Alkoholfreies Bier im Test

Drei Fragen an test-Projektleiter Thomas Kopp­mann

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Alkoholfreies Bier im Test - Fast jedes zweite ist gut

Projektleiter Thomas Kopp­mann © Stiftung Warentest

In fast allen Bieren im Test fanden wir Glyphosat – meist nur in Spuren oder geringen Gehalten. Zwei Biere jedoch sind vergleichs­weise deutlich mit dem umstrittenen Pflanzen­schutz­mittel belastet. Thomas Kopp­mann, Projektleiter für Lebens­mittel­unter­suchungen bei der Stiftung Warentest, erklärt, was es mit den Funden auf sich hat.

Alkoholfreies Bier im Test Testergebnisse für 20 Alkohol­freies Bier 06/2018

Sie haben in vielen Bieren im Test Glyphosat gefunden. Muss ich mir deshalb Sorgen machen?

Diese Frage lässt sich derzeit auf wissenschaftlicher Basis nicht abschließend beant­worten. Denn: Ob eine krebs­erzeugende Gefahr von dem Pflanzen­schutz­mittel ausgeht, bewerten verschiedene Institutionen unterschiedlich. Für uns steht in einer solchen Situation der vorsorgende Verbraucher­schutz im Vordergrund. Das heißt: Die zwei Biere, in denen wir – im Vergleich zu den restlichen im Test – vergleichs­weise hohe Gehalte an Glyphosat fanden, bekamen in punkto „Kritische Stoffe“ nur die Note ausreichend. Die Folge: Ihr Gesamt­urteil wurde um eine halbe Note abge­wertet.

Wie viel Glyphosat war denn in den zwei am höchsten belasteten Bieren? Ist das schlimm?

Im Flens­burger Frei fanden wir rund 28, im Holsten Alkoholfrei rund 19 Mikrogramm pro Kilogramm. Bei den anderen Bieren lagen die Glyphosat-Gehalte unter 10 Mikrogramm pro Kilogramm. Bereits 2016 hatte das Umwelt­institut München bekannte Biermarken auf Glyphosat untersucht und in der Spitze ähnlich hohe Gehalte gefunden wie wir jetzt. Ob die von uns ermittelten Mengen „schlimm“ sind, hängt davon ab, wie man die Gefahr des Stoffs für den Menschen einordnet. So geht das Bundes­institut für Risiko­bewertung (BfR) davon aus, dass Glyphosat nach derzeitigem Wissens­stand nicht als krebs­er­regend einzustufen ist und zieht für seine Einschät­zung in Bier den ADI (Acceptable Daily Intake) für Glyphosat heran – also die Menge, die ein Erwachsener täglich sein ganzes Leben lang unbe­sorgt aufnehmen kann. Geht man so vor, wären die von uns gefundenen Gehalte harmlos: Jemand müsste rund 1000 Liter am Tag davon trinken, bevor es für seine Gesundheit kritisch wird. Aber: Die Interna­tionale Agentur für Krebs­forschung (IARC) stuft Glyphosat als „wahr­scheinlich krebs­er­regend“ ein – und wir nehmen diese Einschät­zung ernst. Solange also nicht ausgeschlossen ist, dass Glyphosat krebs­er­regend ist, bewerten wir den Stoff aus Verbrauchersicht ganz klar als uner­wünscht.

Was wünschen Sie sich von den Herstel­lern?

Sie sollten darauf achten, dass die Glyphosat-Gehalte so nied­rig wie möglich sind. Viele Biere im Test zeigen ja, dass das geht. Zwei Bio-Biere enthalten sogar gar kein Glyphosat. Wir haben Glyphosat-Gehalte auch deshalb bewertet, weil Glyphosat derzeit als Pflanzen­schutz­mittel zugelassen ist und es Verbraucher auch über andere Lebens­mittel aufnehmen können.

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do_not_believe_everything am 30.06.2023 um 18:40 Uhr
An divohue

Alkoholfreie Biere gibt es doch mittlerweile in ausnahmslos jedem Supermarkt. Auch alle Discounter führen mindestens ein alkoholfreies Bier. Und Getränkemärkte haben immer alkoholfreie Biere im Angebot. Ich weiß nicht wo sie wohnen, vielleicht auf dem flachen Land. Dann sind die Fahrwege natürlich etwas länger. Aber alkoholfreie Biere gibt es nun wirklich nahezu in einem jedem Geschäft, was auch nur eine halbwegs überschaubare Zahl von Bieren führt. Nur Biere, denen nach der vollständigen Vergärung hinterher Alkohol entzogen wurde, sind nahezu zuckerfrei. Ein solches Verfahren ist aber teurer als eine gestoppte Gärung. Dann verbleibt ein Teil des Malzzuckers im Bier. Spontan fällt mir auch Jever Fun als ein Bier ohne Restzucker ein.

divohue am 18.06.2023 um 23:47 Uhr
Bier und Dabetes

Ich habe leider seit einigen Jahren Diabetes. Zwangsläufig muss man da so einiges in seinem Leben ändern. Da ich Bierfan bin wegen des Geschmacks und nicht wegen des Alkohols (sprich Rausch) habe ich alkoholfreies Bier probiert. Angefangen mit Krombacher. Schmeckt ganz gut hat aber eine ganze Menge Zucker. Dann habe ich meine Stammmarke, nämlich Königs probiert und war tatsächlich total überrascht. Diese Bier schmeckt sehr gut und ist zudem total erfrischend im Geschmack. Und es hat 0 Zucker! Ich werde dabei bleiben. Nebenbei bemerkt ist es recht schwierig überhaupt alkoholfreie Biere in den Märkten zu finden. Ein grßes Manko finde ich. Ich muss da schon 15 km fahren.

Profilbild Stiftung_Warentest am 13.05.2020 um 13:36 Uhr
Verpackung

@adminglobal: Da liegt ein Missverständnis vor: Unter dem Urteil „Verpackung“ ist nicht deren Umweltverträglichkeit bewertet (wie im: „So haben wir getestet“ auch erläutert wird). Für den Prüfpunkt prüften vielmehr drei Experten, ob die Flaschen eine Originalitätssicherung haben, ob die Angaben zur Inhaltsmenge, zu Recycling und Verpackungsmaterialien korrekt waren. Auch wir halten die Umweltverträglichkeit der verschiedenen Verpackungsarten für ein wichtiges Thema, sehen aber aktuell keine Möglichkeit, diese belastbar für jedes Produkt zu bewerten. Denn dabei müssten neben dem Material noch weitere Faktoren berücksichtigt werden. So spielt für eine saubere Ökobilanz unter anderem auch der Transportweg eine Rolle. (tk/sw/cr)

adminglobal am 09.05.2020 um 10:14 Uhr
Verpackung muss mitbewertet werden!

bin überrascht, dass Sie die Verpackung von Krombacher mit 1,0 bewerten! Es handelt sich um eine Spezialflasche, die nur von Krombacher wiederverwendet werden kann (Prägung "Krombacher" auf der Flasche). Das schadet dem Mehrwegsystem nachhaltig und muss abgestraft werden.
Krombacher muss sich wohl hier mit der Verpackung "abheben" von den anderen Produkten, weil das eigentliche Produkt nicht überzeugt (schmeckt eklig süß)

ZockerZonk am 09.08.2019 um 11:57 Uhr
Bier ohne Alkohol - Nein Danke!

Ich finde, dass Bier ohen Alkohol keinen Sinn macht. Warum trinkt ihr Bier ohen Alkohol? Der Geschmack kann es doch nicht sein?