Alters­vorsorge ab 50

Modell­fall 2: Selbst­bestimmt leben

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Alters­vorsorge ab 50 - Rente, Vermögen, Wohnen – so planen Sie für später

Ina Scholz genießt ihr Leben. Das soll auch im Alter so bleiben. © Thomas Kuhlenbeck

Ina Scholz, 52, lebt als Single-Frau in der Groß­stadt. Ihr Plan: Sie will eine mögliche Pflegesituation im Alter gut absichern.

Ina Scholz ist 52 Jahre alt und lebt in Köln. Sie hat weder Partner noch Kinder. Sie arbeitet im Controlling eines Strom­konzerns in Köln und verdient netto rund 3 000 Euro. Sie ist mit ihrem jetzigen Leben glück­lich. Ihre größte Sorge ist jedoch, im Alter durch Pflegebedürftig­keit ihre Auto­nomie zu verlieren. Da sie in diesem Fall nicht auf familiäre Unterstüt­zung hoffen kann, wünscht sie sich eine komfortable Pflegesituation – möglichst lange in ihrer eigenen Wohnung.

Wohnung wird abbezahlt

Scholz wohnt zusammen mit ihrer Katze in einer schönen Eigentums­wohnung. Sie hat die Wohnung vor vielen Jahren für 150 000 Euro gekauft und bezahlt sie seitdem ab. Es sind noch 25 000 Euro offen und in diesem Jahr läuft die Zins­bindung für ihren Immobilien­kredit aus.

Das ist eine gute Gelegenheit, sich Gedanken über ihren Riester-Vertrag zu machen. Gleich zur Einführung 2002 hat sie einen Riester-Bank­sparplan bei der Stadt­sparkasse Köln mit einem aus heutiger Sicht traumhaften Basiszins von 3 Prozent abge­schlossen. Der Zins­satz war und ist allerdings variabel und heute gibt es gar keine Zinsen mehr.

Zudem macht die Auszahl­phase, also die Zeit nach der Spar­phase, gerade bei Bank­sparplänen Probleme: Die Angebote, die Sparer zum Renten­eintritt bekommen, sind wegen der hohen Kosten und geringen Zinsen meist recht schlecht. Alle Informationen zur Riester-Auszahl­phase finden Sie in unserem Test Riester-Auszahlphase: Rente ist nur eine von fünf Optionen.

Wohn-Riester nutzen

Scholz beschließt, die rund 25 000 Euro in ihrem Riester-Vertrag zu nutzen, um ihre Wohnung abzu­bezahlen. Das muss sie bei der Zentralen Zulagen­stelle für Alters­vermögen beantragen. Ohne deren Bescheid darf ein Anbieter das Geld nicht über­weisen.

Wunder­bar: Damit ist Scholz die Schulden ihrer Wohnung los. Ärgerlich: Das Thema Riester beschäftigt sie weiter. Aufgrund der staatlichen Förderung, die sie mit ihrem Bank­sparplan in Form von hohen Steuererspar­nissen genossen hat, muss sie das einge­setzte Riester-Guthaben versteuern. Dafür richtet die Zulagen­stelle ein sogenanntes Wohn­förderkonto ein. Darauf verzinst sie die fiktiven 25 000 Euro jedes Jahr mit 2 Prozent – mit 67 sind das rund 33 600 Euro.

Dann hat Scholz zwei Möglich­keiten: Sie versteuert alles auf einen Schlag, muss dann aber nur 70 Prozent des Betrags versteuern. Oder sie versteuert den Betrag jähr­lich gleich­mäßig bis zu ihrem 85. Lebens­jahr.

Wenn sie die Versteuerung auf einen Schlag in das erste Jahr ohne ihr Arbeits­gehalt legt, ist das finanziell meist am attraktivsten.

Ran an die Aktien

Nachdem nun die Wohnung abbezahlt ist, hat Scholz plötzlich jeden Monat freie Mittel. Diese will sie nutzen, um bis zur Rente noch ein kleines Vermögen aufzubauen. Bisher hat sie neben 10 000 Euro als Notre­serve keine weiteren Erspar­nisse.

Für lang­fristige Spar­anlagen mit sicherer Rendite sind die Zeiten jedoch schlecht. Allenfalls bei der Deniz­bank gibt es bundes­weit für einen zehnjäh­rigen Sparplan immerhin 1,45 Prozent.

Scholz will statt­dessen einen Aktienfonds­sparplan starten. Nachdem sie ihren Riester-Vertrag bei der Sparkasse los ist, will sie ihre Bank­geschäfte künftig digital erledigen und richtet sich ein Onlinedepot ein.

Die beste Option für ihren Einstieg in die Aktien­anlage ist ein Sparplan mit ETF auf den MSCI World. ETF (Exchange Traded Funds) sind börsen­gehandelte Indexfonds. Aktien-ETF sind eine spezielle Unter­art der Aktienfonds. Sie folgen bei der Auswahl der Wert­papiere einem bestimmten Aktien­index, wie dem MSCI World. Er listet die größten 1 600 börsennotierten Unternehmen aus 23 Industrieländern auf.

So ein ETF bietet Chancen auf gute Renditen bei vernünftigem Risiko. Es gibt bei ihnen aber keine Garantie, dass am Ende wirk­lich mehr da ist, als einge­zahlt wurde.

Scholz plant den Sparplan für die nächsten 15 Jahre bis zur Rente. Im Durch­schnitt hätte sie für einen solchen Zeitraum in der Vergangenheit eine Rendite von 8,6 Prozent bekommen. Bei 500 Euro Sparrate im Monat wären so aus insgesamt 90 000 Euro dann 179 000 Euro geworden. In 4 Prozent aller betrachteten Zeiträume hätte sie aber nach 15 Jahren im Minus gelegen.

Scholz will es trotzdem wagen. Zur Not muss sie das Geld etwas länger liegen lassen. Für 20-Jahres-Zeiträume gab es in der Vergangenheit nie eine negative Rendite.

Tipp: Unsere Anleitung zum Sparen mit ETF gibts auch als Video.

Recht­zeitig für den Pflegefall sparen

Denkt Scholz ans Alter, geht es auch um das Thema Pflege. Sie möchte alles dafür tun, um im Falle einer Pflegebedürftig­keit finanziell unabhängig zu bleiben. Ihr ist klar: Die gesetzliche Pflege­versicherung deckt nicht die kompletten Kosten für eine Pflege. Aktuell liegen die Kosten für einen Heim­platz beim höchsten Pfle­gegrad 5 im Schnitt bei 3 778 Euro im Monat für Pflege, Essen, Unterkunft und Investitions­kosten. Davon über­nimmt die gesetzliche Pflegekasse bei voll­stationärer Pflege 2 005 Euro – für den Rest­betrag von 1 773 Euro muss der Pflegebedürftige selbst aufkommen.

Scholz‘ Rente würde zwar ausreichen, um die Lücke zu füllen, trotzdem möchte sie zusätzlich privat vorsorgen. Bis Mitte 50 ist es noch einigermaßen bezahl­bar, eine private Pflege­zusatz­versicherung abzu­schließen, sofern keine schwere Erkrankung vorliegt. Kunden mit Vorerkrankungen können abge­lehnt werden oder zahlen Risiko­zuschläge.

Geeignet: Pfleg­etagegeld­versicherung

Scholz ist noch gesund und würde für eine Pfleg­etagegeld­versicherung bei einem guten Versicherer aus unserem Test monatlich rund 90 Euro zahlen. Dafür erhält sie im Pflegefall je nach Pfle­gegrad Geld, über das sie frei verfügen kann, im Beispiel etwa 1 800 Euro bei Pfle­gegrad 4 und stationärer oder häuslicher Pflege. So könnte Scholz einen ambulanten Dienst bezahlen, damit sie so lange wie möglich zu Hause wohnen kann.

Eine private Pflege­versicherung ist sinn­voll, wenn Kunden sicher sind, dass sie die Beiträge in der Regel immer weiter zahlen können, oft sogar, wenn sie pflegebedürftig sind. Wer kündigen muss, verliert den Schutz und bekommt vom Einge­zahlten nichts zurück.

Fazit Scholz hat sich eine würdige Pflegesituation fürs Alter gesichert und ihren Riester-Vertrag clever abge­wickelt.

Tipp: Mehr zur Finanzierung im Pflegefall und zum Wohnen im Alter bietet das kosten­pflichtige Special Pflegeversicherung.

Die güns­tigsten Anbieter für ETF-Sparpläne

Bei diesen Online­banken sind ETF-Sparpläne besonders günstig. Alle Banken in unserer Auswahl bieten mindestens einen ETF-Sparplan auf den Welt­aktienmarkt an.

Anbieter / Depotmodell

Monatliche Mindest­rate (Euro)

Gesamt­zahl an ETF-Sparplänen

Reguläre Kosten pro Sparplan­ausführung (Euro und/oder Prozent der Rate)

ETF-Sparpläne auf den Welt­aktienmarkt

Jahres­kosten (Prozent) für Sparplan­ausführung und Depot bei Monats­raten von …

Shares Core (Isin IE 00B 4L5 Y98 3) T-Kreis

Xtra­ckers (Isin LU 027 420 869 2) T-Kreis

50 Euro

200 Euro

500 Euro

Comdirect

25

601

1,50 %

ja

ja

1,50

1,50

1,50

Consors­bank

25

454

1,50 %

ja

ja

1,50

1,50

1,50

DKB

50

643

1,50 €

ja

ja

3,00

0,75

0,30

Netbank

25

128

0,30 % (0,95 € bis 19,50 €)

ja

ja

1,90

0,48

0,30

Onvista Bank / Fest­preisdepot1

50

176

Ohne Kosten

ja

nein

0,00

0,00

0,00

Post­bank

25

 72

0,90 €

ja

ja

1,80

0,45

0,18

Wüstenrot Bank / Investmentdepot2

25

444

0,45 %3

ja

ja

0,45

0,45

0,45

Stand: 1. Januar 2019

T-Kreis = Thesaurierend. Die laufenden Erträge bleiben im Fonds­vermögen.

ja = Ja.

nein = Nein.

1
Kostenlose ETF-Sparpläne sind auch bei den Depot­varianten Free­buy Cash und Free­buy Trade möglich.
2
Depot wird bei Ebase geführt.
3
Bei unterstellten durch­schnitt­lichen Zusatz­kosten der Fonds­gesell­schaften bzw. Abwick­lungs­stelle (Addi­tional Trading Costs) von 0,25 Prozent.
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Jascha321 am 14.08.2019 um 12:21 Uhr

Kommentar vom Administrator gelöscht. Grund: Artikel frei geschaltet.

Profilbild Stiftung_Warentest am 15.04.2019 um 11:55 Uhr
betrieblich vorsorgen

@wittelchen: Unser Beispiel haben wir bewusst für den Fall einer sehr geringen Betriebsrente gewählt. Im Fallbeispiel ist eine Rente von 64 Euro zu erwarten, das liegt deutlich unter der Grenze für Minirenten von derzeit 155 Euro. Für unser Beispielpaar ist der Fondssparplan keine gute Alternative zur Betriebsrente. Sie haben ohnehin eine nur geringe gesetzliche Rente zu erwarten. Aus dem vom Arbeitgeber bezuschussten Rentenvertrag bekommt Herr Fischer zusätzlich eine kleine, aber verlässliche Rente ohne Kursrisiko und bis zum Lebensende. Wer mehr finanziellen Spielraum bei der Altersvorsorge und bei der schon erreichten Rentenhöhe hat, kann auch andere Sparprodukte in Erwägung ziehen. (PH)

wittelchen am 13.04.2019 um 17:47 Uhr
Betrieblich vorsorgen 4/2019 Finanztest S.31

In Betrieblich vorsorgen schreiben Sie, dass in der Rentenphase die Sozialabgaben 0 Euro betragen.
Das gilt aber nur für Betriebsrenten bis 155 Euro (Stand 2019) und seit 2018 werden bei der Auszahlung der Riesterrente keine Sozialabgaben mehr abgezogen.
Ansonsten muss der Rentner für alle Rentenarten die vollen Sozialabgaben bezahlen D.h. voller Krankenkassenbeitrag ca. 15% und voller Pflegeversicherungsbeitrag über 3%.
Für den eingezahlten Betrag wird auch nicht in die Rentenversicherung einbezahlt. Er fehlt auch für die Berechnung von Lohnersatzleistungen. Seit 2019 muss der AG zwar 15% dazuzahlen, er spart sich aber mehr!
In Summe reduziert das die Rendite gewaltig.
Wegen der Niedrigzinsphase bekommt man Netto oft nicht mal den eingezahlten Betrag ausbezahlt der nicht vererbbar ist!
Meine Empfehlung: Monatlicher ETF Fondsparplan über die Onvista Bank siehe Seite 29.

Profilbild Stiftung_Warentest am 12.04.2019 um 12:23 Uhr
Betrieblich vorsorgen 4/2019 Finanztest S.31

@wittelchen: So lange die Betriebsrente ein/zwanzigstel der monatlichen Bezugsgröße nicht überschreitet, bleibt diese sozialabgabenfrei. Für 2019 beträgt dieser Wert 155,75 Euro, unser Modellrentner erhält lediglich eine Betriebsrente in Höhe von 64 Euro brutto. (AK)

wittelchen am 11.04.2019 um 20:58 Uhr

Kommentar vom Autor gelöscht.