Gemüse schneiden, Kräuter hacken, Fleisch schnetzeln, Fisch filetieren: Für viele Arbeiten in der Küche muss eine schnittfeste Unterlage her. Rutschfest soll sie sein und vor allem gut zu reinigen. Damit Keime keine Chance haben. Schneidbretter mit antibakterieller Beschichtung versprechen extra viel Hygiene in der Küche. Notwendig sind sie aber nicht.
Mit Hygiene gegen Keime
Etwa jeder 40. Bundesbürger leidet einmal im Jahr an Erbrechen oder Durchfall, weil er verunreinigte Lebensmittel gegessen hat. Die Ursachen sind vielfältig: Salmonellen auf Geflügel, Campylobacter in rohen Eiern, Listerien auf Räucherlachs. Auch dreckige Spüllappen und Scheuerschwämme sind wahre Brutstätten für Krankheitserreger. Oft kommen kritische Keime mit dem Einkauf an den Herd. Doch kein Grund zur Panik. Mit Hitze und Hygiene lassen sie sich wirkungsvoll bekämpfen.
Silber soll angeblich helfen
Die Hitze kommt vom Herd, die Hygiene vom Koch. Der wiederum sorgt sich um seine Gesundheit in Zeiten, in denen Meldungen über EHEC und Salmonellen Konjunktur haben. Auf diesem Nährboden gedeihen Haushaltsprodukte aller Art, die zusätzlichen Bakterienschutz bieten wollen. Beispiel: Das klassische Schneidbrett aus Kunststoff. Garniert mit einer antibakteriellen Beschichtung, bringt es angeblich ein Plus an Hygiene in die Küche. Und das schon für wenige Euro vom Discounter. Woraus diese Beschichtung genau besteht, bleibt häufig im Dunkeln. Das können zum Beispiel zugesetzte Biozide sein oder Nano-Silber im Kunststoffgranulat.
Experten raten ab
Antibakterielle Beschichtungen sollen schädliche Mikroorganismen im Zaum halten. Doch Experten halten davon wenig. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat schon vor Jahren festgestellt: „Die Oberflächenbeschichtung mit Silberverbindungen bietet keinen zusätzlichen Vorteil beim Schutz vor Keimen“. Das BfR hält „den Einsatz von antibakteriell wirkenden Mitteln im Haushalt grundsätzlich für überflüssig“. Ob eine antibakterielle Beschichtung sogar gefährlich ist, weiß zurzeit niemand genau. Ungeklärt sind vor allem zwei Fragen: Wie riskant ist es, wenn der Mensch freigesetzte Nano-Silberteilchen oder biozidhaltige Partikel aus der Beschichtung mitisst? Bildet der Mensch womöglich Resistenzen, so dass zum Beispiel Antibiotika nicht mehr wirken? All das ist weitgehend ungeklärt.
Tipp: Lesen Sie mehr im Special Nanotechnologie.
Normale Küchenhygiene reicht
Das BfR rät generell, bei Haushaltsgegenständen auf antibakterielle Beschichtungen zu verzichten. Normale Küchenhygiene und vollständiges Durchgaren reichen aus, um sich vor Lebensmittelinfektionen zu schützen. Oberstes Gebot: Hände waschen und sauberes Küchenwerkzeug benutzen. Und schneiden Sie Fleisch, Fisch und Geflügel auf einem anderen Brett als Gemüse, Salat und Obst.
Tipp: Lesen Sie mehr im Special Keime in Lebensmitteln.
Sind Plastikbretter hygienischer als Holzbretter?
Sowohl für Holz- wie auch für Plastikbretter gilt: Keime sammeln sich gerne in tiefen Rillen und Furchen. Ramponierte Schneidbretter gehören deshalb in den Müll. Was die Sauberkeit betrifft, haben beide Materialien Vor- und Nachteile:
- Kunststoff. Kunststoffbretter dürfen in die Spülmaschine. Die meisten Keime überleben das nicht. Voraussetzung: Langes Spülen bei hohen Temperaturen, also kein Schnell- oder Glasprogramm.
- Holz. Holzbretter spült man per Hand – möglichst heiß und mit etwas Spülmittel. Das Holz enthält Gerbsäuren, die auf natürliche Weise antibakteriell wirken. Diese Säuren setzen sich durch frische Schnittstellen immer wieder frei.
-
- Lebensmittelkontrolleure finden regelmäßig Krankheitserreger in Mehl. Vorsicht gilt vor allem bei rohem Teig. Backen und Hygiene steuern gegen. Müsli gilt als unkritisch.
-
- Wie steht es um die Qualität von frischen Hähnchenschenkeln? Wie werden die Hühner gehalten? Das hat die Stiftung Warentest für 17 Hähnchenschenkel-Produkte untersucht.
-
- Veggie-Brotaufstriche werden immer beliebter. Die Stiftung Warentest hat 25 pflanzliche Brotaufstriche der vier meistverkauften Geschmacksrichtungen getestet: Tomate,...
Diskutieren Sie mit
Nur registrierte Nutzer können Kommentare verfassen. Bitte melden Sie sich an. Individuelle Fragen richten Sie bitte an den Leserservice.
Nutzerkommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.
Eine Resistenzbildung von Bakterien ist allenfalls bei enzymatisch wirkenden Stoffen denkbar, beispielsweise Antibiotika. Auch Chlorreiniger sind sogenannte Biozide. Eine Resistenzbildung dagegen ist unmöglich. Auch gegen oxidativ wirkende Verbindungen kann es keine Resistenzbildung geben. Auch gegen Silber - seit Jahrhunderten eingesetzt - gibt es keine Resistenzbildungen. Für mich fallen die "Ratschläge" des BfR wie sooft in die Kategorie Panikmache. Ich persönlich weiß für mich schon seit langem eins: Empfehlungen des BfR sind ein hervorragender Kontraindikator für das, was richtig oder angebracht ist. Aber man muß es verstehen: Die Beamten müssen etwas produzieren, dmait es die Regierung weiter rechtfertigen kann, dafür das Geld der Bürger auszugeben. Die Zahl der Opfer und Erkrankten aufgrund von Lebensmittelvergiftungen bzw. -infektionen ist bekannt. Wie stark deren Zahl bei Verwendung von den genannten Produkten sinken würde, ist bisher noch nicht abschließend erforscht.