Die Behandlungsmethoden für Kinder mit angeborenen Herzfehlern sind ausgereifter als die für Erwachsene. Die sollen nun von Weiterbildungen für Ärzte und von Behandlungsleitlinien profitieren.
Ein Loch im Herzen ist der wohl bekannteste angeborene Herzfehler. Und der häufigste ist er auch. Der Defekt kann an verschiedenen Stellen auftreten: zwischen rechter und linker Herzkammer, zwischen Herzkammer und Vorhof oder zwischen den beiden Vorhöfen des Herzens. Manchmal verschließt sich die Öffnung während der ersten zwei Lebensjahre von selbst. In vielen Fällen müssen die Kinder zunächst nur medizinisch beobachtet, aber nicht behandelt werden.
Bei Krankheitszeichen, wie Herzschwäche, Wachstumsverzögerung oder Infektionsanfälligkeit, wird das Loch jedoch per Operation oder mit einem abdichtenden Schirmchen geschlossen. Viele dieser Kinder erreichen danach ohne besondere Behandlung oder weitere medizinische Hilfen das Erwachsenenalter. Das kann auch bei einigen anderen unkomplizierten Herzfehlern der Fall sein, beispielsweise bei Herzklappenerkrankungen.
Leiten das Blut in falsche Bahnen
„Viele Kinder sind nach der Behandlung geheilt. Sie führen ein weitgehend normales Leben“, erklärt Professor Felix Berger, Direktor der Klinik für angeborene Herzfehler und Kinderkardiologie am Deutschen Herzzentrum Berlin. „Andere dagegen sind chronisch krank und benötigen ein Leben lang eine kardiologische Betreuung.“ Fehlbildungen können an jeder Stelle des Herzens auftreten. Sie leiten das Blut in falsche Bahnen oder bremsen den Blutfluss aus. Das belastet das Herz und den gesamten Organismus. Die genauen Ursachen für die Entstehung eines Herzfehlers sind unbekannt. Infektionen der Mutter, Sauerstoffmangel oder Medikamenteneinnahme könnten eine Rolle spielen. Auch eine genetische Veranlagung ist wahrscheinlich. Doch die genauen Zusammenhänge sind noch unklar, ebenso gut könnte ein Zufall die Fehlentwicklung in Gang setzen.
Kaum Ärzte für erwachsene Patienten
Die Operations- und Behandlungsmethoden für angeborene Herzfehler haben sich im Laufe der Jahrzehnte ständig verbessert. Kinderkardiologen sammelten immer mehr Erfahrungen und Expertise. Und so erreichen heute etwa 90 Prozent der Kinder mit angeborenen Herzfehlern das Erwachsenenalter – vor wenigen Jahrzehnten schafften das nur 10 bis 15 Prozent. In Deutschland leben heute rund 300 000 Menschen mit angeborenen Herzfehlern.
Das stellt Erwachsenenkardiologen und Internisten vor neue Herausforderungen, denn sie waren früher seltener mit angeborenen Herzfehlern konfrontiert. Den in Herzangelegenheiten erfahrenen Kinderkardiologen fehlt dagegen meist die Erfahrung mit typischen Gesundheitsproblemen von Erwachsenen, wie Bluthochdruck oder Erkrankungen der Herzkranzgefäße. Ein Dilemma, denn „die betreuenden Ärzte sollten sich in beiden Gebieten auskennen“, so Professor Felix Berger.
Spezialisten mit neuen Kenntnissen
Seit etwa einem Jahr können Ärzte nun im Rahmen eines Weiterbildungsprogramms Kenntnisse für die Behandlung von Erwachsenen mit angeborenen Herzfehlern erwerben. Mehrere Fachgesellschaften haben die Empfehlungen für die Zertifizierung der Ärzte und Leitlinien für die Behandlung der erwachsenen Patienten entwickelt. Deutschlandweit gibt es etwa 250 solcher Spezialisten, meist in Kliniken. Längerfristig sollen auch Hausärzte Patienten mit Herzfehlern versorgen oder an Fachkollegen weitervermitteln. Daneben sollen sie mit regionalen sowie mit hochspezialisierten Herzzentren oder Unikliniken zusammenarbeiten, wie es sie beispielsweise in Aachen, Berlin, München und Münster gibt .
Das ist wichtig, um Patienten Komplikationen zu ersparen und ein weitgehend unbeschwertes Leben zu ermöglichen. Besondere Herausforderungen stellen dabei dar:
Operationsplanung. Komplexe Herzfehler sind häufig nur teilweise korrigiert. Sind von vornherein mehrere Operationen geplant, gilt es, den richtigen Zeitpunkt für die Zweit- oder Drittoperation zu bestimmen, beispielsweise beim Herzklappenersatz. Biologische Herzklappen – menschliche oder tierische Transplantate – müssen nach 15 oder 20 Jahren ersetzt werden. Wenn sie zu spät gewechselt werden, könnte das lebensgefährlich sein, andererseits sollte man nicht zu oft operieren.
Schwangerschaft. Frauen mit einem angeborenen Herzfehler, die schwanger werden wollen, brauchen eine umfassende Beratung und Betreuung. Veränderungen im Herz-Kreislauf-System erhöhen das Risiko für Mutter und Kind. Ein spezialisiertes Team von Geburtshelfern, Pränatalmedizinern und Kardiologen ist gefragt, um Schwangerschaft und Geburt zu begleiten.
Spätdiagnose. Einfache Herzfehler, die normalerweise keine Probleme verursachen, wenn sie frühzeitig korrigiert werden, können Gesundheitsschäden verursachen, wenn sie erst im Erwachsenenalter diagnostiziert werden. Lungenprobleme oder Herzrhythmusstörungen können die Folge sein. Der Arzt muss wissen, wie die Fehlbildung und ihre Folgen angemessen behandelt werden können.
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