
Technologie. Im echten Leben sind IT-Experten allseits gefragt. An der Börse liefen Technologietitel zuletzt nicht mehr so gut. © Getty Images / Westend61
Der Weltindex ist US-lastig und enthält viele Technologietitel. Das war lange gut, doch viele wollen ihr Depot ausgeglichener gestalten. Wir zeigen Alternativen.
Der MSCI World enthalte zu viele US-Aktien und zu viele IT-Titel – so eine verbreitete Kritik. Ist sie berechtigt? Vor drei Wochen haben wir dazu verschiedene gleichgewichtete Portfolios mit einem geringeren Anteil an USA und IT im Vergleich zum MSCI World Index betrachtet. Fazit: Der MSCI World schnitt in den vergangenen 15 Jahren besser ab. Wer trotzdem von der Index-Zusammensetzung abweichen will, findet in diesem Beitrag vier Strategien, die gut umsetzbar und nicht so aufwendig sind wie eine Gleichgewichtung. Um ein gutes Rendite-Risiko-Profil aufzuweisen, muss das Portfolio breit gestreut sein, es darf nur wenig kosten und man sollte aktive Portfolioentscheidungen vermeiden – sprich: nicht alle Nase lang die Strategie ändern.
Wir stellen vier Alternativen zu einem MSCI-World-ETF vor:
- kleiner Anteil an Schwellenländeraktien
- unerschrocken auf Wachstumsmärkte setzen
- mit Europa Gewichte verschieben
- Wirtschaftskraft als Maßstab
Das ist meistens mit mehr Aufwand verbunden und garantiert natürlich keine bessere Performance – muss aber auch nicht schlechter sein.
USA-Anteil in verschiedenen Indizes
Zunächst werfen wir einen Blick auf die Zusammensetzung verschiedener Indizes:
- MSCI World : 69,2 Prozent USA, 21 Prozent IT
- MSCI All Country World (ACWI): 61,7 Prozent USA, 20,8 Prozent IT
- MSCI World Small Caps: 61,3 Prozent USA, 11,1 Prozent IT
- MSCI Emerging Markets : 0 Prozent USA, 19,6 Prozent IT
- MSCI Europe: 0 Prozent USA, 7,3 Prozent IT
(Stand: 30. November 2022, Quelle: MSCI)
Es fällt auf, dass die vier Regionen und Bausteine neben dem MSCI World nicht nur einen niedrigeren US-Anteil aufweisen, sondern auch einen niedrigeren IT-Anteil. Das heißt, durch solche Beimischungen zur Reduktion des US-Anteils sollte gleichzeitig eine Reduktion des IT-Anteils erreicht werden – das macht es einfacher.
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Strategie 1: Kleiner Anteil an Schwellenländeraktien
Der MSCI World Index umfasst nur Industrieländer. Es gibt aber auch Indizes, die beides enthalten, sowohl Industrie- als auch Schwellenländer. Mit einem solchen Index lässt sich der US-Anteil auf circa 62 Prozent senken. Auch der IT-Anteil sinkt, aber kaum spürbar. Der Unterschied zum MSCI World ist zwar nicht groß, aber die Anlagestrategie ist sehr einfach umzusetzen. Schwellenländer machen in diesen Indizes aktuell circa 11 Prozent aus. Zwei breit streuende Indizes bieten sich dafür an:
- MSCI All Country World (ACWI)
- FTSE All-World
Tipp: ETF mit einem Schwellenländeranteil finden Sie in der Gruppe Aktien Welt.
Gut zu wissen
Schwellenländer weisen höhere politische Risiken auf. Das hat sich bei russischen Aktien gezeigt, die nach den Sanktionen quasi wertlos wurden, und es hat sich in China gezeigt, wo Staatseingriffe die Börsenkurse großer Aktiengesellschaften oder gar ganzer Branchen nach unten gerissen haben. Schwellenländer sind also eine sinnvolle Beimischung, aber sie kommen mit Risiken einher, die man aus Industrieländern nicht unbedingt kennt.
Strategie 2: Unerschrocken auf Wachstumsmärkte setzen
Da der US-Anteil in der eben beschriebenen Lösung nicht so stark sinkt, können unerschrockene Anleger auch ein Portfolio aus zwei Bausteinen wählen: einmal Industrieländer, zum Beispiel mit einem ETF auf den MSCI World und einmal Schwellenländer, mit einem ETF auf den MSCI Emerging Markets. Der Anteil Schwellenländer kann bis zu 30 Prozent ausmachen – mehr sollte es wegen der oben genannten Risiken nicht sein. Der US-Anteil sinkt dann auf knapp unter 50 Prozent. Empfehlenswert ist in diesem Fall die Wahl des gleichen Indexanbieters für beide Bausteine. Sonst könnte es zu Überschneidungen kommen: Bei MSCI zählt Südkorea zum Beispiel noch zu den Schwellenländern, bei FTSE rangiert es bereits bei den Industrieländern.
Tipp: Emerging-Markets-ETF finden Sie in der Gruppe Aktien Schwellenländer.
Strategie 3: Mit Europa Gewichte verschieben
Statt auf Schwellenländer zu setzen, kann man zum Welt-ETF auch einen Europa-ETF beimischen. Wer zum Beispiel 30 Prozent Europa beimischt, landet bei knapp unter 50 Prozent US-Anteil. Da Europa auch im MSCI World vertreten ist, kommt man in der Summe auf 42 Prozent Europa. Im MSCI World macht Europa aktuell rund 18 Prozent aus. Im Gegensatz zur Beimischung von Schwellenländern kann man mit einem Europa-Baustein auch den IT-Anteil besser senken. Wer ein 70/30 Portfolio wählt, hätte aktuell nur noch einen IT-Anteil von knapp 17 Prozent statt 21 Prozent im reinen MSCI World.
Tipp: Passende ETF finden Sie in der Gruppe Aktien Europa.
Strategie 4: Wirtschaftskraft als Maßstab
Eine weitere Möglichkeit ist die Ländergewichtung nach Wirtschaftskraft. Diese Strategie ist bei Vermögensverwaltern und Robo-Advisors recht beliebt. Als Maß für die Wirtschaftskraft wird das Bruttoinlandsprodukt gewählt, kurz BIP. Damit hat man von außen vorgegebene Zielgewichtungen und kommt nicht in Versuchung, subjektive Gewichtungen durchgehen zu lassen. Auch hier kann man ein Portfolio nur mit Industrieländern oder zusätzlich mit Schwellenländern wählen. Wie erläutern beide Möglichkeiten und beziehen uns immer auf Industrie- und Schwellenländer, wie sie MSCI definiert.
Um alle Länder genau anhand ihrer Wirtschaftskraft zu gewichten, bräuchte man einen ETF für jedes Industrieland – insgesamt 23 Stück – oder gar 47 Länder-ETF, wenn man auch Schwellenländer abbilden möchte. Das ist natürlich viel zu aufwendig. Wir beschränken uns deshalb darauf, die wichtigsten Regionen entsprechend ihrer Wirtschaftskraft abzubilden. Mit drei oder vier ETF kommt man schon recht weit.
Gut zu wissen
Wer verschiedene ETF mischt, sollte immer einen klaren Plan haben, welche Zielgewichtung er wünscht und welche Abweichungen er zulassen will. Anpassungen sollten nach festen Regeln erfolgen. Es sollte unbedingt vermieden werden, dass ein Baustein zu viel Gewicht bekommt, weil er so gut läuft und man ihn nicht zurechtstutzen möchte. Denn wer anfängt, seine Bausteine und deren Gewichte aus dem Bauch heraus zu beurteilen, macht womöglich Fehler bei der Portfoliosteuerung, die Rendite kosten können.
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Industrieländer nach Wirtschaftskraft gewichtet
Die Industrieländer kann man mit den Regionen Nordamerika, Europa und Pazifik abbilden – nur Israel fehlt dann, aber dessen BIP macht weniger als ein Prozent an der BIP-Gesamtsumme aus. Da es für die Regionen Nordamerika und Pazifik kaum ETF gibt, kann man noch weiter vereinfachen, indem man stattdessen je einen ETF für USA und Japan wählt. Für diese Länder gibt es ein großes Angebot an ETF und man deckt immer noch 90 Prozent der Wirtschaftskraft aller Industrieländer ab. Mit den BIP-Daten der Weltbank für 2021 ergibt sich dann die folgende BIP-Verteilung innerhalb dieser drei Länder beziehungsweise Regionen:
- USA: 49 Prozent
- Europa: 41 Prozent
- Japan: 10 Prozent
Man sieht sofort: Die USA machen nun nur noch knapp 50 Prozent des Portfolios aus und mit dem hohen Anteil Europas und Japans sinkt auch der IT-Anteil im Portfolio. Das Gewicht Deutschlands steigt so von circa drei Prozent im MSCI World auf über 5 Prozent. Eigentlich macht Deutschland sogar 8 Prozent des BIP der Industrieländer aus, aber mit nur drei Bausteinen lässt sich die genaue BIP-Gewichtung aller einzelnen Länder wie gesagt nicht erreichen. Trotzdem, das eigentliche Ziel, den US- und IT-Anteil zu senken, wird so recht einfach erreicht. Für jede der Regionen haben wir eine Vielzahl von 1. Wahl-ETF definiert, auch solche, die Nachhaltigkeitskriterien berücksichtigen.
Tipp: Die entsprechenden ETF finden Sie in den Gruppen Aktien USA, Aktien Europa und Aktien Japan.
Industrie- und Schwellenländer nach Wirtschaftskraft gewichtet
Wenn man auch Schwellenländer berücksichtigt, würden diese knapp 40 Prozent der Wirtschaftskraft auf sich vereinen – im MSCI World All Country (ACWI) machen sie nur circa 11 Prozent aus. Aufgrund der beschriebenen politischen Risiken in Schwellenländern beschränken wir deren Gewicht im folgenden Beispiel auf 30 Prozent und erhalten folgende Aufteilung:
- USA: 34 Prozent
- Europa: 29 Prozent
- Japan: 7 Prozent
- Schwellenländer: 30 Prozent
Der Börsenwert der einzelnen Länder und Regionen wird sich schneller ändern als die BIP-Anteile. Man wird also regelmäßig die Gewichtungen anpassen müssen. Das ist wichtig, um nicht willkürlich Märkte und Ländergewichtungen zu tolerieren, nur weil man gerade keine Zeit oder keine Lust zur Anpassung hat.
Tipp: Die ETF für diese Strategie finden Sie in den Gruppen Aktien USA, Aktien Europa, Aktien Japan und Aktien Schwellenländer.
Fazit
Alle vier Strategien bieten sich für Anleger an, denen der Anteil der USA und des IT-Sektors in der Standard-Lösung zu hoch ist. Trotzdem sei noch einmal festgehalten, dass sich objektiv nicht feststellen lässt, im MSCI World seien die USA oder IT zu hoch gewichtet. Wer es bequemer mag, kann daher bei der einfachsten Lösung bleiben.
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- Der MSCI World ist weit gestreut, hat aber einen hohen Anteil an US-Aktien und Technologietiteln. Wir zeigen, ob andere Zusammenstellungen wirklich besser gelaufen wären.
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- Rendite ist nicht gleich Rendite. Wir werden oft gefragt, warum anderswo andere Zahlen stehen als bei uns. Was Sie beim Vergleich verschiedener Märkte beachten sollten.
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- Der Euro ist im Vergleich zum US-Dollar in den letzten Wochen gefallen. Für einen Euro bekommt man einen Dollar. Zu Jahresbeginn gab es noch 1,14 Dollar für einen Euro.
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@Blatt: So einen ETF gibt es nicht. Asean-Fonds finden Sie in unserere Fondsdatenbank test.de/fonds unter den aktiven Fonds in der Gruppe "Süddostasien". Unter den ETF finden Sie teilweise ETF auf einzelne Schwellenländer wie z.B. Vietnam, Indonesien, Malaysia, Thailand. Solche ETF sind immer nur als Beimischung geeignet.
Gibt es ein ETF mit höhere Gewichtung für Aktien aus der ASEAN Region?