
Anleger mit Solarworld-Anleihen verlieren einen Großteil ihres Geldes. Der angeschlagene Produzent von Solarpaneelen will nach eigener Ankündigung 55 Prozent seiner Schulden nicht an die Gläubiger zurückzahlen, sondern in neue Solarworld-Aktien umtauschen. test.de sagt, was betroffene Anleger jetzt tun können.
[Update 8.8.2013] Solarworld gerettet
Die Aktionäre von Solarworld haben dem Rettungskonzept auf einer außerordentlichen Hauptversammlung fast geschlossen zugestimmt. Nur ein Prozent der Anteilseigner stimmte dagegen. Somit ist die Rettung des hochverschuldeten Unternehmens geglückt. Die Aktionäre nehmen damit einen drastischen Kapitalschnitt hin. Ihr Anteil am Grundkapital von Solarworld wird danach statt bisher 100 Prozent nur noch 5 Prozent betragen. Bei der zugleich geplanten Kapitalheraufsetzung werden die Altaktionäre nicht beteiligt. Neue Aktien werden als Gegenleistung für den Forderungsverzicht der Gläubiger herausgegeben. Firmengründer Frank Asbeck will wieder frisches Kapital von rund 10 Millionen Euro in Solarworld investieren. Er käme dann auf einen Kapitalanteil von rund 20 Prozent. Daneben soll Qatar Solar, eine hundertprozentige Tochter der Qatar Foundation, mit 35 Millionen Euro einsteigen und mit 29 Prozent größter Einzelaktionär werden.
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[Update 5.8.2013] Erster Teilerfolg
Solarworld hat einen ersten Teilerfolg zur Rettung des Unternehmens erzielt. Die Gläubiger der 150-Millionen-Euro-Anleihe stimmten dem Sanierungskonzept nach Unternehmensinformationen zu. Sie verzichten dabei auf 55 Prozent ihrer Forderungen. In den kommenden zwei Tagen müssen weitere Gläubiger und Aktionäre über den Rettungsplan entscheiden. Am Dienstag, den 06.08. 2013, werden die Gläubiger der 400-Millionen-Euro-Anleihe abstimmen und am Mittwoch muss Konzernchef und Firmengründer Frank Asbeck die Aktionäre von dem Sanierungskonzept überzeugen. Wenn auch nur ein Gremium seine Zustimmung verweigert, sind die Sanierungspläne geplatzt und die mit knapp einer Milliarde Euro verschuldete Solarworld muss den Weg zum Insolvenzgericht antreten. [Ende Update]
Rettungsplan bedeutet herbe Verluste
Der hoch verschuldete Solarmodul-Hersteller Solarworld hat die Inhaber von Anleihen für den 8. und 9. Juli 2013 zu zwei Gläubigerversammlungen eingeladen. Stimmen Anleihebesitzer dort dem Rettungsplan von Solarworld zu, verzichten sie auf etwa 55 Prozent ihrer Forderungen. Im Tausch dafür sollen sie neue Aktien von Solarworld erhalten. Auch von den Aktionären braucht Solarworld die Zustimmung zum Rettungsplan.
Schulden von einer Milliarde Euro
Tritt der Schuldenschnitt in Kraft, hätte das Unternehmen noch rund 430 Millionen Euro Schulden. Derzeit hat Solarworld rund eine Milliarde Euro Schulden. Der Bonner Konzern ist auch nach der geplanten Unternehmensrettung und dem Verzicht der Anleihegläubiger auf einen Großteil ihres Geldes und Abzug der Restschuld kaum noch etwas wert. Das bescheinigen dem einstigen Vorzeigeunternehmen die Wirtschaftsprüfer von Pricewaterhouse Coopers (PwC) in einem Gutachten. Sie beziffern den Unternehmensgesamtwert von Solarworld auf einen Betrag zwischen 495 Millionen Euro und maximal 610 Millionen Euro. Abzüglich der Schulden blieben dann noch zwischen rund 55 Millionen Euro und 170 Millionen Euro.
Neue Solarworld-Anleihen
Laut Plan will Solarworld den Gläubigern ihre alten Anleihen in neue eintauschen, die dann noch rund 45 Prozent der heutigen Verbindlichkeiten wert sein werden. Die Laufzeit der Anleihen verlängert sich. Beide Neupapiere werden erst fünf Jahre ab dem „Vollzug der Restrukturierung“ fällig. Voraussichtlich verlängert sich die Frist der Fälligkeit beider Anleihen bis ins Frühjahr 2019.
Aktie von Solarworld auf Talfahrt
Derzeit kostet eine Solarworld-Aktie rund 0,50 Euro. Der Rettungsplan sieht für die Altaktionäre vor, dass sie noch fünf Prozent des Grundkapitals der Gesellschaft halten werden. Zuvor strebt Solarworld eine Kapitalherabsetzung und anschließende eine Kapitalerhöhung gegen Sacheinlage an.
Was Anleihegläubiger tun können
Die Chancen für Anleger, jetzt noch den Nennwert ihrer Solarworld-Anleihen zurückzubekommen, sind gering. Für Anleger könnte es sinnvoll sein, noch vor der Gläubigerversammlung am 8. und 9. Juli die Anleihe zu kündigen und den vollen Nennwert von Solarworld zu fordern. Denn Solarworld wird nach Einschätzung des Berliner Rechtsanwalts Marc Liebscher „früher oder später beschließen, dass die Anleihen nicht mehr kündbar sind.“ Weist Solarworld aber dann die Anleihekündigung zurück, müsste der Anleger vor Gericht sein Kündigungsrecht einklagen. Das Erfolgsversprechen ist vage.
Tipps
- Klagen Sie nur, wenn Ihre Rechtsschutzversicherung das Prozessrisiko abdeckt. Der Ausgang eines Gerichtsverfahren ist schwer vorhersehbar. Sollten Sie Prozess- und Anwaltskosten selber übernehmen müssen, ist es leicht möglich, dass die Kosten Ihr investiertes Geld in Solarworld auffressen.
- Achten Sie beim Kauf von Anleihen auf die Bonität des Emittenten und eine gute Handelbarkeit der Papiere über die Börse (Liquidität). Kaufen Sie nur Anleihen von Firmen, die keine schlechtere Benotung als Baa3 (Moody’s) haben. Viele weitere Tipps finden Sie im aktuellen Test Anleihen.