Ein kleiner Psychotest: Lassen Sie sich leicht verführen?
Folgende Fragen testen, ob Sie zum Spekulieren neigen könnten.
1. Was halten Sie von der folgenden Aussage: Wer an der Börse reich werden will, muss in Marktnischen nach Schnäppchen jagen.
a) Stimmt
b) Stimmt nicht
2. Sie finden am Morgen ein offenbar fehlgeleitetes Fax in Ihrem Büro: „Hallo Gerold, bitte vertraulich behandeln: Nick, der Boss von NewSeo Tech hat mir gerade an der Bar erzählt, dass Google seine Firma übernehmen will und in drei Tagen damit an die Presse geht. Bitte behalte die Information für Dich und vernichte am besten dieses Fax. Bis morgen, Sören.“ Was denken Sie über den Vorfall?
a) Das sind Insider-Informationen. Wenn ich nun NewSeo-Tech-Aktien kaufe, mache ich mich strafbar.
b) Der Einstieg bei NewSeo Tech könnte sich lohnen und ich sollte mich mit dem Kauf beeilen, bevor die Information vom Übernahmeangebot bekannt wird.
c) Die Information ist frei erfunden und der Absender will mich zum Kauf der Aktie verleiten.
3. Stellen Sie sich vor, Sie haben die Wahl zwischen zwei Fonds. Fonds A entwickelt sich parallel mit dem Gesamtmarkt und bietet wenig Potenzial für Höchstrenditen. Fonds B hingegen läuft abgekoppelt vom Markt. Er bietet in einigen Fällen die Chance auf eine sehr hohe Rendite, verläuft sonst allerdings meist unterdurchschnittlich. Für welchen Fonds entscheiden Sie sich?
a) Fonds A
b) Fonds B
4. Sie möchten bei einer Benefizveranstaltung für einen guten Zweck ungefähr 100 Euro spenden. Sie erfahren an dem Abend, dass Geldgeber ab einem Spendenbetrag von 100 Euro namentlich in der Lokalzeitung genannt werden. Wie viel spenden Sie?
a) 100 Euro
b) 99 Euro
Quelle: Professor Andreas Hackethal,Universität Frankfurt am Main
Auswertung
Einige Leser fragen sich womöglich, warum die Fragen geeignet sind, ihre Anfälligkeit für das Spekulieren mit Wertpapieren zu testen.
Frage 1 überprüft, ob Anleger Reichtum am Aktienmarkt automatisch mit der Anlage in spekulativen Wertpapieren verbinden. Das ist ein Fehlschluss, wie die Praxis zeigt.
Frage 2 testet, ob Anleger anfällig sind für Manipulation. Das allein muss kein ausreichendes Kriterium dafür sein, zum Kauf spekulativer Wertpapiere zu neigen, ist nach den Erkenntnissen der Frankfurter Wissenschaftler aber in vielen Fällen ausschlaggebend. Oft kommen allerdings noch andere Kriterien hinzu.
Frage 3 misst, ob jemand einen Fonds bevorzugt, der sich genau dann positiv entwickelt, wenn ein Großteil der Anleger ebenfalls Gewinne erzielt. Oder ob er im Gegenteil lieber einen Fonds hätte, der sich positiv entwickelt, wenn ein Großteil der Anleger Verluste macht. Anders gefragt: Will jemand sich von anderen durch seinen Reichtum abheben und ist bereit, dafür gewisse Risiken einzugehen?
Derselbe Gedanke steckt auch hinter Frage 4, die testet, ob Menschen eher öffentlich oder im Stillen spenden würden. Diese Frage lässt sich auf eine einschlägige Studie zurückführen, welche dokumentiert, dass durch öffentliche Spenden oft der eigene Reichtum signalisiert werden soll.