„Wer wagt, gewinnt.“ So überschrieb Finanztest im Mai 2009 einen Artikel über den deutschen Aktienmarkt. Und weiter: „Die Aktienkurse sind am Boden, die wirtschaftlichen Perspektiven schlecht. Der Zeitpunkt ist ideal, um über den Kauf von Aktien oder Aktienfonds nachzudenken.“ Seitdem hat der DAX seinen Punktestand mehr als verdoppelt. Mut zum Risiko wurde belohnt. Fünf Jahre später fragen sich Anleger, ob sie jetzt noch einsteigen sollen: Lukrative Anlagealternativen fehlen. Im Frühjahr 2009 gab es für sichere einjährige Festgeldanlagen noch bis 5, heute kaum über 1,5 Prozent Zinsen.
Risiko von Rückschlägen
Die niedrigen Zinsen ärgern Sparer. Sie sind aber ein schlagendes Argument für Aktien, denn Unternehmen können sich günstig Geld leihen. Doch anders als vor fünf Jahren sind Aktien nicht mehr billig, das Risiko von Rückschlägen nach der langen Kursrallye ist nicht von der Hand zu weisen. Die Entwicklung der vergangenen fünf Jahre ist kein guter Maßstab für die langfristigen Risiken. Besser man ruft sich zumindest gelegentlich den Absturz in der Finanzkrise in Erinnerung. Im Jahr 2008 gab es Verluste von 40 bis 50 Prozent.
10 Prozent sind vertretbar
Viele Anleger machen den Fehler, dass sie zu sehr auf den Standort Deutschland setzen. Deutsche Aktien sind gut, aber ein solides Depot sollte breit gemischt sein und möglichst viele Märkte rund um den Globus abbilden. Erste Wahl bleiben deshalb weltweit anlegende Aktienfonds, die das Risiko auf zahlreiche Länder und Branchen verteilen. Nun ist Deutschland im Weltaktienindex MSCI World aber wesentlich schwächer vertreten, als es nach seiner Wirtschaftskraft angemessen wäre. Anleger, die vor allem global ausgerichtete Aktienfonds haben, können Aktienfonds Deutschland mit bis zu 10 Prozent beimischen.
Einzelaktien oder Fonds?
Um mehr Deutschland ins Depot zu legen, können Anleger Fonds oder einzelne Aktien kaufen. Wer aus Einzelaktien ein ausgewogenes Depot zusammenstellen will, braucht viel Zeit und relativ viel Geld. Und selbst dann sind Flops möglich. Eine unglückliche Zusammenstellung von Einzelaktien hat bestenfalls zur Folge, dass der Börsenboom an einem vorbeirauscht. Beispiel gefällig? Ein im Mai 2004 zusammengestelltes Depot aus Commerzbank, Daimler, Deutscher Telekom, Eon und SAP hätte bis heute eine magere Rendite von etwa 4,5 Prozent pro Jahr gebracht. Der Dax hat im gleichen Zeitraum pro Jahr um knapp 10 Prozent zugelegt.
Um solche Fehlgriffe zu vermeiden, setzen Anleger besser auf Investmentfonds. Damit können sie schon mit kleinen Beträgen in viele verschiedene Aktiengesellschaften investieren. Gerade für junge Leute sind neben der einmaligen Anlage auch langfristige Sparpläne interessant. Bereits ab 50 Euro pro Monat können sie am Aktienmarkt mitmischen, ohne das Risiko zu übertreiben. Besitzer von Aktienfonds profitieren nicht nur von der – hoffentlich positiven – Kursentwicklung, sondern auch von den Dividenden, die deutsche Firmen im Jahresrhythmus ausschütten. Die durchschnittliche Dividendenrendite von zurzeit etwa 3 Prozent ist angesichts des niedrigen Zinsniveaus sehr attraktiv.
Indexfonds sind billig und bequem
Anleger können zwischen zwei grundsätzlich verschiedenen Fondskonzepten wählen: zwischen aktiv gemanagten Fonds und passiven Indexfonds (ETF). Letztere sind einfach zu verstehen, denn sie bilden stur die Wertentwicklung von Indizes nach. Wer regelmäßig den Dax-Stand in seiner Morgenzeitung oder vor der 20-Uhr-Tagesschau verfolgt, weiß damit auch, wie sich sein Dax-ETF entwickelt hat. Indexfonds sind preiswert, ihre Entwicklung ist transparent, und Anleger sind davor gefeit, dass ein schlecht agierender Fondsmanager ihre Ersparnisse in den Sand setzt.
Dennoch schneiden die ETF auf den Dax und den Index MSCI Germany in der aktuellen Bewertung nicht besonders gut ab. Ihre Finanztest-Bewertung ist nicht besser als durchschnittlich. Die besten gemanagten Fonds brachten auf Fünfjahressicht deutlich bessere Renditen (Alle Ergebnisse hierzu finden Sie dauerhaft aktuell im Produktfinder Investmentfonds).
Doch das muss nicht so bleiben. Der Dax ist auf die 30 größten deutschen Aktiengesellschaften beschränkt und bildet daher kleine und mittelgroße Unternehmen nicht ab. Genau diese sogenannten Nebenwerte liefen in den vergangenen fünf Jahren besonders gut. Es gab aber auch Börsenphasen, in denen es umgekehrt war. Zum Beispiel liefen vor der Jahrtausendwende MDax-Aktien jahrelang schlechter.
Mit einem Dax-ETF erhalten Anleger nie die bestmögliche Wertentwicklung, aber sie kaufen ein hohes Maß an Verlässlichkeit. Ein Boom am internationalen und deutschen Aktienmarkt wird kaum am Dax vorbeilaufen.
So legen aktiv gemanagte Fonds an

Schaltbau ist als erfolgreichste Aktie des vergangenen Jahrzehnts im SDax vertreten. Der vor allem in der Bahntechnik aktive Konzern erhöhte stetig Umsatz und Gewinn. Seinen Aktionären brachte er über zehn Jahre traumhafte Renditen: knapp 40 Prozent pro Jahr.
Die aktuelle Börsenphase zeigt die Chancen aktiv gemanagter Fonds. Bei ihnen können Manager Trends nutzen, um eine bessere Wertentwicklung zu schaffen. Das gelang ihnen zuletzt vor allem durch die Beimischung von Aktien aus den deutschen Indizes MDax für mittelgroße und SDax für kleine Unternehmen.

Die Aktie von Airbus, ehemals EADS, ist die größte Position im MDax. Auch im europäischen Euro Stoxx 50 ist sie vertreten.
Der MDax verdankt seine hervorragende Wertentwicklung zu einem Gutteil dem deutsch-französischen Luftfahrt- und Rüstungskonzern Airbus. Die Aktie gewann in den vergangenen fünf Jahren durchschnittlich mehr als 37 Prozent pro Jahr, während es der Index „nur“ auf gut 24 Prozent pro Jahr brachte. Vom Höhenflug der Airbus-Aktie profitierten Aktienfonds wie Acatis Aktien Deutschland, Baring German Growth und DWS Deutschland. Doch die Manager dieser Top-Fonds verfolgen völlig unterschiedliche Konzepte.
Bei den Fonds Baring German Growth und DWS Deutschland ist die Nähe zum breiten Markt unverkennbar. Ihre Wertentwicklung weist starke Parallelen zu der des Indexes MSCI Germany auf. Finanztest hat für beide Fonds eine Marktorientierung von mehr als 90 Prozent ermittelt.
Sie bieten eine ausgewogene Mischung aus deutschen Bluechips und Nebenwerten und sind mit fast 80 (Baring) beziehungsweise über 50 (DWS) Einzeltiteln recht breit aufgestellt. Das Gros des Anlegervermögens steckt in Bluechips wie Allianz, BASF und Bayer, die Beimischungen aus MDax, SDax und Co. sind nur das Salz in der Suppe.
Der Baring German Growth hält zum Beispiel kleinere Beteiligungen am Hamburger Immobilienunternehmen Alstria Office und am Turbinenhersteller MTU Aero Engines, der DWS Deutschland setzt unter anderem auf den Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport und auf den Spezialpumpenhersteller KSB.
Der DWS Deutschland ist seit vielen Jahren in der Spitzengruppe gemanagter Deutschland-Fonds und stand auch schon in unseren Tests vor zwei und fünf Jahren auf der Empfehlungsliste.
Wenig Freude hatten Anleger an bestimmten Fondsklassikern der großen deutschen Gesellschaften. Vor allem der UniFonds von Union Investment hat sich nicht mit Ruhm bekleckert und hinkt trotz 100-prozentiger (!) Marktorientierung den vergleichbaren Dax-ETF deutlich hinterher.
Erfolg mit kleinen Firmen
Ein völlig anderes Anlagekonzept verfolgt der Acatis Aktien Deutschland ELM, der sich weit von der Zusammensetzung der großen deutschen Indizes entfernt hat. Statt Dax-Titel dominieren Nebenwerte den Fonds. Laut letztem Jahresbericht waren Unternehmen wie der Maschinenbauer Gildemeister, die Biotechfirma Morphosys und Patrizia Immobilien höher gewichtet als Bayer, RWE oder SAP. Anleger müssen sich also auf eine völlig andere Zusammensetzung als beim Dax einstellen.
Das gilt auch für den GS&P Fonds Deutschland, der das Anlegervermögen auf 25 etwa gleich hoch gewichtete Aktien verteilt. Darunter sind einige große Werte wie Allianz, BASF, SAP und Siemens, mehrheitlich aber kleinere Unternehmen wie der Kupferproduzent Aurubis, die Softwarefirma Bechtle oder die Maschinenfabrik Berthold Hermle.
Die Sonderwege der Fondsmanager bescherten Anlegern in den vergangenen fünf Jahren eine imposante Wertentwicklung – und das bei erstaunlich geringen Kursschwankungen. In unserer Risikoanalyse schnitten die meisten Top-Fonds besser ab als die Indexfonds auf den Dax.
Doch daraus sollte niemand voreilige Schlüsse ziehen. Die Traumkombination aus hoher Rendite und geringem Risiko kann vorübergehend funktionieren, aber kaum auf Dauer.
Gerade die wenig gehandelten Aktien aus dem SDax und Internet- oder Biotechtitel aus dem TecDax bergen in unruhigen Börsenphasen einigen Sprengstoff. Schon wenn sich wenige Anleger in kurzer Zeit von solchen Aktien trennen wollen, sind starke Verluste programmiert.
Unverschämt hohe Gebühren
Fondsmanager sollen angemessen verdienen. Das rechtfertigt aber nicht die unverschämt hohen Gebühren einiger Fonds. Oft kommt zu den ohnehin schon stattlichen Managementkosten auch noch ein Bonus, wenn der Fonds gut läuft.
Im Extremfall fließen dann schon mal mehr als 6 Prozent des Anlegervermögens an die Fondsgesellschaft, wie beim FPM Stockpicker Germany All Cap im Jahr 2013 oder 4,4 Prozent, wie beim Acatis Aktien Deutschland ELM im selben Jahr. Zum Vergleich: Die Anteilseigner von Dax-ETF zahlen 0,1 bis 0,2 Prozent pro Jahr.
Die Erfolgsgebühr des FPM Stockpicker ist aus unserer Sicht unfair, weil sie nicht jährlich, sondern halbjährlich berechnet und auch dann erhoben wird, wenn der Fonds keinen neuen Höchststand erreicht hat. Letzteres gilt auch für den Acatis Aktien Deutschland. Für in Deutschland aufgelegte Fonds – ihre Isin beginnt mit DE – sind solche Regelungen nach den Vorgaben der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) gar nicht mehr zulässig. Die zwei Fonds werden davon nicht erfasst, weil sie in Luxemburg beheimatet sind.
Anleger sollten sich reiflich überlegen, ob sie sich auf eine solche Vergütungspraxis einlassen. Die Wertentwicklung der Vergangenheit war zwar überzeugend, aber wir sehen die Gefahr, dass die Ausgestaltung der Erfolgsgebühr das Fondsmanagement zu höheren Risiken verleiten könnte.
Auch beim bereits 1956 aufgelegten Fondsklassiker Concentra A EUR (Allianz GI) gibt es eine Erfolgsgebühr. Sie wird zwar den Vorschriften der Bafin gerecht, ist aber aus unserer Sicht ein Makel an dem ansonsten empfehlenswerten Fonds.
Obwohl er als „Aktienfonds für deutsche Standardwerte“ verkauft wird, sind Nebenwerte wie zum Beispiel der Medizintechnikkonzern Draegerwerk oder United Internet für seine Manager nicht tabu. Vor allem deshalb konnte der Fonds den Dax auf Fünfjahressicht abhängen, ohne sich in seiner Anlagepolitik allzu weit vom breiten Markt zu entfernen.