
Vor allem Kinderreiche und Habenichtse profitieren von den staatlichen Riester-Zulagen. Der Verlust-Stopp macht Riester für Vorsichtige interessant. © D. Surrey
Der Riester-Überdruss ist groß. Doch vorsichtige Sparer, solche mit Kindern und geringem Einkommen fahren mit der Vorsorge gut.
Riestern nervt. Es ist kompliziert und undurchsichtig. Außerdem kämpfen die Anbieter von Riester-Sparprodukten genauso mit der derzeitigen Niedrigzinsphase wie alle anderen.
Aber: Beim Riester-Sparen bekommen Sparer Zulagen. Je tiefer die Zinsen sinken, desto mehr erscheint dieses Geld vom Staat als Fels in der Brandung.
Als wir im vergangenen Jahr (Test Riester-Rente, Finanztest 9/2014) untersucht haben, was alleine die Zulagen an Rendite bringen, kam heraus: Die Rendite lag je nach Sparer zwischen 0,4 und 8,5 Prozent im Jahr. Was immer ein Anbieter für seine Kunden erwirtschaftet, kommt zusätzlich obendrauf.
Vier unterschiedliche Sparformen
Riester ist aber nicht gleich Riester. Kunden können zwischen unterschiedlichen Sparformen und Krediten fürs Eigenheim wählen (Immobilie: Schulden statt Zinsen). Als Sparverträge gibt es
- klassische und fondsgebundene Rentenversicherungen,
- Banksparpläne,
- Fondssparpläne und
- Bausparverträge.
Je mehr Kinder, desto besser
Bei allen Sparformen können Riester-Sparer mit den Zulagen rechnen – auch wenn die Zinsen niedrig sind, der Vertrag teuer ist, der Anbieter schlecht wirtschaftet oder der Fonds schlecht läuft. Der Unterschied zu anderen Anlageformen ist: Anbieter müssen sicherstellen, dass bei Laufzeitende eines Riester-Vertrags mindestens alle eingezahlten Beiträge und Zulagen vorhanden sind. Verluste kann ein Sparer also nicht machen.
Allerdings sind die Zulagen nicht für alle Sparer gleich attraktiv – wie die Spanne bei der Zulagenrendite gezeigt hat. Ein Sparer mit drei kleinen Kindern bekommt im Jahr über 1 000 Euro vom Staat, solange er Kindergeld bezieht. Ein Alleinstehender erhält nur 154 Euro im Jahr. Gutverdienende Kinderlose profitieren dafür eher von zusätzlichen Steuereinsparungen.
In einen Riester-Vertrag müssen jedes Jahr 4 Prozent des rentenversicherungspflichtigen Einkommens fließen, mindestens aber 60 Euro im Jahr. Nur dann gibt es die Zulagen in voller Höhe. Die Förderobergrenze liegt bei 2 100 Euro im Jahr.
Geringverdiener zahlen nicht viel
Zu der 4-Prozent-Sparrate zählen nicht nur die eigenen Beiträge, sondern auch die Zulagen. Je höher die Zulagen und je geringer das Einkommen, desto weniger müssen Sparer selbst aufbringen.
Ein Beispiel: Eine Sparerin mit drei kleinen Kindern hat ein Bruttoeinkommen von jährlich 20 000 Euro. Damit sie die volle staatliche Förderung bekommt, müssen mindestens 800 Euro im Jahr in ihren Riester-Vertrag fließen.
Ihre Zulagen allein betragen aber schon 1 054 Euro im Jahr (1 x Grundzulage von 154 Euro + 3 x Kinderzulage von je 300 Euro). Deshalb muss die Sparerin nur den vorgeschriebenen Mindesteigenanteil von 60 Euro im Jahr an ihren Anbieter überweisen.
Fondssparpläne: Beste Renditechance
Bleibt die Frage: Auf welchem Weg riestere ich am besten?
Für Einsteiger bieten Fondssparpläne die besten Renditechancen unter den Riester-Verträgen. Allerdings sind ihre Chancen geringer als die konventioneller Fondssparplänen (Sparplan: Kursgewinne statt Zinsen). Das liegt am eingebauten Verlust-Stopp. Um die Beitragsgarantie zum Laufzeitende sicherzustellen, übertragen Fondsgesellschaften Geld aus Aktienfonds in sicherere, weniger renditestarke Anlagen, wenn Gefahr droht, die gesetzlichen Vorgaben nicht erfüllen zu können.
Für eher sicherheitsorientierte Sparer, die dennoch die Chancen der Aktienmärkte nutzen wollen, ist dies das passende Produkt. Voraussetzung für den Erfolg: Lange Laufzeiten von deutlich über 20 Jahren.
Neuer, günstiger Fondssparplan
Neu unter den Riester-Fondssparplänen ist mit „Sutor Fairriester“ ein Angebot mit hohem ETF-Anteil (mehr zu ETF-Indexfonds in Sparplan: Kursgewinne statt Zinsen). Der Sparplan gehört zu den preiswerten Möglichkeiten, mit der Riester-Förderung in Fonds zu investieren.
Für risikobewusste Sparer bis etwa Mitte 30 eignen sich auch die DWS Toprente Dynamik und die UniProfirente. Die DWS Top-rente Balance verfolgt eine vorsichtigere Strategie und kommt daher auch für Sparer jenseits der 40 infrage.
Rentenpolice: Für Sicherheitsfreaks
Viel Sicherheit und wenig Aussicht auf Rendite bieten klassische Riester-Rentenversicherungen. Mit ihrer zwar niedrigen, aber garantierten Verzinsung (Einstieg in die Altersvorsorge) bekommen Sparer am Ende immer etwas mehr Rendite als nur die Zulagen. Um die Chancen auf eine gute Rendite steht es aber schlecht. Mit den extrem niedrigen Zinsen dauert es jetzt noch länger, bis Versicherer die oft sehr hohen Abschluss- und Verwaltungskosten für ihre Produkte wieder hereingeholt haben. Für lange Jahre ist der Vertrag dadurch erst einmal im Minus.
Wer zwischendurch wechselt, weil er etwa sein Riester-Kapital zur Finanzierung eines Eigenheims einsetzen möchte, könnte herbe Verluste einfahren. Für Einsteiger, die noch nicht wissen, wohin die Reise gehen soll, eignen sie sich gar nicht.
Diese Unflexibilität ist neben der derzeit niedrigen Verzinsung Hauptargument gegen den Abschluss einer Rentenpolice.
Wer Sicherheit über alles schätzt und schon jetzt weiß, dass er den Vertrag bis Laufzeitende durchhält, sollte trotzdem mit einem Abschluss noch warten. Im Herbst kommt unser nächster Test. Der hilft, gute und günstige Tarife zu finden.
Fondspolicen: Selten geeignet
Auch den Abschluss fondsgebundener Riester-Rentenversicherungen empfehlen wir eher nicht. Sie sind zwar weniger abhängig von der aktuellen Zinsentwicklung, aber viele sind aufgrund ihrer Kostenstruktur ebenfalls sehr unflexibel. Außerdem müssen Sparer sich teils recht intensiv mit der Fondsauswahl auseinandersetzen, um den richtigen Vertrag zu finden und das beste aus ihm herauszuholen.
Banksparpläne: Flexibel sparen
Riester-Banksparpläne sind deutlich flexibler. Umsatteln ist hier während der Ansparphase meist kein Problem, die Kosten sind überschaubar. Aber in der derzeitigen Niedrigzinsphase fällt es Anbietern schwer, attraktive Angebote zu machen. Unsere Tester sind dabei, die Nadeln im Heuhaufen zu finden. Neue Ergebnisse zu empfehlenswerten Riester-Produkten veröffentlichen wir im Herbst diesen Jahres.
Bausparen: Niedrige Zinsen sichern
Des einen Leid ist des anderen Freud: Für Schuldner sind niedrige Zinsen gut. Sparer, die in einigen Jahren ein Eigenheim kaufen wollen, können sich mit einem Bausparvertrag jetzt niedrige Zinsen für einen Teil der Finanzierung sichern.
Gute Angebote machten in unserem jüngsten Test (Riester-Bausparen, Finanztest 11/2014) Wüstenrot, Alte Leipziger, Deutsche Bausparkasse Badenia und Bausparkasse Mainz.
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Antwort auf Connie2000:
Die bAV wird erst durch die mögliche Zuzahlung des AG richtig interessant. Die von mir beratenene AG zahlen gerne ihre Lohnnebenkostenersparnis von rund 20% als AG-Anteil zur Gehaltsumwandlung ihrer Angestellten mit in den Vertrag ein. Für das Immage des Unternehmers ist so etwas äußerst positiv.
Hierdurch ergibt sich dann der Effekt, dass von dem Gesamt-Bruttobeitrag, der dann in die bAV fliesst, lediglich unter 50% dieser Beitragsgrösse als Nettolohnverlust bei AN zu spüren sind. Am Vertragsende fallen dann natürlich auf den erhöhten Sparbetrag + Zinsertrag (Überschüsse) auch mehr Krankenversicherungsbeiträge an. Hier dann zu sagen, dass ist unlukrativ und man sollte die Finger davon lassen, ist genauso unsinnig, als wenn man behauptet, man sollte auf einen hohen Zinsertrag verzichten, weil man so die Kapitalertragsteuer niedrig hält. Völlig absurd.
Wichtig ist bei der bAV: in der Auszahlungsphase die Rentenzahlung zu favorisieren!
Welche Punkte es bei Abschluß einer Betriebsrente zu beachten gibt, zeigt die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg in der Online-Ausgabe der Stuttgarter Nachrichten vom 15.03.2015 in dem Artikel von Heike Armbruster auf.
http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.betriebliche-altersvorsorge-private-sparvertraege-sind-oft-guenstiger-und-flexibler.d61ae47c-5d4e-4620-8ca0-747f3dda9294.html
Wer es dennoch mal von der lustigen Seiten betrachten will:
https://www.youtube.com/watch?v=Cc1LNBMyg0A
(aus 'Die Anstalt' mit Max Uthoff, Claus von Wagner, Jochen Busse, Christoph Sieber und Timo)
@alle: Der Anfall von Krankenkassenbeiträgen im Alter ist wirklich ein Nachteil. Der spielt vor allem für die Pflichtversicherten eine Rolle, weil diese die Möglichkeit haben, privat vorzusorgen. Denn Pflichtversicherte zahlen auf Renten aus der privaten Vorsorge keine Kassenbeiträge. Für im Alter freiwillig Versicherte sieht das schon anderes aus. Sie zahlen auf jegliche Einkünfte Kassenbeiträge (etwas weniger). Und Privatpatienten rechnen noch einmal anders. Eine bAV besteht auch nicht immer aus einer klassischen Rentenversicherung. Manchmal bietet der Arbeitgeber Produkte an, bei denen das Geld in Aktienfonds fließt. Und auch beim Zuschuss des Arbeitgebers muss man genau hinschauen und individuell prüfen, ob dieser das Vorsorgemodell attraktiv macht oder den Nachteil der Verbeitragung im Alter nicht ausgleichen kann. Von daher macht es Sinn, dass jede / jeder für sich individuell die Vor- und Nachteile der bAV abwägt. Lassen Sie sich das Angebot vom Arbeitgeber durchrechnen und vergleichen Sie dieses konkret mit der privaten Vorsorge. (maa)
Bei der betrieblichen Altersvorsorge (bAV) zahlt der gesetzlich Krankenversicherte volle Sozialversicherungsbeiträge (ca. 18 % ).
Bei der gesetzlichen Altersrente zahlt man nur etwa die Hälfte Sozialversicherungsbeiträge. (ca. 9 %).
Wenn man also Geld anstelle in die gesetzliche Altersrente zu stecken in die bAV einzahlt, macht man schon vorweg mal ein schlechtes Geschäft, da man jetzt doppelte Sozialversicherungsbeiträge zahlen darf.
Daran ändert sich meines Erachtens auch nichts, wenn der Arbeitgeber was dazu gibt. Denn auch diesen Zuschuss muß der Arbeitgeber mitverdienen. Auch dafür muß er Leistung bringen. Gratis wird man ihnen eine Betriebsrente nicht spendieren können. Ausnahmen vielleicht Porsche oder VW?
Hinzu kommen: Vertrags- und Abschlußkosten, Steuern (u.U. volle Steuerpflicht).
Das Kapitalmarktzinsniveau ist aktuell bescheiden, das heißt nennenswerte Zinserträge sind nicht zu erwarten. Die werden u.U. nicht einmal zur Deckung der Vertrags- und Abschlußkosten reiche