Langsam freunden sich Anleger mit dem Gedanken an, Geld in die ungeliebten Aktien zu investieren. Weniger als 1 Prozent für Tagesgeld reicht auf Dauer einfach nicht. Aber dann folgt gleich die Frage: Soll ich jetzt noch einsteigen? Bei einem Dax-Stand von um die 11 000 Punkte eine berechtigte Sorge – zumal viele Anleger bereits schlechte Erfahrungen mit ungünstigen Einstiegszeitpunkten hinter sich haben. Einige haben auf dem Höhepunkt der Blase des Neuen Markts investiert und viel Geld verloren.
Ich möchte einen Aktienfonds Welt kaufen und überlege, wann ich das am besten machen soll. Jetzt scheinen die Börsen ja schon heißgelaufen.
Im Jahr 2014 hat der Weltaktienindex MSCI World um 20 Prozent zugelegt, über fünf Jahre steht eine Rendite von knapp 15 Prozent pro Jahr zu Buche. Das ist gut, heißt aber nicht, dass es nicht noch weiter gut laufen kann.
Tipp: Weil niemand vorhersagen kann, wie die Börsen sich entwickeln, hilft ein Einstieg in Raten. Dazu teilen Sie Ihre Anlagesumme in mehrere Teilbeträge auf und investieren im Abstand von einigen Wochen oder Monaten. Sollten die Märkte demnächst einbrechen, haben Sie nur die erste Tranche teuer gekauft. Sollten sie weiter steigen, sind zumindest Ihre ersten Einzahlungen noch günstig.
Ich möchte gerne Indexfonds (ETF) kaufen, habe im Moment aber nicht genug Geld, um es aufzuteilen. Meine Bank verlangt zu hohe Mindestgebühren. Was raten Sie?
Schließen Sie einen Sparplan ab. Sie können ihn immer beginnen und nach wenigen Monaten wieder beenden. Hier profitieren Sie vom Auf und Ab der Börsen quasi automatisch. Bei hohen Kursen kaufen Sie teuer, sind die Kurse niedrig, wird es billig.
Tipp: Sparpläne gibt es meist ab Raten von 50 Euro und bis über 1 000 Euro. Statt monatlich können Sie auch vierteljährlich zahlen. Mehr dazu im Test ETF-Sparplan: Aus monatlichen Raten ein kleines Vermögen machen, Finanztest 7/2014.
Sind die hohen Aktienkurse fundamental begründbar oder baut sich da nicht eine Blase auf?
Die Frage können wir leider nicht beantworten. Kurstreiber an den Märkten sind vielfältig, einige sind ökonomischer, manche politischer, andere psychologischer Natur. Hinzu kommen externe Schocks wie Kriege oder Umweltkatastrophen. Ökonomisch begründbar sind die steigenden Kurse etwa durch die niedrigen Zinsen. Das liegt an den Bewertungsmodellen der Analysten, die zukünftige Erträge der Unternehmen auf den heutigen Tag abzinsen. Je geringer der Zinssatz, umso mehr sind die Erträge heute wert und damit das Unternehmen an der Börse – vorausgesetzt, die anderen Einflussfaktoren bleiben gleich.
Tipp: Kümmern Sie sich nicht um kurzfristige Entwicklungen, sondern setzen Sie langfristig auf Aktienmärkte – zehn Jahre mindestens.
Niedrige Zinsen sorgen für Kursgewinne. Heißt das im Umkehrschluss, wenn die Zinsen steigen, sollte man Aktien verkaufen?
Steigen die Zinsen, dreht sich die Rechnung um. Künftige Zahlungen sind bei höherem Zins heute weniger wert. Sollte sich sonst nichts verändern, müssten die Aktienkurse wieder sinken. Doch wenn die Zinsen steigen, ist das in den Kursen eingepreist, ehe private Anleger reagieren können.
Tipp: Versuchen Sie erst gar nicht, schneller zu sein als der Markt!
Sie empfehlen als Basis Aktienfonds Welt oder Europa. Der Weltaktienmarkt ist zuletzt besser gelaufen. Sollte ich nun nicht lieber auf Europa setzen?
Nur weil die europäischen Märkte zuletzt hinterherhinkten, heißt es nicht, dass sie künftig besser laufen. Um möglichst breit zu streuen, sind Fonds auf einen Weltindex erste Wahl.
Tipp: Sie können auch Aktienfonds Welt und Europa mischen, wenn Sie stärker auf europäische Länder setzen wollen. Diese sind im Weltindex nur zu rund 25 Prozent vertreten.
-
- Der Krieg in der Ukraine hat eine Debatte ausgelöst: Sind Waffen nachhaltig, wenn sie Frieden sichern? Hilft mehr Atomstrom? Wir fragen Anbieter nachhaltiger Fonds.
-
- Die Tech-Branche ist Motor des langjährigen Aktienbooms. Sollte man jetzt noch auf Apple, Microsoft und Co setzen?
-
- Wissenschaftlich fundierte Anlagestrategien versprechen hohe Renditen und lassen sich mit Faktor-ETF einfach umsetzen. Wir ordnen Vor- und Nachteile dieses Ansatzes ein.
Diskutieren Sie mit
Nur registrierte Nutzer können Kommentare verfassen. Bitte melden Sie sich an. Individuelle Fragen richten Sie bitte an den Leserservice.
Nutzerkommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.
Alles sehr klug und richtig. Finanztest schneidet sich dabei aber gerade ins eigene Fleisch. Denn die Quintessenz nach einer Investition z.B. bisherigen Tages- bzw. Spargeldes in Aktien wäre ja, das FinTest-Abo für ein paar Jahre zu kündigen, weil sonst jedesmal neue Strategien und Produkte zum Zocken locken.