Akti­nische Keratose Diese Mittel schützen vor weißem Haut­krebs

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Akti­nische Keratose - Diese Mittel schützen vor weißem Haut­krebs

Unter­suchung. Die Arznei­mittel­experten der Stiftung Warentest haben Cremes zur Behand­lung von akti­nischer Keratose bewertet. © Adobe Stock

Jähr­lich erkranken mehr als 1,7 Millionen Menschen in Deutsch­land an akti­nischer Keratose, einer Vorstufe von weißem Haut­krebs. Medikamente zum Auftragen können helfen.

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Hell­häutige und Ältere mit dem höchsten Risiko

Über 50 und hell­häutig: Das beschreibt die meisten der Menschen in Deutsch­land, die jähr­lich an akti­nischer Keratose erkranken. Der Name stammt aus dem Grie­chischen und bedeutet: durch Strahlung hervorgerufene Verhornung der Haut. Sie kann aber auch Dunkelhäutige und Jüngere treffen. Wer sich häufig der Sonnen­strahlung aussetzt – ob in der Frei­zeit oder bei der Arbeit – steigert sein Risiko. Bleiben licht­bedingte Keratosen unbe­handelt, droht weißer Haut­krebs, der mitunter operiert oder bestrahlt werden muss. In seltenen Fällen kann er tödlich enden.

Diclofenac und weitere Mittel im Vergleich

Mehrere benach­barte oder groß­flächige akti­nische Haut­ver­änderungen lassen sich nicht so einfach wegschneiden oder zerstören. Besonders bei dieser Erkrankungs­form können Medikamente zum Auftragen helfen. Sie alle sind rezept­pflichtig. Folgende Wirk­stoffe haben unsere Arznei­mittel­experten auf Basis aktueller medizi­nischer Studien untersucht:

  • Diclofenac. Das Mittel wird auch oft bei leichten bis mittel­schweren Entzündungen und Schmerzen genutzt. Im Test von Medikamenten gegen akti­nische Keratose sind Gels vertreten.
  • Imiquimod. Dieser Wirk­stoff kommt auch gegen Genitalwarzen zum Einsatz. Die Imiquimod-Medikamente in unserem Test sind Cremes, auch bekannt unter den Handels­namen Aldara und Aksunim.
  • Fluorouracil. Im Test von Medikamenten gegen akti­nische Keratose ist dieser Wirk­stoff in zwei Darreichungs­formen vertreten – hoch dosiert als Creme unter dem Namen Efudix und nied­riger dosiert unter dem Namen Actikerall als Lösung mit Salicylsäure.

Arznei­mittel-Tests der Stiftung Warentest

Heft­artikel. Sie sind an einem schnellen Über­blick über geeignete Mittel gegen akti­nische Keratose interes­siert? Dann schalten Sie für 4,90 Euro das PDF zum Testbe­richt aus test 7/2022 frei. Sie erfahren, welche Mittel bei welchen Formen licht­bedingter Haut­verhornungen empfehlens­wert sind und welche Neben­wirkungen bei der Behand­lung auftreten können.

Themenseite Arznei­mittel. Von Antide­pressiva über Beruhigungs- bis Heuschnupfen­mittel: Auf unserer Themenseite finden Sie gebündelt unsere aktuellen Unter­suchungen aus dem Arznei­mittel­markt.

Ingenolmebutat wegen Krebs­verdachts nicht mehr zugelassen

Einen weiteren Wirk­stoff gegen akti­nische Keratose haben unsere Arznei­mittel­experten nicht untersucht: Ingenolmebutat. Der Grund: Der als Medikament unter dem Namen Picato bekannte Wirk­stoff kann selbst Haut­krebs hervorzurufen. Das Risiko einer Behand­lung mit ihm über­steigt dessen Nutzen, ergab eine Über­prüfung der Europäischen Arznei­mittel­behörde im April 2020. Schon seit Anfang 2020 durften Ärzte das Mittel laut Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) nicht mehr verordnen.

Wichtig: Wer Picato genutzt hat, sollte bei ungewöhnlichen Haut­ver­änderungen oder -wucherungen einen Arzt aufsuchen.

Mittel verursachen selten Narben

Forscher der Universität Maastricht haben in einer herstel­ler­unabhängigen Studie, die 2019 im renommierten New England Journal of Medicine veröffentlicht wurde, medikamentöse Behand­lungs­optionen bei licht­bedingten Verhornungen der Haut miteinander verglichen. Ergebnis: Alle verursachen eher selten kosmetische Probleme wie Narben oder dauer­hafte Rötungen. Am besten schnitt in dieser Hinsicht die photod­ynamische Therapie ab.

So funk­tioniert die photod­ynamische Therapie

Die photod­ynamische Therapie kombiniert eine medikamentöse Behand­lung mit einer Bestrahlung. Erst kommt eine Creme mit einem speziellen Wirk­stoff auf das betroffene Hauta­real, das dann für einige Stunden abge­deckt wird. Der Wirk­stoff Methyl­aminolävulinat reichert sich währenddessen in den veränderten Haut­zellen an und erhöht ihre Licht­empfindlich­keit. Später bestrahlt der Arzt die Stellen mit Rotlicht. Der Wirk­stoff setzt dann reaktions­freudigen Sauer­stoff frei, der die Haut­zellen zerstört.

Nur einige Kassen zahlen die photod­ynamische Therapie

Einer aktuellen Studie zufolge scheint die photod­ynamische Therapie das dauer­haft wirk­samste Mittel gegen groß­flächige akti­nische Keratose zu sein. Weil die Belege für ihre Über­legenheit aber noch lückenhaft sind, werden die Kosten nur von einigen gesetzlichen Krankenkassen über­nommen.

Tipp: Versicherte sollten sich vor Behand­lungs­beginn bei ihrer Kasse erkundigen.

Vor- und Nachteile abwägen

Eine Garantie, dass die krankhaften Verhornungen nicht wieder­kommen, bietet auch die photody­na­mische Therapie nicht. Sicher ist hingegen, dass sie deutlich schmerzhafter ist als andere medikamentöse Behand­lungen. So klagten in der Studie der Universität Maastricht mehr als 60 von 100 Personen mit dieser Behand­lung über einen starken Schmerz oder ein starkes Brennen – mehr als bei den anderen untersuchten Behand­lungs­optionen.

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Einzel­stellen lassen sich entfernen

Sind nur einzelne Haut­stellen betroffen, lassen sie sich oft gut mit mecha­nischen Verfahren entfernen – durch Vereisung zum Beispiel, per chirurgischem Eingriff oder durch Lasern.

Tipp: Fragen Sie in der Haut­arzt­praxis nach den verschiedenen Therapie­möglich­keiten. Lassen Sie sich erläutern, warum welche Behand­lung in Ihrem Fall sinn­voll erscheint.

Selbst­beob­achtung: Haut­krebs früh­zeitig erkennen

Damit akti­nische Keratose nicht zu weißem Haut­krebs wird, raten Haut­ärztinnen und -ärzte besonders Risik­opersonen wie Hell­häutigen und Älteren, sich alle paar Wochen auf verdächtige Haut­stellen hin abzu­suchen. Und so erkennen Sie drei häufige Typen von Haut­krebs:

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© Hauttumorcentrum Charité

  • Akti­nische Keratose. Wenn Haut­stellen gerötet aussehen und sich rau anfühlen, kann akti­nische Keratose der Grund sein. Betroffene Haut­stellen können auch jucken oder bluten. Mit der Zeit verhornen sie und verfärben sich oft weiß­lich. Bleiben sie unbe­handelt, können warzige Höcker entstehen.
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© Hauttumorcentrum Charité

  • Weißer Haut­krebs. Wie seine Vorstufe, die akti­nische Keratose, findet sich weißer Haut­krebs häufig an Stellen, die der Sonne ausgesetzt sind: Glatze, Stirn, Wangen, Nasenrü­cken, Hals, Dekolleté, Arme, Hand­rücken. Auch das Aussehen ähnelt unbe­handelter akti­nischer Keratose: weiß­lich, verhornt bis warzig-höckerig. Achtung: Unbe­handelt kann eine Operation nötig werden.
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© Hauttumorcentrum Charité

  • Schwarzer Haut­krebs. Das maligne Melanom ist der gefähr­lichste, aber auch optisch auffälligste Haut­krebs. Die Tumore sind tiefbraun bis blau­schwarz, nur selten hell und nur dann mit weißem Haut­krebs zu verwechseln. Sie finden sich oft an Stellen, die nur phasen­weise der Sonne ausgesetzt und teils schlecht einsehbar sind: Rücken, Beine, Schleimhäute oder Intim­bereich.

Haut­krebs-Scree­ning: Was gesetzliche Krankenkassen zahlen

Bei Auffälligkeiten steht der Gang zu Haut­ärztin oder Haut­arzt an. Nur das medizi­nische Fach­personal kann beur­teilen, ob eine auffällige Stelle Haut­krebs ist. Auch ganz ohne Verdachts­momente haben gesetzlich Kranken­versicherte ab 35 alle zwei Jahre Anspruch auf eine Ganz­körper­unter­suchung.

Tipp: Welche gesetzlichen Krankenkassen das Haut­krebs-Scree­ning häufiger als alle zwei Jahre oder auch für jüngere Versicherte zahlen, zeigt unser Krankenkassenvergleich.

Die einfachste Haut­krebs­vorsorge: Vor Sonnenbrand schützen

Das Haut­krebs­risiko lässt sich ganz einfach verringern – durch Schutz vor Sonnenbrand. Für Babys bis sechs Monate ist direkter Sonnen­kontakt tabu. Ältere Kinder, aber auch Jugend­liche und Erwachsene sollten Mittags­sonne meiden und sich mit Hüten, langer Kleidung und Sonnen­creme schützen

Tipp: Die Stiftung Warentest testet regel­mäßig Sonnen­cremes. Hier finden Sie alle Sonnenschutzmittel-Tests. Unsere FAQ Sonnenschutz klärt Fragen rund um Sonnen­creme und Sonnen­schutz für Klein und Groß.

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Kommentarliste

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

  • BIN-X am 07.04.2023 um 15:29 Uhr
    Gesundheitskompetenz - leider Fehlanzeige!!!

    Bei mir wurde Akt. Keratose diagnostiziert. Die eine Hautärzt:in hatte jahrelang geäußert: "Da kann man nichts machen". Die andere Ärzt:in hat mir teuere Cremes verkauft, die nichts nutzt. Der Gipfel war die LMU in München, die zwar viele Fotos gemacht hat u. einige (werdende) Ärzt:innen konnten die Stellen begutachten - gemacht haben sie nichts. Ach, doch - es wurde eine Stelle herausgeschnitten und die Diagnose gestellt u. in die Ambulanz zur PDT geschickt. Diese haben mich teilstationär aufnehmen wollen. Nachdem ich umgezogen bin, hätte ich erst ein Jahr später behandelt werden können. Meine Anfrage diesbezüglich wurde abgelehnt, da ich erst wieder neu aufgenommen werden müsste (inkl. Diagnose). Hautärzt:innen vor Ort könnten das aber nicht finanziell leisten. Dies würde von der Krankenkasse (TK) abgelehnt. Also Uni-Klinik Regensburg. Bei der Vorstellung schaute die Hautärzt:in sich die Haut noch nicht einmal richtig an. Meine Diagnose: "Gesundheitssystem" ist krank vllt. eincremen?

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 30.12.2020 um 13:31 Uhr
    Voltaren Emulgel forte

    @hanssiebert: Unsere Testergebnisse zu Voltaren Emulgel forte lesen Sie unter: www.test.de/medikamente/Medikamente-im-Test-5418254-0/
    (ch/cr)

  • hanssiebert am 26.12.2020 um 17:55 Uhr
    Voltaren Emulgel forte

    Dieses Präparat wurde erwähnt. Hier möchte ich dringend abraten, da Voltaren Emulgel forte Diclofenac Diaetylminsalz (Halophenisierte Amine ) enthält welches bei Licht und Luft nicht unproblematig ist und Krebs auslösen kann.
    Siehe unter Amine.

  • Dieter.Grau am 20.04.2020 um 23:09 Uhr
    Kopfbedeckung

    Weitverbreitete Kopfbedeckungen und Kleidungsstücke bieten nur einen ungenügenden UV Schutz (Faktor 2 bis 4). Zur Vermeidung von Hautschäden unbedingt auf Uv 50+ achten. Es gibt entsprechende Ware im Sportfachhandel od. bei Amazon.

  • Thorsten.Maverick am 15.02.2020 um 14:46 Uhr
    Jodlösung fehlt

    MIt Lugolscher Lösung kann man Hautveränderungen auch behandeln. Das Jod darin hilft nicht nur bei Brustkrebs. Das ist vor allem billig, aber leider nur über das Internet und nicht über die Apotheke zu beziehen.