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Wer noch keinen internetfähigen Fernseher besitzt, aber per TV-Gerät auf Onlinevideotheken zugreifen möchte, hat mehrere Optionen: einen neuen Fernseher kaufen oder an den alten ein netzwerkfähiges Abspielgerät anschließen, etwa einen Blu-ray-Player. Doch es geht auch günstiger – zum Beispiel mit dem Amazon Fire TV Stick. Was der kann, zeigt der Schnelltest.
Für moderne Filmfans
Der Amazon Fire TV Stick zum Preis von 39 Euro macht ältere Fernseher ohne Netzwerkfähigkeit fit für die Onlinewelt. Genau wie der Google-Stick Chromecast oder die Settop-Boxen Amazon Fire TV und Apple TV dient er als Empfänger für Inhalte aus dem Netz, die dann auf dem TV-Bildschirm abgespielt werden. Praktisch ist das vor allem für Cineasten, die Filme von Onlineportalen wie Netflix oder Maxdome auf dem Fernseher ansehen wollen, aber kein netzwerkfähiges TV-Gerät haben. Sie benötigen neben dem Fire TV Stick einen Fernseher mit HDMI-Anschluss, einen WLan-Router in der Nähe des Fernsehers und eine schnelle Internetverbindung – Amazon Instant Video empfiehlt für HD-Material mindestens 3,5 Megabit pro Sekunde. Andere Dienste setzen noch höhere Datenraten voraus.
Nicht alle Onlinevideotheken laufen über den Stick
Der Stick passt in HDMI-Anschlüsse am Fernseher und verbindet das TV-Gerät via WLan mit Onlinevideotheken wie Amazon Instant Video und Netflix sowie mit anderen Plattformen wie Youtube und einigen TV-Mediatheken. Amazons eigene Onlinevideothek ist ins Menü des Fire TV Sticks integriert. Netflix funktioniert über eine App. Filme aus anderen Onlinevideotheken wie iTunes, Maxdome oder Watchever lassen sich mit dem Amazon-Stick nicht ansehen. Gerade in diesem Punkt ist das Amazon-System weniger offen als das vom Konkurrenzmodell Google Chromecast.
Ein Stick als Multitalent
Der Fire TV Stick hat mehr drauf als nur Videostreaming: Besitzer können damit etwa auch Spiele zocken – von Tetris über Sudoku bis hin zu Fußball und Tennis. Die Spiele lassen sich als Apps herunterladen, oft sogar gratis. Für einfache Spiele genügt die mitgelieferte Fernbedienung, für komplexere eignet sich der 40 Euro teure Amazon Fire-Gamecontroller besser. Neben Spielen stehen beispielsweise auch Apps für Musikstreaming, Nachrichten und Sportinfos zur Verfügung. Über die App Zattoo lassen sich reguläre TV-Sender mit dem Stick ansehen. Eine weitere praktische Funktion ist das „Spiegeln“ – dabei wird die Bildschirmansicht eines Smartphones oder Tablets über den Stick auf den TV-Bildschirm kopiert. So lassen sich etwa Filme und Fotos am Fernseher betrachten, die auf dem Handy oder Tablet gespeichert sind. Insgesamt ist die Anzahl der verfügbaren Apps aber begrenzt. Viele Apps, die auf Smartphones und Tablets üblich sind, stehen für den Fire TV Stick nicht zur Verfügung.
Einrichten leicht gemacht
Die Installation des Sticks ist sehr leicht: Der Nutzer steckt ihn in einen freien HDMI-Eingang am Fernseher und verbindet das eine Ende des beigefügten Kabels mit dem Stick, das andere Ende mit einer Steckdose oder einer USB-Buchse des TV-Geräts. Anschließend muss der Nutzer den Fernseher so einstellen, dass er auf den HDMI-Eingang zugreift, an dem sich der Amazon-Stick befindet. Der Stick startet automatisch. Es folgt das sogenannte Pairing mit der beigelegten Fernbedienung, ehe ein kurzes Erklärvideo die Funktionen und das Bedienkonzept des Fire TV Sticks vorstellt. In puncto Steuerung kann der Nutzer wählen, ob er die mitgelieferte Fernbedienung oder eine App am Smartphone oder Tablet verwenden will. Die App gibt es gratis in den App Stores von Amazon (Fire OS), Apple (iOS) und Google (Android).
Über Fernbedienung steuert es sich leichter
Per App lassen sich via Handy oder Tablet auch Sprachbefehle eingeben – zum Beispiel, um nach Filmtiteln zu suchen. In die mitgelieferte Fernbedienung ist hingegen – anders als bei Amazons Settop-Box Fire TV – kein Mikrofon integriert. Im Test stellte sich die Steuerung per Fernbedienung als bequemer heraus. Bei den Apps für Smartphones und Tablets ist sehr viel Übung erforderlich, da sie teilweise viel zu empfindlich auf Berührungen reagieren.
Bei fremden Apps wird es tricky
Etwas verwirrend ist anfangs die Darstellung von Fremd-Apps: Wer etwa die ARD Mediathek oder Youtube nutzen will, findet diese Apps im Menü verankert. Jedoch lässt sich keine der Bedienflächen anklicken. Der Grund: Es handelt sich dabei lediglich um Screenshots, die einen visuellen Eindruck von der App vermitteln sollen. Wer das jeweilige Programm nutzen will, muss es zunächst installieren.
Bildqualität hängt vom App-Anbieter ab
Die Bild- und Tonqualität des Fire TV Stick kann sehr gut sein. Das Gerät ist in der Lage, Full-HD-Videos abzuspielen und unterstützt heimkinoreifen 7.1-Sound mit acht Tonkanälen. Die tatsächliche Qualität ist aber vom Material abhängig, das der jeweilige Anbieter bereitstellt: Einige liefern keine HD-Inhalte. Und selbst wenn HD-Videos verfügbar sind, können die Internetgeschwindigkeit oder Störungen im Netzwerk dafür sorgen, dass die Auflösung nicht so hoch ist wie vom Satelliten- und Kabelfernsehen gewohnt. Stimmen aber alle Bedingungen, liefert der Fire TV Stick hervorragende Bildqualität. Nur Ultrahochauflösung (UHD), die vierfache Auflösung von Full HD, schafft das Gerät nicht. Bislang sind aber ohnehin kaum Filme und Serien in UHD erhältlich.
Der Stick, der niemals schläft
Laut Amazon sollte der Stick über das mitgelieferte Netzteil mit Strom aus einer Steckdose versorgt werden. Im Test zeigte sich aber, dass im Normalfall auch eine USB-Verbindung zum Fernseher reicht, falls keine freie Steckdose in der Nähe ist. Der Stick ist zwar kein großer Stromfresser – im Betrieb maßen die Tester maximal 2,1 Watt. Unerfreulich ist aber, dass das Gerät sich nicht ausschalten lässt und daher auch im Standby rund 1 Watt verbraucht. Die Lösung: Nach der Nutzung einfach das Netzteil aus der Steckdose beziehungsweise das USB-Kabel aus der USB-Schnittstelle ziehen.
Amazon analysiert Nutzerverhalten
Der Anbieter wirbt offensiv damit, dass er das Nutzerverhalten und damit auch die Sehgewohnheiten des Zuschauers erfasst. Dies soll zur Verbesserung des Dienstes beitragen. Dass die gewonnenen Erkenntnisse auch für personalisierte Werbung verwendet werden, lässt sich aber nicht ausschließen – zumal Amazon sich vorbehält, Nutzerdaten weiteren Firmen mitzuteilen. In den Einstellungen kann der Besitzer zwar festlegen, dass keine Nutzungsdaten erfasst werden sollen – hierbei ist aber unklar, ob sich das allein auf sein Verhalten im App Store bezieht oder auch auf die hauptsächliche Anwendung, das Videostreaming.
Fazit: Eine günstige Lösung zum Aufmöbeln des TV
Der Amazon Fire TV Stick möbelt ältere Fernseher auf, damit der Zuschauer Onlinefunktionen nutzen kann – etwa das Streamen von Filmen aus Onlinevideotheken. Die Einrichtung klappt sehr leicht, die Bildqualität kann – je nach Material – hervorragend sein. So vielseitig wie Googles Konkurrenzmodell Chromecast ist der Amazon-Stick aber nicht. Wer sein TV-Gerät netzwerkfähig machen möchte, erhält mit dem Stick eine günstige Lösung. Alternativ kann er dasselbe Ziel mit dem Chromecast oder Settop-Boxen wie Amazon Fire TV und Apple TV erreichen. Auch internetfähige Blu-ray-Player und Spielekonsolen sind eine mögliche Variante. Wer den heimischen PC als Abspielgerät für Filme aus dem Netz verwendet, kann das Bild auch einfach per HDMI-Kabel auf den Fernseher übertragen. Im Produktfinder Fernseher finden sich außerdem zahlreiche netzwerkfähige Modelle, die keine Unterstützung durch externe Geräte benötigen.
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Kommentar vom Autor gelöscht.
Ich nutze den Fire TV Stick http://amzn.to/2a7NUmY seit circa 2 Wochen und habe vorher viel Netflix geschaut, weshalb ich mir den Stick auch gekauft habe. Mein Fazit ist, dass ich sehr erstaunt bin über den breitgefächerte Angebot, also wer viel Fern sieht und oder Serien-Fan ist, der ist mit diesem Stick gut beraten, finde ich....
Wie sind eure Erfahrungen?
Der Amazon Fire TV Stick wird in den HDMI-Eingang des Fernsehgerätes angeschlossen. Wir haben praktisch keinen Röhrenfernseher in Erinnerung, der einen HDMI-Eingang eingebaut hat. Es gibt zwar Adapter HDMI zu SCART, die kosten im Internet etwa 50 Euro, aber wir raten vor deren Benutzung eher ab. HDMI-Sticks bieten eine Full-HD-Auflösung (1920 × 1080), aber das vom Röhrenfernseher gezeigte Bild stellt nur in PAL-Auflösung mit (702×576 ) dar. Auch wenn Ihnen das Bild bei Videos gefällt, bei Standbildern oder Menüauswahlen werden Sie wenig Freude an dem gebotenen Bild haben. Dazu kommt: Die Wiedergabe von Sky Go via Fire TV oder Fire TV Stick ist derzeit nicht vorgesehen (im Internet sind jedoch Beschreibungen auffindbar, wie diese Beschränkungen umgangen werden können). Auch wenn wir aus Umweltgesichtspunkten Ihre Treue zu dem funktionierenden Röhrenfernsehers schätzen, müssen wir Ihnen doch den Rat geben, die gewünschten Modernisierung in Ihrem TV-Haushalt mit der Anschaffung eines neuen energieeffizienten Flachbild-Fernsehers zu beginnen. (Bu)
Ich habe zum Stick ein paar Fragen:
mein TV ist ca. 12 Jahre alt und zu schade zum weg werfen, solange er noch super geht.
Ich denke nun über die Anschaffung dieses Sticks nach.
Auf Amazon konnte ich die Antworten nicht finden, vielleicht kann mir ja hier jemand helfen:
- wenn ich über Scart-Adapter den Stick verbinde MUSS ich über WLAN ins Internet oder kann ich auch LAN verbinden?
- können z.B. Universal Channel oder ähnliche Programme darüber empfangen werden?
- kann auch Sky über diesen Stick verbunden werden? bzw. kann der Stick direkt am Sky-Receiver angebracht werden?
Vielen Dank schon mal im Voraus.
Das funktioniert normalerweise schon, wenn sie einen HDMI-Scart-Adapter nehmen. Allerdings ist bei dessen Verwendung nie sicher, wie das Quellgerät (also der Fire) darauf reagiert. Sie können es ja aber 30 Tage lang risikolos ausprobieren und ggf. wieder zurücksenden. HD geht natürlich auf einer Röhre nicht.