Drei Fragen an test-Projektleiter Thomas Koppmann

Projektleiter Thomas Koppmann
In fast allen Bieren im Test fanden wir Glyphosat – meist nur in Spuren oder geringen Gehalten. Zwei Biere jedoch sind vergleichsweise deutlich mit dem umstrittenen Pflanzenschutzmittel belastet. Thomas Koppmann, Projektleiter für Lebensmitteluntersuchungen bei der Stiftung Warentest, erklärt, was es mit den Funden auf sich hat.
Sie haben in vielen Bieren im Test Glyphosat gefunden. Muss ich mir deshalb Sorgen machen?
Diese Frage lässt sich derzeit auf wissenschaftlicher Basis nicht abschließend beantworten. Denn: Ob eine krebserzeugende Gefahr von dem Pflanzenschutzmittel ausgeht, bewerten verschiedene Institutionen unterschiedlich. Für uns steht in einer solchen Situation der vorsorgende Verbraucherschutz im Vordergrund. Das heißt: Die zwei Biere, in denen wir – im Vergleich zu den restlichen im Test – vergleichsweise hohe Gehalte an Glyphosat fanden, bekamen in punkto „Kritische Stoffe“ nur die Note ausreichend. Die Folge: Ihr Gesamturteil wurde um eine halbe Note abgewertet.
Wie viel Glyphosat war denn in den zwei am höchsten belasteten Bieren? Ist das schlimm?
Im Flensburger Frei fanden wir rund 28, im Holsten Alkoholfrei rund 19 Mikrogramm pro Kilogramm. Bei den anderen Bieren lagen die Glyphosat-Gehalte unter 10 Mikrogramm pro Kilogramm. Bereits 2016 hatte das Umweltinstitut München bekannte Biermarken auf Glyphosat untersucht und in der Spitze ähnlich hohe Gehalte gefunden wie wir jetzt. Ob die von uns ermittelten Mengen „schlimm“ sind, hängt davon ab, wie man die Gefahr des Stoffs für den Menschen einordnet. So geht das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) davon aus, dass Glyphosat nach derzeitigem Wissensstand nicht als krebserregend einzustufen ist und zieht für seine Einschätzung in Bier den ADI (Acceptable Daily Intake) für Glyphosat heran – also die Menge, die ein Erwachsener täglich sein ganzes Leben lang unbesorgt aufnehmen kann. Geht man so vor, wären die von uns gefundenen Gehalte harmlos: Jemand müsste rund 1000 Liter am Tag davon trinken, bevor es für seine Gesundheit kritisch wird. Aber: Die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) stuft Glyphosat als „wahrscheinlich krebserregend“ ein – und wir nehmen diese Einschätzung ernst. Solange also nicht ausgeschlossen ist, dass Glyphosat krebserregend ist, bewerten wir den Stoff aus Verbrauchersicht ganz klar als unerwünscht.
Was wünschen Sie sich von den Herstellern?
Sie sollten darauf achten, dass die Glyphosat-Gehalte so niedrig wie möglich sind. Viele Biere im Test zeigen ja, dass das geht. Zwei Bio-Biere enthalten sogar gar kein Glyphosat. Wir haben Glyphosat-Gehalte auch deshalb bewertet, weil Glyphosat derzeit als Pflanzenschutzmittel zugelassen ist und es Verbraucher auch über andere Lebensmittel aufnehmen können.
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