
Mitten im Winter blüht die japanische Börse regelrecht auf. Doch Anleger in Deutschland profitieren davon bisher kaum.
Der japanische Aktienmarkt ist legendär – aber nicht im positiven Sinne. Längst gilt er als Musterbeispiel für die Risiken der Aktienanlage. Kein anderer Markt brachte so lange so verheerende Renditen.
Der aus 225 Aktien bestehende japanische Leitindex Nikkei ist von fast 39 000 Punkten Ende 1989 abgestürzt und steht heute bei etwas über 11 000. Nach unzähligen Rückschlägen haben viele Anleger von japanische Aktien die Nase voll.
So bestehen auch Zweifel, ob der aktuelle Aufschwung von Dauer sein wird. Seit Mitte November hat der Nikkei fast 30 Prozent zugelegt.
Begünstigt wird die Aktienrallye durch den Regierungswechsel, der eine lockere Geldpolitik und großzügige staatliche Investitionsprogramme verheißt. Davon würde Japans Wirtschaft zumindest kurzfristig profitieren.
Die aktuelle Schwäche der japanischen Währung tut ein Übriges. Rund 20 Prozent hat der Yen in den vergangenen zwei Monaten gegenüber dem Euro verloren. Das ist Treibstoff für exportorientierte Konzerne wie Toyota, Canon oder Sony. Sie verkaufen Autos, Kameras oder Fernseher in alle Welt und profitieren davon, wenn ihre Produkte für amerikanische und deutsche Konsumenten billiger werden.
Was die Käufer freut, bereitet den ausländischen Aktionären eher Kummer: Anleger in Deutschland hatten nicht viel von der Japanrallye, da der schwache Yen einen Großteil der Kursgewinne zunichte machte.
Nur für Optimisten
Anleger brauchen Optimismus, wenn sie auf japanische Aktien setzen. Gemessen an den Unternehmensgewinnen sind diese im internationalen Vergleich teuer. Die durchschnittliche Dividendenrendite – das Verhältnis der Dividende zum Kurs – gehört zu den weltweit niedrigsten.
Dennoch gibt es Fondsmanager, die in Japan mehr Chancen als Risiken sehen. So hat der global anlegende Aktienfonds Warburg Value, einer der besten seiner Zunft, einen fast 40-prozentigen Japananteil (siehe auch Produktfinder Investmentfonds). Seine Manager setzen vor allem auf kleine oder mittelgroße Unternehmen.
Privatanleger werden Aktien von japanischen Konzernen bevorzugen, deren Produkte ihnen vertraut sind (siehe Tabelle). Fahrradkenner könnten auf Shimano stoßen, den weltgrößten Hersteller von Gangschaltungen. Auf Fünfjahressicht war die Aktie eine gute Anlage, der Internet-Beteiligungskonzern Softbank brachte sogar noch höhere Renditen.
Doch Einzelaktien sind sehr riskant. Vernünftiger ist ein breiter Indexfonds (ETF), aber nicht unbedingt auf den japanischen Leitindex Nikkei 225. Aussagekräftiger sind der Topix mit mehr als 1 600 Aktien und der MSCI Japan, der über 300 Titel enthält.