Die Qualität der Bankberatung für Anleger hat sich seit unserem letzten Test verbessert. Aber es gibt noch viel Luft nach oben.
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Alle Testergebnisse für Anlageberatung der Banken 02/2016Das Fundament steht, aber das Haus darauf noch nicht. Immer mehr Banken erfüllen die Voraussetzung für eine gute Anlageberatung. Sie ermitteln den „Kundenstatus“ überwiegend gut bis sehr gut und damit besser als in früheren Tests: Die Berater fragen nach dem Ziel, der gewünschten Laufzeit der Anlage und nach der Risikobereitschaft des Kunden. Die Geldanlagen, die sie dann anbieten, passen aber häufiger nicht zum Anleger.
Unser Testfall war nicht schwer. Eigentlich müsste ihn jeder Banker leicht lösen. Unsere Tester – geschulte Laien – wollten 45 000 Euro für zehn Jahre anlegen. Sie waren bereit, einen Teil des Geldes mit etwas Risiko zu investieren. Bei Bedarf sollte das Kapital rasch verfügbar sein. Sie gaben an, im Umgang mit Aktien keine Erfahrung zu haben. Ihre persönliche finanzielle Situation schilderten die Tester als gut. Sie erklärten, keine Schulden zu haben und zur Miete zu wohnen.
Die Bestnote für das „Lösen des Anlageproblems“ konnte erreichen, wer eine ausgewogene Mischung aus sicheren Renten- oder Festgeldanlagen und riskanteren Geldanlagen wie zum Beispiel Aktienfonds empfahl und dabei auch auf die Kosten der Geldanlage achtete.
Außerdem musste die Anlage im Notfall auch vor dem Ende der zehn Jahre ohne Probleme aufgelöst werden können.
Beratungen oft provisionsgetrieben
Grobe Beratungsfehler im Test sind vermutlich nur selten auf das Unvermögen der Berater zurückzuführen, sondern eher auf provisionsgetriebene Verkaufsvorgaben der Institute. Obwohl der Kundenstatus und die Risikoeinstufung des Kunden fast durchweg gut gelang, führte das nicht automatisch zu passenden Produktvorschlägen. Das hat uns gewundert.
Oft werden Hausprodukte empfohlen
Hausprodukte zu empfehlen, ist bei fast allen Banken Usus. Sie bringen der Bank mehr Provisionen, dem Kunden aber selten eine „maßgeschneiderte Anlagelösung“, mit der etwa die Hypovereinsbank wirbt. Bei den Sparkassen bekommen Anleger Fonds der Dekabank oder der LBB-Invest. Die LBB-Invest ist eine Tochtergesellschaft der Dekabank, die wiederum eine 100-prozentige Tochter des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands ist. Die Deutsche Bank vermittelt gerne Fonds ihrer Tochtergesellschaft DWS Investment.
Volksbanken und Raiffeisenbanken sind stolz auf ihre enge Zusammenarbeit mit Instituten der Genossenschaftlichen Finanzgruppe wie der Bausparkasse Schwäbisch Hall, der R+V Versicherung oder der Fondsgesellschaft Union Investment.
Hausinterne Vorgaben müssen aber nicht zwingend zu schlechten Empfehlungen führen. Auch das zeigt unser Test.
Drei von 23 Banken gut

Sparda-Bank Berlin: Die Berater ermittelten den Kundenstatus sehr gut. In fünf von sieben Testgesprächen gab es eine gute Anlageempfehlung. © imago / Steinach
Insgesamt hat sich die Anlageberatung der Banken fünf Jahre nach unserem letzten Test und acht Jahre nach der Finanzkrise (2007) etwas verbessert (Gute und schlechte Produktvorschläge).
Gut beraten haben aber nur die Frankfurter Volksbank, die Sparda-Bank Berlin und die Nassauische Sparkasse. Das sind drei von 23 bewerteten Instituten. Es bleibt also noch viel Luft nach oben.
Das Gros der Kreditinstitute – darunter Großbanken wie Commerzbank, Deutsche Bank und Targobank – hat befriedigend abgeschnitten. Nur ausreichend waren fünf Banken, darunter die Postbank, die in drei Beratungsgesprächen viel zu riskante Anlagevorschläge machte.
Schlusslicht im Test sind die Hypovereinsbank und die Hannoversche Volksbank. Beide Banken berieten unsere Testkunden so schlecht, dass sie ein Mangelhaft für die Qualität ihrer Anlageberatung kassierten.
Für unseren Test haben wir 160 Beratungsgespräche ausgewertet. Getestet wurde von Juni bis September 2015 in je sieben Filialen von fünf Privatbanken, neun Genossenschaftsbanken und neun Sparkassen.
Nassauische Sparkasse hat überzeugt
Überzeugen konnte beim Prüfpunkt „Lösen des Anlageproblems“ die Nassauische Sparkasse. Ihre Berater schlugen den Testern fast durchgehend einen ausgewogenen Mix aus festverzinslichen Wertpapieren und verschiedenen mit Risiken verbundenen Deka-Fonds vor. Das war gut.
Gute Anlagevorschläge machte auch die Frankfurter Volksbank. Positiv überrascht hat uns, dass in jeder Beratung wenigstens für einen Teil der Anlagesumme auch ein börsengehandelter Indexfonds (ETF) empfohlen wurde, obwohl die Bank an dessen Vermittlung kaum verdient. Kunden sparen hier bares Geld, da ETFs keinen provisionsbelasteten Vertrieb haben und die laufenden Kosten deutlich niedriger sind als die für klassische Aktienfonds.
Am besten von allen Instituten schnitt im Prüfpunkt „Lösen des Anlageproblems“ die Frankfurter Sparkasse ab. Sie streute das Risiko, indem sie in den Testgesprächen eine risikogerechte Mischung aus täglich verfügbaren Anlagen, festverzinslichen Wertpapieren, offenen Immobilienfonds und breit streuenden Misch- und Aktienfonds empfahl. Das passte sehr gut zum Anlagewunsch. Schade nur, dass die Sparkasse in einem Fall kein Beratungsprotokoll übergab. Wegen dieses Verstoßes gegen das Wertpapierhandelsgesetz kassierte sie eine Abwertung um eine halbe Note und verpasste so ein gutes Qualitätsurteil.
Immer wieder Gesetzesverstöße
Banken missachten Vorgaben, obwohl sie dabei immer wieder erwischt werden. Bei unserem letzten Test vor fünf Jahren hatten Institute in 65 Fällen kein Beratungsprotokoll ausgehändigt. Damals war die gesetzliche Vorschrift, bei einer Beratung über Wertpapiere ein Protokoll anzufertigen, in dem unter anderem Ziel, Zweck, Dauer der Geldanlagen sowie die Risikobereitschaft des Kunden erfasst werden, erst einige Monate in Kraft. Sie hatte sich aber offenbar noch nicht überall herumgesprochen.
Heute – fünf Jahre später – klappt die Ausgabe der Protokolle bei einigen Instituten immer noch nicht. 15 Mal wurde gegen die bei Banken ungeliebte Protokollpflicht verstoßen, die demnächst durch eine europaweit geltende „Geeignetheitsprüfung und -erklärung“ ersetzt werden soll.
Den Vogel abgeschossen haben drei Banken aus dem Sparkassensektor. Die Kreissparkasse Köln, die Baden-Württembergische Bank und die Sparkasse Leipzig gaben unseren Testern jeweils in drei von sieben Fällen kein Protokoll. Da läuft wohl noch etwas systematisch falsch. Beim Qualitätsurteil haben wir drei Gesetzesverstöße in diesem Prüfpunkt mit einem Abzug um eine ganze Note bestraft (So haben wir getestet).
Testsieg versemmelt
Die Stadtsparkasse München wäre gemeinsam mit der Frankfurter Volksbank Testsieger geworden, wenn einer ihrer Berater nicht geschlampt hätte. Das Institut rutschte auf ein Befriedigend, weil der Berater kein Protokoll aushändigte.
Die Hamburger Sparkasse versemmelte ebenfalls ein mögliches gutes Qualitätsurteil für ihre Anlageberatung, weil sie in einem Beratungsfall kein Protoll übergab.
Weitere Punktabzüge gab es vor allem beim Prüfpunkt „Produkt- und Kosteninformation“. Teilweise vergaßen Berater, die Produktinformationsblätter, das Preis-Leistungs-Verzeichnis oder die gesetzlich vorgeschriebenen „Wesentlichen Anlegerinformationen“ auszuhändigen. Die Blätter sind für Kunden immens wichtig, weil sie erklären, wie eine Anlage funktioniert, was für Risiken sie hat und wie viel sie kostet.
Zwei Banken berieten mangelhaft
Das Qualitätsurteil mangelhaft kassierten die Hannoversche Volksbank und die Hypovereinsbank, die Teil der UniCredit, einer der größten Bankengruppe Europas, ist.
Bei der Hannoverschen Volksbank waren die Anlagevorschläge in vier der sieben Gespräche mit den Testkunden viel zu riskant. Das überraschte uns, da die Berater der Bank die Kundenwünsche genau erfragten und im Prüfpunkt „Ermitteln des Kundenstatus“ sogar sehr gut waren.
Die Empfehlung, je 15 000 Euro in einen Mischfonds mit hohem Aktienanteil sowie in einen deutschen Aktienfonds und einen weltweit investierenden Aktienfonds anzulegen, war mangelhaft, da sie über das vom Kunden gewünschte mittlere Risiko hinaus ging. Ähnlich riskant waren auch drei weitere Produktvorschläge. Das brachte der Bank ein Mangelhaft ein.
Am Callcenter gescheitert
Kaum zu glauben, aber auch einmalig war, was ein Tester bei der mangelhaft getesteten Hypovereinsbank erlebte. Falsch beraten wurde er bereits vom Callcenter der Bank, das er nur anrief, um einen Termin in der Filiale zu vereinbaren.
Als er dort nach Aufforderung seinen Anlagewunsch geschildert hatte, wurde ihm nach kurzer telefonischer Beratung für die gesamten 45 000 Euro die FC Bayern Sparkarte angeboten.
Das ist ein Sparbuch, dessen Zinsen steigen, wenn die Bundesligakicker des FC Bayern erfolgreich sind. Zum Vermögensaufbau ist es allerdings nicht geeignet (Gute und schlechte Produktvorschläge).
„Persönlicher Termin eher unüblich“
Unserem Tester, der noch mal auf eine Beratung in einer Filiale der Hypovereinsbank drängte, beschied der Mitarbeiter des Callcenters, dass ein persönlicher Termin „eher unüblich“ sei. Der Kunde könne den per Post übersandten Vertrag für die Sparkarte einfach unterschrieben zurücksenden.
Die Vertragsunterlagen kamen nicht an. Der Tester hakte nach. Am Telefon erfuhr er: „Die Unterlagen sind verschickt. Nochmals können sie nicht versandt werden.“
Schlechter kann eine Beratung kaum laufen. Und es gab noch weitere mangelhafte Beratungen der Hypovereinsbank.
In zwei Fällen wurde Kunden für einen Teil ihres Geldes der geschlossene Dachfonds Sachwerte Portfolio 2 der Wealth Management Capital Holding GmbH angedreht, die eine Hypovereinsbanktochter ist. Der Fonds, der vor Ende 2026 nicht gekündigt werden kann, ist laut „Wesentlicher Anlegerinformation“ „nicht für Anleger geeignet, die ihr Geld vor dem Ende der Laufzeit aus dem Fonds wieder zurückziehen wollen“.
Das Geld in dem Fonds ist bei Bedarf nicht verfügbar. Obendrein hat er Einmalkosten von knapp 15 Prozent und laufende Kosten von mehr als 1 Prozent pro Jahr. Verluste bis hin zum Totalverlust sind nicht ausgeschlossen. Nur wenn die Zielfonds, in die der Dachfonds investiert, erfolgreich in Immobilien, Energie und Infrastruktur sowie in nicht börsennotierte Unternehmen investieren, können sie sich vielleicht rentieren.
Schon wegen ihrer Komplexität Anlegern ohne Aktienerfahrung kaum zu erklären, war auch die Empfehlung zweier Berater, konzerneigene Garantiezertifikate zu kaufen. Diesen Zertifikaten liegen als Basiswert zwei Anlagen zugrunde, deren Gewichtung sich abhängig vom Sicherungssystem ändern kann. Bei den Anlagen handelt es sich um einen aktiv gemanagten Mischfonds sowie um einen von der Bank berechneten Geldmarktindex. Er wird von der UniCredit Bank Austria aufgelegt, die wie die Hypobank zur italienischen Großbank UniCredit gehört.
Zweitmeinung einholen
Fazit: Berater, die von unseren Testkunden überwiegend als nett und kompetent eingestuft wurden, ermittelten den Kundenstatus oft richtig und informierten zufriedenstellend über die Produkte und Kosten dafür. Ordentliche Vorarbeit ist aber keine Garantie für gute Anlageempfehlungen. Kunden müssen wohl oder übel eine Zweitmeinung einholen oder die Produktvorschläge von einer Verbraucherzentrale prüfen lassen.
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Kommentarliste
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Die Anlageberatung der Banken ist mit Vorsicht zu geniessen. Leider sind sehr viele Deutsche finanzielle Analphabeten und daher dem Berater mehr oder weniger ausgeliefert. Würden alle über ein wenig finanzielle Bildung - die über das Sparbuch und die Lebensversicherung hinaus geht - verfügen, könnten sich die Banken überhaupt nicht mehr erlauben diese fragwürdigen Produkte zu vertreiben, denn diese würde niemand mehr abschließen. Mit ein wenig Interesse kann heute jeder leicht Zugang zu Produkten erhalten, die oft nicht nur renditestärker, sondern auch noch wesentlich günstiger als die von den Banken empfohlenen Produkte sind. 1% Kostenunterschied mag nicht viel erscheinen, macht bei einem 25jährigen Fondssparplan mit 100€ monatlicher Einzahlung aber den Wert eines Kleinwagens aus.
@KL36: Wir haben pro Bank sieben Beratungsgespräche geführt, die in sieben verschiedenen Filialen der Hypovereinsbank stattfanden. Im Lauftext des Artikels auf Seite 35 und 36 beschreiben wir drei schief gelaufene Beratungen der Hypovereinsbank. (TK)
Ein Berater der HypoVereinsbank liefert einen sehr bedenklichen Analgevorschlag. Könnte es sein, dass daraufhin die HypoVereinsbank INSGESAMT als "mangelhaft" eingestuft wurde? Das wäre methodisch kaum tolerierbar. Ich vermisse in der Rubrik "So haben wir getestet" eine Hinweis darauf, inwieweit sich das Qualitätsurteil zu einer Bank auf Anlageberatungen in MEHREREN ihrer Filialen abstützt.
Zwei junge Mitarbeiter der Sparkasse Chemnitz, die sich "Individualkundenbetreuer-Betriebswirt" nenne, haben mein Geld durch falsche Produkte, zu denen sie geraten haben VERBRANNT: fast 10 Tausend Euro!!
Aber die Sparkasse in Person ihres Vorstandes kann mir natürlich in keinsterweise folgen: alles richtig gemacht, was sonst! Und man gibt den VORFALL an den KSA (Kommunaler Schadensausgleich) weiter, wobei man dazu keine Akteneinsicht erhält und somit nicht weiß, was man dort vorgelegt hat. Beim KSA sieht man natürlich auch keinerelei Fehler und lehnt daher jegliche Regulierung ab! War ja klar! Also bliebe klagen, aber da streikt die Rechtsschutzversicherg (die ARAG) und lehnt Kostenübernahme ab, auch nicht für die 1.Instanz. Man kann nur hoffen, dass sich aus dem Kreis der Medien so einer Sache annimmt, aber wer sollte das sein? ESCHER wurde abgeschafft, warum wohl? Es ist ein Skandal un Du hast keine Chance
Also Hände weg von der Sparkasse Chemnitz und deren junge aufstrebend Betreu
Man sieht hier wieder, dass die Alteingesessenen eben doch nicht mehr so toll sind, wie sie vielleicht mal waren. Für viele Banken sind wir nur noch "Verkäufe" und keine Kunden mehr. Genügend Produkte die angeboten werden, zielen auf Umsatz und Gewinn anstatt auf Nutzen und Rendite für uns als Kunden.
Man sollte sich langsam nach Alternativen umschauen. Es gibt bereits genügend Anbieter in diesem Bereich, die Zeitungen berichten über Anbieter verschiedenster Finanzbereiche, sei es Number26 fürs Banking, Transferwise für Überweisungen ins Ausland, Paypal für payments, Ginmon für Geldanalge oder giromatch für Kredite.
All jene haben günstige Lösungen und Produkte geschaffen die genau eines tun, dem Kunden nutzen.