
Ohne Deo geht an warmen Sommertagen nichts. Um Schweiß zu bekämpfen, wird kräftig unter den Achseln gesprüht und gerollert. Dabei stehen die Wirkstoffe, die die Schweißbildung hemmen, immer wieder in der Kritik: Aluminiumsalze. Hartnäckig hält sich die Vermutung, das Metall würde der Gesundheit schaden, etwa indem es Brustkrebs auslöst. Was ist dran an den Bedenken? test.de erläutert den aktuellen wissenschaftlichen Stand.
[Update 04.06.2014:] Neuer Deo-Test
Zum Thema Aluminium in Deos gibt es einen aktuellen Test von 24 Deo-Sprays und Antitranspirantien für Frauen – darunter auch auch ein Unisex-Spray (test 6/2014). Das Ergebnis: Für einen guten Schutz gegen Achselgeruch bedarf es keiner Aluminiumsalze. Von 24 getesteten Sprays schneidet die Hälfte gut ab, darunter auch vier Produkte ohne Aluminiumchlorhydrat. An der generellen wissenschaftlichen Einschätzung hat sich jedoch nichts geändert: Ausreichend wissenschaftliche Belege, die gesundheitliche Beeinträchtigungen durch aluminiumhaltige Kosmetika eindeutig stützen oder widerlegen, gibt es bislang nicht. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) kam in einer neuen Stellungnahme vom Februar 2014 dennoch zu dem Schluss, dass Verbraucher die Aufnahme von Aluminium vorsichtshalber senken sollten. Auch Gesundheitsbeeinträchtigungen durch Antitranspirantien hielt das BfR für möglich. Dabei ging das BfR davon aus, dass Antitranspirantien üblicherweise etwa 20 Prozent Aluminiumchlorhydrat enthalten. In unserem aktuellen Test erreichte aber keines der im Labor überprüften Produkte diesen Wert auch nur annähernd. [Ende Update]
Medienberichte schüren Ängste
Viele Deos bezeichnen sich als Antitranspirante – als Mittel „gegen das Schwitzen“. Sie versprechen frische Achseln für 24, 48 Stunden oder länger. Um das zu schaffen, enthalten sie Aluminiumsalze. Diese verengen die Schweißdrüsen. In den Medien wird Aluminium zunehmend als bedenkliches Metall dargestellt und in Zusammenhang mit verschiedenen Erkrankungen gebracht, zuletzt unter anderem in der TV-Dokumentation "Die Akte Aluminium". Als Reaktion auf diese Sendung gingen im Leserservice der Stiftung Warentest Fragen vieler verunsicherter Verbraucher ein, die im Folgenden zusammengefasst und beantwortet werden.
Gibt es neue Belege für eine Gesundheitsgefahr?
Nein. Nach Einschätzung des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) konnte bisher kein kausaler Zusammenhang zwischen der Aufnahme von Aluminium aus Kosmetika und der Entstehung von Brustkrebs wissenschaftlich belegt werden. Es fehlen größere epidemiologische Studien. Auch für die Behauptung, Aluminiumsalze in Kosmetika würden das Alzheimer-Risiko erhöhen, fehlen klare wissenschaftliche Beweise. Ebenso hat sich der Verdacht, bestimmte Konservierungsstoffe – die so genannten Parabene – würden Brustkrebs begünstigen, bisher als nicht stichhaltig erwiesen Test Kosmetika ohne Konservierungsstoffe.
Was haben die Studien zu Aluminium ergeben?
Die Studienlage ist widersprüchlich. Einerseits gibt es Studien, die einen Zusammenhang zwischen Brustkrebs und Aluminium nahe legen. Dazu zählen vor allem die Arbeiten der britischen Wissenschaftlerin Philippa Darbre von der University of Reading. Zuletzt konnte sie in einer 2011 veröffentlichten Studie in der Brustwarzenflüssigkeit von Brustkrebspatientinnen höhere Aluminiumkonzentrationen nachweisen als bei gesunden Personen zur Studie "Aluminium and human breast diseases". Andere Studien kamen zu entgegengesetzten Befunden, darunter eine kürzlich veröffentlichte Arbeit der University of Campinas in Brasilien. Sie fand keine auffälligen Unterschiede zwischen den Aluminiumgehalten in gesundem und erkrankten Brustgewebe zur brasilianischen Studie.
Gelangt Aluminium durch die Haut in den Körper?
Üblicherweise enthalten Deos Aluminiumchlorhydrat in Konzentrationen zwischen 3 und 7 Prozent. Sowohl an menschlicher Haut durchgeführte Versuche als auch Studien am Menschen selbst zeigten, dass Aluminium kaum gesunde Haut durchdringt. Das Bundesinstitut für Risikobewertung geht davon aus, dass zwar bei jeder Deo-Anwendung viele Milligramm Aluminium auf die Haut kommen, davon aber nur ein kleiner Anteil – wahrscheinlich im Mikrogrammbereich – in den Blutkreislauf gelangt. Das müssen Wissenschaftler weiter erkunden. Klar ist aber: Der deutsche Verbraucher nimmt deutlich mehr Aluminium durch Lebensmittel auf als über Kosmetika. Das können Lebensmittel sein, die natürlicherweise Aluminium enthalten (unter anderem Backwaren, Teeblätter, Gewürze) oder mithilfe aluminiumhaltiger Zusatzstoffe hergestellt werden. Auch Medikamente zum Binden der Magensäure, etwa Antazida, enthalten Aluminiumhydroxid.
Wird nach einer Rasur der Achseln mehr Aluminium aufgenommen?
Ja, das kann passieren. Daher ist es besser, nach einer Rasur für etwa sechs Stunden auf aluminiumhaltige Deos zu verzichten. Aluminiumsalze können außerdem zu einem unangenehmen Hautgefühl und Hautirritationen führen – müssen sie aber nicht, wie unsere Tests von Deosprays beweisen. [Update 04.06.2014] Im Test von 2014 waren die 13 Produkte mit Aluminiumsalzen im Prüfpunkt Anwendung gut. [Ende Update] Im Test von 2011 enthielten alle 16 Produkte im Test Aluminiumsalze – und alle waren im Prüfpunkt Anwendung gut oder sogar sehr gut. Wer dennoch ein Deodorant ohne Aluminium möchte, sollte beim Einkauf die Liste der Inhaltsstoffe (INCI) genau lesen Kosmetikdeklaration: Den Kode knacken. Ist Aluminium enthalten, wird dort beispielsweise „Aluminiumchlorhydrate“ aufgeführt.