Die Qualität der Anlageberatung bei Banken lässt immer noch zu wünschen übrig. Das zeigt die jüngste Finanztest-Untersuchung ganz deutlich. Zwar ermitteln Bankberater den „Kundenstatus“ inzwischen gut bis sehr gut: Sie fragen nach dem Ziel, nach der gewünschten Laufzeit der Anlage und nach der Risikobereitschaft des Kunden. Trotzdem passen die Geldanlagen, die sie dann anbieten, häufiger nicht zum Anleger, wie unser Test erwies: Nur 3 von 23 Banken beraten gut.
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Alle Testergebnisse für Anlageberatung der Banken 02/2016Liste der 23 getesteten Produkte
- BBBank
- Berliner Sparkasse
- Berliner Volksbank
- BW-Bank
- Commerzbank
- Deutsche Bank
- Deutsche Postbank
- Frankfurter Sparkasse
- Frankfurter Volksbank
- Hamburger Sparkasse
- Hannoversche Volksbank
- Hypovereinsbank
- Kreissparkasse Köln
- Nassauische Sparkasse
- Ostsächsische Sparkasse
- Sparda-Bank Berlin
- Sparda-Bank München
- Sparda-Bank Südwest
- Sparda-Bank West
- Sparkasse Leipzig
- Stadtsparkasse München
- Targobank
- Volksbank Stuttgart
Einfacher Testfall
Für unseren Test haben wir von Juni bis September 2015 die Qualität der Anlageberatung von fünf bundesweit tätigen Privatbanken sowie von je neun großen Genossenschaftsbanken und Sparkassen getestet. Insgesamt haben wir 160 Beratungsgespräche in Anspruch genommen und anschließend ausgewertet. Unsere Tester – geschulte Laien – wollten 45 000 Euro für zehn Jahre anlegen. Sie waren bereit, einen Teil des Geldes mit etwas Risiko zu investieren. Bei Bedarf sollte das Kapital rasch verfügbar sein. Sie gaben an, im Umgang mit Aktien keine Erfahrung zu haben. Ihre persönliche finanzielle Situation schilderten die Tester als gut. Sie erklärten, keine Schulden zu haben und zur Miete zu wohnen.
3 von 23 Banken gut
Immerhin drei der Institute erreichten ein Gut für die Qualität ihrer Anlageberatung. Das war zwar schon besser als bei unserem letzten Test vor fünf Jahren. Es gibt aber noch viel Luft nach oben, wenn man das Gesamtergebnis betrachtet. Das Gros der Kreditinstitute – darunter einige Großbanken – schnitt nur befriedigend ab. Nur ausreichend waren fünf Banken, darunter die Postbank, die in drei Beratungsgesprächen viel zu riskante Anlagevorschläge machte.
Zwei Institute berieten mangelhaft
Schlusslicht im Test sind die Hypovereinsbank und die Hannoversche Volksbank. Beide Banken berieten unsere Testkunden so schlecht, dass sie ein Mangelhaft für die Qualität ihrer Anlageberatung kassierten. Vor allem beim „Lösen des Anlageproblems“ kassierten diese Banken schlechte Noten. Ihre Produktvorschläge waren häufig zu riskant, in mehreren Fällen war das Geld nicht rechtzeitig wieder verfügbar. Wenn Sie den Artikel freischalten, finden Sie unter „Gute und schlechte Produktvorschläge“ Beispiele für „Sehr gute“ und „mangelhafte“ Anlageempfehlungen aufgeführt.
Immer noch Gesetzesverstöße
Bei unserem letzten Test vor fünf Jahren erhielten unsere Testkunden in 65 Fällen kein Beratungsprotokoll. Damals war die gesetzliche Vorschrift, bei einer Beratung über Wertpapiere ein Protokoll anzufertigen, erst wenige Monate alt. In dem Protokoll müssen unter anderem Ziel, Zweck, Dauer der Geldanlagen sowie die Risikobereitschaft des Kunden erfasst werden. Im aktuellen Test wurde immerhin noch 15-mal gegen die bei Banken ungeliebte Protokollpflicht verstoßen. Die Kreissparkasse Köln, die Baden-Württembergische Bank und die Sparkasse Leipzig übergaben jeweils in drei von sieben Fällen kein Protokoll. Beim Qualitätsurteil gab es dafür einen Abzug um eine ganze Note.
Kunden sollten stets Zweitmeinung einholen
Fazit: Berater, die von unseren Testkunden meist als nett und kompetent eingestuft wurden, ermittelten den Kundenstatus oft richtig und informierten zufriedenstellend über die Produkte und Kosten dafür. Ordentliche Vorarbeit ist aber keine Garantie für gute Anlageempfehlungen. Kunden sollten sich deshalb mit Hilfe unserer Checkliste auf eine Anlageberatung vorbereiten. Außerdem ist es sinnvoll, eine Zweitmeinung einzuholen oder die Produktvorschläge von einer Verbraucherzentrale prüfen lassen.
Tipp: Wenn Sie wissen möchten, wie gut die Fonds sind, die Ihr Berater Ihnen vorgeschlagen hat, dann nutzen Sie den Produktfinder Investmentfonds der Stiftung Warentest. Er enthält Charts und alle Kennzahlen für mehr als 17 000 Fonds und Finanztest-Bewertungen für über 3 500 Fonds.
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Kommentarliste
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Die Anlageberatung der Banken ist mit Vorsicht zu geniessen. Leider sind sehr viele Deutsche finanzielle Analphabeten und daher dem Berater mehr oder weniger ausgeliefert. Würden alle über ein wenig finanzielle Bildung - die über das Sparbuch und die Lebensversicherung hinaus geht - verfügen, könnten sich die Banken überhaupt nicht mehr erlauben diese fragwürdigen Produkte zu vertreiben, denn diese würde niemand mehr abschließen. Mit ein wenig Interesse kann heute jeder leicht Zugang zu Produkten erhalten, die oft nicht nur renditestärker, sondern auch noch wesentlich günstiger als die von den Banken empfohlenen Produkte sind. 1% Kostenunterschied mag nicht viel erscheinen, macht bei einem 25jährigen Fondssparplan mit 100€ monatlicher Einzahlung aber den Wert eines Kleinwagens aus.
@KL36: Wir haben pro Bank sieben Beratungsgespräche geführt, die in sieben verschiedenen Filialen der Hypovereinsbank stattfanden. Im Lauftext des Artikels auf Seite 35 und 36 beschreiben wir drei schief gelaufene Beratungen der Hypovereinsbank. (TK)
Ein Berater der HypoVereinsbank liefert einen sehr bedenklichen Analgevorschlag. Könnte es sein, dass daraufhin die HypoVereinsbank INSGESAMT als "mangelhaft" eingestuft wurde? Das wäre methodisch kaum tolerierbar. Ich vermisse in der Rubrik "So haben wir getestet" eine Hinweis darauf, inwieweit sich das Qualitätsurteil zu einer Bank auf Anlageberatungen in MEHREREN ihrer Filialen abstützt.
Zwei junge Mitarbeiter der Sparkasse Chemnitz, die sich "Individualkundenbetreuer-Betriebswirt" nenne, haben mein Geld durch falsche Produkte, zu denen sie geraten haben VERBRANNT: fast 10 Tausend Euro!!
Aber die Sparkasse in Person ihres Vorstandes kann mir natürlich in keinsterweise folgen: alles richtig gemacht, was sonst! Und man gibt den VORFALL an den KSA (Kommunaler Schadensausgleich) weiter, wobei man dazu keine Akteneinsicht erhält und somit nicht weiß, was man dort vorgelegt hat. Beim KSA sieht man natürlich auch keinerelei Fehler und lehnt daher jegliche Regulierung ab! War ja klar! Also bliebe klagen, aber da streikt die Rechtsschutzversicherg (die ARAG) und lehnt Kostenübernahme ab, auch nicht für die 1.Instanz. Man kann nur hoffen, dass sich aus dem Kreis der Medien so einer Sache annimmt, aber wer sollte das sein? ESCHER wurde abgeschafft, warum wohl? Es ist ein Skandal un Du hast keine Chance
Also Hände weg von der Sparkasse Chemnitz und deren junge aufstrebend Betreu
Man sieht hier wieder, dass die Alteingesessenen eben doch nicht mehr so toll sind, wie sie vielleicht mal waren. Für viele Banken sind wir nur noch "Verkäufe" und keine Kunden mehr. Genügend Produkte die angeboten werden, zielen auf Umsatz und Gewinn anstatt auf Nutzen und Rendite für uns als Kunden.
Man sollte sich langsam nach Alternativen umschauen. Es gibt bereits genügend Anbieter in diesem Bereich, die Zeitungen berichten über Anbieter verschiedenster Finanzbereiche, sei es Number26 fürs Banking, Transferwise für Überweisungen ins Ausland, Paypal für payments, Ginmon für Geldanalge oder giromatch für Kredite.
All jene haben günstige Lösungen und Produkte geschaffen die genau eines tun, dem Kunden nutzen.