Duft fanden die meisten Probandinnen angenehm. Besonders wichtig war den Anwenderinnen, dass die Handcreme schnell einzieht und keinen fettigen Film auf der Haut hinterlässt. Auch diese Anforderung erfüllte das Handsan-Produkt.
Keine speziellen Inhaltsstoffe für den Winter
Dass die Handcreme speziell für den Winter ausgelobt ist, hätte die Kaufentscheidung der Testerinnen nicht beeinflusst. Alle gaben an, das gesamte Jahr über die gleiche Handcreme zu benutzen. Der Winter-Bezug bei Handsan beschränkt sich offenbar ohnehin nur auf die Gestaltung der Verpackung und nicht auf besonders abgestimmte Wirkstoffe: Der Hersteller bietet auch eine antibakterielle Sommerhandcreme an – mit identischer Inhaltsstoffliste, wie der Vergleich verrät.
Bei akuten Infektionen besser Desinfektionsmittel
Auch wenn „antibakteriell“ auf der Verpackung steht, schützt das jeweilige Produkt übrigens nicht zwingend vor typischen Wintererkrankungen – selbst wenn es die Hände wie versprochen von Bakterien befreien würde. Denn Grippe und viele andere Erkältungskrankheiten werden durch Viren, nicht durch Bakterien hervorgerufen. Leidet jemand unter einer solchen Infektionskrankheit, sind alkoholische Desinfektionsmittel zum Schutz vor Ansteckung sinnvoller.
*Prüfung in Anlehnung an DIN EN 1276:2010–01.
-
- Kamille, Olive, Moringa – viele Handcremes preisen Naturstoffe an. Der Anteil sei teils nur gering, kritisiert der österreichische Verein für Konsumenteninformation. Er...
-
- Abstand halten, Maske tragen, Hände waschen – so lauten die Hygieneregeln zum Schutz vor Coronaviren. Doch sind auch Mittel zum Hände desinfizieren wirksame Helfer?
-
- Draußen kalt, drinnen warm – der Winter fordert Haut und Haaren einiges ab. Wir geben Tipps, wie die passende Pflege aussehen sollte und weshalb UV-Schutz dazu gehört.
Diskutieren Sie mit
Nur registrierte Nutzer können Kommentare verfassen. Bitte melden Sie sich an. Individuelle Fragen richten Sie bitte an den Leserservice.