
© Stiftung Warentest
Frauen, die hormonell mit der Antibabypille verhüten, senken ihr Risiko für Gebärmutterkrebs. Das berichten britische Forscher. Sie vermuten, dass der Schutz auch Jahrzehnte nach der Einnahme bestehen bleibt. Bei der Entscheidung für die Pille sind aber auch unerwünschte Wirkungen zu bedenken. Unter anderem steigt durch sie das Risiko für Thrombosen. test.de klärt auf.
Daten von mehr als 130 000 Teilnehmerinnen
Seit mehr als 50 Jahren befindet sich die Antibabypille auf dem Markt – und inzwischen gibt es Langzeitstudien zu den gesundheitlichen Auswirkungen. Kürzlich erschien im Fachjournal Lancet Oncology eine große Untersuchung. Demnach schützt die hormonelle Verhütung mittels Pille vor Gebärmutterkrebs. Für die Analyse hatten britische Forscher Daten von 36 Studien aus verschiedenen Ländern ausgewertet. 27 276 Teilnehmerinnen waren im Lauf ihres Lebens an Gebärmutterkrebs erkrankt. Zur Kontrolle dienten 115 743 Frauen ohne Gebärmutterkrebs, die bezüglich Alter, Zahl der Schwangerschaften und weiterer Faktoren vergleichbar waren. Alle Frauen gaben an, ob sie jemals die Pille genommen hatten oder nicht.
Schutzwirkung steigt mit Dauer der Einnahme
Laut der Auswertung bekamen 23 von 1 000 Frauen, die nie die Pille nutzten, vor ihrem 75. Lebensjahr Gebärmutterkrebs. Bei jenen, die sie zehn Jahre einsetzten, reduzierte sich die Quote deutlich auf 13 von 1 000. Je länger eine Frau die Pille nahm, desto höher der Schutz. Er blieb auch bestehen, wenn jemand nur in jungen Jahren hormonell verhütet hat. Gebärmutterkrebs tritt meist erst im fortgeschrittenen Alter jenseits der Wechseljahre auf.
Der Tumor ist recht häufig – und häufig gut heilbar
Gebärmutterkrebs ist laut Daten des Robert-Koch-Instituts mit jährlich etwa 11 550 Neuerkrankungen der vierthäufigste Krebs bei Frauen. Meistens stehen die Heilungschancen gut, insbesondere bei einer frühzeitigen Diagnose. Erste Warnzeichen sind oft Blutungen jenseits der Wechseljahre. Betroffene sollten sofort zum Arzt. Der Krebs ist auch unter dem Begriff Gebärmutterschleimhautkrebs (Endometriumkarzinom) bekannt – und nicht zu verwechseln mit Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom). Dieser Tumor entwickelt sich am Übergang von der Gebärmutter zur Scheide, oft als späte Folge einer Infektion mit humanen Papillomaviren (HPV).
Östrogen kann Krebs begünstigen
Bei der Entstehung von Gebärmutterkrebs spielt das weibliche Sexualhormon Östrogen eine Rolle. Es fördert im Monatszyklus den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut – regt also Zellen zur Teilung an, was Krebs begünstigen kann. Eine frühe erste Regelblutung sowie späte Wechseljahre erhöhen das Risiko, da Östrogene die Gebärmutter dann insgesamt länger beeinflussen. Schwangerschaften senken das Risiko, genau wie laut der aktuellen Studie die Pille. Die meisten Präparate enthalten eine Kombination aus Östrogenen und Gestagenen. Gestagene wirken in vielerlei Hinsicht als Gegenspieler der Östrogene und gelten als wichtig dafür, dass das Verhütungsmittel vor Gebärmutterkrebs schützt.
Pille beeinflusst viele Gewebe
Bei der Entscheidung für die Pille sind aber auch die unerwünschten Wirkungen zu bedenken. Viele Körpergewebe reagieren auf die Zufuhr der Hormone. 2014 erschien im British Medical Journal eine Studie, die die Auswirkungen auf verschiedene Tumore untersuchte. Unter anderem zeigt sie, dass die Pille die Sterblichkeit durch Eierstockkrebs senkt – aber die durch Brustkrebs erhöht. Beruhigend: Laut der Untersuchung, die einen Zeitraum von 36 Jahren umfasst, hat die Pille insgesamt keinen Einfluss auf die Sterblichkeit.
Thrombose-Risiko bedenken
Die Auswirkungen der Pille auf Krebs machen sich oft erst nach Jahrzehnten bemerkbar. Schon nach kurzer Einnahmedauer jedoch erhöht die Pille die Rate – teils lebensbedrohlicher – Gefäßverschlüsse durch Blutgerinnsel (Thrombosen). Das Ausmaß hängt vom konkretem Präparat ab, wobei neuere Mittel riskanter sind.
Tipp: Zur Empfängnisverhütung geeignet und bezüglich Thrombose besonders sicher sind laut Bewertung der Stiftung Warentest Standardpräparate, die sich bereits länger im Markt befinden und niedrig dosiertes Ethinylestradiol sowie meist das Gestagen Levonorgestrel enthalten. Dazu zählen zum Beispiel Femigoa, Leios, Leona, Microgynon, Minisiston, Miranova oder Monostep. Die Grundlagen der Medikamentenbewertung sowie weitere Infos zu einzelnen Antibabypillen finden unter Medikamente im Test.
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