
Wer Fonds hat, kann sich freuen: Trotz Corona war 2021 eines der besten Börsenjahre seit 1970. Manche Märkte litten jedoch unter der Pandemie. Der Überblick von test.de.
Gute Stimmung an den Märkten
Es war ein Jahr der Extreme: So schlecht die Stimmung wegen der Pandemie zuletzt war – umso besser lief es an der Börse. Nicht nur alte Hasen, auch Hunderttausende von Börsenneulingen sind bester Laune: Ihr in ETF und anderen Fonds investiertes Geld brachte zweistellige Renditen. Der Weltaktienmarkt legte um mehr als 30 Prozent zu, der deutsche Markt um rund 14 Prozent. Tschüss Nullzins, so soll es weitergehen!

Verlustwarnung
Dass es aber auch anders kommen kann, hat der kurze Crash Ende November gezeigt, als die Virusvariante Omikron auftauchte. Da rasselte etwa der deutsche Aktienindex Dax binnen weniger Tage von mehr als 16 200 auf weniger als 15 200 Punkte. Doch zum Jahresende erholten sich die Kurse wieder.
Auch auf die Gefahr hin, als Schwarzmaler dazustehen: Es kann noch schlimmer kommen. Beim Crash zu Beginn der Corona-Krise ging es binnen weniger Wochen um knapp 40 Prozent runter. Während der Finanzkrise verlor der Dax sogar 54 Prozent.
Anlegerinnen und Anleger, die sich wegen der mickrigen Zinsen an den Aktienmarkt gewagt haben, sollten das im Auge haben: Crashs können die Ersparnisse vorübergehend um mehr als die Hälfte mindern. Und es kann Jahre dauern, ehe alte Höchststände wieder erreicht sind. Als Ersatz für Zinsanlagen taugen Aktien und ETF daher nicht.
Megatrend Nachhaltigkeit
Nicht nur Aktien allgemein hatten vergangenes Jahr großen Zulauf, sondern speziell nachhaltige Geldanlagen. Grüne Fonds sind dabei, aus ihrer Nische herauszuwachsen. Auch bei unseren Online-Nutzern werden die Fonds immer beliebter.
Ein Grund dafür ist die Klimadebatte, die unter anderem auch wegen der Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen an Stärke zugenommen hat. Vielleicht hat auch die gute Rendite zur Nachfrage beigetragen: Zuletzt entwickelte sich die nachhaltige Variante des MSCI World leicht besser als die konventionelle.
Sehr gut abgeschnitten haben Aktien der Energiekonzerne. Was wie ein Widerspruch zum Thema Klimawandel klingt, hat damit zu tun, dass infolge der wirtschaftlichen Erholung die Rohstoffpreise gestiegen sind, allein der Ölpreis um mehr als 60 Prozent.
Totgesagte leben länger
Ebenfalls gut gelaufen ist im vergangenen Jahr die Automobilbranche. Sie legte um knapp 50 Prozent zu. Das lag nicht nur am Elektroautobauer Tesla. Viel besser liefen zum Beispiel die Aktien von Ford. Auch Daimler und General Motors legten zu, obwohl Verbrennermotoren wegen des Klimawandels das Aus droht. Doch Absatzzahlen und Gewinne entwickelten sich zuletzt gut.
Spekulativ: Bitcoin
Die Kryptowährung Bitcoin, die wir hier nur am Rande aufführen, verzeichnete zum Jahresende ein Plus von knapp 50 Prozent. Der Markt für digitale Währungen ist erstens unreguliert und zweitens schwanken die Preise extrem – allein im Dezember hat Bitcoin 20 Prozent verloren, der maximale Verlust liegt bei 80 Prozent. Beides spricht gegen eine vernünftige Geldanlage.
Das Jahr 2021 im langfristigen Vergleich

Sorge um Corona und Inflation
Der positive Gesamteindruck des Börsengeschehens täuscht darüber hinweg, dass es in einzelnen Branchen ganz anders aussieht. Manche – wie Onlinehändler – haben in der Pandemie extrem profitiert, andere wiederum haben gelitten, etwa der Flugverkehr.
Ein weiteres großes Thema ist die Inflation. Noch vor einem Jahr lag die jährliche Preissteigerungsrate um Null, im November 2021 waren es schon mehr als 5 Prozent. Eine der Ursachen ist neben der Rücknahme der Mehrwertsteuersenkung der steigende Ölpreis. Für Anleger ist das ärgerlich, weil sie aus ihren Niedrigzinsinvestments nun reale Verluste erleiden.
Türkei und China liegen hinten
Nicht so gut gelaufen sind einige Schwellenmärkte, besonders schlecht schnitten türkische und chinesische Aktien ab. Die Wirtschaft in der Türkei – minus 22,3 Prozent – leidet unter der starken Inflation und Abwertung der Lira, die nicht zuletzt ausländische Investoren abschreckt. China – minus 15,7 Prozent – hat im vergangenen Jahr etwa seine Technologiekonzerne stärker als zuvor reguliert und so weitere Höhenflüge an der Börse verhindert.
Tipp: Fonds-Check
Die Wertentwicklung der Märkte stimmt nicht unbedingt überein mit der Ihrer Fonds. Bei ETF sind die Ähnlichkeiten größer als bei aktiv gemanagten Fonds. Wie sich Ihre Fonds entwickelt haben, können Sie in unserer Fondsdatenbank überprüfen.
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@vdlp: Ihre Beobachtung widerspricht in der Tat der Intuition. Die Zahlen sind aber korrekt. Der Effekt lässt sich erklären, weil sich das Gewicht der Schwellenländer im MSCI ACWI Index nicht nur abhängig von der Entwicklung der Regionen ändert, sondern auch durch Änderungen bezüglich der eingeschlossenen Schwellenländer und deren Aktien. Bis September 2010 liefen Schwellenländer besser als Industrieländer und danach war es umgekehrt. Wenn MSCI während der relativen Underperformance der Schwellenländer immer mehr Länder und/oder Aktien im MSCI Emerging Markets Index einschließt, so steigt tendenziell deren Marktkapitalisierung im Verhältnis zu Industrieländern – und damit ihr Gewicht im MSCI ACWI. Wenn Schwellenländer ab dann aber underperformen, dann hat diese immer mehr Gewicht. Zum Beispiel hat MSCI in den letzten Jahren immer mehr chinesische Aktien in den Indizes berücksichtigt, welche sich aber seitdem oft schlechter als der Rest der Industrieländer entwickelt haben.
Nicht nachvollziehen kann ich, dass die jährliche Rendite für 20 Jahre Aktien Welt (Industrieländer) 7,3 % und Aktien Schwellenländer global 8,6 % betragen, die Kombination der beiden Anlagemärkte Aktien Welt inklusive Schwellenländer nur eine Rendite von 7,2 %, somit unter den Renditen der beiden Teilmärkte sein soll. Die Rendite für die Kombination müsste doch eigentlich zwischen den beiden Einzelwerten sein.