Alkoholfreies Bier im Test

So haben wir getestet

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Alkoholfreies Bier im Test Testergebnisse für 20 Alkohol­freies Bier 06/2018

Im Test: 18 viel­verkaufte alkoholfreie untergärige Voll- und Schank­biere sowie 2 alkoholfreie Craft-Biere. Drei der Produkte sind Bio-Biere.
Wir kauf­ten im Januar 2018 ein.
Die Preise ermittelten wir per Anbieterbefragung von März bis April 2018.

Sensorisches Urteil: 40 %

Mindestens acht für die sensorische Beur­teilung von Bier geschulte Prüf­personen verkosteten die anonymisierten Produkte unter gleichen Bedingungen. Sie dokumentierten Details zu Aussehen, Geruch, Geschmack, Rezenz (Spritzig­keit) und Nachgeschmack der auf 10 bis 12 Grad Celsius gekühlten Biere. Die im Konsens erarbeiteten Prüf­ergeb­nisse bildeten die Basis für die Bewertungen.

Die sensorischen Prüfungen erfolgten in Anlehnung an Methode L 00.90–11/1 (konventionelles Profil) und L 00.90–11/2 (Konsens­profil) der ASU. Die Abkür­zung ASU steht für Amtliche Samm­lung von Unter­suchungs­verfahren nach § 64 Lebens­mittel- und Futtermittel­gesetz­buch (LFGB). Das im Konsens aller Prüfer der Gruppe verabschiedete Ergebnis beinhaltete keine Bewertungen, sondern lediglich abge­stimmte Produkt­profile, bei denen gegebenenfalls unterschiedliche Beschreibungen aus den Einzel­prüfungen zuvor in der Gruppe verifiziert wurden.

Schaumhalt­barkeit: 10 %

Alkoholfreies Bier im Test - Fast jedes zweite ist gut

Schaum­stabilität. Das Bier wird im Mess­gerät aufgeschäumt (links). Es misst, wie schnell der Schaum zusam­menfällt (rechts). © Stiftung Warentest

Wir bestimmten die Halt­barkeit des Schaumes mit einem voll­automatischen Schaum­stabilitäts­mess­gerät, dem Steinfurth Foam Stability Tester, gemäß Methode MEBAK WBBM 2012, Kap. 2.18.4. Die Abkür­zung MEBAK steht für die Mittel­europäische Brau­tech­nische Analysen­kommis­sion und WBBM für die Methoden­samm­lung für brau­tech­nische Analysen­methoden für Würze, Bier und Bier­misch­getränke.

Kritische Stoffe: 10 %

Wir prüften auf Nitrat, Nitrosamine und Pflanzen­schutz­mittel, darunter Glyphosat und seine Abbau­produkte. Zudem untersuchten wir auf Schimmelpilzgifte und Rück­stände von Desinfektions­mitteln. Beides war in keinem Bier nach­weisbar. Folgende Methoden setzten wir ein:

  • Nitrat: in Anlehnung an MEBAK WBBM, 2012, Kap. 2.22.1 nach Trennung an einer Anionen­austauschersäule – mittels Ionen­chromato­graphie mit Leit­fähig­keits-Detektion
  • Nitrosamine: gemäß MEBAK WBBM, 2012, Kap. 2.6.4.2 mittels GC mit Chemolumineszenz-Detektion nach Anreicherung an einer Kiesel­gur-Säule
  • Pflanzen­schutz­mittel: gemäß ASU L 00.00–115/1: 2015 QuEChERS Multi­methode mittels GCMS/MS und LC-MS/MS
  • Glyphosat: mittels LC-MS/MS unter Berück­sichtigung entsprechender isotopenmarkierter Stan­dards nach Derivatisierung mit FMOC und SPE-Aufreinigung
  • Halogen­essig­säuren: mittels HPLC-MS/MS
  • Deoxynivalenol: mittels LC-MS/MS (Detektion im ESI (-)–Modus) nach Extraktion und Aufreinigung mittels Fest­phasen­extraktion
  • Ochratoxin A: in Anlehnung an DIN EN 14133: 2009 mittels HPLC mit Fluoreszenzdetektion nach Reinigung an einer Immunoaf­finitäts­säule

Authentizität der Kohlensäure: 5 %

Mittels Isotopen­analyse bestimmten wir den Anteil an Kohlensäure, der nicht aus der alkoholischen Gärung stammt. Folgende Methoden setzten wir ein:

  • 13C/12C-Isotopen­verhältnis in CO2: gemäß AIL-1.3d mittels Massenspektrometrie
  • 14C-Aktivitäts­bestimmung von CO2 gemäß AIL-2.1b (LSC-Messung) mittels Flüssigs­zintillations­spektrometrie nach der Low Level Counter Methode

Eignung als Durst­löscher: 15 %

Wir beur­teilten die Nähr­stoff­zufuhr und die Eignung der alkoholfreien Biere als Durst­löscher nach den Empfehlungen der Deutschen Gesell­schaft für Ernährung in Anlehnung an die D-A-CH-Referenz­werte. Dafür bestimmten wir den Brenn­wert, die Gehalte an Natrium, Kalium, Kalzium und Magnesium. Folgende Methoden setzten wir ein:

  • Calcium: in Anlehnung an DIN EN ISO 17294–2 (E29) 2005–02 mittels ICP-MS
  • Kalium: in Anlehnung an DIN EN ISO 17294–2 (E29) 2005–02 mittels ICP-MS
  • Magnesium: in Anlehnung an DIN EN ISO 17294–2 (E29) 2005–02 mittels ICP-MS
  • Natrium: in Anlehnung an DIN EN ISO 17294–2 (E29) 2005–02 mittels ICP-MS
  • Energie/Brenn­wert: Berechnung laut MEBAK WBBM 2.10.3.7 aus Rest­zucker, Alkohol und Eiweiß

Mikrobiologische Qualität: 0 %

Wir prüften auf bierschädliche Bakterien, Hefen und Hygienekeime. Kein Produkt war mikrobiologisch auffällig. Folgende Methoden setzten wir ein:

  • Filtriertes Bier: Hefen gemäß MEBAK Bd. III, 2. Auflage, Kap. 10.6, bierschädliche Bakterien gemäß MEBAK Bd. III, 2. Auflage, Kap. 10.6
  • Unfiltriertes Bier: Hefen gemäß MEBAK Bd. III, 2. Auflage, Kap. 10.4, bierschädliche Bakterien gemäß MEBAK Bd. III, 2. Auflage, Kap. 10.6
  • Escherichia coli und coliforme Keime: in Anlehnung an DIN EN ISO 9308–1 (K12) 2014–12
  • Biologische Halt­barkeit: Bei allen Bieren Prüfung auf Trübung, Boden­satz­bildung durch Eiweiß oder Kontamination durch Mikro­organismen nach vierwöchiger Aufbewahrung bei 27 °C nach Methode MEBAK Bd. III 2. Auflage, Kap. 10.6.

Verpackung: 5 %

Wir ermittelten die Inhalts­menge stich­proben­artig an drei Prüf­mustern. Außerdem prüften wir, ob die Flaschen eine Originalitäts­sicherung haben und Hinweise zu Recycling und Verpackungs­material tragen.

Deklaration: 15 %

Wir prüften auf Basis lebens­mittel­recht­licher Vorschriften, ob die Kenn­zeichnung voll­ständig und richtig war. Wir bewerteten freiwil­lige Angaben und Werbeaussagen. Drei Experten prüften Lesbarkeit und Über­sicht­lich­keit.

Abwertungen

Abwertungen bewirken, dass sich Produktmängel verstärkt auf das test-Qualitäts­urteil auswirken. Sie sind in der Tabelle mit einem Stern­chen *) gekenn­zeichnet. Folgende Abwertungen setzten wir ein: Das test-Qualitäts­urteil konnte maximal eine halbe Note besser sein als das sensorische Urteil. Lauteten die Urteile zur Authentizität der Kohlensäure, zu Kritischen Stoffen oder zur Deklaration ausreichend, werteten wir das test-Qualitäts­urteil um eine halbe Note ab.

Weitere Unter­suchungen

Wir bestimmten bier­typische Para­meter wie pH-Wert, Dichte, scheinbaren und wirk­lichen Extrakt, Ethanol, Stamm­würze, Farbe, Sulfit, Osmolalität (Konzentration gelöster Teilchen), Kohlensäure und Bitter­einheiten. Wir ermittelten die Gehalte an Fett, Kohlenhydraten und Eiweiß zur Berechnung des Brenn­werts. Wurde mit Vitamin B6, B12 oder Folat geworben oder ein Bier als isoto­nisch bezeichnet, prüften wir durch Analyse, ob die Angaben zutrafen. Die Ergeb­nisse waren unauffäl­lig. Ein Bier enthielt laut Zutaten­verzeichnis natürliche Aromen. Das hat unsere Labor­analyse bestätigt. Folgende Methoden setzten wir ein:

  • pH-Wert: gemäß MEBAK WBBM, 2012, Kap. 2.13 mittels Glas­elektrode
  • Dichte: gemäß MEBAK WBBM, 2012, Kap. 2.9.6.3 mittels Biegeschwinger
  • Relative Dichte d20/20: gemäß MEBAK WBBM, 2012, Kap. 2.9.6.3, berechnet aus Dichte, die mittels Biegeschwinger bestimmt wurde
  • Scheinbarer Extrakt: gemäß MEBAK WBBM, 2012, Kap. 2.9.6.4 berechnet aus Dichte (Rohr­zucker­tafel nach Goldiner/Klemann, Block, Kämpf, 2005), die mittels Biegeschwinger bestimmt wurde
  • Wirk­licher Extrakt: gemäß MEBAK WBBM, 2012, Kap. 2.9.6.3, berechnet aus Dichte und Alkohol nach der Tabarié-Beziehung nach Bestimmung der Dichte mittels Biegeschwinger und Alkohol mittels NIR (Nahinfrarot-Absorption)
  • Ethanol: enzymatisch gemäß MEBAK WBBM, 2012, Kap. 2.9.7.1 und mittels NIR gemäß MEBAK WBBM, 2012, Kap. 2.9.6.3
  • Stamm­würze: gemäß MEBAK WBBM, 2012, Kap. 2.9.6, berechnet aus Dichte und Alkohol über die Ballingformel, nach Bestimmung der Dichte mittels Biegeschwinger und Alkohol mittels NIR
  • Farbe: spektralphotome­trisch gemäß MEBAK WBBM, 2012, Kap. 2.12.2
  • Sulfit: mittels Destillation gemäß MEBAK WBBM, 2012, Kap. 2.21.8.2
  • Osmolalität: mittels Osmo­meter gemäß MEBAK WBBM, 2012, Kap. 2.10.2
  • Kohlensäure: mittels CO2–Mess­gerät gemäß MEBAK WBBM, 2012, Kap. 2.26.1.3
  • Bitter­einheiten: spektralphotome­trisch gemäß MEBAK WBBM, 2012, Kap. 2.17.1
  • Kohlenhydrate: berechnet laut MEBAK WBBM 2.10.3.6; Bestimmung des Zuckerspektrums gemäß MEBAK WBBM, 2012, Kap. 2.7.1, Angabe des Zuckers gemäß LMIV, Anh. 1
  • Eiweiß: Rohprotein mittels Kjeldahl-Methode gemäß MEBAK WBBM, 2012, Kap. 2.6.1.1
  • Vitamin B6: gemäß DIN EN 14663: 2006 (einschließ­lich glucosi­disch gebundener Verbindungen) mittels HPLC mit Fluoreszenzdetektion
  • Vitamin B12: in Anlehnung an AOAC 986.23 anhand der durch bakterielles Wachs­tum erfolgten Trübung im Vergleich zu den ermittelten Trübungs­werten einer Stan­dard­reihe
  • Folat: mikrobiologische Bestimmung gemäß DIN EN 14131: 2003 anhand der durch bakterielles Wachs­tum erfolgten Trübung im Vergleich zu den ermittelten Trübungs­werten einer Stan­dard­reihe
  • Aroma­stoffe: in Anlehnung an ASU L 00.00–106 durch LRI-Kapillar-Gaschromato­graphie/Full-Scan MS und Chirodifferenzierung nach Destillation, Extraktion und Anreicherung
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Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

Profilbild Stiftung_Warentest am 13.05.2020 um 13:36 Uhr
Verpackung

@adminglobal: Da liegt ein Missverständnis vor: Unter dem Urteil „Verpackung“ ist nicht deren Umweltverträglichkeit bewertet (wie im: „So haben wir getestet“ auch erläutert wird). Für den Prüfpunkt prüften vielmehr drei Experten, ob die Flaschen eine Originalitätssicherung haben, ob die Angaben zur Inhaltsmenge, zu Recycling und Verpackungsmaterialien korrekt waren. Auch wir halten die Umweltverträglichkeit der verschiedenen Verpackungsarten für ein wichtiges Thema, sehen aber aktuell keine Möglichkeit, diese belastbar für jedes Produkt zu bewerten. Denn dabei müssten neben dem Material noch weitere Faktoren berücksichtigt werden. So spielt für eine saubere Ökobilanz unter anderem auch der Transportweg eine Rolle. (tk/sw/cr)

adminglobal am 09.05.2020 um 10:14 Uhr
Verpackung muss mitbewertet werden!

bin überrascht, dass Sie die Verpackung von Krombacher mit 1,0 bewerten! Es handelt sich um eine Spezialflasche, die nur von Krombacher wiederverwendet werden kann (Prägung "Krombacher" auf der Flasche). Das schadet dem Mehrwegsystem nachhaltig und muss abgestraft werden.
Krombacher muss sich wohl hier mit der Verpackung "abheben" von den anderen Produkten, weil das eigentliche Produkt nicht überzeugt (schmeckt eklig süß)

ZockerZonk am 09.08.2019 um 11:57 Uhr
Bier ohne Alkohol - Nein Danke!

Ich finde, dass Bier ohen Alkohol keinen Sinn macht. Warum trinkt ihr Bier ohen Alkohol? Der Geschmack kann es doch nicht sein?

raibe am 03.12.2018 um 15:42 Uhr
Glyphosat: problematischer Sprachgebrauch

@ Stiftung_Warentest: Im Warentest »Alkoholfreies Bier« in test 6/2018 und auch auf dieser Website ist mehrfach die Rede vom »Pflanzenschutzmittel Glyphosat«. Dieser Ausdruck ist bedenklich und letztlich nicht akzeptabel. Denn Glyphosat ist bekanntlich ein Totalherbizid, das heißt, es tötet alle damit behandelten Pflanzen – außer denen, die entsprechend gentechnisch verändert sind. Glyphosat schützt also keine Pflanzen, sondern ist ein Pflanzenvernichtungsmittel. Wer Glyphosat »Pflanzenschutzmittel« nennt, bedient sich der manipulativen Marketingsprache der Pestizidhersteller und betreibt letzlich deren Geschäft. Ich wünsche mir von der Stiftung Warentest in Sachen Glyphosat und Pestizide mehr Sprachbewusstsein – im Interesse des Verbraucherschutzes und des Gemeinwohls.

raibe am 03.12.2018 um 15:04 Uhr
Dunkles alkoholfreies Bier ist erhältlich

@manfred.manni / Stiftung_Warentest: Dunkles alkoholfreies Bier ist durchaus erhältlich, zum Beispiel Neumarkter Lammsbräu Dunkel alkoholfrei und Neumarkter Lammsbräu Dunkle Weiße alkoholfrei.