
© Westend61 / Roger Richter
In der Niedrigzinsphase lohnt es sich oft nicht, das Darlehen von der Bausparkasse abzurufen. Doch es gibt Ausnahmen.
Klassischer Zweck des Bausparens ist es, sich ein günstiges Darlehen für eine künftige Baufinanzierung zu sichern. Dafür nehmen Bausparer viele Jahre lang eine vergleichsweise mickrige Verzinsung ihrer Sparbeiträge in Kauf.
Doch die lange Niedrigzinsphase hat das klassische Bausparprinzip auf den Kopf gestellt. Heute sind alte Bausparverträge oft lukrative Geldanlagen. Das Bauspardarlehen ist dagegen kaum noch etwas wert. Oft liegen die Kreditzinssätze zugeteilter Verträge heute noch höher als 3,5 Prozent oder sogar 4 Prozent. Immobilienkredite von Banken sind meist deutlich günstiger.
In solchen Fällen ist klar: Bausparer sollten sich ihr Guthaben auszahlen lassen, auf das Bauspardarlehen verzichten und stattdessen einen entsprechend höheren Kredit von der Bank aufnehmen.
Bei Bausparverträgen, die inklusive Bonuszinsen eine Verzinsung von 3 Prozent und höher bieten, kann es sich sogar lohnen, auch auf die Auszahlung des Guthabens zu verzichten, um weiter von hohen Sparzinsen zu profitieren. Das können sich aber meist nur Immobilienkäufer leisten, die so viel Eigenkapital haben, dass sie auch ohne ihr Bausparguthaben 20 Prozent des Kaufpreises und sämtliche Nebenkosten aus eigenen Mitteln bestreiten können.
Mit Bankdarlehen vergleichen
Die Entscheidung für oder gegen das Bauspardarlehen ist nicht immer so einfach. Vor allem in neueren Bauspartarifen sind die Zinsen für das Bauspardarlehen nicht viel höher als für einen Bankkredit. Dann ist ein genauerer Blick nötig.
Normalerweise lassen sich Kredite mit ähnlicher Laufzeit gut anhand der Effektivzinsen vergleichen. Im Effektivzins für Bankdarlehen sind die wichtigsten Kreditkosten enthalten – neben den Zinsen beispielsweise Vermittlungsprovisionen und die Zins- und Tilgungsverrechnung auf dem Kreditkonto.
Für den Effektivzins von Bauspardarlehen gelten jedoch gesetzliche Sonderregeln. Die Berechnung ist ungenau. Einige Kosten werden falsch oder gar nicht berücksichtigt. Der Effektivzins liegt deshalb mal höher und mal niedriger als der Effektivzins, den Bausparer für ihren Kredit tatsächlich zahlen müssen (siehe Bauspardarlehen und Tabelle Effektivzins von Bauspardarlehen).
Effektivzins von Bauspardarlehen
Die Bausparsumme beträgt 50 000 Euro, das Guthaben 22 000 Euro. Die Tabelle zeigt den Effektivzins für das Bauspardarlehen in vier Varianten. Die Bausparkassen geben für alle Varianten ähnlich hohe Effektivzinsen an. Doch der tatsächliche Effektivzins ist mal niedriger, mal deutlich höher
Echten Effektivzins berechnen
Für einen fairen Vergleich mit einem Bankdarlehen benötigen Bausparer von ihrer Bausparkasse ein konkretes Angebot mit einer Reihe von Angaben:
- den Auszahlungsbetrag, die Monatsrate und die Laufzeit des Bauspardarlehens,
- das Guthaben, das die Kasse auszahlen würde, wenn der Kunde auf das Darlehen verzichtet – je nach Tarif mit Bonuszinsen und Erstattung der Abschlussgebühr,
- falls der Vertrag noch nicht zugeteilt ist: einen Ansparplan bis zur Zuteilung sowie die Konditionen für den nötigen Zwischenkredit.
Mit diesen Angaben lässt sich der tatsächliche Effektivzins der Bausparfinanzierung berechnen. Bausparer können dazu den kostenlosen Vergleichsrechner Bauspardarlehen benutzen.
Unser Rat
- Angebot.
- Holen Sie rechtzeitig vor dem Bau oder Kauf Ihrer Immobilie einen Vorschlag Ihrer Bausparkasse ein, wie Sie Ihren Bausparvertrag am besten für die Finanzierung nutzen.
- Konditionen.
- Lassen Sie sich für das Bauspardarlehen den Auszahlungsbetrag, die Monatsrate und die Laufzeit nennen. Ist der Vertrag noch nicht zugeteilt, benötigen Sie auch den voraussichtlichen Zuteilungstermin und die Konditionen für einen Zwischenkredit.
- Bonuszinsen.
- Schauen Sie in Ihren Vertrag, ob und unter welchen Voraussetzungen die Kasse Bonuszinsen zahlt oder die Abschlussgebühr erstattet, wenn Sie auf das Darlehen verzichten. Mit Bonuszinsen lohnt es sich derzeit fast nie, das Bauspardarlehen zu nehmen.
- Vergleich.
- Prüfen Sie, ob Ihre Finanzierung mit oder ohne Bauspardarlehen günstiger ist. Lassen Sie sich dazu von einer Verbraucherzentrale beraten. Oder nutzen Sie unseren kostenlosen Vergleichsrechner Bauspardarlehen.
Im Nachrang günstiger
Bausparer, die insgesamt mehr als 60 Prozent des geschätzten Immobilienwertes benötigen, sollten noch einen besonderen Vorzug der Bausparkassen einrechnen. Diese begnügen sich damit, dass ihr Kredit an zweiter oder dritter Stelle im Grundbuch eingetragen wird. Der erste Grundbuchrang bleibt so frei für das Darlehen von einer Bank.
Das ist wichtig, weil die Topkonditionen der Banken nur für erstrangige Darlehen bis zu 60 Prozent des Immobilienwertes gelten. Nimmt der Kunde ein höheres Darlehen auf, kann sich der gesamte Kredit um mehrere Zehntel Prozentpunkte verteuern. Diesen Zinsaufschlag können sich Immobilienkäufer mit einem ausreichend hohen Bauspardarlehen oft sparen.
Wer mehr als 60 Prozent des Immobilienwertes auf Kredit finanzieren muss, sollte die Kombination aus einem Bank- und Bauspardarlehen mit einer Komplettfinanzierung durch die Bank vergleichen. Dabei hilft ihnen unser Rechner Kredite optimal kombinieren.
Ein Beispiel haben wir in der oberen Tabelle weiter unten abgebildet. Der Zinssatz für das Bauspardarlehen erscheint dort mit 2,75 Prozent auf den ersten Blick hoch. Trotzdem lohnt es sich, das Bauspardarlehen in die Finanzierung einzubinden, weil der Bankkredit damit deutlich günstiger wird.
Zusatzvorteil des Bauspardarlehens: Sondertilgungen sind jederzeit und in beliebiger Höhe möglich. Bei Banken sind Sonderzahlungen meist auf 5 oder 10 Prozent der Kreditsumme im Jahr begrenzt und mitunter nur gegen Zinsaufschlag möglich.
Beispiel 1: Bauspardarlehen lohnt sich
Für eine 240 000 Euro teuere Wohnung benötigt der Käufer 200 000 Euro Kredit. Er kann ein Bauspardarlehen von 32 000 Euro abrufen. Nimmt er das Bauspardarlehen, sinkt der nötige Bankkredit von 83 auf 70 Prozent des Immobilienwertes (168 000 Euro). Dadurch wird der Zinssatz günstiger.
Ergebnis: Obwohl der Zinssatz für das Bauspardarlehen mit 2,75 Prozent relativ hoch ist, spart der Käufer damit rund 2 300 Euro Zinsen.
|
Kombination aus Bank- und Bauspardarlehen |
Nur Bank- darlehen1 |
||
Bank 1 |
Bausparkasse |
Kombination |
||
Kreditbetrag (Euro) |
168 000 |
32 000 |
200 000 |
200 000 |
Sollzins (Prozent) |
1,55 |
2,75 |
1,68 |
1,80 |
Tilgungssatz (Prozent) |
2,02 |
8,50 |
3,12 |
3,00 |
Monatsrate (Euro) |
500 |
300 |
800 |
800 |
Restschuld nach 10 Jahren (Euro) |
131 292 |
733 |
132 025 |
134 315 |
- 1
- Zinsbindung zehn Jahre.
Beispiel 2: Bauspardarlehen lohnt sich nicht
Die Tabelle zeigt die Finanzierung aus dem Beispiel oben – nur mit etwas anderen Konditionen: Der Zinssatz für das Bauspardarlehen beträgt 3,50 Prozent. Der Zinssatz für Bankdarlehen steigt nur um 0,10 Prozentpunkte, wenn der Kunde von der Bank 200 000 statt 168 000 Euro aufnimmt.
Ergebnis: Das Bauspardarlehen lohnt sich nicht. Mit dem Verzicht auf das Darlehen spart der Kreditnehmer rund 1 800 Euro.
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Kombination aus Bank- und Bauspardarlehen |
Nur Bankdarlehen1 |
||
Bank 1 |
Bausparkasse |
Kombination |
||
Kreditbetrag (Euro) |
168 000 |
32 000 |
200 000 |
200 000 |
Sollzins (Prozent) |
1,70 |
3,50 |
1,90 |
1,80 |
Tilgungssatz (Prozent) |
1,87 |
7,75 |
2,90 |
3,00 |
Monatsrate (Euro) |
500 |
300 |
800 |
800 |
Restschuld nach 10 Jahren (Euro) |
133 756 |
2 357 |
136 113 |
134 315 |
- 1
- Zinsbindung zehn Jahre.
Kündigung kann nachteilig sein
Knifflig wird es, wenn der Bausparer das Darlehen nicht haben will und der Vertrag noch nicht zugeteilt ist. Dann liegt es nahe zu kündigen, um schnell an das Guthaben zu kommen. Je nach Tarif zahlt die Bausparkasse das Guthaben drei bis sechs Monate später aus. Gegen einen Abschlag bekommen die Kunden ihr Geld auch sofort.
Doch Vorsicht: Wenn sie kündigen, verlieren Bausparer oft den Anspruch auf Bonuszinsen. Für nach 2008 abgeschlossene Bausparverträge gehen außerdem die staatlichen Wohnungsbauprämien verloren. In diesen Fällen kann es besser sein, den Vertrag noch bis zur Zuteilung zu behalten.
Die Wartezeit können Bausparer zum Beispiel abkürzen, indem sie die Bausparsumme herabsetzen. Haben sie das für die Zuteilung nötige Mindestguthaben nicht erreicht, können sie den fehlenden Betrag auch auf einen Schlag einzahlen, um die Zuteilung zu beschleunigen. Das geht allerdings nur mit Zustimmung der Bausparkasse.
Egal, ob sie das Bauspardarlehen nehmen oder nicht: Am besten kümmern sich Bausparer um ihren Vertrag, sobald sich ihre Immobilienpläne klar abzeichnen. Dann lässt er sich oft noch so anpassen, dass ihnen das Geld von der Bausparkasse pünktlich zur Verfügung steht. Das macht alles einfacher.
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@Seeheeb: Ob und unter welchen Voraussetzungen ein Zinsbonus gezahlt wird, hängt von den Tarifbedingungen ab. In der Regel wird ein Zinsbonus nur gezahlt, wenn der Bausparer nach der Zuteilung unwiderruflich auf ein Bauspardarlehen verzichtet, sich also nicht die volle Bausparsumme, sondern nur das Guthaben auszahlen lässt. Die Regelungen können sich aber von Tarif zu Tarif unterscheiden. Schauen Sie bitte in den Allgemeinen Bausparbedingungen Ihres Vertrages nach und wenn Sie Zweifel haben, wenden Sie sich für eine Beratung an die nächste: www.verbraucherzentrale.de Noch nicht höchstrichterlich geklärt ist die Frage, ob und unter welcher Voraussetzung dem Bausparer ein Bonus auch dann noch zusteht, wenn die Bausparkasse den Vertrag bereits wirksam gekündigt hat. Es kann daher durchaus sinnvoll sein, sich das Guthaben samt Zinsbonus auszahlen zu lassen, bevor die Bausparkasse zur Kündigung berechtigt ist (zum Beispiel 10 Jahre nach Zuteilung oder wenn das Guthaben die Bausparsumme übersteigt).(PK)
Liebe Stiftung Warentest,
wie immer haben Sie uns mit den verschiedenen Artikeln zu diesem Thema gut informiert. Eine Sache ist nur unklar. Wann bekommt man, bzw. wann müsste der Anbieter die Bonuszinsen auszahlen?
Es geht um einen Bausparvertrag mit 3% Zinsen der seit 2014 zuteilungsreif ist. Seitens des Anbieters wurde z.B. schon ein Entnahmedepot vorgeschlagen. Ich habe zunächst gedacht, dass das Entnahmedepot dazu dient das Bausparguthaben samt der Bonuszinsen (das müssten dann zusammen 4,5% werden) auszuzahlen. Aber offensichtlich ist das nicht so.
Wie müsste man denn jetzt vorgehen wenn man die Bausparsumme samt der Bonuszinsen bekommen möchte? Kann man dem Anbieter einfach so etwas schreiben wie:
"Hiermit verzichte ich auf meinen Darlehensanspruch und fordere sie auf die Bausparsumme samt versprochener Bonuszinsen in einer Summe auszuzahlen."
Ich habe ein bißchen Angst, dass nach 10 Jahren Zuteilungsreife (das wäre in 5 Jahren) einfach ohne Bonuszinsen ausgezahlt wird.
@Marcina: 2% sind auf jeden Fall derzeit eine sehr ordentliche Verzinsung für eine Sparanlage. Wenn Sie den Vertrag noch weiterhin besparen können, nutzen Sie das, wenn Ihnen an einer risikoarmen Anlage gelegen ist. Ob für Sie darüber hinaus oder stattdessen auch eine Anlage in Fonds infrage kommen könnte, können wir Ihnen so nicht sagen. Wir kennen weder Ihren persönlichen Sicherheitsanspruch noch Ihre Anlageziele. Über unser Pantoffelportfolio können Sie sich hier informieren: www.test.de/pantoffel-portfolio (PH)
Ich habe einen Bausparvertrag, der mit 2% Sparzinsen läuft. Sollte ich den Nutzen oder lieber Pantoffel-Portfolio oder gar einen Robo-Advisor benutzen, wenn es mir nur ums Sparen geht?
@j.schirmacher : Wenn sich in den Bedingungen eine Regelung befindet, dass der Vertragszins rückwirkend erhöht, wird der Vertragszins neu berechnet und der Zinseszinseffekt kommt zum Tragen. Es gibt auch Regelungen, nach denen kein Zinseszins gezahlt werden muss. (maa)