
Im Schatten bleiben und Sonnenschutz nutzen. Die Haut dankt es einem!
Jährlich erkranken in Deutschland etwa 260 000 Menschen an weißem Hautkrebs. Der Krebs kann unter anderem aus Hautveränderungen entstehen, die als aktinische Keratose bezeichnet werden. Im Anfangsstadium sind sie nicht bösartig, können später aber entarten. Bei größeren Veränderungen sind medikamentöse Behandlungsmethoden sinnvoll. Forscher aus den Niederlanden haben die Therapien verglichen. Neu: Patienten sollten auf das Mittel Picato verzichten.
Medikament gegen weißen Hautkrebs unter Krebsverdacht
Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BArM) hat im Januar angeordnet, dass Ärzte ihre Patienten mit aktinischer Keratose vorerst nicht mehr mit dem Mittel Picato behandeln sollen. Das Gel mit dem Wirkstoff Ingenolmebutat steht in Verdacht, selbst Hautkrebs zu erzeugen. Patienten, die Picato bislang genutzt haben, sollten darauf vorerst verzichten und mit ihrem Arzt über alternative Behandlungsmöglichkeiten sprechen. Ein Arztbesuch ist auch angebracht, wenn nach längerer Anwendung ungewöhnliche Hautveränderungen oder -wucherungen auffallen. Derzeit überprüft die Europäische Arzneimittelbehörde den Nutzen und die Risiken von Ingenolmebutat.
Sonne als Verursacherin – Männer häufiger betroffen
Rötlich-bräunlich, verhärtet, mit rauer Oberfläche – wenn Hautstellen insbesondere in Gesicht und Nacken, auf Kopfhaut, Armen oder Handrücken so aussehen, könnte es sich um Vorstufen von weißem Hautkrebs handeln. Mit den Jahren können sich die Stellen weißlich verfärben, warzig-höckrig verändern, sich in tieferen Hautschichten ausbreiten und Krebsgeschwulste bilden. Hautärzte sprechen von aktinischer Keratose. Sie tritt vor allem bei älteren, hellhäutigen Menschen auf, die sich oft und lange starker Sonneneinstrahlung ausgesetzt haben. Männern sind häufiger betroffen als Frauen. Um zu verhindern, dass sich aus den Hautveränderungen ein Tumor entwickelt, sollten Betroffene diese Vorstufen behandeln lassen. Es gibt verschiedene Methoden.
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Einzelstellen lassen sich entfernen
Wenn der Hautarzt feststellt, dass nur einzelne Hautstellen betroffen sind, kann er diese oft gut mit mechanischen Verfahren entfernen.
- Vereisung. Wie bei der Warzenbehandlung werden die Hautzellen mit Hilfe von flüssigem Stickstoff abgetragen. Die Behandlung gilt als sehr sicher und zuverlässig, allerdings empfinden einige Patienten sie als recht schmerzhaft. Zudem kann sich dadurch die Haut verfärben und eine Narbe zurückbleiben.
- Chirurgischer Eingriff. Eine in der Regel kleine, ambulante Operation ist sinnvoll, wenn Gewebeproben im Labor untersucht werden sollen. Dies kommt vor allem dann infrage, wenn festgestellt werden soll, wie weit sich die Wucherung bereits ausgebreitet hat.
- Lasern. Bei der Behandlung mit Laserlicht wird die geschädigte Haut schichtweise abgetragen. Ob dadurch die Hautveränderungen dauerhaft verschwinden, ist jedoch ungewiss.
Größere Bereiche mit Gel oder Cremes behandeln
Mehrere benachbarte oder großflächige aktinische Hautveränderungen lassen sich nicht so einfach wegschneiden oder zerstören. Für diese Form haben Forscher der Universität Maastricht nun erstmals verschiedene medikamentöse Behandlungsstrategien direkt miteinander verglichen. Dafür kommen Cremes und Gele zum Einsatz, die auf dem deutschen Markt rezeptpflichtig sind. Die Ergebnisse ihrer herstellerunabhängigen Studie haben sie 2019 im Fachmagazin New English Journal of Medicine veröffentlicht. Falls die erste Behandlung nicht den gewünschten Erfolg erzielte, wendeten die Probanden sie in der Studie nach drei Monaten erneut an. Nach einem Jahr wurde der Behandlungserfolg beurteilt. Ob sich durch die Behandlung langfristig die Hautkrebsrate vermindern lässt, ist nicht erforscht.
Größte Behandlungserfolge mit Wirkstoff Fluorouracil
Die größten Behandlungserfolge registrierten die Wissenschaftler bei Patienten, bei denen eine Creme mit dem Wirkstoff Fluorouracil auf die veränderten Hautstellen aufgetragen wurde. Bei 75 Prozent der Anwender waren sie noch ein Jahr nach der Therapie verschwunden. Fluorouracil ist ein Zellgift, das die Zellteilung hemmt. Einige Wochen nach der Anwendung heilen die Hautveränderungen ab. Allerdings kann der Wirkstoff die Haut stark reizen. Zwei verschreibungspflichtige Mittel sind auf dem Markt (nach dem Klick auf die Links geht es zu den detaillierten Bewertungen der Präparate durch die Stiftung Warentest).
- Efudix (Fluorouracil 5 Prozent). Die Creme soll zweimal täglich in der Regel über zwei bis vier Wochen angewendet werden. Eine Behandlung kann bis zu zwölf Wochen dauern.
- Actikerall (Fluorouracil 5 Prozent + Salicylsäure 10 Prozent). Diese Lösung kombiniert Fluorouracil und Salicylsäure. Die Salicylsäure erleichtert das Eindringen von Fluorouracil in die Haut.
Wirkstoff Imiquimod wirkt bei jedem zweiten Patienten
Bei anderen Patienten der Studie, die eine Creme mit dem Wirkstoff Imiquimod gegen die aktinische Keratose auftrugen, war die Erfolgsquote geringer: Die Therapie hatte ein Jahr nach der ersten Anwendung nur bei 54 Prozent angeschlagen. Imiquimod beeinflusst das Immunsystem und lässt es verstärkt Stoffe ausschütten, die das überschießende Wachstum von Zellen in der Haut bremsen. Der Wirkstoff kommt gemäß Zulassung nur in Frage, wenn die geschädigten Hautstellen flach und noch kaum verhornt sind. Nachteil: Imiquimod reizt die Haut stark, sie kann brennen und schmerzen. Dieses verschreibungspflichtige Mittel ist auf dem Markt:
- Aldara (Imiquimod 5 Prozent). Die Creme soll über vier Wochen zwei- bis dreimal wöchentlich aufgetragen werden.
Photodynamische Therapie hilft 38 Prozent – schmerzt aber oft
Von den Patienten, die eine sogenannte photodynamischen Therapie erhielten, hatten nur 38 Prozent nach zwölf Monaten keine Symptome mehr. Die Behandlung läuft folgendermaßen ab: Erst kommt eine Creme mit einem speziellen Wirkstoff auf das betroffene Hautareal, das dann für einige Stunden abgedeckt wird. Der Wirkstoff Methylaminolävulinat reichert sich währenddessen in den veränderten Hautzellen an und erhöht ihre Lichtempfindlichkeit. Später bestrahlt der Arzt die Stellen mit Rotlicht. Der Wirkstoff setzt dann reaktionsfreudigen Sauerstoff frei, der die Hautzellen zerstört. Nachteil der photodynamischen Therapie: In der Studie klagten mehr als 60 von 100 Personen mit dieser Behandlung über einen starken Schmerz oder ein starkes Brennen. Die anderen Behandlungen waren deutlich weniger schmerzhaft.
Von krebsverdächtigem Ingenolmebutat profiteren Patienten am wenigsten
Am wenigsten Patienten profitierten in der Studie von einer Behandlung mit Ingenolmebutat-Gel. Ärzte dürfen dieses Mittel nach einer Anordnung des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) seit Anfang 2020 ohnehin nicht mehr verordnen, weil der Wirkstoff möglicherweise selbst Hautkrebs hervorrufen kann. Patienten sollen das Gel sofort absetzen und nicht aufbrauchen. Wenn sich mit der Zeit auffällige Hautwucherungen bilden, sollten Betroffene gleich zu Arzt gehen.
Gele mit Diclofenac am hautverträglichsten
Nicht bei Patienten der niederländischen Studie angewendet, aber bei aktinischer Keratose ebenfalls erfolgreich eingesetzt: Gele mit Diclofenac. Nach bisheriger Studienlage wirken sie aber etwas schwächer als andere Mittel zum Auftragen, dafür sind sie besonders hautverträglich. Diclofenac – der Wirkstoff ist aus Schmerzmitteln bekannt – kann bestimmte Stoffwechselprozesse bremsen, die eine unkontrollierte Vermehrung von Hautzellen verursachen. Der genaue Wirkmechanismus ist noch nicht geklärt, aber vermutlich hemmt Diclofenac die Zellteilung und die Bildung kleiner Blutgefäßen. Diese Präparate sind auf dem Markt:
- Souctan und Solarze (Diclofenac 3 Prozent). Bei beiden Gelen ist es wichtig, sie konsequent zwei bis drei Monate lang täglich zweimal aufzutragen.
Nach der Behandlung bleiben selten Narben
Die niederländischen Forscher stellten fest, dass alle Behandlungsmethoden eher selten kosmetische Probleme wie Narben oder dauerhafte Rötungen verursachten. Am besten schnitt in dieser Hinsicht die photodynamische Therapie ab – sie hinterließ bei 97 Prozent keine oder fast keine Spuren auf der Haut. Das war auch bei 95 Prozent der Patienten der Fall, die das Präparat mit Ingenolmebutat nutzten. Bei den mit Fluorouracil und Imiquimod Behandelten waren es 90 Prozent.
Tipp: Sprechen Sie Ihren Arzt auf die verschiedenen Therapiemöglichkeiten an. Lassen Sie sich erläutern, warum er welche Behandlung in Ihrem Fall für sinnvoll hält.
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Diese Meldung wird regelmäßig aktualisiert, die letzte Überarbeitung erfolgte am 28. Januar 2020. Ältere Nutzerkommentare beziehen sich daher auf einen früheren Stand.