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Bei der Altersvorsorge denkt man an Sparpläne, Riester-Renten, Lebens- und Rentenversicherungen. Dabei sind das alles Nebenschauplätze. Wirkliche Altersvorsorge findet ganz woanders statt: im Job. 18,6 Prozent des Bruttogehalts von Arbeitnehmern fließen jeden Monat in die Rentenkasse. Bei einer Durchschnittsverdienerin sind das derzeit 603 Euro im Monat. Die Hälfte davon zahlt der Arbeitgeber. Wer mehr verdient, sammelt mehr Rentenpunkte, wer weniger verdient, weniger. Wie sich das auf die Rente auswirkt, zeigt unsere Tabelle unten rechts.
Eine ordentliche Rente ist in Deutschland an ein langfristig gutes Einkommen gekoppelt. Und genau hier hakt es. Laut einer Studie des Bundesfamilienministeriums aus dem Jahr 2016 haben nur 10 Prozent der Frauen im Alter zwischen 30 und 50 Jahren ein eigenes Nettoeinkommen von mehr als 2 000 Euro im Monat. Zum Vergleich: Bei den Männern im gleichen Alter sind es 42 Prozent. Von den verheirateten Frauen verdienen 63 Prozent unter 1 000 Euro.
Einigen Frauen könnte die von Union und SPD im Koalitionsvertrag geplante, bis Redaktionsschluss aber heftig umstrittene Grundrente helfen. Sie soll die Rente für viele Niedrigverdiener erhöhen.
Diese niedrigen Einkommen liegen nicht in erster Linie an den niedrigeren Stundenlöhnen, die Frauen im Schnitt verdienen, sondern vor allem an Teilzeitarbeit. Sie ist unter Frauen, besonders unter Müttern, weit verbreitet – ebenso wie Minijobs. Rund 70 Prozent der Mütter arbeiten nach Angaben des Statistischen Bundesamts aus dem Jahr 2018 in Teilzeit. Was tun?
Raus aus der Teilzeitfalle
Weniger Teilzeit. Sicher, das ist einfacher gesagt als getan, wenn zu Hause Ihre hungrigen Kinder Sturm laufen, die Wäscheberge in den Himmel wachsen und bei Schule, Sportverein und Ihren eigenen Eltern durchgängig Engagement gefragt ist. Familie verträgt sich nicht gut mit zwei Vollzeitstellen. Aber vielleicht geht statt 50 Prozent (Mutter) und Vollzeit (Vater) ja zweimal 75 Prozent. Lohnt sich das finanziell nicht, weil er mehr verdient, vereinbaren Sie einen gerechten Ausgleich (Den Partner ins Boot holen).
Teilzeit befristen. Seit 2019 haben Arbeitnehmer in Betrieben mit mehr als 45 Beschäftigten den Anspruch, ihre Arbeitszeit zu reduzieren und später wieder aufzustocken. So verlieren sie Einkommen und Rentenansprüche einer Vollzeitstelle nicht dauerhaft. Zwischen einem und fünf Jahren kann die neue Brückenteilzeit dauern. Mehr Informationen gibt es beim Bundesarbeitsministerium (bmas.de). Geben Sie „Brückenteilzeit“ in die Suchmaske ein.
Auszeiten kurz halten. Lange Elternzeiten wirken sich deutlich auf den durchschnittlichen Stundenlohn aus. Nach Angaben der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung sinkt dieser um fast 10 Prozent, wenn die Elternzeit länger als zwölf Monate dauert.
Beim Chef öfters anklopfen
Flexibler arbeiten. Bevor Sie Teilzeit vereinbaren, loten Sie aus, ob Ihr Arbeitgeber Sie nicht anders unterstützen kann, um Familie und Job zu vereinbaren. Flexible Arbeitszeiten, mobiles Arbeiten, Homeoffice werden immer selbstverständlicher.
Mehr Geld fordern. Frauen verdienen im Schnitt weniger als Männer – oft auch für die gleiche Arbeit. Verkaufen Sie sich nicht unter Wert. Fragen Sie regelmäßig nach Gehaltserhöhungen. Klappt es nicht, nehmen Sie es sportlich und fragen Sie im nächsten Jahr wieder. Hat Ihr Betrieb mehr als 200 Mitarbeiter, haben Sie einen Anspruch zu erfahren, was Ihre männlichen Kollegen mit vergleichbarer Arbeit verdienen.
Befördern lassen. Signalisieren Sie Bereitschaft, Führungsaufgaben zu übernehmen, auch wenn Sie Teilzeit arbeiten. Sie können vorschlagen, sich den Chefposten mit einer anderen Teilzeitbeschäftigten zu teilen. Dieses Jobsharing-Modell bei Führungskräften ist in anderen Ländern, zum Beispiel in Großbritannien, bereits weiter verbreitet als hier.
Augen auf bei der Berufswahl
Informieren. Frauen arbeiten oft in schlechter bezahlten Branchen, in denen niedrige Gehälter gezahlt werden. So mischen sie auch bei der schlecht bezahlten erwerbstätigen Sorgearbeit ganz vorne mit. Laut Bundesagentur für Arbeit sind etwa vier von fünf Erwerbstätigen in der Alten- und Krankenpflege Frauen. Deutlich mehr Geld lässt sich aber in vielen technischen Berufen verdienen. Das Berufsinformationszentrum der Arbeitsagentur informiert (arbeitsagentur.de).
Mehr Gehalt, mehr Rente
Die Tabelle zeigt, wie hoch nach heutigen Werten die gesetzliche Rente einer Frau ist, die 40 Jahre lang durchschnittlich verdient (gefettet). Zusätzlich zeigt sie, wie sich ein höherer oder niedrigerer Verdienst auf ihre Rente auswirkt.
Bruttogehalt |
Das entspricht 2019 einem Bruttojahresgehalt von ... (Euro) |
Monatsrente nach 40 Arbeitsjahren (Euro) im |
|
Westen |
Osten1 |
||
25 Prozent des Durchschnitts |
9 725 |
331 |
346 |
50 Prozent des Durchschnitts |
19 450 |
661 |
691 |
Durchschnitt2 |
38 901 |
1 322 |
1 382 |
25 Prozent mehr als der Durchschnitt |
48 626 |
1 653 |
1 728 |
50 Prozent mehr als der Durchschnitt |
58 351 |
1 983 |
2 074 |
Stand: 1. Juli 2019
Quelle: Deutsche Rentenversicherung, eigene Berechnung
Berechnungen beziehen sich auf heutige Werte.
- 1
- Sonderfall Ost: Im Osten verdienen die Menschen im Schnitt weniger. Ihr Rentenwert liegt deshalb nur bei 31,89 Euro. Ihr Gehalt wird aber für die Berechnung der Entgeltpunkte künstlich angehoben. Das gleicht den niedrigeren Wert mehr als aus. Die Folge: Ostdeutsche bekommen bei gleicher Einzahlung mehr Rente als Westdeutsche.
- 2
- Der Durchschnittsverdienst ändert sich jedes Jahr. Derzeit liegt er in Westdeutschland bei 38 901 Euro im Jahr. 1979 etwa lag er bei 27 685 DM. Jeder, der in einem bestimmten Jahr durchschnittlich verdient, bekommt einen Entgeltpunkt auf sein Rentenkonto gutgeschrieben. Das ist unabhängig davon, wie hoch der Durchschnitt nominal ist. 2019 entspricht ein Entgeltpunkt 33,05 Euro Monatsrente im Westen.
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@alle: Der Berichterstattung für diesen Artikel liegen statistische Betrachtungen zugrunde, aus der die Verteilung der Hausarbeit auf die Geschlechter hervorgeht. Die "Sorgearbeit" von Frauen (und Männern) wird viel zu wenig beachtet. Er ist einer der Hauptgründe, warum statistisch die Rentenansprüche von Frauen derzeit nur halb so hoch sind wie die der Männer. Männer, die heute diese Sorgearbeit übernehmen, werden womöglich in Zukunft auch vor diesem Problem stehen, wenn sie nicht dagegen ansteuern. Ebenfalls statistisch belegt ist die Lohnlücke, von der arbeitende Frauen betroffen sind.
Durchschnittlich müssten Frauen deutlich mehr für Ihre Rente tun, wenn sie im Alter nicht abhängig vom Partner oder Staat sein wollen. Wir finden es absolut wichtig und relevant, ganz gezielt Frauen anzusprechen und darauf aufmerksam zu machen. (maa)
Wenn mann so mal über den männlichen Alleinverdiener schreiben würde. Hat auch viele Nachteile, wenn man die Kinder nicht sieht, da man ständig im Schichtdienst sitzt.
Mir als Mann geht es zum Glück so wie den meisten Frauen hier, denn ich pass auf die Kleinen auf und meine Frau geht arbeiten.
Heute sollte man nicht mehr mit so einer Rhetorik die Geschlechter spalten. Wenn sie allgemein schreiben "Frauen machen im Haushalt die meiste Arbeit" ist das nicht korrekt.
Bleiben sie doch bitte dabei, dass es immer noch in vielen Haushalten so aussieht, dass viele Frauen...
Ja, so werden wir es dann machen und ggf. zur Klärung an einen der Sozialverbände VdK oder SoVD wenden.
@ Feena123: Nein, diese Möglichkeit besteht nicht.(PK)
Könnte ich mir Riester auch auszahlen lassen und in die gesetzliche Rente einzahlen?