Gründliches Händewaschen ist gerade in der Erkältungszeit wichtig, um sich vor Krankheiten zu schützen. Aber reichen Wasser und herkömmliche Seife aus, um Schmutz und Keime von der Haut zu spülen, oder sind antibakteriell wirkende Seifen sinnvoll? Der Nutzen antibakterieller Seifen, so Studien, ist nicht erwiesen. Im Gegenteil: Von den Produkten können auch Risiken ausgehen.
Sicherheit nicht klar belegt
Laut einer kürzlich veröffentlichten Stellungnahme der US-amerikanische Gesundheitsbehörde Food and Drug Administration (FDA) fehle es an ausreichenden wissenschaftlichen Belegen dafür, dass Seifen mit antibakteriellen Wirkstoffen besser vor Krankheiten schützen als herkömmliche Seifen. Es stelle sich im Gegenteil die Frage, welche möglichen Risiken von den Produkten ausgehen. „Die Anbieter haben nicht belegt, dass antibakterielle Wirkstoffe auch über lange Zeit sicher für den täglichen Gebrauch sind“, schreibt die FDA.
In den USA verboten
19 antibakterielle Wirkstoffe, darunter das auch in Europa umstrittene Triclosan, hat die FDA für die Herstellung von Seife inzwischen verboten. Studien weisen darauf hin, dass Triclosan bei Bakterien Resistenzen fördert. Auch Antibiotika könnten unwirksam werden.
Für Gesunde verzichtbar
Auch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) steht Hygieneartikeln mit antibakteriellen Wirkstoffen „kritisch gegenüber“ und betrachtet sie „bei gesunden Personen im Privathaushalt als verzichtbar“, heißt es auf Nachfrage der Stiftung Warentest. Durch die Produkte könnte auch die schützende Hautflora geschädigt werden. Triclosan darf laut EU-Kosmetikverordnung nur noch in Kosmetika wie Seife und Shampoo eingesetzt werden, die nur kurz auf der Haut verbleiben. In Zahnpasta, darin sind sich EU-Behörden und FDA einig, überwiege allerdings der Nutzen: Triclosan bewahre effektiv vor Zahnfleischentzündungen.
Tipp: Gründliches Händewaschen mit normaler Seife reicht. Akut Kranke und Immungeschwächte können sich mit antibakterieller Seife zusätzlich schützen.
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@Premich: Akut Kranke und Immungeschwächte können sich mit antibakterieller Seife zusätzlich schützen. Kranke sollten sich natürlich auch mit ihrem Arzt beraten. (ak/bp)
Und was ist mit den nicht so gesunden Menschen?
@nils1896: Derzeit wird über die Sinnhaftigkeit des Einsatzes von Triclosan in verschiedenen Produktgruppen kontrovers diskutiert. Dabei steht jedoch nicht eine mögliche unmittelbare Gefährdung des Verbrauchers bei der Verwendung von Triclosan-haltigen Produkten im Vordergrund, sondern die Bildung von resistenten Bakterien bei einem breiten Einsatz dieses Wirkstoffs als Desinfektionsmittel in Arztpraxen und Krankenhäusern, in Reinigungsmitteln, Kosmetika und Textilien. Bei dem Einsatz in Zahnpasten ist zu berücksichtigen, dass Triclosan in Kombination mit anderen Stoffen nachweislich auch eine gesundheitsfördernde Wirkung aufweisen kann und zur Vorbeugung von Parodontitis dient.
Die Diskussionen um diesen Sachverhalt sind noch nicht abgeschlossen.
Wer Triclosan in Kosmetika meiden möchte, sollte die Inhaltsstoffangaben auf der Produktverpackung beachten (INCI-Liste). (PF)
Ich finde es interessant, dass hier Triclosan erwähnt und als umstritten bezeichnet wird. Im jüngsten Test zu Zahnpasta wird Triclosan als Inhaltsstoff leider überhaupt nicht erwähnt, obwohl es in einer der Zahncremes mit den besten Testergebnissen enthalten ist. Und das verstehe ich nicht. Immerhin landet die Zahnpasta im Gegensatz zur Seife im Mund. Wieso wurde das da nicht kritisch gewürdigt?