Anleger setzen oft zu viel Geld auf hochriskante Einzeltitel. Ihre Geheimtipps bringen ihnen jedoch meist keinen Gewinn – im Gegenteil. Teil 4 unserer Serie zum Thema „Anlagefehler vermeiden“ erklärt, wieso nicht-professionelle Anleger die Finger von spekulativen Wertpapieren lassen sollten.
Anlagefehler in Serie
Dieses Special ist Teil einer Serie zum Thema „Anlagefehler“:
- Juli 2014 Mangelnde Streuung
- Dezember 2014 Übermäßiges Trading
- Januar 2015 Verlierer aussitzen
- März 2015 Spekulative Wertpapiere
- April 2015 Jagd auf Trends
- Mai 2015: Schwerpunkt auf Deutschland
- Juni 2015 Fazit
Eigene Meinung kostet Rendite
Für die einen ist es ähnlich unangenehm wie ein Besuch beim Zahnarzt, für die anderen das liebste Hobby: Die Rede ist vom Geldanlegen. Anleger, die fasziniert sind vom Börsengeschehen, beschäftigen sich täglich mit den Indexständen rund um die Welt, verschlingen die neuesten Nachrichten der Kapitalmärkte und sind immer auf der Suche nach dem ultimativen Tipp. Sie kennen sich aus – und das wird ihnen oft zum Verhängnis. Anleger kaufen Aktien zum Beispiel, weil sie über Informationen verfügen und annehmen, dass der Kurs der Papiere steigen wird. Sie können durchaus richtigliegen. Viel häufiger überschätzen sie aber ihren vermeintlichen Informationsvorteil. Andreas Hackethal, Professor für Personal Finance an der Universität Frankfurt am Main, sagt: „Salopp formuliert, kostet es die meisten Anleger Rendite, wenn sie einer eigenen Meinung zu Einzeltiteln folgen.“
Im Schnitt 3 Prozent weniger Rendite
Hackethal und sein Team haben festgestellt, dass Anleger ihre eigene Meinung besonders teuer zu stehen kommt, wenn sie sich auf spekulative Wertpapiere bezieht: Im Schnitt liegt ihre Rendite rund 3 Prozentpunkte unter der Vergleichsrendite des Marktes. Betrachtet man nur das Fünftel der Anleger, die am meisten auf spekulative Papiere setzen, ist die Renditeminderung noch größer: mehr als 10 Prozentpunkte! Mit spekulativen Wertpapieren sind Aktien gemeint, die einen geringen Preis haben, unbekannt sind und meist an Märkten gehandelt werden, an denen wenige Anleger unterwegs sind. Das Risiko dieser Papiere ist hoch – was vor allem am spezifischen Risiko der Firma liegt, die dahintersteht.
Geld möglichst breit streuen
Das Problem ist, dass es im Allgemeinen keinen Ausgleich gibt für dieses hohe unternehmensspezifische Risiko. Risikoprämien, also ein Ausgleich für Anleger, die ihr Geld dort einsetzen, werden allgemein nur für Marktrisiken bezahlt, nicht für Einzelrisiken. Einzelrisiken lassen sich durch eine gute Mischung aus einem Depot herausfiltern – daher auch unser gebetsmühlenartig wiederholter Tipp, sein Geld möglichst breit zu streuen.
Großteil der Aktien „klein, unbekannt und riskant“
Die Frankfurter Wissenschaftler haben sich 5 000 Privatanlegerdepots zwischen 1999 und 2011 angeschaut. Der Anteil spekulativer Papiere in diesen Depots lag im Mittel bei 6 Prozent. Zum Vergleich: Der Anteil spekulativer Papiere am Gesamtmarkt beläuft sich auf etwa 1 Prozent. „Allein an der Frankfurter Wertpapierbörse sind rund 11 000 Aktien aus über 70 Ländern notiert, von denen der Großteil klein, unbekannt und riskant ist“, sagt Andreas Hackethal. Das Fünftel der spekulationsfreudigsten Anleger hatte im Schnitt sogar 36 Prozent solcher Papiere im Portfolio. Die spekulationsfreudigen Anleger kommen querbeet aus allen Gruppen: ob jung oder alt, angestellt oder selbstständig, ob Mann oder Frau – sie sind alle gleichermaßen betroffen.
Kursmanipulation mit Pennystocks
Besonders verlustreich sind Investments in sogenannte Pennystocks, für die unseriöse Marktakteure gezielt und massiv werben, um die Kurse in die Höhe zu treiben. Diese meist in Cent-Beträgen notierenden Aktien sind besonders manipulationsanfällig, hat die Aufsichtsbehörde Bafin festgestellt. Sie warnt in einer Broschüre: „Hüten Sie sich vor Papieren, die Ihnen in marktschreierischer Weise zum Kauf empfohlen werden.“ Oft kommen die Angebote per Fax oder per Mail ins Haus. „Der Kauf von spekulativen Wertpapieren muss nicht notwendigerweise ein Anlegerfehler sein“, sagt Hackethal. Jedoch hätten private Anleger nur selten Informationsvorteile gegenüber anderen, meist institutionellen Marktteilnehmern. Wer trotzdem weiter Spaß am Aktienkaufen hat, sollte das zumindest im Kopf behalten.
Tipp: Im Produktfinder Fonds finden Anleger Bewertungen für rund 3 650 aktiv gemanagte Fonds und ETF aus 38 Fondsgruppen – von Aktienfonds Welt bis Rohstofffonds. Aber auch für Fonds, die nicht bewertet werden, etwa weil sie zu jung oder zu klein sind, gibt es Rendite- und Risikoeinstufungen.