Die Zinsen nähern sich dem Nullpunkt. Ein schlechter Zeitpunkt für den Start in die Altersvorsorge? Nein. Es gibt keinen falschen Zeitpunkt, nur falsche Produkte.
Gesetzliche Rente plus Versicherungsvertrag – fertig ist die Altersvorsorge. Diese Zeiten sind vorbei. Für den Altersvorsorgeklassiker, die private Rentenversicherung, bekommen Sparer, die heute abschließen, höchstens noch mickrige 1,25 Prozent garantiert. Das ist wenig.
Rentenniveau sinkt auf 43 Prozent
Arbeitnehmer, die nicht mit einem hübschen Erbe rechnen oder durch ihren Arbeitgeber mit einer komfortablen Betriebsrente ausgestattet sind, stehen vor einem doppelten Problem: Niedrige Zinsen machen die private Altersvorsorge unattraktiv, gleichzeitig wird die Lücke in der gesetzlichen Versorgung immer größer.
Auch wenn im Juli eine Rentenerhöhung ansteht – für künftige Rentner wird es immer enger. Nach Angaben der Bundeszentrale für politische Bildung sank das Rentenniveau vor Steuern in den Jahren seit 1985 nahezu durchgängig. 2010 lag es noch bei 51,6 Prozent eines durchschnittlichen Jahreseinkommens, im Jahr 2030 könnte es bei nur noch 43 Prozent liegen.
Anfangen ist die halbe Miete
Die niedrigen Zinsen sind aber kein Grund, das Thema Geld im Alter erst einmal aufzuschieben. Denn Zeit ist ein entscheidender Faktor beim Altersvorsorgesparen. Je länger der Zeitraum, desto mehr können Anleger selbst mit kleinen Raten erreichen: 100 Euro jeden Monat bringen bei einer Wertentwicklung von durchschnittlich 1 Prozent nach zehn Jahren etwa 12 600 Euro. Nach 30 Jahren sind es rund 42 000 Euro.
Selbst bei einer deutlich besseren Wertentwicklung von 4 Prozent kommt der Anleger in einem Anlagezeitraum von nur zehn Jahren nicht viel weiter. Er kann mit rund 14 700 Euro rechnen. Nach 30 Jahren sind es dagegen etwa 68 750 Euro.
Garantiezins kaum etwas wert
Das Zinstief könnte Kunden kritischer machen, so dass sie nicht zum erstbesten Produkt greifen. Oft sind das Versicherungen: Mehr als drei Millionen Renten- und Lebenspolicen wurden laut Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft im vergangenen Jahr abgeschlossen.
Dabei ist der Garantiezins, jahrelang Hauptargument für eine private Renten- oder Lebenspolice, heute kaum noch etwas wert. Die niedrigen 1,25 Prozent zahlen die Versicherer zudem nur auf den Sparanteil – den Teil des Beitrags, der nicht für Verwaltung, Vertriebskosten oder Risikoschutz draufgeht.
Auch Überschüsse sinken
Auch die Überschüsse, an denen Versicherer ihre Kunden beteiligen, sinken. Laut Ratingagentur Assekurata lag die laufende jährliche Verzinsung einschließlich Überschussbeteiligung 2010 im Schnitt bei über 4 Prozent. Heute sind es noch 3,3 Prozent. Sparer müssen überlegen, ob sie sich dafür jahrzehntelang in oft undurchsichtige, unflexible und teure Verträge sperren lassen.
Ausstieg, Wechsel oder Änderung der Sparraten können viel Geld kosten. Dieses starre Korsett passt nicht mehr zum heutigen Auf und Ab vieler Erwerbsbiografien. Ähnlich unflexibel sind viele fondsgebundene Rentenversicherungen mit noch weniger oder gar keinen Garantien.
Wir zeigen Alternativen, wie jeder auf seine Weise vorsorgen kann. Der passende Weg lässt sich auch leichter durchhalten.
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Antwort auf Connie2000:
Die bAV wird erst durch die mögliche Zuzahlung des AG richtig interessant. Die von mir beratenene AG zahlen gerne ihre Lohnnebenkostenersparnis von rund 20% als AG-Anteil zur Gehaltsumwandlung ihrer Angestellten mit in den Vertrag ein. Für das Immage des Unternehmers ist so etwas äußerst positiv.
Hierdurch ergibt sich dann der Effekt, dass von dem Gesamt-Bruttobeitrag, der dann in die bAV fliesst, lediglich unter 50% dieser Beitragsgrösse als Nettolohnverlust bei AN zu spüren sind. Am Vertragsende fallen dann natürlich auf den erhöhten Sparbetrag + Zinsertrag (Überschüsse) auch mehr Krankenversicherungsbeiträge an. Hier dann zu sagen, dass ist unlukrativ und man sollte die Finger davon lassen, ist genauso unsinnig, als wenn man behauptet, man sollte auf einen hohen Zinsertrag verzichten, weil man so die Kapitalertragsteuer niedrig hält. Völlig absurd.
Wichtig ist bei der bAV: in der Auszahlungsphase die Rentenzahlung zu favorisieren!
Welche Punkte es bei Abschluß einer Betriebsrente zu beachten gibt, zeigt die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg in der Online-Ausgabe der Stuttgarter Nachrichten vom 15.03.2015 in dem Artikel von Heike Armbruster auf.
http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.betriebliche-altersvorsorge-private-sparvertraege-sind-oft-guenstiger-und-flexibler.d61ae47c-5d4e-4620-8ca0-747f3dda9294.html
Wer es dennoch mal von der lustigen Seiten betrachten will:
https://www.youtube.com/watch?v=Cc1LNBMyg0A
(aus 'Die Anstalt' mit Max Uthoff, Claus von Wagner, Jochen Busse, Christoph Sieber und Timo)
@alle: Der Anfall von Krankenkassenbeiträgen im Alter ist wirklich ein Nachteil. Der spielt vor allem für die Pflichtversicherten eine Rolle, weil diese die Möglichkeit haben, privat vorzusorgen. Denn Pflichtversicherte zahlen auf Renten aus der privaten Vorsorge keine Kassenbeiträge. Für im Alter freiwillig Versicherte sieht das schon anderes aus. Sie zahlen auf jegliche Einkünfte Kassenbeiträge (etwas weniger). Und Privatpatienten rechnen noch einmal anders. Eine bAV besteht auch nicht immer aus einer klassischen Rentenversicherung. Manchmal bietet der Arbeitgeber Produkte an, bei denen das Geld in Aktienfonds fließt. Und auch beim Zuschuss des Arbeitgebers muss man genau hinschauen und individuell prüfen, ob dieser das Vorsorgemodell attraktiv macht oder den Nachteil der Verbeitragung im Alter nicht ausgleichen kann. Von daher macht es Sinn, dass jede / jeder für sich individuell die Vor- und Nachteile der bAV abwägt. Lassen Sie sich das Angebot vom Arbeitgeber durchrechnen und vergleichen Sie dieses konkret mit der privaten Vorsorge. (maa)
Bei der betrieblichen Altersvorsorge (bAV) zahlt der gesetzlich Krankenversicherte volle Sozialversicherungsbeiträge (ca. 18 % ).
Bei der gesetzlichen Altersrente zahlt man nur etwa die Hälfte Sozialversicherungsbeiträge. (ca. 9 %).
Wenn man also Geld anstelle in die gesetzliche Altersrente zu stecken in die bAV einzahlt, macht man schon vorweg mal ein schlechtes Geschäft, da man jetzt doppelte Sozialversicherungsbeiträge zahlen darf.
Daran ändert sich meines Erachtens auch nichts, wenn der Arbeitgeber was dazu gibt. Denn auch diesen Zuschuss muß der Arbeitgeber mitverdienen. Auch dafür muß er Leistung bringen. Gratis wird man ihnen eine Betriebsrente nicht spendieren können. Ausnahmen vielleicht Porsche oder VW?
Hinzu kommen: Vertrags- und Abschlußkosten, Steuern (u.U. volle Steuerpflicht).
Das Kapitalmarktzinsniveau ist aktuell bescheiden, das heißt nennenswerte Zinserträge sind nicht zu erwarten. Die werden u.U. nicht einmal zur Deckung der Vertrags- und Abschlußkosten reiche