Alkoholfreies Bier im Test

Das Rein­heits­gebot – wichtig oder über­holt?

32

An dem alten Lebens­mittel­gesetz von 1516 scheiden sich die Geister. Für den einen ist es ein Qualitäts­garant. Der andere hat mit Gleichge­sinnten eine Alternative entwickelt.

Alkoholfreies Bier im Test Testergebnisse für 20 Alkohol­freies Bier 06/2018

Pro:
Holger Eichele, Haupt­geschäfts­führer des Deutschen Brauer-Bunds, befür­wortet das Rein­heits­gebot.

Kontra:
Andreas Seufert vom Verein Deutsche Kreativbrauer findet die Auslegung nicht zeitgemäß.

t201806010sb02_300.tif

t201806010sb03_300.jpg

Ist das mehr als 500 Jahre alte Rein­heits­gebot noch zeitgemäß?

Klares Ja! Es garan­tiert, dass Bier hier­zulande bis heute nur mit Wasser, Malz, Hopfen und Hefe gebraut ist. Anders als im Ausland sind künst­liche Enzyme, Aroma-, Farb- und Zusatz­stoffe nicht erlaubt. Dadurch ist das Bierbrauen anspruchs­voller.

Nicht, wie es ausgelegt wird: Es gaukelt nur vier Zutaten vor, erlaubt aber Zucker­zusätze, Konzentrate, Malz- und Hopfen­extrakte sowie ­chemische Filter­stoffe. Das „Natürlich­keits­gebot“ unseres Vereins lässt solche Stoffe nicht zu.

Vermittelt das Rein­heits­gebot ein falsches Bild von der Bier­produktion?

Nein, es steht für das Prinzip der vier Zutaten. Die Produktions­verfahren sind selbst­verständlich nicht dieselben wie im Mittel­alter, sondern auf modernstem tech­nischen Stand.

Ja. Es ist absurd, dass Brauer keine Kirschen ins Bier geben, aber mit Kunststoffen filtrieren dürfen. Das sollte wenigs­tens deutlich gekenn­zeichnet sein.

Beschränkt das Rein­heits­gebot die Kreativität der Brauer?

250 Hopfen-, 50 Malzsorten, 200 Hefest­ämme und verschiedene Brau­verfahren ergeben Millionen Möglich­keiten, ein Bier nach Rein­heits­gebot zu brauen. Für Biere mit Früchten, Gewürzen oder Kräutern gibt es Ausnahme­regelungen.

Wenn ich ein dunkles Stout mit Minz­geschmack brauen möchte, geht das nur mit Minze. Bayern erlaubt das nicht. Woanders in der Republik müssen Brauer Gebühren zahlen, wenn sie so etwas beantragen. Genehmigungen sind Will­kür.

32

Mehr zum Thema

32 Kommentare Diskutieren Sie mit

Nur registrierte Nutzer können Kommentare verfassen. Bitte melden Sie sich an. Individuelle Fragen richten Sie bitte an den Leserservice.

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

Profilbild Stiftung_Warentest am 13.05.2020 um 13:36 Uhr
Verpackung

@adminglobal: Da liegt ein Missverständnis vor: Unter dem Urteil „Verpackung“ ist nicht deren Umweltverträglichkeit bewertet (wie im: „So haben wir getestet“ auch erläutert wird). Für den Prüfpunkt prüften vielmehr drei Experten, ob die Flaschen eine Originalitätssicherung haben, ob die Angaben zur Inhaltsmenge, zu Recycling und Verpackungsmaterialien korrekt waren. Auch wir halten die Umweltverträglichkeit der verschiedenen Verpackungsarten für ein wichtiges Thema, sehen aber aktuell keine Möglichkeit, diese belastbar für jedes Produkt zu bewerten. Denn dabei müssten neben dem Material noch weitere Faktoren berücksichtigt werden. So spielt für eine saubere Ökobilanz unter anderem auch der Transportweg eine Rolle. (tk/sw/cr)

adminglobal am 09.05.2020 um 10:14 Uhr
Verpackung muss mitbewertet werden!

bin überrascht, dass Sie die Verpackung von Krombacher mit 1,0 bewerten! Es handelt sich um eine Spezialflasche, die nur von Krombacher wiederverwendet werden kann (Prägung "Krombacher" auf der Flasche). Das schadet dem Mehrwegsystem nachhaltig und muss abgestraft werden.
Krombacher muss sich wohl hier mit der Verpackung "abheben" von den anderen Produkten, weil das eigentliche Produkt nicht überzeugt (schmeckt eklig süß)

ZockerZonk am 09.08.2019 um 11:57 Uhr
Bier ohne Alkohol - Nein Danke!

Ich finde, dass Bier ohen Alkohol keinen Sinn macht. Warum trinkt ihr Bier ohen Alkohol? Der Geschmack kann es doch nicht sein?

raibe am 03.12.2018 um 15:42 Uhr
Glyphosat: problematischer Sprachgebrauch

@ Stiftung_Warentest: Im Warentest »Alkoholfreies Bier« in test 6/2018 und auch auf dieser Website ist mehrfach die Rede vom »Pflanzenschutzmittel Glyphosat«. Dieser Ausdruck ist bedenklich und letztlich nicht akzeptabel. Denn Glyphosat ist bekanntlich ein Totalherbizid, das heißt, es tötet alle damit behandelten Pflanzen – außer denen, die entsprechend gentechnisch verändert sind. Glyphosat schützt also keine Pflanzen, sondern ist ein Pflanzenvernichtungsmittel. Wer Glyphosat »Pflanzenschutzmittel« nennt, bedient sich der manipulativen Marketingsprache der Pestizidhersteller und betreibt letzlich deren Geschäft. Ich wünsche mir von der Stiftung Warentest in Sachen Glyphosat und Pestizide mehr Sprachbewusstsein – im Interesse des Verbraucherschutzes und des Gemeinwohls.

raibe am 03.12.2018 um 15:04 Uhr
Dunkles alkoholfreies Bier ist erhältlich

@manfred.manni / Stiftung_Warentest: Dunkles alkoholfreies Bier ist durchaus erhältlich, zum Beispiel Neumarkter Lammsbräu Dunkel alkoholfrei und Neumarkter Lammsbräu Dunkle Weiße alkoholfrei.