
Energie, Gesundheit, langes Leben – die Werbung für Algenpräparate verspricht viel. Die Realität sieht anders aus: Drei der getesteten Produkte enthalten riskante Substanzen. Vom Verzehr raten die Tester ab. Auch die anderen Mittel sind meist „wenig geeignet“ um die auf der Packung geweckten Erwartungen zu erfüllen.
Wundersame Verheißungen
Die Werbung im Internet verheißt Wundersames: Die Süßwasseralge Aphanizomenon flos-aquae (Afa) sei „das vitalstoffreichste Lebensmittel der Welt“, heißt es auf einer von unzähligen Websites zum Thema. Eine andere schwärmt über die „große Vielzahl an Mineralien, Spurenelementen und Vitaminen“ in Afa-Produkten und empfiehlt die Einnahme für „mentale Klarheit, Energie und Konzentration“ sowie „starke Immunabwehr, Gesundheit und langes Leben“.
Gefährliche Substanzen
Doch die Wirklichkeit sieht anders aus: Alle drei getesteten Afa-Algenpräparate enthalten Spuren giftiger Microcystine. Diese können Leber, Niere und Gehirn schädigen. Zudem stuft sie die Weltgesundheitsorganisation als möglicherweise krebserregend ein. Daher gelten selbst Spuren bei langfristiger Einnahme als gefährlich – vom Verzehr aller drei getesten Afa-Präparate raten die Tester also ab.
Bruchteil des Bedarfs
Und die meisten übrigen Produkte – Kapseln und Tabletten mit den Süßwasseralgen Chlorella oder Spirulina – sind „wenig geeignet“, um die auf der Packung geweckten Erwartungen zu erfüllen. So enthalten zwar alle drei Algensorten viel Eiweiß. Doch die getesteten Präparate decken trotzdem nur einen Bruchteil des menschlichen Bedarfs: In der höchsten empfohlenen Dosis liefern sie täglich 1,1 bis 5,4 Gramm Eiweiß – ein 70 Kilo schwerer Mann braucht aber etwa 56 Gramm. Was die Algen gar bei erhöhter Belastung, etwa bei Sportlern, Schwangeren oder Stressgeplagten, bringen sollen, ist nicht ersichtlich. Obwohl manches der getesteten Produkte auf der Packung mit derlei Aussagen wirbt.
Wenig Vitalstoffe
Vitamine, Mineralstoffe und sonstige Vitalstoffe sind dort nur vereinzelt ausgelobt – und dann meist auch noch mit Vorsicht zu genießen. So enthalten manche Produkte recht viel Eisen, allen voran Ivarsson's Hawaiian Spirulina. Doch ist nicht abschließend geklärt, ob die zusätzliche Zufuhr Krankheitsrisiken erhöht. Probleme macht auch die Nährwerttabelle auf greenvalley Spirulina und GSE Afa-Alge, wonach beide dem Körper viel Vitamin B 12 zuführen. Denn das Vitamin findet sich in Afa und Spirulina überwiegend in einer für Menschen nicht verwertbaren Form. Und für das auf manchen Produkten ausgelobte Chlorophyll braucht niemand zur Alge zu greifen. Es steckt in allen grünen Pflanzenteilen, auch in grünen Gemüsesorten, verleiht ihnen sogar ihre Farbe.
Keine Wirksamkeitsnachweise
Auch andere Behauptungen über Süßwasseralgen, wie vielfach im Internet zu finden, dürften einer strengen Überprüfung nicht standhalten. Das gilt besonders für gesundheitliche Wirkungen. So verfügt keins der in Deutschland erhältlichen Algenprodukte über eine Zulassung als Arzneimittel. Stattdessen gelten die meisten rechtlich als Nahrungsergänzungsmittel, manche sogar als Lebensmittel. Folge: Sie müssen keine Wirksamkeitsnachweise erbringen.
Lieber abwechslungsreich ernähren
Es lohnt sich, sein Geld nicht für Algenpräparate auszugeben, sondern für eine abwechslungsreiche Ernährung mit viel Obst, Gemüse, Vollkornprodukten, Kartoffeln. Mageres Fleisch liefert Eisen, fetter Seefisch wertvolle Fettsäuren, Milchprodukte spenden Kalzium. So gelangt eine Fülle an Vitalstoffen in den Körper – auch ohne Algen zum Schlucken. Weitere Tipps für eine gesunde Ernährung.