Anlegen mit Fonds: Einfach gute Ideen nutzen

Gemanagte Fonds: Mit den besten gemanagten Fonds sind Renditen weit über dem Index möglich. Alle paar Monate sollten Anleger sie überprüfen.
Wer vor 20 Jahren 5 000 Euro in den Aktienfonds Carmignac Investissement steckte, hat heute ein Fondsvermögen von mehr als 50 000 Euro. Mit einem Fonds, der den Weltaktienindex MSCI World abbildet, wären „nur“ rund 21 000 Euro herausgekommen.
Der Carmignac gehört zu den erfolgreichsten gemanagten Fonds, die Finanztest Monat für Monat untersucht (Produktfinder Fonds). Er ist ein Musterbeispiel für die großen Chancen, die solche Fonds bieten. Sie sind die beste Wahl für aktive Anleger, die Lust und ein bisschen Zeit mitbringen, um das Optimale aus ihren Fondsanlagen herauszuholen.
Sie sollten bereit sein, mindestens zwei Mal im Jahr nachzusehen, wie sich ihre Fonds im Vergleich zu den Börsenindizes entwickelt haben und notfalls auch mal einen Fonds zu verkaufen, wenn er schlecht läuft (siehe „Kontrolle der Fondsentwicklung“).
Fonds mit hoher Trefferquote
Fondsmanager sind keine Hellseher. Das müssten sie aber sein, wenn sie den Aktienindex, an dem sie sich messen lassen, unter Garantie schlagen könnten.
Wir kennen keine Fonds, die das immer geschafft haben. Aber unser Dauertest filtert eine ganze Reihe von Fonds mit hoher oder sehr hoher Trefferquote heraus. Auf lange Sicht brachten sie eine deutlich bessere Wertentwicklung als die Vergleichsindizes.
Solche Resultate sind eine stolze Leistung. Schließlich gehen die Fondsmanager schon mit dem Handicap ins Rennen, dass sie ihre eigenen Gehälter und sonstigen Fondskosten hereinholen müssen, ehe an einen Mehrertrag für Anleger zu denken ist.
Fonds, die nur eine Indexentwicklung nachbilden, haben meist geringe Kosten von unter 0,5 Prozent des angelegten Geldes pro Jahr. Bei gemanagten Fonds liegen die jährlichen Kosten dagegen fast immer zwischen 1,5 und 3 Prozent.
Fondsmanager stehen vor einem Dilemma: Wenn sie sich nahe am Vergleichsindex halten, sind höhere Renditen unwahrscheinlich. Mit Aktien, die in den Indizes hoch gewichtet sind, kommen sie auf keinen grünen Zweig. Je weiter sie sich aber vom Index entfernen, desto schwerer ist das Anlageergebnis kalkulierbar.
Carmignac Investissement
Der 1989 aufgelegte Carmignac Investissement beweist, dass Fondsmanager auch mit eigenwilligen Depotmischungen dauerhaft erfolgreich sein können.
Anders als im Weltaktienindex MSCI World sind weltbekannte US-Firmen wie Microsoft, Wal-Mart oder General Electric in dem Fonds kaum vertreten.
Das größte Unternehmen im Index ist der Ölgigant Exxon Mobil, der an der Börse zurzeit fast 300 Milliarden Euro wert ist. Die größte Einzelposition im Carmignac Investissement sind ebenfalls die Aktien eines US-Ölkonzerns. Allerdings hat Anadarko Petroleum nur einen Börsenwert von etwa 25 Milliarden Euro und dürfte deutschen Anlegern weitgehend unbekannt sein.
Auch bei den Bankaktien geht der Carmignac Investissement andere Wege als der Index. Statt der Bank of America oder JP Morgan ist die China Construction Bank seine größte Position aus dem Finanzwesen.
Vor allem aber setzt der Fonds auf Trends, die sich in den Indizes kaum widerspiegeln. So hält er zurzeit eine Reihe kanadischer Goldminenaktien, die normalerweise besonders stark profitieren, wenn der Goldpreis steigt. Im MSCI World spielt diese Branche eine untergeordnete Rolle.
Die größte Übereinstimmung zwischen Weltindex und Fonds gibt es bei der Apple-Aktie. Der Elektronikkonzern ist trotz seiner Größe und Bekanntheit ein Liebling aktiver Fondsmanager, da er in den vergangenen Jahren unglaubliche Gewinnzuwächse hatte und stets für Überraschungen gut war.
UniGlobal
Apple ist, mit geringerer Gewichtung, auch im UniGlobal enthalten. Dieser weltweit anlegende Fonds bietet einen gelungenen Kompromiss aus Indexnähe und eigenen Anlageideen seiner Manager.
Viele Altersvorsorge-Sparer zahlen Monat für Monat in diesen Fonds ein, da er ein Bestandteil der UniProfirente ist. Das ist der verbreitetste Fondssparplan mit staatlicher Riester-Förderung.
Den UniGlobal gibt es bereits seit 1960 und viele Jahre war er keine gute Wahl. Seit einem Strategiewechsel Ende der 90er Jahre ist der Fonds aber sehr erfolgreich und läuft besser als der breite Aktienmarkt.
In den vergangenen fünf Jahren gelang dem UniGlobal ein seltenes Kunststück. Er lief parallel zum Weltaktienindex, lag aber fast immer ein paar Prozentpunkte vor diesem. Auf Fünfjahressicht summierte sich das Plus auf immerhin 2,7 Prozent pro Jahr.
Die Fondsgesellschaft Union Investment beschreibt die Strategie des Fonds so: „Sein Anlageschwerpunkt liegt auf Standardtiteln. Darüber hinaus kann das Fondsma-nagement mit einem Engagement in aussichtsreichen Nebenwerten zusätzliche Chancen nutzen. Innerhalb gezielter Einzeltitelauswahl (Stockpicking) werden Kriterien wie ein attraktives Produktangebot, Kostenvorteile gegenüber Mitbewerbern und ein überzeugendes Management zugrunde gelegt.“
Der Fonds ist auch für Investments in Schwellenländern offen. Im MSCI World sind die aussichtsreichen Aktienmärkte Chinas, Brasilien, Indiens und Osteuropas dagegen gar nicht vertreten.
Warburg Value A
Deutlich größere Abweichungen vom Weltindex als der UniGlobal leistet sich der Warburg Value A, seit Monaten der Spitzenreiter in unserem Fondstest. Der Fonds setzt gezielt auf Aktien, die als besonders werthaltig (englisch: value für Wert) gelten.
Das ist der Fall, wenn eine Aktie an der Börse weniger kostet, als es ihrem errechneten „inneren Wert“ entspricht. Die Warburg-Manager kaufen nur solche Aktien und halten sie so lange, bis der Preisabschlag durch Kurssteigerungen aufgeholt worden ist.
Das hört sich einfach an, ist aber in der Praxis hochkompliziert und umstritten. Denn es gibt unterschiedliche Methoden, den wahren Wert einer Aktie zu ermitteln. Fast jeder Fondsmanager geht auf Schnäppchenjagd und versucht Sonderangebote zu ergattern. Oft geht die Rechnung nicht auf.
Beim Warburg Value, der zum Jahresende 2004 aufgelegt wurde, ist das bisherige Ergebnis aber herausragend. Kleine bis mittelgroße Aktiengesellschaften machen vier Fünftel seines Portfolios aus. Der regionale Schwerpunkt liegt in Asien, das Vermögen ist breit auf verschiedene Branchen verteilt. Der Fonds lag in den vergangenen fünf Jahren im Durchschnitt 9,4 Prozent besser als der MSCI World.
Mal mehr, mal weniger Aktien
Immer mehr Aktienfonds gehen einen speziellen Weg, um den Vergleichsindex auszu-stechen: Sie halten den Aktienanteil flexibel. Anders als ein Indexfonds auf einen Aktienindex muss ein gemanagter Aktienfonds nicht zu 100 Prozent auf Aktien setzen. Der erweiterte Spielraum muss nur in den Anlagerichtlinien des Fonds stehen.
Da die Aktienmärkte starken Kursschwankungen unterliegen, können Fondsmanager schon dadurch große Pluspunkte sammeln, dass sie in schlechten Phasen keine oder weniger Aktien halten. Diese Fonds ähneln einer Vermögensverwaltung, die nicht vorrangig die Wertentwicklung des Aktienmarktes abbilden, sondern das Vermögen des Anlegers stetig vermehren will.
Finanztest ordnet Fonds, die zumindest zeitweise vollständig in Aktien anlegen, bei den Aktienfonds Welt ein. Der Übergang zu Mischfonds mit sehr hoher Aktienquote ist allerdings fließend.
C-Quadrat ARTS
Der zurzeit beste Aktienfonds mit vermögensverwaltendem Charakter ist der C-Quadrat ARTS Total Return Global AMI. Er hat sich zum Ziel gesetzt, in allen Marktphasen einen „absoluten Wertzuwachs“ zu erwirtschaften. Im Börsenjargon heißen solche Fonds auch Total-Return-Fonds.
Der C-Quadrat ist ein Dachfonds, der nicht in einzelne Aktien, sondern wiederum in andere Fonds investiert. Ab Mai 2011 erweitert er sein Spektrum und darf dann bis zu 30 Prozent des Vermögens auch in Einzelaktien stecken.
Am Anlagekonzept wird sich dadurch nichts ändern. Das Fondsmanagement versucht weiterhin, Aufwärtsphasen an den Börsen voll mitzunehmen und sich bei schlechter Börsenlage von den Aktienmärkten fernzuhalten.
Das hat seit Fondsauflage im Jahr 2001 gut funktioniert. Nur in zwei Jahren lief der Fonds deutlich schlechter als der MSCI World. Dafür überstand er die Crashjahre 2002 und 2008 mit geringen Blessuren.
FMM Fonds
Einen anderen Fonds dieser Art, den FMM-Fonds der Fondsgesellschaft DJE,gibt es bereits seit 1987. Der „erste Vermögensverwalter-Fonds in Deutschland“, so heißt es in der Fondsbeschreibung, hat seinen Anlegern seither eine jährliche Rendite von etwa 9,3 Prozent gebracht.
Anders als die meisten Fonds dieser Art ist der FMM-Fonds selbst in der aktuellen Börsenrallye „nur“ zu rund 80 Prozent in Aktien investiert. Dieser Vorsicht ist es geschuldet, dass er im vergangenen Jahr deutlich hinter dem MSCI World zurückblieb. Dasselbe gilt für den C-Quadrat ARTS.
Schwieriger Spagat
Die Manager von vermögensverwaltenden Aktienfonds müssen einen Spagat schaffen zwischen kalkulierter Risikobereitschaft und großer Wachsamkeit. Wenn sie von einem Crash erwischt werden, ist das schlimmer als bei einem Fonds, der stets vollständig in Aktien investiert ist. Schließlich lautet ihr Ziel, Anlegern zuverlässige Wertzuwächse bei möglichst geringen zwischenzeitlichen Verlusten zu bringen.
Aber zu zurückhaltend dürfen die Manager auch nicht sein, weil ihre Fonds dann in Boomphasen zu weit hinter dem breiten Markt hinterherhinken.
Multi Invest
Gut verfolgen lässt sich das Problem am Multi Invest OP R, einem im November 1999 aufgelegten Dachfonds, der seine Aktienquote nach einem mathematischen Modell festlegt und täglich überwacht. Damit sollen „stabile Aufwärtsbewegungen“ von Aktienmärkten für Gewinne genutzt werden, in „stabilen Abwärtsbewegungen“ soll das Fondsvermögen in sicheren Geldmarkt- und Rentenfonds geparkt sein.
Tatsächlich konnte sich der Multi Invest dem Abwärtsstrudel der Börsen im Zuge der Finanzkrise weitgehend entziehen. Sein höchster Verlust lag auf Fünfjahressicht bei nur 13,2 Prozent. Solch niedrige Werte sind eher für vorsichtige Mischfonds als für Aktienfonds typisch.
Allerdings verpasste der Multi Invest auch den größten Teil der anschließenden Kurserholung an den Aktienmärkten. Während der MSCI World im vergangenen Jahr rund 20 Prozent gewann, verlor der Multi Invest in dieser Zeit 1,2 Prozent. In unserer Fondsbewertung ist er mit 50,3 Punkten nur noch Durchschnitt.
Anleger, die einen Fonds mit flexibler Aktienquote kaufen wollen, sollten sich vorher genau überlegen, ob die Grundidee zu ihren Vorstellungen passt. Und nach dem Kauf sollten sie die Fondsentwicklung regelmäßig kontrollieren. Wenn der Fonds seine selbstgesteckten Ziele dauerhaft verfehlt, sollten sie ihn verkaufen.