
Allergien gegen Lebensmittel wie Hühnereiweiß nehmen zu – und sie entwickeln sich häufig bereits in den ersten zwei Lebensjahren. Eltern fragen sich, ob und wie sich vorbeugen lässt. Gewöhnen statt vermeiden, heißt eine Strategie – für die es immer mehr wissenschaftliche Hinweise gibt. Das gilt auch für Kleinkinder, die familiär vorbelastet sind, wie eine neue Studie aus Japan zeigt.
Jüngere häufiger betroffen als Erwachsene
Kleinkinder und auch Jugendliche leiden öfter unter Lebensmittelallergien als Erwachsene. Gefährdet sind vor allem jene, die mindestens einen engen Verwandten haben, der Allergiker ist – Vater, Mutter oder Geschwister. Aber auch Kinder ohne eine solche genetische Vorbelastung können eine Lebensmittelallergie entwickeln.
Allergierisiko bei Verzicht fünfmal höher
Hühnereiweiß gilt als besonders allergen. Die aktuelle Studie aus Japan – publiziert im medizinischen Fachmagazin The Lancet – hat untersucht, ob sich durch frühes Einführen von Eiern in die Babykost das Risiko einer Allergie verringern lässt. Alles deute darauf hin, so das Fazit der japanischen Forscher: Von 60 Kindern, denen erhitztes pulverisiertes Hühnereiweiß zugefüttert worden war, entwickelten nur fünf eine Eiallergie, das sind acht Prozent. In der Kontrollgruppe, die ein allergenfreies Plazebopulver erhalten hatte, bekamen dagegen 23 von 61 Kindern eine Eiallergie – das heißt 38 Prozent. Ihr Risiko für eine Hühnerweißallergie ist demnach fünfmal höher als bei jenen Kindern, die früh mit dem Allergen Bekanntschaft machen.
Nur allergiegefährdete Kinder nahmen teil
An der Studie nahmen ausschließlich allergiegefährdete Kinder teil. Sie waren ansonsten gesund und zeigten auch keine Symptome einer Lebensmittelallergie, hatten aber einen Hautausschlag entwickelt. Ein Allergologe beaufsichtigte die Kinder, während sie die erste Dosis Hühnereiweiß bekamen – und auch später, als die Dosis erhöht wurde. Die kleinen Probanden wurden nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen eingeteilt. Weder Eltern noch behandelnde Ärzte wussten, welches Kind welcher Gruppe zugehörte. Eine Gruppe bekam ab einem Alter von 6 Monaten ein halbes Jahr lang täglich das zuvor erhitzte und dann pulverisierte Hühnereiweiß zur Beikost. Nach drei Monaten wurde die Dosis von 25 auf 125 Milligramm erhöht. Die Kontrollgruppe wurde im gleichen Zeitraum mit einem allergenfreien Plazebo gefüttert, das in Aussehen und Geschmack identisch mit dem Hühnereiweißpulver war. Andere eierhaltige Lebensmittel durften die Kinder während dieser Zeit nicht essen, ansonsten gab es keine Einschränkungen bei der Ernährung. Überdies wurde der Hautausschlag der Kinder konsequent behandelt.
Studie vorzeitig abgebrochen
Im Alter von einem Jahr wurden die Kinder auf Hühnereiweißallergie untersucht. Schon da zeigte sich deutlich der positive Effekt eines frühen Kontakts mit dem Allergen. Die Forscher werteten das Ergebnis dieser Zwischenanalyse als durchschlagenden Erfolg und brachen die Studie darum vorzeitig ab. So konnte leider nicht erfasst werden, ob sich auf lange Sicht unerwünschte Wirkungen einstellen. Zudem besteht die Gefahr, dass die Wissenschaftler den Nutzen der frühen Einführung überschätzt haben.
Auch andere Allergene in die Beikost
Allerdings stützen andere Untersuchungen die Ergebnisse der japanischen Studie. Früher und regelmäßiger Verzehr von Erdnussbutter etwa kann das Risiko, eine Allergie gegen Erdnüsse zu entwickeln, senken. Auch liegen Hinweise dafür vor, dass Fischkonsum im ersten Lebensjahr präventiv wirkt. Der gleiche Effekt wird für Gluten in der Baby-Beikost vermutet. Die Ernährungskommission der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) empfiehlt in ihrer Publikation Ernährung für Säuglinge, wie alle anderen Beikostprodukte auch Lebensmittel mit starken Nahrungsmittelallergenen ab dem fünften bis siebten Lebensmonat schrittweise einzuführen. Eltern allergiegefährdeter Babys sollten sich am besten mit dem Kinderarzt beraten, wie diese frühe Einführung ablaufen sollte. In unserem Special Brei für Brei zum Familienessen finden Sie weitere Tipps für die Ernährung im ersten Lebensjahr.
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